Kommentierte Spiele
Deutsche Schachgeschichte (III): Lasker
Kellerdrache - 28. Jun '17
Dr. Emanuel Lasker ist bis heute der einzige deutsche Schachweltmeister und vermutlich der beste Spieler aus diesem Land. Man kann kritisieren, dass er seinen Titel gegen einen Steinitz gewann der seine beste Zeit hinter sich hatte. Auch dass er ihn bevorzugt gegen Herausforderer verteidigte die ihm aus seiner Sicht nicht wirklich gefährlich werden konnten.
Trotzdem ist sein Schachspiel auf höchsten Niveau über einen Zeitraum von über 40 Jahren auch heute noch eine schwer nachzuahmende Leistung. Er gewann 1924 in New York , im Alter von 56 Jahren ein Turnier an dem mehr oder weniger die komplette Elite teilnahm. Vergleichbar dazu müsste Kasparov 2019 ein Turnier vor Carlsen, Caruana, So, Giri und Aronian gewinnen.
Sein Spielstil ist schwer zu beschreiben. Sieht man sich mehrere seiner Partien in Folge an fällt einen zuerst die Vielseitigkeit auf. Trockenes Positionsspiel in der einen, scharfe Taktik in der zweiten und weitsichtige Verteidigung in der dritten Partie. Alles auf gleichbleibend hohem Niveau. In einer Epoche der großen Theoretiker wie Steinitz,Tarrasch, Nimzowitsch und Reti war Lasker der absolute Praktiker, der jedes Prinzip beiseite lies wenn es in einer konkreten Partie mal nicht passte.
Die nachfolgende Partie zwischen Ihm und Pillsbury hat einen Nachfolger den ich hier bereits einmal vorgestellt habe. So überzeugend wie der Amerikaner später gewann so eindeutig verliert er hier. Zum Ende hin gibt es einige Ungenauigkeiten von beiden Seiten und ich konnte daher eine etwas größere Anzahl von Varianten nicht vermeiden. Trotzdem hoffe ich die Partie ist verständlich und unterhaltsam.































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Trotzdem ist sein Schachspiel auf höchsten Niveau über einen Zeitraum von über 40 Jahren auch heute noch eine schwer nachzuahmende Leistung. Er gewann 1924 in New York , im Alter von 56 Jahren ein Turnier an dem mehr oder weniger die komplette Elite teilnahm. Vergleichbar dazu müsste Kasparov 2019 ein Turnier vor Carlsen, Caruana, So, Giri und Aronian gewinnen.
Sein Spielstil ist schwer zu beschreiben. Sieht man sich mehrere seiner Partien in Folge an fällt einen zuerst die Vielseitigkeit auf. Trockenes Positionsspiel in der einen, scharfe Taktik in der zweiten und weitsichtige Verteidigung in der dritten Partie. Alles auf gleichbleibend hohem Niveau. In einer Epoche der großen Theoretiker wie Steinitz,Tarrasch, Nimzowitsch und Reti war Lasker der absolute Praktiker, der jedes Prinzip beiseite lies wenn es in einer konkreten Partie mal nicht passte.
Die nachfolgende Partie zwischen Ihm und Pillsbury hat einen Nachfolger den ich hier bereits einmal vorgestellt habe. So überzeugend wie der Amerikaner später gewann so eindeutig verliert er hier. Zum Ende hin gibt es einige Ungenauigkeiten von beiden Seiten und ich konnte daher eine etwas größere Anzahl von Varianten nicht vermeiden. Trotzdem hoffe ich die Partie ist verständlich und unterhaltsam.
