Kommentierte Spiele
Oli1970-Vabanque - Englisch, Dragon reversed
Oli1970 - 06. Dez '18
Kürzlich fragte Vabanque mich an, ob ich nicht mal Lust auf ein Spiel hätte?
Na klar, warum nicht? Ich rechnete mir zwar keine großen Chancen aus, aber zum Spielen habe ich immer Lust, und die Gelegenheit, gegen einen der guten hier zu spielen, lasse ich mir nicht entgehen.
Vorbereitung ist alles, also ging es zunächst ins Trainingscamp. Drill Sergeant Jonathan Carlstedts "Die große Schachschule" steht in meinem Regal; er erläutert in seinem Buch die Grundzüge und Pläne einiger Eröffnungen. Besonders die Englische hat es mir angetan, da er dort nicht einfach Züge abspult, sondern "Regeln" aufstellt, welche Figur unter welchen Bedingungen wohin entwickelt werden sollte. Für diesen Zweck erschien mir das gut, weil ich natürlich nicht einfach Zugfolgen aus einer Datenbank nachspielen wollte. Vabanque war informiert, also kein Problem, dazu sollte das Analysebrett zum Einsatz kommen, welches so heiß gelaufen ist, dass eine Rauchsäule über Ostwestfalen zu sehen war.
Über weite Strecken lief das Spiel sehr zufriedenstellend, auch wenn einer der Spieler Verflachungstendenzen bemängelte. Ist okay, das heißt, dass ich was richtig gemacht habe. :-) Jedenfalls bis zum 20. Zug, mit dem es dann ins Endspiel ging.
Ladies and Gentlemen, Vabanque and Oli1970 present ...































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Schon im Verlauf der Partie stellte sich mir die Frage, ob andere Varianten
besser oder sinnvoller gewesen wären. Daher habe ich mir "unterwegs" einige Notizen gemacht und der gedankliche Austausch mit Vabanque während des Spiels stand chessmail sei Dank auch zur Verfügung. Somit folgte nach der Gratulation zum Sieg eine Engine-Analyse. Material war vorhanden, die Gedanken noch frisch, also entstand darauf eine Kommentierung, die ich mit Vabanque teilte. Schnell entstand dann die Idee, daraus für diese Rubrik eine gemeinsame Kommentierung der Partie und der Gedanken der Spieler entstehen zu lassen.
Na klar, warum nicht? Ich rechnete mir zwar keine großen Chancen aus, aber zum Spielen habe ich immer Lust, und die Gelegenheit, gegen einen der guten hier zu spielen, lasse ich mir nicht entgehen.
Vorbereitung ist alles, also ging es zunächst ins Trainingscamp. Drill Sergeant Jonathan Carlstedts "Die große Schachschule" steht in meinem Regal; er erläutert in seinem Buch die Grundzüge und Pläne einiger Eröffnungen. Besonders die Englische hat es mir angetan, da er dort nicht einfach Züge abspult, sondern "Regeln" aufstellt, welche Figur unter welchen Bedingungen wohin entwickelt werden sollte. Für diesen Zweck erschien mir das gut, weil ich natürlich nicht einfach Zugfolgen aus einer Datenbank nachspielen wollte. Vabanque war informiert, also kein Problem, dazu sollte das Analysebrett zum Einsatz kommen, welches so heiß gelaufen ist, dass eine Rauchsäule über Ostwestfalen zu sehen war.
Über weite Strecken lief das Spiel sehr zufriedenstellend, auch wenn einer der Spieler Verflachungstendenzen bemängelte. Ist okay, das heißt, dass ich was richtig gemacht habe. :-) Jedenfalls bis zum 20. Zug, mit dem es dann ins Endspiel ging.
Ladies and Gentlemen, Vabanque and Oli1970 present ...
