Kommentierte Spiele

Die Vergessenen (II): Charousek

Kellerdrache - 16. Okt '16
Wenn heutzutage eine Angriffspartie gespielt wird vergleicht man sie gerne mit den Partien der alten Meister. Aber wer waren diese alten Meister eigentlich ? Man denkt an Anderssen, Tschigorin, Morphy, vielleicht auch an Spielmann. Einer den man in dieser Reihe nie vergessen dürfte is Rudolf Charousek.
Wie sein Vorgänger in dieser Reihe starb er sehr früh (im Alter von 26 Jahren) und die Zahl seiner Partien ist relativ gering. Doch sein Kombinationstalent und seine Liebe zum Schach ist auch für uns heute noch immer ansteckend. Bettelarm hat er sein erstes Schachbuch nicht gekauft, sondern abgeschrieben!

Charousek, Rudolf Rezso Wollner, ?. Budapest | Budapest HUN | 1893 | C21 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e5 2. d4 xd4 3. c3 xc3 4. Lc4 Eine Eröffnung, die man so heutzutage nicht auf höherer Ebene antreffen würde. Charousek bietet zwei Bauern an um eine überlegene Entwicklung zu erhalten. Doch weder ist die Annahme des zweiten Bauern erzwungen, noch reicht es bei bestem Spiel nach 4...cxb2 zum Ausgleich. Sf6 Wollner verzichtet auf den zweiten Bauern.
xb2 für die, die gerne sehen würden warum das heute als nicht korrekt gilt habe ich die folgende Variante angegeben. 5. Lxb2 d5 Schwarz darf nicht zu gierig sein. Er gibt Material zurück um ins Spiel zu kommen. 6. Lxd5 Sf6 verliert Schwarz jetzt nicht einfach die Dame ? 7. Lxf7+ Kxf7 8. Dxd8 Lb4+ und schon bekommt man seine Dame zurück. Beide Bauern hat man zurück gegeben dafür ist der weiße Angriff zuEnde 9. Dd2 Lxd2+ 10. Sxd2
5. Sf3 Lc5 6. Sxc3 d6 7. O-O O-O Die kurze Zwischenbilanz zeigt das Charousek für seinen Minusbauern die leicht bessere Entwicklung hat. In meiner Gambitreihe hatte ich ja darauf hingewiesen, dass die weiße Kompensation für das geopferte Material in der Regel nicht dauerhaft ist. Als Gambitspieler muß man also Gas geben. Nur wie soll das hier geschehen. e5 ist ja vorerst durch d6 verhindert 8. Sg5 das ist normalerweise keine richtige Drohung. Auf f7 Springer und Läufer für Turm und Bauern zu geben ist bestenfalls ein wirkungsloser Tausch. Hier aber kommt Wollners schlechtere Entwicklung und die damit verbunden anfällige Grundreihe ins Spiel h6 Er will Charouseks 'schwachen' Zug sofort bestrafen und läuft geradewegs ins Unheil. Ein normaler Entwicklungszug wie Sc6 wäre wohl besser gewesen. 9. Sxf7! es geht hier nicht um den verhöhnten 'Abtausch' auf f7. Der Turm wird von der Grundreihe entfernt. Txf7 10. e5 dxe5 ist ja jetzt wegen der ungedeckten Dame auf d8 nicht möglich. Der Sf6 muß ziehen und Weiß kann mit Tempo weiter vorstossen Sg4 11. e6 greift den Turm f7 an und unterbricht die Deckung des Sg4 durch den weißfeldrigen Läufer. Auf Te7 könnte man z.B. einfach den Springer auf g4 schlagen Dh4 Wollner möchte mitspielen und seine Drohungen sind ja durchaus nicht ohne. Es droht Dxh2 und der Bauer f2 ist auch vier mal angegriffen. 12. xf7+ Kf8 ok, den letzten Zug hätte ich auch noch gefunden. Doch jetzt müssen erstmal die schwarzen Drohungen abgewehrt werden 13. Lf4 der einzige Zug.
13. h3 Sxf2 es droht sowohl Sxd1+ als auch Sxh3+
Sxf2 Natürlich, man bekommt nicht nur einen Bauern, sondern der Lf4 hängt auch. nach Lg3 geht Dxc4 14. De2 droht Matt auf e8, daher geht Dxf4 nicht sofort Sg4+ 15. Kh1 Die Schlacht wiegt hin und her. jetzt muß Schwarz wieder verteidigen. Ld7 16. Tae1 Charousek erneuert die Mattdrohung, jetzt halt mit Damenopfer auf e8. Doch diese Drohung ist ja einfach zu verteidigen indem man die Grundreihe räumt, oder ? Sc6 Schwarz ist fertig entwickelt, das Matt auf e8 ist abgewehrt, der König sicher hinter dem vorwitzigen weißen Bauern. Man wischt ich den Schweiß von der Stirn, geht einen frischen Kaffee holen und erzählt jedem, dass man jetzt das Gröbste geschaftt hat. Doch man spielt ja nicht gegen Kellerdrache sondern gegen Charousek 17. De8+!! Was ist besser als ein Damenopfer um zu gewinnen ? Txe8 18. fe8=Q+ ...zwei Damenopfer hintereinander !! Lxe8 leider hat der schwarze König durch fxe8 seinen 'Bauernschild' auf der f-Linie verloren 19. Lxd6#
PGN anzeigen
[Event "Budapest"]
[Site "Budapest HUN"]
[Date "1893.??.??"]
[White "Charousek, Rudolf Rezso"]
[Black "Wollner, ?."]
[Result "1-0"]
[ECO "C21"]
[PlyCount "37"]
[EventDate "1918.??.??"]
[SourceDate "2016.10.16"]