Pillsbury, Harry Lasker, Emanuel St .Petersburg | 1895 | D40 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 d5 2. c4 e6 3. Sc3 Sf6 4. Sf3 c5 Pillsbury und Lasker spielen hier eine sogenannte verbesserte Tarrasch-Verteidigung des Damengambits. Verbessert weil Schwarz hier das Schlagen auf d5 mit Sxd5 beantworten und den Isolani vermeiden kann 5. Lg5 eine Spezialität des Amerikaners. Beliebter sind damals wie auch heute cxd5 oder e3 xd4 6. Dxd4 Nimmt man mit dem Springer, folgt 6...e5 und der weiße Vorteil ist schnell weg Sc6 7. Dh4 die regelmässigen Leser der kommentierten Partien werden sich an eine Begegnung erinnern, die ich in der Reihe 'Verlustpartien der Weltmeister' kommentiert habe. Dort spielte Pillsbury statt 7.Dh4 den besseren Zug 7.Lxf6 und gewann. Le7 8. O-O-O Riskant. Vergleicht man diese Partie mit der von Flohr gegen Euwe die nicht vor allzu langer Zeit hier zu sehen war, sieht man, dass sich das Damengambit durchaus auch aggressiv spielen lässt. Da5 bevor er selbst rochiert greift Lasker sofort die weiße Königsstellung an. Was diese besonders angreifbar macht ist die Tatsache, dass die Öffnung der c-Linie kaum vermieden werden kann. 9. e3 Ld7 10. Kb1 h6 Wie Lasker selber schreibt erzwingt dieser Zug entweder den Abtausch des Läufers oder er bindet die Dame an ihr momentanes Feld 11. xd5 xd5 12. Sd4 Bauerngewinn auf d5 nach Lxf6 geht leider nicht, da nach 12...Lxf6 ja die Dh4 angegriffen wäre O-O 13. Lxf6 Lxf6 14. Dh5 der Bauer auf d5 steht nicht sehr sicher. Die Dame von h5, der Springer von c3 und, auch wenn im Moment noch verdeckt, der Td1 drohen ihn zu schlagen. Die Dame ist alleinige Verteidigerin. Sxd4 schaltet den ersten Angreifer aus. Weiß muss mit dem Bauern zurücknehmen und schliest damit die Turmlinie auf den d5 15. xd4 Le6 und das Problem des d5 ist gelöst. Doch für wie lange ? Der Le6 kann schlieslich leicht vertrieben werden, wass Pillsbury auch sofort in Angriff nimmt 16. f4 Tac8 Hat Lasker den Turm zu früh losgelassen ? Tad8, um auf f5 17..Lc8 spielen zu können sieht offensichtlicher aus. Es ist hier aber auch eine Parallele zur letzten Partie von Nimzowitsch gegen Tarrasch zu entdecken. Weiß hat seinen König mit minimalsten Kräften zur Verteidigung der eigenen Burg zurück gelassen. Der Weltmeister nutzt das mit eisernen Nerven aus 17. f5 Txc3 Unglaublich! Nicht nur zieht Weiß die angegriffene Figur nicht weg sondern opfert noch eine Qualität. Das hatte auch von Tal gespielt werden können 18. xe6 Ta3 Man kann Laskers Nervenstärke nur bewundern. Nicht nur, dass er bereit ist einen vollen Turm herzugeben, er hat ja selbst die weißen Truppen vor der Haustüre stehen 19. xf7+ Txf7 20. xa3 Db6+ 21. Lb5 das ist tatsächlich ein guter Zug. Die schwarze Dame wird vom Angriff auf d4 abgelenkt und die beiden Türme sind jetzt verbunden. Wir Materialisten täten uns zwar schwer so einfach Material zurück zu geben, doch man hat ja immer noch die Qualität mehr Dxb5+ 22. Ka1 Tc7 in Zeitnot schleichen sich Fehler ein 23. Td2 Tc4 der d4 ist für das Überleben des Weißen unverzichtbar 24. Thd1 Tc3 25. Df5 Dc4 26. Kb2 Txa3 und der zweite Turm opfert sich auf a3 27. De6+ Kh7 das hatte tatsächlich eine Rettung zugelassen 28. Kxa3 freundlicherweise übersieht Pillsbury die mögliche Rettung Dc3+ 29. Ka4 b5+ 30. Kxb5 Dc4+ 31. Ka5 Ld8+
Vabanque - 29. Jun '17
Eine Partie, die wieder mal beweist, dass alte Partien nicht notwendigerweise leichter verständlich sein müssen als neue :-))
Ich hatte auch schon mal vorgehabt, sie zu kommentieren, habe es aber wegen der wirklich außergewöhnlichen Kompliziertheit der Partie wieder aufgegeben.
Ich erinnere mich auch noch daran, dass Pillsbury hier verschiedene Rettungschancen ausgelassen hat. Aber: in Stellungen dieser Art kann man es ihm nicht verübeln. Nur ein Computer hält solche Stellungen, denn der zeigt erstens keine Nerven und rechnet zweitens präziser und weiter voraus als selbst der stärkste menschliche Spieler.