Oli1970 Vabanque Freundschaftsspiel 1d8e074e4c274a1b | <a rel= | 2018.11.01 | A29 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. c4 e5 Das Spiel wird Englisch eröffnet. Weiß entscheidet sich für ein Flankenspiel. 2. g3 Sf6 3. Lg2 Der Läufer soll im Wesentlichen einen Angriff auf b7 unterstützen, aber auch via d5 beim späteren Königsangriff helfen. d5 Ob Schwarz d5 spielt oder nicht, bestimmt die Entwicklung, die die Eröffnung nehmen wird. Die Wahl bestimmt die Entwicklung der weißen Figuren. (Vabanque: Offene Spielweise oder nicht, war hier die Frage. Die Partie zeigt jedoch wieder einmal, dass diese offene Behandlung der "Englischen" eine starke Verflachungstendenz in sich trägt, falls beide Spieler die Fallstricke vermeiden.) 4. xd5 Der Bauer kann nicht mit einem Bauern zurück genommen werden, also weg damit. Weiß möchte seinen Damenspringer nach c3 entwickeln. Dieser würde jedoch durch schwarzes d4 vertrieben werden können. Also ist diese Möglichkeit zu unterbinden. Sxd5 5. Sf3 Sc6 6. Sc3 Sb6 7. O-O Le7 Der "umgekehrte Drachen" in der Englischen Eröffnung. Der Weiß-Spieler sollte sich mit den Plänen des Drachen im Sizilianer beschäftigen, um die Stellung zu verstehen. 8. d3 Empfohlen wird für Weiß a3 mit nachfolgendem b4, um Raum am Damenflügel zu gewinnen. Der gespielte Zug wird nachgeschaltet. O-O 9. Le3 Bereitet d4 vor. (Vabanque: Diesen Zug, bzw. den damit verbundenen Plan, d4 anzusteuern, hatte ich gar nicht erwartet. Eher dachte ich, Weiß würde a3 mit dem Plan b4 jetzt doch noch spielen.) Le6 Weiß empfindet die Läufer bedrohlich. Der Zug a3 würde die Diagonale des schwarzfeldrigen Läufers versperren, aber auch b3 wäre eine Überlegung wert. Weiß würde gern Tc1 spielen und die halboffene Linie besetzen, aber den Sc3 nicht dauerhaft mit der Deckung von a2 beschäftigen. Er erkennt nicht, dass Tc1 durchaus möglich wäre. (Vabanque: Interessant, welchen Überlegungen sich Weiß hier hingegeben hat. Für mich war klar, dass nach Le3 jetzt d4 kommen würde. Schwarz erhält Ausgleich, muss aber aufpassen.) 10. d4 xd4 Wie zu erwarten, schlägt Schwarz. Dadurch sind die nachfolgenden Abtausche forciert. 11. Sxd4 Sxd4 12. Lxd4 c6 Zur Sicherung gegen Lg2xb7. Schwarz hat die aktiveren Läufer, Weiß mit der c- und d-Linie Potential für seine Türme. Sorgen bereitet der Ld4 und die mögliche Schwäche h3. (Vabanque: Ich empfinde die Stellung eher als ein wenig bequemer für Weiß. Langfristig hat Schwarz allerdings die Bauernmehrheit am Damenflügel als Guthaben auf seinem Konto.) 13. e3 Der Zug soll der Dame Fahrt Richtung g4 / h5 verschaffen, nimmt allerdings in Kauf, dass dem Läufer wenig Spiel bleibt. Nach schwarzem c5 bleibt noch genau ein Feld oder ein Kamikaze-Opfer auf g7. (Vabanque: Mich hat der Zug komplett überrascht, da ich den Plan mit der weißen Dame nicht erkannte.) Dc7
c5 14. Le5 Sc4 15. Lf4 g5 16. b3 Weiß hat überlegt, dass die Variante den Königsflügel potentiell schwächen wird. Die Frage ist allerdings, ob man da Kapital rausholen kann. (Vabanque: Ich habe c5 sehr schnell verworfen, da ich nur 14... f6 statt Sc4 berücksichtigte, wonach Weiß die Damen tauscht, und je nachdem wie Schwarz zurücknimmt, bekommt Weiß das Feld c7 oder d6 für seinen Läufer. Ich habe mich mit dieser Variante aber auch allein schon deswegen nicht weiter beschäftigt, weil ich erstens meine Königsstellung nicht durch Vorstoß der Bauern schwächen wollte, und zweitens schon von vornerein einen Widerwillen gegen c5 hatte, weil er dem weißen Läufer auf g2 wieder die volle Diagonale bis b7 zugesteht. Schließlich hatte ich ja nicht ohne Grund erst c6 gespielt, um den Läufer einzuschränken. Nach dem Damenzug allerdings drohe ich tatsächlich c5.)
