Kommentierte Spiele
Spektakuläre Spielzüge (V)
Vabanque - 11. Mai '16
Die Wiener Variante des Damengambits ist so reich an scharfen taktischen Wendungen, das ich noch ein drittes Beispiel mit dieser Eröffnung bringe (zumal die Partien ja auch immer so schnell zu Ende sind ;) ). In der Partie Subaric-Trifunovic (Spektakuläre Spielzüge III) hatte ich keine Alternativen zu der schwarzen Erwiderung 12... Sd7 angegeben. In der vorliegenden Partie erfahren wir, was geschehen kann, wenn Schwarz stattdessen anders spielt ...































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Alexander Kotov Mikhail M Yudovich Sr. Soviet Union | Soviet Union | 1939 | D39 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sf3 d5 4. Lg5 Lb4+ 5. Sc3 xc4 6. e4 c5 7. Lxc4 xd4 8. Sxd4 Da5 9. Lxf6 Lxc3+ 10. xc3 Dxc3+ 11. Kf1 Dxc4+ 12. Kg1 Bis hierhin identisch mit der im Vorspann erwähnten Partie Subaric-Trifunovic. Dort habe ich erklärt, dass jetzt Schwarz nicht auf f6 zurücknehmen kann wegen Tc1. Gleichzeitig droht aber auch - ähnlich wie in der Partie Müller-NN, die ich in der vorigen Folge (Brillante Mattangriffe XXIII) brachte - 13. Sxe6!. Deswegen spielte Trifunovic hier Sd7. Möglicherweise ist Ld7 besser. In der gegenwärtigen Partie versucht Schwarz es anders. O-O Damit vermeidet er nicht nur 13. Sxe6!, sondern auch die 'Nebendrohung' Lxg7. Tatsächlich stellt der Textzug die einzige Möglichkeit für Schwarz dar, wirklich einen Bauern zu gewinnen. Aber besonders Vertrauen erweckend sieht das trotzdem nicht aus. Schwarz rochiert ja geradezu in den weißen Tornado hinein. Vermutlich glaubte er, dass der Angriff für Weiß nicht so unbeschwert zu führen sein würde, zumal der Th1 eingeklemmt und die weiße Grundreihe schwach ist, so dass sich die weißen Schwerfiguren nicht ganz so sorglos von ihr entfernen dürfen. 13. Dg4 Diesen Zug mit der brutalen Mattdrohung auf g7 hätten wohl auch alle Patzer dieser Welt hier gespielt. g6 Und so hätten sich auch alle Patzer dieser Welt gegen das Matt verteidigt, weil es ja keine andere Möglichkeit gibt. 14. Df4 Sehr stark war hier auch e5 mit der Abzugsdrohung Sf5!!, wonach die schwarze Dc4 durch das Gegenüber der Damen hinge und gleichzeitig Sh6# drohte. - Der Textzug ist wiederum von brutaler Natur; käme Weiß jetzt noch zu Dh6, so könnte Schwarz das Matt auf g7 nicht mehr decken. Sd7 Natürlich hat Schwarz, als er die gewagte Rochade spielte, auch ein paar Züge vorausgerechnet. Schließlich handelte es sich bei ihm auch um einen späteren IM, und die Partie wurde in der UdSSR-Meisterschaft ausgetragen, was damals schon ein sehr hohes Level bedeutete. 15. e5 Der Bauer soll nach dem Tausch des gefährlichen Läufers quasi dessen Rolle übernehmen. Sxf6 16. xf6 Kh8 Seit der Rochade macht Schwarz nur noch Zwangszüge, um das Matt überhaupt noch decken zu können. Aber er spekuliert darauf, dass sich Weiß nach 17. Dh6 Tg8 ausgetobt hätte, und keine Fortsetzung seines Angriffs zu sehen wäre. 17. Tc1! Dd5? 18. Dh6 Tg8 19. Sf3 Dh5 Dies war die falsch vorausberechnete Idee von 17... Dd5. Schwarz glaubt, dass die weiße Dame sich tauschen oder zurückweichen müsste. Das ist aber nicht der Fall. 20. Sg5!! Dxh6 Die einzige - aber sinnlose - Möglichkeit, die Partie zu verlängern, bestand in Dxg5. 21. Sxf7# Ein schönes pseudo-ersticktes Matt.
alms - 11. Mai '16
Schöne Partie! 20.Sg5 ist wirklich ein Hammer!
Im chinesischen Schach wäre das übrigens kein Matt, weil dort die Pferde nicht springen können und 21...Tg7 das Schach decken würde. Ging mir nur gerade so durch den Kopf...
Im chinesischen Schach wäre das übrigens kein Matt, weil dort die Pferde nicht springen können und 21...Tg7 das Schach decken würde. Ging mir nur gerade so durch den Kopf...
Vabanque - 12. Mai '16
Tja, und keiner hat bemerkt, dass ich mich im Titel vertippt habe - nach Folge III käme ja erst Folge IV :)