Vielleicht hätte ein heutiger Super-GM eine der gebotenen Rettungschancen wahrgenommen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hätte ihm sein Gegenspieler auch diese Rettungschancen gar nicht erlaubt. Aber sicher ist das auch nicht.
Trotz aller dieser auf beiden Seiten begangenen Ungenauigkeiten ist die Partie ziemlich großartig. Ich bin vor allem auch beim jetzigen erneuten Durchspielen wieder verblüfft, dass Lasker hier wirklich einen ganzen Turm opfern kann (Le6 und die Qualität auf c3), obwohl er doch danach eigentlich bloß die Dame gut im Spiel hat. Aber der Turm steht eben schon bereit einzugreifen, und wenn d4 fällt, mischt auch der Läufer mit.
Sicher hat Lasker beim Opfern hier keine konkreten Varianten ausrechnen können (seine späteren Ungenauigkeiten beweisen dies ja auch). Aber er hat die Stellung korrekt eingeschätzt.
Ich hatte auch schon mal vorgehabt, sie zu kommentieren, habe es aber wegen der wirklich außergewöhnlichen Kompliziertheit der Partie wieder aufgegeben.
Ich erinnere mich auch noch daran, dass Pillsbury hier verschiedene Rettungschancen ausgelassen hat. Aber: in Stellungen dieser Art kann man es ihm nicht verübeln. Nur ein Computer hält solche Stellungen, denn der zeigt erstens keine Nerven und rechnet zweitens präziser und weiter voraus als selbst der stärkste menschliche Spieler.
Vielleicht hätte ein heutiger Super-GM eine der gebotenen Rettungschancen wahrgenommen. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hätte ihm sein Gegenspieler auch diese Rettungschancen gar nicht erlaubt. Aber sicher ist das auch nicht.
Trotz aller dieser auf beiden Seiten begangenen Ungenauigkeiten ist die Partie ziemlich großartig. Ich bin vor allem auch beim jetzigen erneuten Durchspielen wieder verblüfft, dass Lasker hier wirklich einen ganzen Turm opfern kann (Le6 und die Qualität auf c3), obwohl er doch danach eigentlich bloß die Dame gut im Spiel hat. Aber der Turm steht eben schon bereit einzugreifen, und wenn d4 fällt, mischt auch der Läufer mit.
Sicher hat Lasker beim Opfern hier keine konkreten Varianten ausrechnen können (seine späteren Ungenauigkeiten beweisen dies ja auch). Aber er hat die Stellung korrekt eingeschätzt.
Vabanque - 29. Jun '17
In der Variante zum 24. Zug von Weiß (24. Te1) scheint mir aber ein Fehler zu sein, denn 24... Txd4 führt nicht wie behauptet zum Ausgleich, denn am Schluss der Variante (28. Dxd4) hat Weiß doch einfach einen Turm mehr und Schwarz kein Dauerschach? Oder entgeht mir hier etwas?
Kellerdrache - 29. Jun '17
Ich hatte zuerst auch vor eine andere Partie Laskers zu kommentieren, eben weil diese doch zum Ende hin recht kompliziert ist. Mir haben aber die Parallelen zur Tarrasch-Partie, wo ja der Angriff auch lange Zeit quasi von der Dame in Alleingang geführt wurde, gefallen und eben auch die Verbindung zur hier bereits kommentierten Revanchepartie Pilsburys.
Man hat ja oft versucht Lasker mit diversen modernen Spielern zu vergleichen. Was mit aber auffällt ist, dass kaum ein typischer Lasker-Stil zu erkennen ist. Er scheint immer das zu spielen was seinem Gegner am unangenehmsten ist. Vielleicht hat er auch deshalb eine vergleichbar kleine Fan-Gemeinde. Er spielt vergleichbare Stellungen gegen verschiedene Gegner völlig unterschiedlich und ist darin seinen Zeitgenossen wahrscheinlich weit voraus gewesen. Spielt man z.B. seine Partien gegen Reti, Capablanca und Aljechin aus dem Turnier New York 1924 nach, bekommt man das Gefühl die müssten doch von unterschiedlichen Spielern gespielt worden sein.
