Kommentierte Spiele

Der heute vergessene Gustav Richard Neumann (1838-1881) war in den wenigen Jahren seines schachlichen Auftetens einer der stärksten Spieler der Welt. Er hatte sogar eine positive Bilanz gegen Adolf Anderssen. Leider machte sich bei Neumann bereits im Alter von 31 Jahren eine schwere psychische Erkrankung bemerkbar, die ihn wenige Jahre später dazu zwang, das Turnierschach endgültig aufzugeben. Er starb im Alter von nur 43 Jahren.
Jean Dufresne ist vor allem als Verlierer der 'Immergrünen Partie' (gegen
Anderssen) bekannt geworden, aber auch als Verfasser eines Lehrbuchs, das noch bis zur Gegenwart in immer neu aktualisierten Auflagen erschienen ist (die zuerst von Mieses, später von Teschner erstellt wurden).
In der folgenden Partie verliert Dufresne gegen Neumann nicht minder brillant als in der erwähnten Partie gegen Anderssen. Dufresne scheint generell ein besonderes Talent für spektakuläre Niederlagen besessen zu haben.

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[Event "Berlin Congress GCF"]
[Site "Berlin Congress GCF"]
[Date "1863.??.??"]
[EventDate "1863.??.??"]
[Round "?"]
[Result "1-0"]
[White

"Gustav Richard Neumann"]
[Black "Jean Dufresne"]
[ECO "C30"]


1. e4 e5 2. f4 Bc5 {Diese Art der Ablehnung

des Königsgambits stellt auch heute noch eine brauchbare Verteidigung dar.

Weiß hat im Folgenden durch den Aufzug des f-Bauern Schwierigkeiten, zur

Rochade zu gelangen.} 3. Nf3 d6 4. Bc4 Nf6 5. Nc3 O-O 6. d3 Ng4 {Gewiss

verlockend, aber letztlich doch ein verfrühter Angriff, der mit

Zeitverlust verbunden ist. Die Drohung Sf2 wehrt Weiß leicht ab.}
7. Rf1
{Diese Antwort hatte Schwarz sicher einberechnet, er glaubt aber, noch

einen Pfeil im Köcher zu haben.} Nxh2 {Das ist es! Auf Sxh2 könnte Schwarz

nun Dh4+ spielen. Aber Weiß geht einfach mit dem Turm zurück und bedankt

sich beim Gegner für die freundliche Öffnung der h-Linie!} 8. Rh1! Ng4

{Dann erneuert Schwarz eben seine Drohung. Sxf3+ wäre offensichtlich ganz

schlecht, da es den Schwarzen jeglicher Gegenchancen berauben würde.} 9.

Qe2! Bf2+ 10. Kf1 Nc6? {Schwarz musste, wie man gleich erkennen wird,

zuerst exf4 einschalten.} 11. f5! {Weiß schließt die Mitte ab, um am

Flügel ungestört operieren zu können. Schwarz kommt ja nicht zu dem

eigentlich dringend gebotenen d6-d5. Obendrein droht Weiß jetzt mit Sg4

bereits eine Figur zu gewinnen, deswegen muss sein indirekt bedrohter

Läufer zurück.} Bc5
12. Ng5 {Das ist trotzdem sehr stark. Der Sg4 hängt,

h7 hängt, und 12... Sf6 ist nicht spielbar wegen 13. Sxh7! (Sxh7 14. Dh5

Te8 15. Dxf7+ Kh8 16. Txh7+! Kxh7 17. Dh5#)} 14. Nh6 13. Qh5 {Gegen

diesen Anprall der weißen Figuren gibt es keine Verteidigung mehr. Es

droht Sxf7.} Qe8 14. Nxh7! {Na, dann eben hier hinein. Mit leichter Hand

zerstört Weiß die schwarze Königsburg.}Kxh7 15. Bxh6 {Alles ist aus, oder

doch noch nicht?} g6 {Ein letzter Strohhalm: Auf fxg6+??? würde Schwarz

mit Abzugsschach des Tf8 zurück nehmen und die weiße Dame gewinnen! Dann

wäre auch alles aus, aber für Weiß!} 16. Qxg6+! {Weiß
findet aber den

besseren Schluss für sich.} fxg6 17. Bxf8# {Eine ebenso elegante wie

lehrreiche Kurzpartie.} 1-0

Vergnügliche Partie.
Und spannend.
Neumann konnte es einfach...
Danke dir.
Grüße cutter

Der Schlußangriff ist wirklich sehr schön geführt. Schwarz stand sicher schon nach dem abenteuerlichen Sg4 schlecht, aber man weiß ja, dass es nichts schwierigeres gibt als gewonnene Partien zu gewinnen. Herr Neumann hat diese Aufgabe nicht nur wirkungsvoll sondern auch sehr unterhaltsam gelöst. Ich finde auch die Varianten zum 12.Zug sehr schön.

Als Anregung an Shaak : Ein Pgn-Player mit dem man auch Varianten nachspielen kann wäre ein netter Fortschritt.

Genau meine Rede :)