14. f4 Attacke auf den Läufer. (Vabanque: Und nach c5 hätte der Ld4 jetzt das Feld e5. Der Plan mit f4-f5 kam für mich allerdings doch überraschend.) Tad8 Weiß muss abwägen, die Dame in der Turmlinie ist gefährdet, zumal noch c5 droht. Allerdings ist Dg4 mit Drohung auf g7 auch schön. 15. f5 Lxf5 Der Partiezug. Stattdessen rechnete Weiß fest mit Lc4. (Vabanque: In der Vorausberechnung hatte ich bei Tad8 tatsächlich halb und halb Lc4 geplant gehabt, sah aber jetzt plötzlich, dass darauf f6 sehr stark war, wie Olav unten auch noch ausführt. Die Matt-Variante gefiel mir dabei am besten, aber nur für Weiß, nicht für mich. Allerdings hatte der Turm Tad8 ja auch die Absicht c5 gehabt, und so blieb mir noch das Scheinopfer des Läufers auf f5 mit anschließendem sofortigem Rückgewinn der Figur auf d4 und sehr wahrscheinlichem Ausgleich, wie es dann ja auch kam.) Lc4 16. Dg4 Txd4 17. Dxd4 Lxf1 18. Txf1 Laut Engine steht Weiß nun schlechter. Dummerweise weiß er immer noch nicht, warum. (Vabanque: Schwarz steht recht bequem, da er mit Lf6 und ggf. De5 die weißen Bauern im Zaum halten kann, Schwarz ist überhaupt auf den dunklen Feldern sehr stark. Und die Bauernmehrheit am Damenflügel hat er auch. Diese Variante habe ich auch gesehen, und sie hätte mir gefallen, allerdings erkannte ich dann, dass Weiß nicht Dg4 spielen muss, sondern sofort f6 hat.)
Lc4 16. Dg4 f6 Vabanque meinte, dass diese Variante für ihn Verlust bedeutet hätte und nahm deshalb Abstand davon. Stimmt, Weiß hat aber den Gewinnweg nicht erkannt und für diesen Fall Tf2 geplant. (Vabanque: Dann gewinnt Schwarz aber mit c5! Diese grundfalsche Variante war meine allererste Berechnung bei 14... Tad8 gewesen.) 17. Lxb6 Dxb6 18. Dxc4+
Lc4 16. f6 Sofortiges f6 mit anschließendem Turmopfer und Matt-Falle als schönste Variante. Leider nicht gefunden. (Vabanque: Und ich sah es glücklicherweise noch rechtzeitig, um nicht Lc4 zu spielen.) Lxf6
16. Txf5 Weiß kann sein Glück kaum fassen, ein kostenloser Läufer? Da muss doch was faul sein, aber was? c5 Ach, das war es. Gestern noch voll im Blick und heute hinter dem Horizont verschwunden. Nun gilt es, verschiedene Optionen abzuklopfen. 17. Sd5 Sxd5 Wieder viele Möglichkeiten, teils mit für Weiß undurchschaubaren Verwicklungen. Lxd5 bietet genauso viele Verzweigungen, wie Txd5. Auch Tc1 und Le5 sind möglich, aber beide übel. Irgendwann muss eine Entscheidung getroffen werden, also ... (Vabanque: Nie hätte ich hier an Züge gedacht, die den Springer nicht sofort zurücknehmen.) 18. Txd5 Txd5 19. Lxd5 xd4 Für Weiß nun eine Schlüsselstellung des Spiels. Dxd4 - aber die Fesselung durch Td8 wäre unbequem. exd4 und die Dame könnte den Läufer nach Td8 nicht mehr decken, sich aber künftig um den Bauern kümmern. Nach langem Hin und Her folgte Tc1. 20. Tc1 Db6 (Vabanque: Laut Engine sind hier anscheinend fast alle Damenzüge gleich gut. Während der Partie empfand ich diese Damenstellung als am aktivsten.) 