Man hat ja oft versucht Lasker mit diversen modernen Spielern zu vergleichen. Was mit aber auffällt ist, dass kaum ein typischer Lasker-Stil zu erkennen ist. Er scheint immer das zu spielen was seinem Gegner am unangenehmsten ist. Vielleicht hat er auch deshalb eine vergleichbar kleine Fan-Gemeinde. Er spielt vergleichbare Stellungen gegen verschiedene Gegner völlig unterschiedlich und ist darin seinen Zeitgenossen wahrscheinlich weit voraus gewesen. Spielt man z.B. seine Partien gegen Reti, Capablanca und Aljechin aus dem Turnier New York 1924 nach, bekommt man das Gefühl die müssten doch von unterschiedlichen Spielern gespielt worden sein.
Vabanque - 29. Jun '17
Ja, Laskers Stil ist sehr variabel. Die Gemeinsamkeit seiner Partien ist höchstens die große Kompliziertheit, selbst bei den 'trockenen' Positionspartien und den technischen Endspielen.
Seine Fan-Gemeinde ist tatsächlich klein, wenn man mit Tal, Aljechin, Fischer, Kasparov, Anand und Carlsen vergleicht!
Laskers Fan-Gemeinde ist aber vielleicht immer noch größer als die von Steinitz, Botwinnik, Euwe oder Kramnik. (Wobei Euwe wahrscheinlich wirklich der farbloseste Weltmeister war, sowohl vom Stil wie auch von der Persönlichkeit.)
>>Trotzdem ist sein Schachspiel auf höchsten Niveau über einen Zeitraum von über 40 Jahren auch heute noch eine schwer nachzuahmende Leistung. Er gewann 1924 in New York , im Alter von 56 Jahren ein Turnier an dem mehr oder weniger die komplette Elite teilnahm. Vergleichbar dazu müsste Kasparov 2019 ein Turnier vor Carlsen, Caruana, So, Giri und Aronian gewinnen.<<
Nun ja, vergleichbare Leistungen schafften in vorgerücktem Alter Kortschnoj und auch Smyslov.
Kasparov würde ich das sogar ebenfalls zutrauen, wenn er sich nicht frühzeitig vom Turnierschach zurückgezogen hätte. Sein Format haben die heutigen Youngsters sicherlich ebensowenig, wie die damaligen Newcomer das Format Laskers hatten.
So und Giri sind für mich die farblosesten Spieler der Gegenwart. Wenn einer von denen tatsächlich Weltmeister werden würde, dann wäre das schon eine halbe Katastrophe ... aber ich wette einen Kasten Bier, dass dies nicht passieren wird :))
Seine Fan-Gemeinde ist tatsächlich klein, wenn man mit Tal, Aljechin, Fischer, Kasparov, Anand und Carlsen vergleicht!
Laskers Fan-Gemeinde ist aber vielleicht immer noch größer als die von Steinitz, Botwinnik, Euwe oder Kramnik. (Wobei Euwe wahrscheinlich wirklich der farbloseste Weltmeister war, sowohl vom Stil wie auch von der Persönlichkeit.)
>>Trotzdem ist sein Schachspiel auf höchsten Niveau über einen Zeitraum von über 40 Jahren auch heute noch eine schwer nachzuahmende Leistung. Er gewann 1924 in New York , im Alter von 56 Jahren ein Turnier an dem mehr oder weniger die komplette Elite teilnahm. Vergleichbar dazu müsste Kasparov 2019 ein Turnier vor Carlsen, Caruana, So, Giri und Aronian gewinnen.<<
Nun ja, vergleichbare Leistungen schafften in vorgerücktem Alter Kortschnoj und auch Smyslov.
Kasparov würde ich das sogar ebenfalls zutrauen, wenn er sich nicht frühzeitig vom Turnierschach zurückgezogen hätte. Sein Format haben die heutigen Youngsters sicherlich ebensowenig, wie die damaligen Newcomer das Format Laskers hatten.
So und Giri sind für mich die farblosesten Spieler der Gegenwart. Wenn einer von denen tatsächlich Weltmeister werden würde, dann wäre das schon eine halbe Katastrophe ... aber ich wette einen Kasten Bier, dass dies nicht passieren wird :))
Kellerdrache - 30. Jun '17
Mit deiner Anmerkung zu den Varianten zu Zug 24 hast du natürlich recht. Deshalb hat er ja z.B. in Kaparovs Buch ein ?. Ich habe hier einfach beim Korrekturlesen (schöne Korrektur, was ?) irrtümlich den Kommentar zu einen anderen Zug hineinkopiert.