1. e4 e5 2. d4 exd4 3. c3 dxc3 4. Bc4 {Eine Eröffnung, die man so heutzutage
nicht auf höherer Ebene antreffen würde. Charousek bietet zwei Bauern an um
eine überlegene Entwicklung zu erhalten. Doch weder ist die Annahme des
zweiten Bauern erzwungen, noch reicht es bei bestem Spiel nach 4...cxb2 zum
Ausgleich.} Nf6 {Wollner verzichtet auf den zweiten Bauern.} (4... cxb2 {
für die, die gerne sehen würden warum das heute als nicht korrekt gilt habe
ich die folgende Variante angegeben.} 5. Bxb2 d5 {Schwarz darf nicht zu gierig
sein. Er gibt Material zurück um ins Spiel zu kommen.} 6. Bxd5 Nf6 {
verliert Schwarz jetzt nicht einfach die Dame ?} 7. Bxf7+ Kxf7 8. Qxd8 Bb4+ {
und schon bekommt man seine Dame zurück. Beide Bauern hat man zurück gegeben
dafür ist der weiße Angriff zuEnde} 9. Qd2 Bxd2+ 10. Nxd2) 5. Nf3 Bc5 6. Nxc3
d6 7. O-O O-O {Die kurze Zwischenbilanz zeigt das Charousek für seinen
Minusbauern die leicht bessere Entwicklung hat. In meiner Gambitreihe hatte
ich ja darauf hingewiesen, dass die weiße Kompensation für das geopferte
Material in der Regel nicht dauerhaft ist. Als Gambitspieler muß man also Gas
geben. Nur wie soll das hier geschehen. e5 ist ja vorerst durch d6 verhindert} 8.
Ng5 {das ist normalerweise keine richtige Drohung. Auf f7 Springer und Läufer
für Turm und Bauern zu geben ist bestenfalls ein wirkungsloser Tausch. Hier
aber kommt Wollners schlechtere Entwicklung und die damit verbunden anfällige
Grundreihe ins Spiel} h6 {Er will Charouseks 'schwachen' Zug sofort bestrafen
und läuft geradewegs ins Unheil. Ein normaler Entwicklungszug wie Sc6 wäre
wohl besser gewesen.} 9. Nxf7 ! {es geht hier nicht um den verhöhnten
'Abtausch' auf f7. Der Turm wird von der Grundreihe entfernt.} Rxf7 10. e5 {
dxe5 ist ja jetzt wegen der ungedeckten Dame auf d8 nicht möglich. Der Sf6 muß
ziehen und Weiß kann mit Tempo weiter vorstossen} Ng4 11. e6 {greift den Turm
f7 an und unterbricht die Deckung des Sg4 durch den weißfeldrigen Läufer. Auf
Te7 könnte man z.B. einfach den Springer auf g4 schlagen} Qh4 {Wollner möchte
mitspielen und seine Drohungen sind ja durchaus nicht ohne. Es droht Dxh2 und
der Bauer f2 ist auch vier mal angegriffen.} 12. exf7+ Kf8 {ok, den letzten
Zug hätte ich auch noch gefunden. Doch jetzt müssen erstmal die schwarzen
Drohungen abgewehrt werden} 13. Bf4 {der einzige Zug.} (13. h3 Nxf2 {
es droht sowohl Sxd1+ als auch Sxh3+}) 13... Nxf2 {Natürlich, man bekommt
nicht nur einen Bauern, sondern der Lf4 hängt auch. nach Lg3 geht Dxc4} 14. Qe2
{droht Matt auf e8, daher geht Dxf4 nicht sofort} Ng4+ 15. Kh1 {
Die Schlacht wiegt hin und her. jetzt muß Schwarz wieder verteidigen.} Bd7 16.
Rae1 {Charousek erneuert die Mattdrohung, jetzt halt mit Damenopfer auf e8.
Doch diese Drohung ist ja einfach zu verteidigen indem man die Grundreihe
räumt, oder ?} Nc6 {Schwarz ist fertig entwickelt, das Matt auf e8 ist abgewehrt,
der König sicher hinter dem vorwitzigen weißen Bauern. Man wischt ich den
Schweiß von der Stirn, geht einen frischen Kaffee holen und erzählt jedem,
dass man jetzt das Gröbste geschaftt hat. Doch man spielt ja nicht gegen
Kellerdrache sondern gegen Charousek} 17. Qe8+ !! {
Was ist besser als ein Damenopfer um zu gewinnen ?} Rxe8 18. fxe8=Q+ {
...zwei Damenopfer hintereinander !!} Bxe8 {leider hat der schwarze König
durch fxe8 seinen 'Bauernschild' auf der f-Linie verloren} 19. Bxd6# 1-0