21. Dxd4 Dxd4 22. xd4 Lf6 23. Td1 Nach dem Damentausch ist die Stellung wieder schwierig geworden. Weiß überlegt, ob er Kg2 spielen und den Freibauern aufgeben soll. Einerseits kann der König nicht mehr durch den Läufer bedroht werden, andererseits geht er mit einem Minusbauern ins Endspiel. Der Bauer ist schwach, kann niemals dynamisch werden, da nach Td8 der Läufer von seinem Feld weg muss. Auch Tc7 ist möglich, jedoch das Zwischenschach Lxd4 ist unangenehm und der Bauer auch vom Brett gewischt. Beide Varianten führen aber letztlich zum gleichen Stellungsbild. Weiß hat ein Problem, sich von Material zu trennen und entscheidet sich wider besseren Wissens zu Td1. (Vabanque: Hier war ich - anscheinend mit Recht - überzeugt, dass es nun am weitaus besten für Weiß wäre, sich von seinem Bauern d4 zu trennen und Tc7 zu spielen. Der Turm wäre auf der 7. Reihe unvertreibbar gewesen und hätte außerdem meinen Turm an den Bauern f7 gebunden. Ich hätte also gar keine Chance gehabt, meinen Mehrbauern auszunutzen.) b6 24. Kg2 Td8 Da haben wir den Salat. Wieder ist vieles möglich und vieles davon unbequem. Weiß liegt zurück, solide wäre wohl Lc4. (Vabanque: Schwarz hat die Initiative bekommen, allerdings kann er bei den ungleichen Läufern trotzdem bloß auf ein Remis hoffen, außer es geschehen noch ganz seltsame Dinge. Und sie geschehen tatsächlich.) 25. Te1 g6 Solche Geschenke abzulehnen ... 26. Lb3 Txd4 (Vabanque: Immerhin sind die Türme noch nicht getauscht, und der meinige ist der aktivere. Es lohnt sich also - wenn auch nicht von großen Hoffnungen begleitet - noch ein wenig zu probieren.) 27. Te8+ Kg7 28. Ta8 Der Turm gehört auf e2, so kann das Spiel aber nicht mehr gewonnen werden. Td7 Tja, aus das Vorhaben. 29. La4 Später von Weiß für einen Fehler gehalten, ist das laut Engine noch die beste Möglichkeit. Te7 30. Kf3 Lxf1 17. Dg4 g6 18. xe7 Dxe7 19. Txf1 Auch sehr schön für Weiß. Nur hätte er sich nicht wohl gefühlt gegen Turm plus Mehrbauer und eigenem Isolani. Schade auch. (Vabanque: Dieser Variante, in der Weiß 2 Läufer gegen Turm und Bauer behält, habe ich während der Partie nur sehr flüchtige Aufmerksamkeit geschenkt. Deswegen erkenne ich erst jetzt, dass Weiß gar nicht sofort 17. fxe7 spielen darf, da am Ende sein Läufer nach c5 wieder kein Feld hat. Durch die Einschaltung von 17. Dg4 erhält der Läufer aber das Feld f6. Dadurch geht es für Weiß doch noch mit diesem Materialvorsprung aus.)
17. Txf6 xf6 18. Dg4+ Kh8 19. Lxf6# 30. Te8 Txe8 31. Lxe8 Lxb2 Die von der Engine bevorzugte Variante. Ungleiche Läufer, aber Minusbauern an beiden Flügeln scheinen keine gute Option für Weiß. (Vabanque: Da Weiß ohnehin noch einen Bauern verlieren muss, scheint der Turmtausch tatsächlich die beste Option für ihn. Würde Schwarz nun beide Bauernmehrheiten zu Freibauern verwerten können, würde er auch bei den ungleichen Läufern mit den weit voneinander entfernten Freibauern gewinnen. Aber wie sollte er das bewerkstelligen?)
