Kommentierte Spiele

Große Partien ... (XXIII): Fischer - Larsen 1971

Vabanque - 11. Mai '14
Dass Bobby Fischer auf seinem Weg zur WeltmeisterschaftTaimanov und Larsen jeweils mit 6:0 besiegte, dürfte hinlänglich bekannt sein. Dass insbesondere aber Larsen
- anders als das letztendliche Ergebnis vermuten ließe - keineswegs eine leichte Beute war, sondern höchst kreatives Spiel nötig war, ihn auf diese Weise zu überwinden, davon legt die folgende Partie Zeugnis ab.

Es handelt sich um die 1. Partie des Wettkampfs.

Robert James Fischer Bent Larsen Fischer-Larsen Candidates Match | Denver, USA | 1 | 1971.07.06 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e6 2. d4 d5 3. Sc3 Lb4 Die Winawer-Variante im Französischen, die von Botwinnik, Korchnoi und Uhlmann mit großem Erfolg angewandt wurde. 4. e5 Se7 5. a3 Lxc3+ 6. xc3 c5 7. a4 Zu sehr scharfem Spiel kann hier Dg4 führen, insbesondere wenn Schwarz dann die beiden Bauern g7 und h7 opfert, um im Zentrum und am Damenflügel zu heftigem Gegenspiel zu gelangen. Fischers Zug ist mehr strategisch-positionell: sein Lc1 soll später über a3 gut ins Spiel kommen. Er spielt diesen Zug, bevor Schwarz ihm mit Dd8-a5-a4 und Blockade des a-Bauern zuvor kommt, wie Botwinnik es in einigen Partien mit Erfolg getan hat. Sbc6 8. Sf3 Ld7 9. Ld3 Schärfer als Le2. Weiß provoziert c5-c4, was auch bald geschieht. Dc7 Auf O-O wäre das Läuferopfer Lxh7+ nebst Sg5+ durchschlagend. Larsen scheint die lange Rochade vorzubereiten, zu der es aber nicht kommt. 10. O-O c4 11. Le2 f6 Schwarz knabbert den weißen e-Bauern heftig an; es sieht so aus, als ob Weiß tauschen (und damit dem Schwarzen die g-Linie öffnen) müsste. 12. Te1! Deckt den e-Bauern indirekt. Gewinnt Schwarz jetzt auf e5 den Bauern, so verliert er nach Springertausch nebst Lh5+ seine Dame. Sg6 13. La3! Jetzt opfert Weiß den e-Bauern wirklich. Er baut dabei insbesondere auf die Beherrschung der dunklen Felder. xe5 14. xe5 Sxe5 15. Sxe5 Sxe5 Auf Dxe5 könnte folgen: 16. Lxc4 (Abzug) nebst Lxd5 (Fesselung auf der e-Linie!). 16. Dd4 In Folge des Verschwindens der weißen Zentralbauern kann die Dame jetzt diese beherrschende Position einnehmen, aus der sie auch nicht mit 16... Sc6 vertrieben werden kann wegen 17. Lh5+ (unbedingt nötig, denn auf sofort Dxg7 käme O-O-O) nebst Dxg7. Schwarz kann auch schlecht sofort lang rochieren (16... O-O-O) wegen Dxa7. Außerdem ist der Se5 latent durch den Te1 bedroht. Sg6 17. Lh5! Weiß verliert keine Zeit mit Dxg7, worauf ja wieder die Rochade gut wäre. Jetzt aber droht Dxd5, und auf 17... O-O-O hätte Weiß wieder Dxa7 zur Verfügung (wobei 18. a5 nebst Lc5 aber wahrscheinlich noch stärker ist). Schwarz ist in eine wenig beneidenswerte Lage geraten, in der es schwierig geworden ist, einen sinnvollen Zug zu finden. Kf7 Dxd5 ist jetzt jedenfalls verhindert, und der g-Bauer ist auch gedeckt. Aber der König gerät schnell ins Kreuzfeuer der weißen Figuren. 