Colorado77 - 16. Okt '16
Das war eine typische Partie um 1900 aus der romantischen Zeit, die man gerne als Kaffeehausschach bezeichnen kann.
Leider ist sie objektiv alles andere als gut.
Die Eröffnung ist grauenhaft. Selbst für damalige Verhältnisse ohne Datenbanken oder Informator natürlich.
Schwarz wirft die Partie mit 8....h6 ?? bereits weg. Warum nicht einfach entwicklen Sc6 z.B., dies deckt xe5 nochmal ab. Dann geht diese weisse Pointe gar nicht mehr.
Demzufolge ist auch 8.Sg5 ein fragwürdiger (?!) Zug, weil er nur wegen 8...h6 (??) funktioniert.

Zu der Eröffnung an sich:
Heute sieht man das Dänische Gambit gar nicht mehr oft, warum?
1.Schwarz kann einfach ablehnen mit 3...d5 und in normale Stellungsbilder überleiten.
2. Schwarz kann - wenn ihm Remis denn reicht - diese von Dir angegebene Variante spielen, mit Damentausch: Danach steht er absolut okay. Deshalb stimmt es nicht, wenn Du sagst, dass cxb2 nicht zum Ausgleich reicht.
3. Wenn Schwarz richtig ambitioniert ist und seine Hausaufgaben gemacht hat, kann er sogar mit 3...De7!? um Vorteil kämpfen. Dieser schlecht aussehende Zug wurde z.B. von Larry Kaufmann empfohlen.

Die Partie hast Du sehr schön kommentiert, keine Frage. Obiges nicht als Kritik an Dir auffassen....
Vabanque - 16. Okt '16
Hm hm, Colorado ... jetzt hast du schon wieder eine Eröffnung des 19. Jh. mit dem Maß des 21. Jh. gemessen ;)

Obige Partie war auch die erste, die ich überhaupt von Charousek kennen lernte, und sie tat damals ihre Schuldigkeit, mich mit diesem früh verstorbenen Spieler näher zu beschäftigen.

Die Schlusskombination bzw. überhaupt das gesamte weiße Spiel nach dem schwarzen Fehler h6 ist natürlich wirklich sehr schön, und die Kommentierung von Kellerdrache ist, so weit ich es beurteilen kann, diesmal absolut nicht zu beanstanden.

Die Partie ist allerdings weit davon entfernt, eine der besten von Charousek zu sein.

Die Frage ist halt, was will man mit dieser Reihe erreichen? Obige Partie ist eine für jedermann leicht konsumierbare, und ich sehe die Reihe schon auch so, dass sie für Durchschnittspieler attraktiv sein soll.