Lxb2 31. Lc2 Als letzte Option soll der Läufer gegen einen Bauern getauscht werden. (Vabanque: Gegen welchen denn?) f5 (Vabanque: Ich nehme dem weißen Läufer Aktionsspielraum und bereite die spätere Schaffung eines Freibauern vor. Gleichzeitig nehme ich auch dem weißen König Felder, freilich hätte ich mir zu diesem Zeitpunkt nicht träumen lassen, dass Weiß sich wirklich würde mattsetzen lassen.) 32. Td8 La3 (Vabanque: Überführung nach c5) 33. Td3 Lc5 (Vabanque: Schwarz hat jetzt eine sehr aktive Aufstellung seiner beiden Figuren erreicht und kann ohne Risiko unendlich lange probieren und auf einen weißen Fehler warten. Ob das Spiel bei bester weißer Verteidigung für Schwarz gewinnbar ist, weiß ich nicht.) 34. Td5?? (Vabanque: Da ist er schon, der entscheidende Fehler, viel früher als erhofft.) Te3+ Vabanque kommentierte: "Dein letzter Zug kommt mir zweifelhaft vor ...". Yep. Jetzt schon. Glatt übersehen. 35. Kf4 (Vabanque: Der Monarch muss den mutigen Schritt nach vorn tun, da Weiß sonst sofort Material einbüßt.) Tc3?! (Vabanque: Te2! hätte hier sofort einen dritten Bauern gewonnen, wonach Weiß die ungleichen Läufer auch nichts mehr geholfen hätten. Mit dem Textzug hatte ich die Idee, dem weißen König weiterhin auch die 3. Reihe zu nehmen. Ich rechnete hier eine Reihe von Möglichkeiten aus, die alle zum Matt oder Materialgewinn führten, und übersah das einfache Ld3, das meine Pläne für den Moment noch durchkreuzt hätte.) 36. Lb3 Ld3 wäre der Zug der Wahl gewesen. Hier heißt es Matt in vier. (Vabanque: Eigentlich hatte ich hier mit dem Läuferopfer auf f5 gerechnet, um den Ring, der sich um den weißen König geschlossen hat, gewaltsam zu zerschlagen. Merkwürdigerweise entging mir, wie bereits gesagt, die einfache Möglichkeit Ld3, mit der Weiß noch hätte Widerstand leisten können.) Kf6 (Vabanque: Jetzt ist der Sargdeckel zu. Gegen das Bauernmatt auf g5 gibt es kein Mittel mehr, auf h4 folgt h6.) 37. Td7 Kriegen wir aber schneller hin. In früheren Überlegungen hatte Weiß noch bedacht, warum er Kf6 nicht provozieren wollte. Offenbar reicht das Kurzzeitgedächtnis nicht allzu weit zurück. (Vabanque: Immerhin droht Weiß jetzt selbst Matt auf f7.) g5# Vabanque: Damit habe ich also gar kein "ungleiches Läuferendspiel" gewonnen, sondern einen Mattangriff erfolgreich durchgeführt, bei dem ungleichfarbige Läufer ja bekanntlich sogar hilfreich sind, da der gegnerische Läufer die entsprechenden Felder nicht verteidigen kann. Schon im Verlauf der Partie stellte sich mir die Frage, ob andere Varianten
besser oder sinnvoller gewesen wären. Daher habe ich mir "unterwegs" einige Notizen gemacht und der gedankliche Austausch mit Vabanque während des Spiels stand chessmail sei Dank auch zur Verfügung. Somit folgte nach der Gratulation zum Sieg eine Engine-Analyse. Material war vorhanden, die Gedanken noch frisch, also entstand darauf eine Kommentierung, die ich mit Vabanque teilte. Schnell entstand dann die Idee, daraus für diese Rubrik eine gemeinsame Kommentierung der Partie und der Gedanken der Spieler entstehen zu lassen.
Kellerdrache - 07. Dez '18
Vielen Dank für die hübsche Partie aus den "Niederungen" von chessmail. Es ist wirklich sehr instruktiv mal eine Partie aus den beiden verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Wie z.B ein Spieler ewig beim Durchrechnen einer Variante sitzt, die der andere überhaupt nie auf dem Plan hatte.