18. f4! Schon droht 19. f5 exf5 20. Te7+ mit Vernichtung. The8 Deckt wenigstens das Feld e7. 19. f5 xf5 20. Dxd5+ Jetzt muss Schwarz feststellen, dass er auf dieses Schach weder seinen Läufer noch seinen Turm dazwischen setzen kann, denn auf 20... Le6 geschieht 21. Txe6! Txe6 22. Dxf5+ Tf6 (sonst fällt der Turm) 23. Dd5+ Te6 (auf Ke8 24. Te1+ wird es matt) 24. Tf1+ und der Turm fällt doch. Auf den anderen Versuch 20... Te6 kommt 21. Dxf5+ Tf6 (sonst wieder Materialverlust) 22. Te7+ (der Sg6 ist ja gefesselt und deckt nicht) Kg8 23. Dd5+, und der Ld7 fällt. Kf6 Also bleibt nur dieser wahrlich seltsam anmutende Königszug. Aber dieser Königsstellung ist viel schwerer beizukommen, als man meinen könnte. 21. Lf3?! Das ist hier nicht das Stärkste, wie man mittlerweile nachgewiesen hat. Sowjetische Analysen wollten damals mit 21. g4 gewinnen, aber auch das ist nicht richtig. Am stärksten wäre 21. Ld6 gewesen, ein Zug, den Fischer sicher erwogen hat, da er ja eigentlich auf der Hand liegt. Irgend etwas muss ihn also davon abgehalten haben, ihn zu spielen. Se5! Die beste Gegenchance. Die Partie wird ab jetzt hochdramatisch. 22. Dd4! Auf Grund dieser Fesselung des Se5 droht jetzt Ld6, z.B. 22... Tad8 23. Ld6 Da5 (hält die Deckung des Se5 noch aufrecht) 24. Ld5, und der Springer fällt. Kg6! Vermutlich plante hier Larsen schon die folgende Gegenaktion, die nur um ein Haar scheitert. 23. Txe5! Scheinbar nur eine simple Materialgewinn-Kombination. In Wirklichkeit musste Fischer hier sehr weit und tief rechnen, weil Schwarz ihm in Kürze die Mattpistole auf die Brust setzen kann! Dxe5 Nach Txe5 24. Ld6 würde Weiß den Turm sofort zurückgewinnen und hätte dann eine Mehrfigur. 24. Dxd7 Jetzt kann Schwarz nicht mit seiner Dame auf c3 nehmen, denn es würde folgen: 25. Dd6+ Kg5 (Kf7 26. Ld5+) 26. h4+! nebst Df4#. Tad8 Aber dieser Gegenangriff ist äußerst gefährlich. 25. Dxb7 De3+ Schwarz scheint jetzt Mattangriff zu haben. Aber Fischer hat weiter gerechnet. Später fand man heraus, dass Larsen an dieser Stelle auf c3 nehmen und damit die Partie wahrscheinlich hätte halten können (weiterhin stärkstes Spiel vorausgesetzt). Einen Gewinn für Weiß hat darauf jedenfalls noch niemand zwingend nachweisen können. Aber der Textzug sieht ja optisch viel stärker aus. Weiß kann jetzt natürlich nicht Kh1 spielen wegen Grundreihenmatt in 2 Zügen. 26. Kf1 Td2 Droht scheinbar undeckbar Matt auf f2. 