Schach

Anekdote oder Witz ?

Alapin2 - 05. Mai '20
Anekdoten sind ja eigentlich nette,witzige Geschichten oder Aphorismen von mehr
oder weniger berühmten Leuten :z.B.Churchill ( "Ich trinke am liebsten DEN Champagner,der
mich nichts kostet " ) . Sind u.U. wahr oder könnten zumindest wahr sein ....
Hier was völlig abgedrehtes,läuft unter Anekdote, ist aber eher ein Witz :
Philidor war nicht nur Schachmeister ,sondern auch Operettenkomponist . Das
berühmte " Seekadettenmatt " soll angeblich in
seiner Operette "Der Seekadett" vorgekommen sein. ( wie das ??,werde wohl nachher doch mal googeln müssen).
: Ein reicher Schachfan wollte gern eine Partie mit Philidor ( um Geld ! ) spielen,der hatte jedoch gerade mit seinem Komponieren zu tun.Daher schlug
Philidor vor,der Fan könnte ja stattdessen mit seinem Affen (!!) spielen:
Die Partie Affe-Fan nahm seinen Lauf,bis Philidor aus dem Nebenzimmer ein
lautes Kreischen hörte. Hereingestürzt sah er den Affen zitternd oben auf einem
Schrank sitzen.
Der Fan hatte in seiner Wut,mattgesetzt worden zu sein,den Affen verhauen.Er
beteuerte,seine Entgleisung nicht wiederholen zu wollen und bat um Revanche.
Etwas später wieder die Affenschreie aus dem Nebenzimmer....
Wieder saß der Affe zitternd oben auf dem Schrank. Der Fan beteuerte,ganz normal am Brett gesessen zu haben,ohne ihn anzurühren. Daraufhin schaute
Philidor auf das Brett und stellte fest :" Monsieur,Sie wären in 4 Zügen matt gewesen" !
StillSchweiger - 05. Mai '20
Als der damalige Weltmeister Aljechin bei einem Spaziergang in Paris ein kleines Café betrat, um dort eine Erfrischung einzunehmen, bemerkte er, dass im selben Raum Schach gespielt wurde. Nach einer Weile wurde er von einem Herrn gebeten, mit ihm doch eine Partie Schach zu spielen. Der Weltmeister willigte ein, die Gegner setzten sich daraufhin an einen Tisch und stellten die Figuren auf. "Ich gebe Ihnen einen Turm vor", sagte Aljechin. Leicht entrüstet erwiderte sein Kontrahent: "Aber wieso denn? Sie kennen mich doch überhaupt nicht." "Eben deswegen!", antwortete Aljechin.
Hanswurst01 - 05. Mai '20
mal eine ganz ernsthafte Frage an alle chessmailer, die Rang 5 und aufwärts unterwegs sind:
Hättet ihr eine Chance gegen den aktuellen Weltmeister, wenn diesem zum Start schon ein Turm fehlen würde?
toby84 - 05. Mai '20
Ohne so gut zu sein: ein turm ist doch schon eine ganze menge holz, oder? In der liga in meiner spielstärke ging es eher darum, bauern durchzudrücken, als figuren zu gewinnen (spielst du selbst denn real turnier- oder ligaschach? Wie ist das bei dir?). Figurenverlust war eher eine ausnahme und häufig schon ein grund zur aufgabe. Ich würde schon denken, dass spieler mit 2000 dzw mit einem turm mehr in einer langen partie zumindest chancen gegen den weltmeister haben dürften.
Hanswurst01 - 05. Mai '20
@toby:
weder Turnier-, Liga- oder Vereinsschach, ich bin ausschließlich bei chessmail unterwegs.
Deswegen klingt meine Frage wohl naiv, war aber ernst gemeint.
Tschechov - 05. Mai '20
Ne, naiv finde ich die Frage nicht.
Alapin2 - 05. Mai '20
1....Mein blödes Gedächtnis : Die Operette " Der Seekadett" war von Richard Genee ; das Matt ( das übrigens von Legal,dem Lehrmeister Philidors stammt !)
wurde während der Operette tatsächlich mit lebenden Figuren dargestellt !
2. Hanswurst :Ein Turm mehr -schon aus der Anfangsstellung heraus-sollte eigentlich zum
Gewinn auch gegen den Weltmeister reichen.
Ich selbst hatte in besseren Zeiten über 2100 DWZ,hätte vor lauter Aufregung
wahrscheinlich erst den Turm eingestellt und mir dann in die Hose gemacht.....
( Das mit der Hose soll übrigens Aljechin auch passiert sein; bei ihm wohl nicht
vor Aufregung ---ihm wird nachgesagt,daß er zeitweise Alkoholiker war )
Hanswurst01 - 05. Mai '20
@alapin:
klare Antwort, danke
Vabanque - 05. Mai '20
Das ist nun zwar sicher keine verlässliche Antwort auf die Frage, ob ein Weltmeister mir einen Turm vorgeben kann, aber ich habe interessehalber jetzt einmal eine Schnellpartie gegen Stockfish 10 gespielt, wo ich 'ihm' in der Anfangstellung den Turm a1 vorenthielt. (Üblicherweise war es der Damenturm, der vorgegeben wurde.)