Man hätte statt dessen leicht auch eine Partie von Charousek auswählen können, die heutigen Maßstäben noch entspricht.
Denn nachdem Charousek in seiner Frühzeit nur in Ungarn gegen relativ schwache Spieler solche kombinationsreichen Feuerwerke wie obiges vom Stapel gelassen hatte (die übrigens allesamt recht hübsch sind), stellte er sich letztlich der damaligen Weltelite und erreichte solche Erfolge, dass Lasker meinte, er würde wohl seinen nächsten WM-Kampf gegen Charousek bestreiten müssen!
Die frühe schwere Erkrankung (Tbc) von Charousek verhinderte dies.
In den Partien, die Charousek gegen die Großen (Lasker, Pillsbury, Blackburne, Maroczy) spielte, spielte er natürlich kein Kaffeehausschach, und er zeigt auch starkes Positions- und Endspielverständnis. Diese Partie sind aber nicht so spektakulär, und deswegen halte ich es durchaus für angemessen, wenn Kellerdrache statt dessen obige Partie ausgewählt hat.

Ich werde nun die nächsten zwei Folgen der Reihe kommentieren und dabei einen großen Zeitsprung machen; meine 'Vergessenen' sind Henrique Mecking und Lew Psachis, die in den 70er resp. 80er Jahren zu den größten Hoffnungen des Schachs überhaupt zählten (ähnlich wie Lasker bei Charousek, dachte Fischer bei Mecking, dass er den nächsten WM-Kampf gegen diesen werde bestreiten müssen), die dann aber (im Fall Mecking durch schwere Krankheit, im Fall Psachis durch die Umstände) absackten und in der Versenkung verschwanden.

Aber auch da werde ich Partien bringen, in denen die damaligen Eröffnungen den heutigen Maßstäben nicht Stand halten, weil es mir mehr um die Verwicklungen des Mittelspiels und die Brillanz der Spielzüge gehen wird als um analytische Arbeit, die ich bei meiner Spielstärke sowieso nicht in dieser Präzision leisten kann.
Steinitz - 16. Okt '16
Guten Abend!

Zuerst möchte ich schreiben, obwohl ich schon mehr als 11 Jahre hier auf chessmail bin, nehme ich mir erst seit kurzem die Zeit, diese kommentierten Partien hier auch mal anzusehen und sie nach zu spielen.

Ich verstehe nicht alles und jeden Kommentar, aber ich erkenne, dass es sich um Schach handelt!



@Kellerdrache:

Eine sehr schöne Partie, Dankeschön!!!!



@Clorado77:

Ich vermute mal, 8. ...., h6 würden 6 bis 7 Spieler (von 10) meiner "Spielstärke",
auch spielen...., ein wenig erkenne ich mich hier sogar wieder.....!

Es ist ziemlich interssant für mich, diese Zugfolge auch mal zu versuchen,
meine DWZ ist unter 1500, meine Gegner spielen ähnlich (schlecht) wie ich.


Vor etwa 35 Jahren gab es hier im Ort noch eine "Kneipe", ein für mich als Teenie grossartiger Schachspieler spielte tatsächlich immer bei schwarzem Kaffee,
für ein paar DDR-Mark und ab und zu auch mal für ein paar Bier....., ständig am Rauchen war er ausserdem.....!

Er war ehemaliger DDR-Oberliga-Schach-Spieler und es hatte ihn, aus welchen Gründen auch immer, hier in die "Provinz" verschlagen.

Lange hat er nicht mehr gelebt, so um die 55-60 Jahre wird er gewesen sein,
gerne hätte ich etwas Hirn von ihm geerbt, um heute besser zu spielen.


Ich bitte um Entschuldigung, wenn mein Beitrag hier falsch positioniert ist!


Dankeschön, an jeden hier, der sich die Zeit nimmt um diese Seite mit kommentierten Spielen zu füllen!!!!


Mit Grüßen zum Sonntag-Abend,

Uwe "chesstiger" Steinitz
Vabanque - 16. Okt '16
Hallo Uwe,

schön dass du hier was schreibst.

Dein Beitrag ist hier sicher nicht falsch positioniert, im Gegenteil, er sagt mir, dass es auch Mitleser gibt (vermutlich sind sie sogar in der Mehrzahl), die genau solche Partien, die durch Fehler und nicht durch besonders subtiles Spiel entschieden werden, hier sehen wollen, weil ihre eigenen Partien nämlich auch durch solche Fehler entschieden werden.

Danke für deinen Beitrag und danke für die Komplimente an uns, die wir uns die Mühe machen, solche Partien reinzustellen :)
Colorado77 - 16. Okt '16
Hallo Uwe,

wirklich schön, dass Du Dich hier beteiligst!
Du sagst, viele in Deiner Stärke hätten auch h6 (?) gezogen --> ? heisst in der Schachanalytik: schwacher Zug.