27. Dc6+ Te6 Und nun ist auch noch die weiße Dame angegriffen, die zwar jetzt mit 28. Dc5 das Matt decken könnte, nur müsste Weiß dann nach Tf2+ 29. Kg1 Txf3+ mit einer Minusqualität in ein verlorenes Endspiel einlenken. 28. Lc5! Ein verblüffender Zug! Weiß lässt seine Dame angegriffen und das folgende Abzugsschach einfach zu, und es stellt sich heraus, dass Schwarz nichts Gutes damit anfangen kann! Er erobert zwar jetzt die Dame, aber um einen zu hohen Preis. In Wirklichkeit hatte Fischer das alles schon bei 23. Txe5 korrekt erkennen müssen. Tf2+ 29. Kg1 Txg2+ Tatsächlich noch am besten; nach Txf3+ 30. Lxe3 Lxc6 31. gxf3 hätte Schwarz eine Figur zu wenig. 30. Kxg2 Dd2+ 31. Kh1 Txc6 32. Lxc6 Dxc3 Lässt einen Freibauern auf der a-Linie zu. Nach a5 hätte Fischer es vermutlich schwerer gehabt. 33. Tg1+ Kf6 34. Lxa7 g5 An dieser Stelle ergibt sich eine Merkwürdigkeit. In mehreren Internet-Datenbanken wird der 34. Zug von Schwarz mit g5 angegeben, aber in 3 Büchern, die ich besitze, steht übereinstimmend f4. In Kasparovs Standardwerk 'On My Great Predecessors' steht aber wieder g5! Es kann doch kaum sein, dass in einer in einem Kandidatenmatch gespielten Partie Uneinigkeit über den an dieser Stelle tatsächlich gespielten Zug herrscht?! Der Lösung des Rätsels bin ich jedenfalls nicht auf die Spur gekommen. - Hätte Schwarz hier Dxc2 gespielt, so hätte jedenfalls der weiße a-Bauer sofort einen Schritt in Richtung Umwandlungsfeld tun können. Nach dem Textzug muss Weiß ihm diesen Schritt erst noch ermöglichen. 35. Lb6 Dxc2 Damit verschafft sich Schwarz selbst einen Freibauern; dies ist seine letzte Gegenchance. 36. a5 Db2 Verhindert zunächst noch a3, da dann der Lb6 hinge. Aber dieser kann mit Tempo wegziehen. Da2 wäre aber ebenfalls zwecklos gewesen wegen Lb7. 37. Ld8+ Ke6 38. a6 Da3 Greift den Bauern a6 an und verhindert a7. 39. Lb7 Jetzt droht Weiß mit Lb6 dem a-Bauern den roten Teppich auszurollen. Dc5 Schwarz möchte damit zugleich Lb6 und a7 verhindern, aber dies gelingt nicht. Db3 leistete zu diesem Zweck noch etwas längeren Widerstand. Versucht Schwarz mit c3 seinen eigenen Freibauern in die Waagschale zu werfen, geschieht 40. Lb6 c2 41. a7 c1=D 42. Txc1 Dxc1+ 43. Lg1, und der a-Bauer kostet die Dame. 40. Tb1 Jetzt ist Lb6 nicht zu verhindern. c3 Bringt nichts mehr. 41. Lb6 Schwarz gab auf, denn auf c2 folgt 42. Te1+ De5 (erzwungen) 43. Txe5+ Kxe5 44. a7 (die Umwandlung des schwarzen Bauern kann Weiß zulassen) c1=Q+ 45. Lg1 und wieder muss sich die neu geborene schwarze Dame gegen den a-Bauern opfern, wonach Weiß zwei Mehrfiguren bleiben. Trotz der Ungenauigkeit im 21. Zug eine gigantische Leistung Fischers.
PGN anzeigen[Event "Fischer-Larsen Candidates Match"]
[Site