Dem Programm gelang es aufgrund eines strategischen Fehler meinerseits (Tausch meines schwarzfeldrigen Läufers gegen einen weißen Springer) in der Folge, einen heftigen Angriff auf meine Königsstellung zu inszenieren, so dass ich zunächst eine Qualität zurückgeben musste, und dann zwar in ein Endspiel mit einer Mehrfigur gegen nur einen weißen Bauern kam, in dem ein zentraler weißer Freibauer aber so stark war, dass ich mich genötigt sah, auch noch die Mehrfigur wieder zurückzugeben, um eventuell noch mit meinem verbleibenden Mehrbauern zu gewinnen, was mir aber nicht gelang.

Für Interessierte hier die Partie; ich kann sie leider nicht zum direkten Nachspielen verfügbar machen, da der Viewer keine Vorgabepartien ermöglicht (zumindest war das vor einiger Zeit noch so)!

Also hier die Partie (Dauer ca. 20min):
WEISS (Stockfish 10) OHNE Ta1!
Schwarz: meine Wenigkeit
1.d4 Sf6 2.e3 d5 3.c4 e6 4.Sf3 Lb4+ 5.Sbd2 O-O 6.a3 Lxd2+ 7.Sxd2 b6 8.Le2 Lb7 9.O-O Sbd7 10.b3 c5 11.Lb2 cxd4 12.exd4 Dc7 13.De1 Tfe8 14.f4 Se4 15.Sxe4 dxe4 16.Dg3 f6 17.De3 f5 18.a4 a5 19.h3 Tad8 20.g4 fxg4 21.Lxg4 Sf6 22.Le2 Td7 23.f5 exf5 24.Txf5 Tf7 25.d5 Lc8 26.Tg5 Sd7 27.Lh5 Tef8 28.Lxf7+ Txf7 29.Dxe4 Sf6 30.De3 Te7 31.Te5 Txe5 32.Lxe5 De7 33.Ld4 Dxe3+ 34.Lxe3 Sd7 35.Lf4 Kf7 36.Lc7 g6 37.h4 Kf6 38.Kf2 Kf5 39.Ke2 Ke4 40.Kd2 Lb7 41.Kc3 h6 42.Ld8 Lxd5 43.cxd5 Kxd5 44.b4 axb4+ 45.Kxb4 Kc6 46.Le7 Se5 47.Kc3 Sf7 48.Kd4 g5 49.hxg5 hxg5 50.Ke4 Kd7 51.Lf6 Ke6 52.Ld4 Sd6+ 53.Kd3 Sc8 54.Ke4 Sd6+ 55.Kd3 Sc8 56.Ke4 Sd6+ 1/2-1/2

Wie gesagt, aus einer einzigen (dazu noch zu später Stunde und mit so einigem Wein intus schnell durchgespielten) Partie irgendwelche Schlüsse zu ziehen, ist natürlich absolut unmöglich.
Mich hatte einfach nur interessiert, wie eine Vorgabepartie mit einer Elo-Differenz von 1700 (Stockfish 10 hat angeblich 3700 Elo!!) ablaufen kann.

Ich meine zwar irgendwo mal gelesen zu haben, ein Turm würde einer Elo-Differenz von ca. 800 entsprechen (die Quelle kann ich leider nicht angeben, was jetzt hoffentlich nicht zu meiner Sperrung im Forum führt ... shaack hatte ja mal angekündigt, dass Behauptungen ohne Quellenangabe diese Konsequenz nach sich ziehen können), aber dann müsste Stockfish mir ja 2 Türme vorgeben können, was ganz bestimmt nicht möglich ist.

Ich kann das Projekt ja noch etwas weiterführen, aber ich denke, nach dem Verlauf obiger Partie kann ich gute Hoffnung haben, in einem frischeren und konzentrierteren Zustand Stockfish mit einem Mehrturm auch mal besiegen zu können - ob in der überwiegenden Zahl der Fälle, würde sich dann ja zeigen.
Hanswurst01 - 06. Mai '20
@vabanque:
danke für die Mühe, die du dir gemacht hast.
auch die Aussage "ein Turm entspräche etwa 800 Elo" läßt mich das ganze nun etwas besser einordnen.
toby84 - 06. Mai '20
Die 800 finde ich eher recht fragwürdig beziehungsweise eine übertriebene vereinfachung. Schließlich steigt der wert des turms auch mit steigender spielstärke. Bei anfängern macht ein turm mehr oder weniger kaum einen unterschied, da fallen sowieso regelmäßig figuren. Deshalb behaupte ich: je höher man mit der dzw geht, desto besser kann man den turm auch gegen stärkere spieler verwerten. Dass ein 1000-dzw-spieler mit turm mehr gegen mich gewinnt, kann ich mir jedenfalls kaum vorstellen.