Steinitz Hauptproblem ist wohl dass seine Gegnerschaft, vielleicht von Tschigorin abgesehen, im Vergleich zu ihm zu schwach war. Bei Botwinnik ist es wahrscheinlich auch seine pulvertrockene Persönlichkeit gewesen. Aber auch bei ihm, wie bei Lasker, beeindruckt die Flexibilität. Seine Fähigkeit das eigene Spiel den Stärken oder Schwächen des Gegners anzupassen, was er ja bei den Rückkämpfen gegen Smyslov und Tal jeweils überzeugend bewiesen hat.
Euwe ist für mich nicht der farbloseste sondern der am meisten unterschätzte Weltmeister. Viele seiner Partien bis zum Verlust seiner Weltmeisterkrone im Rückkampf gegen Aljechin sind durchaus ansehnlich und unterhaltsam. Danach hat sich dann wohl bemerkbar gemacht, dass er eben bestenfalls Halbprofi war.
Kasparov wäre von den schachlichen Fähigkeiten sicher auch heute noch jemand der vorne mitspielen würde. Es ist eine ebenso reizvolle wie fruchtlose Spekulation ob ein Kasparov in absoluter Topform (wie bei seinen WM-Kämpfen gegen Karpov und den Simultanvorstellungen gegen Bundesligateams und Nationalmannschaften) die heutigen Topspieler wie Carlsen, Caruana, Giri usw. beherrschen würde oder nicht.
Steinitz Hauptproblem ist wohl dass seine Gegnerschaft, vielleicht von Tschigorin abgesehen, im Vergleich zu ihm zu schwach war. Bei Botwinnik ist es wahrscheinlich auch seine pulvertrockene Persönlichkeit gewesen. Aber auch bei ihm, wie bei Lasker, beeindruckt die Flexibilität. Seine Fähigkeit das eigene Spiel den Stärken oder Schwächen des Gegners anzupassen, was er ja bei den Rückkämpfen gegen Smyslov und Tal jeweils überzeugend bewiesen hat.
Euwe ist für mich nicht der farbloseste sondern der am meisten unterschätzte Weltmeister. Viele seiner Partien bis zum Verlust seiner Weltmeisterkrone im Rückkampf gegen Aljechin sind durchaus ansehnlich und unterhaltsam. Danach hat sich dann wohl bemerkbar gemacht, dass er eben bestenfalls Halbprofi war.
Kasparov wäre von den schachlichen Fähigkeiten sicher auch heute noch jemand der vorne mitspielen würde. Es ist eine ebenso reizvolle wie fruchtlose Spekulation ob ein Kasparov in absoluter Topform (wie bei seinen WM-Kämpfen gegen Karpov und den Simultanvorstellungen gegen Bundesligateams und Nationalmannschaften) die heutigen Topspieler wie Carlsen, Caruana, Giri usw. beherrschen würde oder nicht.
Vabanque - 30. Jun '17
>>Mit deiner Anmerkung zu den Varianten zu Zug 24 hast du natürlich recht. Deshalb hat er ja z.B. in Kaparovs Buch ein ?. Ich habe hier einfach beim Korrekturlesen (schöne Korrektur, was ?) irrtümlich den Kommentar zu einen anderen Zug hineinkopiert.<<
Ja, das passiert natürlich. Beim 'Korrekturlesen' macht man zwar immer ein paar Fehler raus, dafür nicht selten ein paar andere rein. Bei Tippfehlern ist es sowieso ganz schlimm, weil man immer automatisch das Richtige mitliest (auch wenn dort etwas anderes steht) ;)
>>Steinitz Hauptproblem ist wohl dass seine Gegnerschaft, vielleicht von Tschigorin abgesehen, im Vergleich zu ihm zu schwach war. <<
Ja, ähnlich wie bei Morphy. Die beiden waren ihrer jeweiligen Zeit zu weit voraus.
Deswegen findet man von Steinitz auch nur wenige Partien, die dem heutigen Standard noch genügen.
>>Bei Botwinnik ist es wahrscheinlich auch seine pulvertrockene Persönlichkeit gewesen. Aber auch bei ihm, wie bei Lasker, beeindruckt die Flexibilität. Seine Fähigkeit das eigene Spiel den Stärken oder Schwächen des Gegners anzupassen, was er ja bei den Rückkämpfen gegen Smyslov und Tal jeweils überzeugend bewiesen hat.<<
Ja, es gibt durchaus Parallelen zwischen Botwinnik und Lasker.