Das nach 24...Td8 auf dem Brett entstehende Endspiel ist vermutlich trotz des schwarzen Mehrbauern stark remislastig, aber gerade solche leicht schlechteren Enspiele zu verteidigen ist keine leichte Aufgabe. Mir fällt es vor allem schwer zu entscheiden wann man zu Gegenangriff (23.Td7) und wann zur passiven Verteidigung (30.Te8) greifen sollte.
Die Partie ist jedenfalls leicht verständlich und unterhaltsam und die Kommentare von beiden Seiten machen die Sache extra interessant. Ein Experiment, dass eine Wiederholung verdient.
Das nach 24...Td8 auf dem Brett entstehende Endspiel ist vermutlich trotz des schwarzen Mehrbauern stark remislastig, aber gerade solche leicht schlechteren Enspiele zu verteidigen ist keine leichte Aufgabe. Mir fällt es vor allem schwer zu entscheiden wann man zu Gegenangriff (23.Td7) und wann zur passiven Verteidigung (30.Te8) greifen sollte.
Die Partie ist jedenfalls leicht verständlich und unterhaltsam und die Kommentare von beiden Seiten machen die Sache extra interessant. Ein Experiment, dass eine Wiederholung verdient.
haribo02 - 07. Dez '18
Kann ich nur zustimmten: wirklich sehr interessant, die
Kommentare von beiden hier zu bekommen !
Schöne Partie, Anfangs sehr ausgeglichen, aber nach
17.Sd5 ..kippte das Spiel zugunsten von Schwarz.
Weiss hätte vielleicht hier über den Zug: 17.Tc1
nachdenken sollen, der Turm droht indirekt die Schwarze Dame und öffnet nach 17.....cxd4 18.exd4 Dd7 19.Sd5...die c-Linie.
Vielen Dank dafür und bitte noch mehr davon ;-)
LG haribo02
Kommentare von beiden hier zu bekommen !
Schöne Partie, Anfangs sehr ausgeglichen, aber nach
17.Sd5 ..kippte das Spiel zugunsten von Schwarz.
Weiss hätte vielleicht hier über den Zug: 17.Tc1
nachdenken sollen, der Turm droht indirekt die Schwarze Dame und öffnet nach 17.....cxd4 18.exd4 Dd7 19.Sd5...die c-Linie.
Vielen Dank dafür und bitte noch mehr davon ;-)
LG haribo02
Oli1970 - 07. Dez '18
Dankeschön Euch beiden! Ich finde es mordsmäßig schwer, in solchen Stellungen den Durchblick zu behalten, vor allen Dingen umzuschalten, wenn etwas passiert, was man so gar nicht bedacht hat, wie diese Geschichte nach dem 16. Zug. Plötzlich stand ich auf dem falschen Bahngleis sozusagen. Eben noch im Angriff und einen Moment später nur noch Schadensbegrenzung.
Ich glaube, sowas wie Tc1 habe ich gar nicht in Erwägung gezogen an der Stelle. Tunnelblick aufs Mittelfeld, der Wunsch, den Angriff und möglichst die Figur zu behalten. Am Vortag hatte ich c5 noch auf dem Schirm, nach Vabanques Zug war das alles wie ausradiert. Da half auch das Analysebrett nicht mehr. Aber die Idee hinter Deinem Vorschlag klingt gut. Mal sehen, was Vabanque dazu sagt. :-)
Der Endspielbereich ist für mich ein großes schwarzes Loch. Was Du, Kellerdrache, beschreibst, geht mir auch so. Das einzige, wo ich mir sicher bin, ist, dass ich mich falsch entscheide. Wenig Steine und viel Platz auf dem Brett ist definitiv noch schlechter für mich als verwickelte Stellungen. :-)
Ich glaube, sowas wie Tc1 habe ich gar nicht in Erwägung gezogen an der Stelle. Tunnelblick aufs Mittelfeld, der Wunsch, den Angriff und möglichst die Figur zu behalten. Am Vortag hatte ich c5 noch auf dem Schirm, nach Vabanques Zug war das alles wie ausradiert. Da half auch das Analysebrett nicht mehr. Aber die Idee hinter Deinem Vorschlag klingt gut. Mal sehen, was Vabanque dazu sagt. :-)
Der Endspielbereich ist für mich ein großes schwarzes Loch. Was Du, Kellerdrache, beschreibst, geht mir auch so. Das einzige, wo ich mir sicher bin, ist, dass ich mich falsch entscheide. Wenig Steine und viel Platz auf dem Brett ist definitiv noch schlechter für mich als verwickelte Stellungen. :-)
freak40 - 07. Dez '18
Sehr interessant!