Viele Taktikaufgaben - zwecks Training - aber auch das ganz normale praktische Spiel lassen sich anhand von weniger - sagen wir mal - Schlüsselfragen klären:
- Königssicherheit
- Leichtfigurenkoordination
- schwache Felder
- ungedeckte Figuren

Nehmen wir obiges Beispiel nach 8.Sg5 (?)
- Königssicherheit: in Ordnung: Schwarz hat rochiert und es existieren bis dahin keine schwächenden Züge im Bauernschutz vor dem eigenen König
- Leichtfigurenkoordination: in Ordnung: Einzig der unterentwickelte Damenflügel ist hier zu erwähnen, dafür hat Schwarz aber Mehrmaterial
- schwache Felder: Dies sind vor allem Felder, die nicht durch eigene Bauern gedeckt sind oder die durch eigene Leichtfiguren verteidigt sind.
Hier sind x(Feld) f5 und xd5 durch Leichtfiguren gedeckt.
Bleibt xf7, und das ist genau das Feld wo Schwarz zuschlagen will
- ungedeckte Figuren: Starke Spieler decken ihre Figuren wenn es geht mehrfach!
Hier ist die Dame d8 nur durch den Turm gedeckt.

Aus den letzten beiden Gründen (ungedeckte Figuren und schwache Felder) ergibt sich dann die Kombination als solches Sxf7 + e5

Obige 4 "Schlüsselfragen" sollte man sich immer stellen, bei jedem Zug, den man macht, als Automatismus quasi.
Später kommen dann andere Dinge noch hinzu wie z.B. Prophylaxe: "Was würde ich machen, wenn ich der Gegner wäre/sein Plan?"
pirc_ - 16. Okt '16
also so schlecht finde ich h6 nicht...ich finde Sg4 den fehler..wenn schwarz 10.Sh7 spielt hat er zwar keine richtig gute Stellung, aber er hat ja eigentlich nur tum+bauer gegen Läufer und Springer gegeben...sein manko ist die schlechte entwicklunga am damenflügel, aber die schwäche muss m.e. weiß erstmal durch konkretes schach nachweisen...
kurz: h6 geht so(klar wäre Entwicklung mit Sc6 besser), aber Sg4 ??
Vabanque - 16. Okt '16
Ah so, weil dann der Zug e6 den Springer nicht abschneidet und daher Te7 möglich wäre? Daran hatte ich beim Nachspielen gar nicht gedacht, denn Sg4 ist die natürliche Reaktion, um mit Dh4 zum Gegenangriff zu kommen, der aber, wie die Partie zeigt, nichts nützt.
Kellerdrache - 17. Okt '16
Ja, manchmal merkt man erst hinterher was man hätte ausführlicher kommentieren sollen. Deshalb ist es ja auch wichtig, dass wie hier oder auch bei der Breyer Partie mal Kommentare mit konkreten Fragen oder Verbesserungen kommen.
h6 ist schon schlecht. Sh7 mag zwar sicherer sein als Sg4 bietet aber exakt null Gegenspiel.
Vabanque hat richtig vermutet, dass ich bei der Auswahl einer Charousek-Partie lange überlegt habe ob ich fehlerhaft und spektakulär (wie hier) oder korrekt und kompliziert (wie bei Charousek-Lasker) nehme. Von der veralteten Eröffnung abgesehen kann der normale Spieler denke ich von dieser Partie mehr lernen.
Generell darf man bei Eröffnungen bei Beispielen aus dieser Zeit nicht zu pingelig sein. Es gab im Vergleich zu Heute nur sehr wenig Theorie und die Spieler mussten ihre Systeme selbst entwickeln. Reti, Aljechin, Grünfeld und Nimzowitsch haben auf quasi blankem Papier völlig neue Eröffnungen entwickelt. Spanische Varianten von Tschigorin, Breyer oder Steinitz werden bis heute von Tausenden verwendet usw. Das sind kreative Leistungen die heutige Meister nicht vollbracht haben, ja auch nicht vollbringen mussten. Carlsen oder Kasparov haben natürlich auch deutlich weniger Freiraum etwas komplett neues zu entwickeln, weil Generationen von Meistern die Theoriebücher bereits gefüllt haben.
Wer aber heute als Weißer gegen den Marschall-Angriff spielt und versucht sich an die besten Züge zu erinnern der sollte nicht vergessen, dass Capablanca die meisten davon ohne Vorbereitung am Brett gefunden hat.
Vabanque - 17. Okt '16
Gut gebrüllt, Löwe, äh Drache!