>>Euwe ist für mich nicht der farbloseste sondern der am meisten unterschätzte Weltmeister. Viele seiner Partien bis zum Verlust seiner Weltmeisterkrone im Rückkampf gegen Aljechin sind durchaus ansehnlich und unterhaltsam. Danach hat sich dann wohl bemerkbar gemacht, dass er eben bestenfalls Halbprofi war.<<
Es gibt schon auch tolle Partien von Euwe, selbst noch in seiner späteren Zeit. Trotzdem haftet selbst seinen glänzendsten Angriffssiegen noch eine eigentümliche Trockenheit an, finde ich. Es gibt keine Euwe-Partie (nicht einmal eine gegen Aljechin), die ich auf die 'einsame Insel' mitnehmen würde.
>>Es ist eine ebenso reizvolle wie fruchtlose Spekulation ob ein Kasparov in absoluter Topform (wie bei seinen WM-Kämpfen gegen Karpov und den Simultanvorstellungen gegen Bundesligateams und Nationalmannschaften) die heutigen Topspieler wie Carlsen, Caruana, Giri usw. beherrschen würde oder nicht.<<
Sicher, das gehört zu den Fragen, die ewig unbeantwortet bleiben werden, ebenso wie die Spekulation, wie ein WM Match Fischer - Karpov ausgegangen wäre, wenn Fischer angetreten wäre. Karpov hat das Nicht-Zustandekommen dieses Matchs ja selber sehr bedauert.
Ebenso ist Botwinnik Weltmeister geworden, ohne jemals ein Match gegen Aljechin spielen zu dürfen, und Anand wurde Weltmeister, ohne Kasparov in einem Match besiegt zu haben.
Ja, das passiert natürlich. Beim 'Korrekturlesen' macht man zwar immer ein paar Fehler raus, dafür nicht selten ein paar andere rein. Bei Tippfehlern ist es sowieso ganz schlimm, weil man immer automatisch das Richtige mitliest (auch wenn dort etwas anderes steht) ;)
>>Steinitz Hauptproblem ist wohl dass seine Gegnerschaft, vielleicht von Tschigorin abgesehen, im Vergleich zu ihm zu schwach war. <<
Ja, ähnlich wie bei Morphy. Die beiden waren ihrer jeweiligen Zeit zu weit voraus.
Deswegen findet man von Steinitz auch nur wenige Partien, die dem heutigen Standard noch genügen.
>>Bei Botwinnik ist es wahrscheinlich auch seine pulvertrockene Persönlichkeit gewesen. Aber auch bei ihm, wie bei Lasker, beeindruckt die Flexibilität. Seine Fähigkeit das eigene Spiel den Stärken oder Schwächen des Gegners anzupassen, was er ja bei den Rückkämpfen gegen Smyslov und Tal jeweils überzeugend bewiesen hat.<<
Ja, es gibt durchaus Parallelen zwischen Botwinnik und Lasker.
>>Euwe ist für mich nicht der farbloseste sondern der am meisten unterschätzte Weltmeister. Viele seiner Partien bis zum Verlust seiner Weltmeisterkrone im Rückkampf gegen Aljechin sind durchaus ansehnlich und unterhaltsam. Danach hat sich dann wohl bemerkbar gemacht, dass er eben bestenfalls Halbprofi war.<<
Es gibt schon auch tolle Partien von Euwe, selbst noch in seiner späteren Zeit. Trotzdem haftet selbst seinen glänzendsten Angriffssiegen noch eine eigentümliche Trockenheit an, finde ich. Es gibt keine Euwe-Partie (nicht einmal eine gegen Aljechin), die ich auf die 'einsame Insel' mitnehmen würde.
>>Es ist eine ebenso reizvolle wie fruchtlose Spekulation ob ein Kasparov in absoluter Topform (wie bei seinen WM-Kämpfen gegen Karpov und den Simultanvorstellungen gegen Bundesligateams und Nationalmannschaften) die heutigen Topspieler wie Carlsen, Caruana, Giri usw. beherrschen würde oder nicht.<<
Sicher, das gehört zu den Fragen, die ewig unbeantwortet bleiben werden, ebenso wie die Spekulation, wie ein WM Match Fischer - Karpov ausgegangen wäre, wenn Fischer angetreten wäre. Karpov hat das Nicht-Zustandekommen dieses Matchs ja selber sehr bedauert.
Ebenso ist Botwinnik Weltmeister geworden, ohne jemals ein Match gegen Aljechin spielen zu dürfen, und Anand wurde Weltmeister, ohne Kasparov in einem Match besiegt zu haben.