"Denver, USA"]
[Date "1971.07.06"]
[EventDate

"1971.??.??"]
[Round "1"]
[Result "1-0"]
[White "Robert

James Fischer"]
[Black "Bent Larsen"]


1. e4 e6 2.

d4 d5 3. Nc3 Bb4 {Die Winawer-Variante im

Französischen, die von Botwinnik, Korchnoi und Uhlmann

mit großem Erfolg angewandt wurde.} 4. e5 Ne7 5. a3

Bxc3+ 6. bxc3 c5 7. a4 {Zu sehr scharfem Spiel kann

hier Dg4 führen, insbesondere wenn Schwarz dann die

beiden Bauern g7 und h7 opfert, um im Zentrum und am

Damenflügel zu heftigem Gegenspiel zu gelangen.

Fischers Zug ist mehr strategisch-positionell: sein Lc1

soll später über a3 gut ins Spiel kommen. Er spielt

diesen Zug, bevor Schwarz ihm mit Dd8-a5-a4 und

Blockade des a-Bauern zuvor kommt, wie Botwinnik es in

einigen Partien mit Erfolg getan hat.} Nbc6 8. Nf3
Bd7 9. Bd3 {Schärfer als Le2. Weiß provoziert c5-c4,

was auch bald geschieht.} Qc7 {Auf 0-0 wäre das

Läuferopfer Lxh7+ nebst Sg5+ durchschlagend. Larsen

scheint die lange Rochade vorzubereiten, zu der es aber

nicht kommt.} 10. O-O c4 11. Be2 f6 {Schwarz knabbert

den weißen e-Bauern heftig an; es sieht so aus, als ob

Weiß tauschen (und damit dem Schwarzen die g-Linie

öffnen) müsste.} 12. Re1! {Deckt den e-Bauern indirekt.

Gewinnt Schwarz jetzt auf e5 den Bauern, so verliert er

nach Springertausch nebst Lh5+ seine Dame.} Ng6 13.

Ba3! {Jetzt opfert Weiß den e-Bauern wirklich. Er baut

dabei insbesondere auf die Beherrschung der dunklen

Felder.} fxe5 14. dxe5 Ncxe5
15. Nxe5 Nxe5 {Auf Dxe5 könnte folgen: 16. Lxc4 (Abzug)

nebst Lxd5 (Fesselung auf der e-Linie!).} 16. Qd4 {In

Folge des Verschwindens der weißen Zentralbauern kann

die Dame jetzt diese beherrschende Position einnehmen,

aus der sie auch nicht mit 16... Sc6 vertrieben werden

kann wegen 17. Lh5+ (unbedingt nötig, denn auf sofort

Dxg7 käme 0-0-0) nebst Dxg7. Schwarz kann auch schlecht

sofort lang rochieren (16... 0-0-0) wegen Dxa7.

Außerdem ist der Se5 latent durch den Te1 bedroht.} Ng6

17. Bh5! {Weiß verliert keine Zeit mit Dxg7, worauf ja

wieder die Rochade gut wäre. Jetzt aber droht Dxd5, und

auf 17... 0-0-0 hätte Weiß wieder Dxa7 zur Verfügung

(wobei 18. a5 nebst Lc5 aber wahrscheinlich noch

stärker ist). Schwarz ist in eine wenig beneidenswerte

Lage geraten, in der es schwierig geworden ist, einen

sinnvollen Zug zu finden.} Kf7 {Dxd5 ist jetzt

jedenfalls verhindert, und der g-Bauer ist auch

gedeckt. Aber der König gerät schnell ins Kreuzfeuer

der weißen Figuren.} 18. f4! {Schon droht 19. f5 exf5

20. Te7+ mit Vernichtung.} Rhe8 {Deckt wenigstens das

Feld e7.} 19. f5 exf5 20. Qxd5+ {Jetzt muss Schwarz

feststellen, dass er auf dieses Schach weder seinen

Läufer noch seinen Turm dazwischen setzen kann, denn

auf 20... Le6 geschieht 21. Txe6! Txe6 22. Dxf5+ Tf6

(sonst fällt der Turm) 23. Dd5+ Te6 (auf Ke8 24. Te1+

wird es matt) 24. Tf1+ und der Turm fällt doch. Auf den

anderen Versuch 20... Te6 kommt 21. Dxf5+ Tf6 (sonst

wieder Materialverlust) 22. Te7+ (der Sg6 ist ja

gefesselt und deckt nicht) Kg8 23. Dd5+, und der Ld7

fällt.} Kf6 {Also bleibt nur dieser wahrlich seltsam

anmutende Königszug. Aber dieser Königsstellung ist

viel schwerer beizukommen, als man meinen könnte.}21.
Bf3?! {Das ist hier nicht das Stärkste, wie man

mittlerweile nachgewiesen hat. Sowjetische Analysen

wollten damals mit 21. g4 gewinnen, aber auch das ist

nicht richtig. Am stärksten wäre 21. Ld6 gewesen, ein

Zug, den Fischer sicher erwogen hat, da er ja

eigentlich auf der Hand liegt. Irgend etwas muss ihn

also davon abgehalten haben, ihn zu spielen.} 21...