@vabanque: ich bin gespannt auf die lange partie in nüchternem zustand ;)
Vabanque - 06. Mai '20
>>Dass ein 1000-dzw-spieler mit turm mehr gegen mich gewinnt, kann ich mir jedenfalls kaum vorstellen.<<

Einem 1000er, also relativem Anfänger, kannst du vermutlich sogar die Dame vorgeben ... ich habe das gegenüber solchen Spielern wiederholt getan und immer gewonnen ... allerdings sind dies trotzdem keine befriedigenden Siege ;-)

Übrigens finden sich - um noch einmal auf den Ausgangspunkt Aljechin zurückzukommen - in seinen Büchern nirgends Vorgabepartien. Als einziger großer Spieler, der Vorgabepartien von sich veröffentlicht hat, ist mir Tarrasch bekannt. Er hat - je nach Stärke des Gegners - manchmal nur einen Bauern, öfters den Springer b1, gelegentlich den Turm a1 und manchmal sogar Turm und Springer oder die Dame vorgegeben.

Ein schönes Beispiel von ihm ist die folgende Partie:
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1341109
Nicht nur, dass der schwächere Spieler mit dem Mehrturm gar nichts anfangen kann, Tarrasch opfert auch noch mehr Material, um schließlich mit zwei Türmen weniger mattzusetzen.
toby84 - 06. Mai '20
Vorgabepartien zu veröffentlichen sehen die meisten wohl als unter ihrer Würde :)

Ich frage mich gerade, warum ich auf dem Tablet jedes Mal (3 in diesem Thread) DZW statt DWZ geschrieben habe. Das ist so oft, dass ich es nicht unkommentiert stehen lassen will. Es liegt nicht an Autokorrektur, sondern meine Finger drücken tatsächlich die Tasten in falscher Reihenfolge. Hier am Laptop bereitet das Wort mir offensichtlich keine Schwierigkeiten. Das Zehn-Finger-Tastsystem war mir allerdings immer sehr viel lieber als das Einzel-Getipsel auf Tablet oder Smartphone. Letztere haben durchaus das Potential, mir die Lust am Schreiben zu verderben.

Bei den Vorgabepartien fällt mir die Wette ein, mit der man Frischlinge gut über den Tisch ziehen kann. "Ich wette, ich gewinne nur mit König und Dame gegen dich. Dafür bekomme ich weiß und darf mir vorher zwei deiner Steine aussuchen, die ich entferne." Die Wette wird gerne angenommen und endet im einzügigen Matt nach Entfernung der f- und g-Bauern.
Vabanque - 06. Mai '20
Das tut ja weh ;-)

Ausgangsstellung also:



'Lösung': 1. Dh5#
Vabanque - 06. Mai '20
>>Vorgabepartien zu veröffentlichen sehen die meisten wohl als unter ihrer Würde :)<<

Denke ich auch. Aber Tarrasch hatte ein dermaßen hohes Selbstbewusstsein, dass ihn das nicht störte ...
Ein anderer Grund für die fehlenden Veröffentlichungen von Vorgabepartien könnte natürlich sein, dass sich die meisten Spieler an ihre Vorgabepartien gar nicht mehr erinnern ... sie sind ja 'unernst' und nebenbei mal so gespielt ... aber Tarrasch war ein dermaßener Pedant, dass er vermutlich sogar diese Partien sorgfältigst mitnotierte :-))
(Und vermutlich spielte er jede dieser Partien so, als ginge es um sein Leben ... )

Wir können ihm allerdings dankbar sein, dass er etliche seiner Vorgabepartien veröffentlichte - zwar sind die Partien selbst natürlich keine Highlights (wer den Turm vorbekommt, ist ja quasi 'verpflichtet', schlecht zu spielen), aber die Schlüsse der Partien sind oftmals sehr hübsch.

Zum Beispiel auch der Schluss in diesem Spiel mit der fulminanten Vorgabe von Ta1 UND Sb1:
chessgames.com/perl/chessgame?gid=1341095
toby84 - 07. Mai '20
Wenn die eigenen Figuren gut stehen und die gegnerischen Figuren schlecht, führt das oft zu sehr hübschen Kombinationsmöglichkeiten. Vorgabepartien eignen sich natürlich für solche Demonstationen, weil es - zumindest in meinen Augen - einen besseren Spieler in erster Linie ausmacht, die besseren Felder für Figuren zu erkennen. Darin gehe ich gegen bessere Spieler krachend unter und das ist es, was die Stellung des schwächeren Gegners einbrechen lässt, wo sie auf den ersten Blick noch recht ausgeglichen aussieht. Das ergibt sich dann fast schon von alleine. Plötzlich sieht man schöne Kombinationen oder zwingende Abläufe, die so gar nicht geplant waren. Im folgenden Spiel nach Zug 23. axb4 zum Beispiel: Man könnte denken, dass die Stellung recht ausgeglichen ist, aber nach 23... Lg4 bricht die weiße Stellung zusammen. Ich habe die Stellung nicht mit dem Computer analysiert, aber ich habe keinen Ausweg für weiß gefunden.

/game/eed79d11d7e44669
Dieser Beitrag kann nicht mehr kommentiert werden