Gerade die beiderseitigen Kommentare....da konnte man schön sehen, wie manchmal aneinander vorbei gedacht wurde.
Das Endspiel sollte wohl Remis sein......ABER ein paar ungenaue Züge von Weiß reichen Vabanque, um mit genaue Zügen den Sieg zu erreichen.
Von solchen Partien kann ich mehr lernen als von der WM ;-)
Gerade die beiderseitigen Kommentare....da konnte man schön sehen, wie manchmal aneinander vorbei gedacht wurde.
Das Endspiel sollte wohl Remis sein......ABER ein paar ungenaue Züge von Weiß reichen Vabanque, um mit genaue Zügen den Sieg zu erreichen.
Von solchen Partien kann ich mehr lernen als von der WM ;-)
Oli1970 - 07. Dez '18
Ich freue mich, als schlechtes Beispiel dienen zu können. :-) Oft ist es so, dass ich nicht weiß, was eigentlich schief läuft, nur dass es schief läuft.
Tschechov - 07. Dez '18
>>Oft ist es so, dass ich nicht weiß, was eigentlich schief läuft, nur dass es schief läuft.<<
Das geht mir bei erheblich stärkeren Spielern oft so. Da finde ich auch in der Analyse die Fehlzüge nicht, einfach, weil der Gegner mehr in die Tiefe denkt/spielt.
Das geht mir bei erheblich stärkeren Spielern oft so. Da finde ich auch in der Analyse die Fehlzüge nicht, einfach, weil der Gegner mehr in die Tiefe denkt/spielt.
Oli1970 - 07. Dez '18
Ja, genau. Erst sieht alles ganz logisch aus, dann geht‘s den Bach runter und man findet nicht raus, was der eigentliche Fehler war. Häufig ist es dann auch nicht der große Hammer, der sofort folgt. Die Stellung wird nur von Zug zu Zug schlechter, bis sie irgendwann explodiert. Aber wo war der Anfang vom Ende?
Ich will nicht mal sagen, dass es mich nur bei erheblich stärkeren Spielern trifft. Manche Stellungen durchdringe ich einfach nicht: Einem Angriff geht die Luft aus, ein Zwischenzug wird nötig oder für nötig gehalten, dann geht die Initiative flöten, plötzlich bin ich am Verteidigen und muss noch einen schlechten Abtausch machen. Alles mehr oder weniger erzwungen und das war es dann. Zurück bleibt Ratlosigkeit, weil ich keine alternativen Möglichkeiten gesehen habe. Auch die Engine hilft dann nur bedingt. Vielleicht kann sie mir zeigen, wo das Pendel ausschlägt, mir aber eben keinen Lerneffekt vermitteln, wenn es sich nicht um grobe Patzer handelt.
Ich will nicht mal sagen, dass es mich nur bei erheblich stärkeren Spielern trifft. Manche Stellungen durchdringe ich einfach nicht: Einem Angriff geht die Luft aus, ein Zwischenzug wird nötig oder für nötig gehalten, dann geht die Initiative flöten, plötzlich bin ich am Verteidigen und muss noch einen schlechten Abtausch machen. Alles mehr oder weniger erzwungen und das war es dann. Zurück bleibt Ratlosigkeit, weil ich keine alternativen Möglichkeiten gesehen habe. Auch die Engine hilft dann nur bedingt. Vielleicht kann sie mir zeigen, wo das Pendel ausschlägt, mir aber eben keinen Lerneffekt vermitteln, wenn es sich nicht um grobe Patzer handelt.