Ne5! {Die beste Gegenchance. Die Partie wird ab jetzt

hochdramatisch.} 22. Qd4! {Auf Grund dieser Fesselung

des Se5 droht jetzt Ld6, z.B. 22... Tad8 23. Ld6 Da5

(hält die Deckung des Se5 noch aufrecht) 24. Ld5, und

der Springer fällt.} Kg6! {Vermutlich plante hier

Larsen schon die folgende Gegenaktion, die nur um ein

Haar scheitert.} 23. Rxe5! {Scheinbar nur eine simple

Materialgewinn-Kombination. In Wirklichkeit musste

Fischer hier sehr weit und tief rechnen, weil Schwarz

ihm in Kürze die Mattpistole auf die Brust setzen

kann!} Qxe5 {Nach Txe5 24. Ld6 würde Weiß den Turm

sofort zurückgewinnen und hätte dann eine Mehrfigur.}
24. Qxd7 {Jetzt kann Schwarz nicht mit seiner Dame auf

c3 nehmen, denn es würde folgen: 25. Dd6+ Kg5 (Kf7 26.

Ld5+) 26. h4+! nebst Df4#.} Rad8 {Aber dieser

Gegenangriff ist äußerst gefährlich.} 25. Qxb7 Qe3+

{Schwarz scheint jetzt Mattangriff zu haben. Aber

Fischer hat weiter gerechnet. Später fand man heraus,

dass Larsen an dieser Stelle auf c3 nehmen und damit

die Partie wahrscheinlich hätte halten können

(weiterhin stärkstes Spiel vorausgesetzt). Einen Gewinn

für Weiß hat darauf jedenfalls noch niemand zwingend

nachweisen können. Aber der Textzug sieht ja optisch

viel stärker aus. Weiß kann jetzt natürlich nicht Kh1

spielen wegen Grundreihenmatt in 2 Zügen.} 26. Kf1 Rd2

{Droht scheinbar undeckbar Matt auf f2.} 27. Qc6+ Re6

{Und nun ist auch noch die weiße Dame angegriffen, die

zwar jetzt mit 28. Dc5 das Matt decken könnte, nur

müsste Weiß dann nach Tf2+ 29. Kg1 Txf3+ mit einer

Minusqualität in ein verlorenes Endspiel einlenken.}

28. Bc5! {Ein verblüffender Zug! Weiß lässt seine Dame

angegriffen und das folgende Abzugsschach einfach zu,

und es stellt sich heraus, dass Schwarz nichts Gutes

damit anfangen kann! Er erobert zwar jetzt die Dame,

aber um einen zu hohen Preis. In Wirklichkeit hatte

Fischer das alles schon bei 23. Txe5 korrekt erkennen

müssen.} Rf2+ 29. Kg1 Rxg2+ {Tatsächlich noch am

besten; nach Txf3+ 30. Lxe3 Lxc6 31. gxf3 hätte Schwarz

eine Figur zu wenig.}
30. Kxg2 Qd2+ 31. Kh1 Rxc6 32. Bxc6 Qxc3 {Lässt einen

Freibauern auf der a-Linie zu. Nach a5 hätte Fischer es

vermutlich schwerer gehabt.} 33. Rg1+ Kf6 34. Bxa7 g5

{An dieser Stelle ergibt sich eine Merkwürdigkeit. In

mehreren Internet-Datenbanken wird der 34. Zug von

Schwarz mit g5 angegeben, aber in 3 Büchern, die ich

besitze, steht übereinstimmend f4. In Kasparovs

Standardwerk 'On My Great Predecessors' steht aber

wieder g5! Es kann doch kaum sein, dass in einer in

einem Kandidatenmatch gespielten Partie Uneinigkeit

über den an dieser Stelle tatsächlich gespielten Zug

herrscht?! Der Lösung des Rätsels bin ich jedenfalls

nicht auf die Spur gekommen. - Hätte Schwarz hier Dxc2

gespielt, so hätte jedenfalls der weiße a-Bauer sofort

einen Schritt in Richtung Umwandlungsfeld tun können.

Nach dem Textzug muss Weiß ihm diesen Schritt erst noch

ermöglichen.} 35. Bb6 Qxc2 {Damit verschafft sich

Schwarz selbst einen Freibauern; dies ist seine letzte

Gegenchance.}
36. a5 Qb2 {Verhindert zunächst noch a3, da dann der

Lb6 hinge. Aber dieser kann mit Tempo wegziehen. Da2

wäre aber ebenfalls zwecklos gewesen wegen Lb7.} 37.

Bd8+ Ke6 38. a6 Qa3 {Greift den Bauern a6 an und

verhindert a7.} 39. Bb7 {Jetzt droht Weiß mit Lb6 dem

a-Bauern den roten Teppich auszurollen.} Qc5 {Schwarz

möchte damit zugleich Lb6 und a7 verhindern, aber dies

gelingt nicht. Db3 leistete zu diesem Zweck noch etwas

längeren Widerstand. Versucht Schwarz mit c3 seinen

eigenen Freibauern in die Waagschale zu werfen,

geschieht 40. Lb6 c2 41. a7 c1=D 42. Txc1 Dxc1+ 43.

Lg1, und der a-Bauer kostet die Dame.} 40. Rb1 {Jetzt

ist Lb6 nicht zu verhindern.} c3 {Bringt nichts mehr.}

41. Bb6 {Schwarz gab auf, denn auf} c2 {folgt} 42. Re1+

Qe5 {(erzwungen)} 43. Rxe5+ Kxe5 44. a7 {(die

Umwandlung des schwarzen Bauern kann Weiß zulassen)}

c1=Q+ 45. Bg1 {und wieder muss sich die neu geborene

schwarze Dame gegen den a-Bauern opfern, wonach Weiß

zwei Mehrfiguren bleiben. Trotz der Ungenauigkeit im

21. Zug eine gigantische Leistung Fischers.}1-0
cutter - 11. Mai '14
Wieder eine tolle Partie.
Hast du' s bemerkt? Variantenberechnung 29. Zug: 30. Lxc6 ;-)

Und dann denke ich, dass 44. Le3 wesentlich stärker ist. Außer es war doch die Variante mit f4....

Zwinkernde Grüße cutter
Vabanque - 12. Mai '14
Stimmt, in der entsprechenden Variante muss es natürlich Txc6 heißen! Vertippt :)

Wie viele solcher Schreibfehler waren wohl in den Partien, bei denen du nichts angemerkt hast?

Und ja, das stimmt, 44. Le3 ist einfacher, wenn Schwarz im 34. Zug g5 gespielt hat. Vielleicht klärt uns ja noch jemand auf, was wirklich gespielt wurde?
Ich hatte halt eine Standard-Gewinnmethode im Kopf, die immer geht, z.B. ist ein ähnlicher Gewinn auch möglich, wenn Schwarz 34... Dxc2 spielt (35. a5 Dd3 36. a6 c3 37.Lb7 c2 38. Tc1! Dd1+ 39. Txd1 cxd1=D+ 40. Lg1 und Weiß drückt seinen Bauern durch). Das hatte ich aber nicht aufgeschrieben, damit es nicht zu viele Varianten werden.
cutter - 12. Mai '14
Einer war mir auf jeden Fall aufgefallen, ich weiß aber nicht mehr in welcher Partie ;-)

Könnte sein, dass es der Einzige war?
Solange nicht jemand nun 2 Fehler findet, wird der Nachweis schwer zu führen sein ;-)

Grüße cutter
Vabanque - 12. Mai '14
Mir selber waren auch noch ein paar aufgefallen, aber immer zu spät ...

Auch hier fällt mir gerade noch etwas auf: in der Anmerkung zum 36. Zug steht 'um a3 zu verhindern'; gemeint ist natürlich a6.
Kellerdrache - 12. Mai '14
Eine ganz tolle Partie. Gerade weil der Unterlegene eben auf hohem Niveau mitgekämpft hat und sich nicht einfach die Stellung um die Ohren hauen gelassen hat.