Schachaufgaben

@Tarrasch_0815

Skooby - 13. Mai '09
Du machst das echt super mit den Schachaufgabe. Investierst viel Zeit, auch wenn ich kaum mitmache, ich finds trotzdem toll.

Großes Lob an dieser Stelle! ( an die anderen auch )


Es grüßt der Skooby
patzer0815 - 13. Mai '09
kann mich da nur anschließen. Falls ich irgendwann doch noch zum Taktiker werd hast du ne Teilschuld, Tarrasch ^^
tarrasch_0815 - 13. Mai '09
Danke Dir!

Es macht auch viel mehr Spaß, hier Zeit zu investieren, als im so genannten Hauptforum :)
tarrasch_0815 - 13. Mai '09
Nun ja, es gibt keine Nur-Taktiker oder Nur-Strategen, genauso wenig wie es Nicht-Taktiker gibt. Denn die Taktik begegnet einem ja (wenn auch oft in ziemlich simpler Form) auf Schritt und Tritt in jeder Partie. Ansonsten hat man zwar schön aufgebaut und geplant, fällt aber einer Springergabel zum Opfer und muss aufgeben ;)
Wieder umgekehrt kommt ein 'Nur-Taktiker' nie überhaupt in eine Stellung, in der er kombinieren kann, wenn er nicht eine vernünftige Stellung aufbauen kann.

Am Anfang der Partie gibt es noch nichts zu sehen, also ist da jeder erstmal Nur-Stratege. Umgekehrt gibt es wie schon gesagt in jeder Partie auf Schritt und Tritt taktische Fallstricke zu vermeiden bzw. zu erkennen und ggf. für sich zu nutzen.

Ich behaupte sogar, dass in jeder Partie, die nicht auf Top-Niveau gespielt wird, irgendwo taktisch etwas Ungenutztes 'drin' ist. Man müsste es nur verstehen, diese Gelegenheiten regelmäßig zu nutzen, man würde so gut wie jede Partie gewinnen oder zumindest nicht verlieren.

Ich hatte vergangenen Freitag im Vereinsturnier ein Leichtfigurenendspiel, das mir große Pein verursachte. Niemals hätte ich das Endspiel als solches gehalten, aber mein Gegner ließ plötzlich eine taktische Abwicklung zu, die das Remis klarstellte. Mit solchen 'Ausreden' halte ich immer noch Partien, die sonst verloren wären, oder gewinne sie sogar noch (was in diesem Fall unmöglich war, dazu war die Situation auf dem Brett nicht mehr geeignet). Ohne taktisches Gespür würde ich alle Partien verlieren :)
Beule - 13. Mai '09
kannst du dieses Endspiel mal einstellen (mit der anschließenden Zugfolge)? Fänd ich interessant, anzusehen!
tarrasch_0815 - 13. Mai '09
Uh, ich soll eigene Partien hier reinstellen? Das ist viel zu peinlich :((

Außerdem war ja kein wirklicher Witz dabei, es war total simpel, man musste es halt sehen ... mein Gegner hat's übersehen, ich hab's gesehen, das war alles.
tarrasch_0815 - 13. Mai '09
Na gut, wenn es Dich wirklich interessiert (vielleicht interessiert's ja auch noch jemand anderen?):

[FEN 8/1p6/2p1k3/P3Pp2/2bPp3/B1N1P3/6K1/4b3 w - - 7 45 ]

Ich hatte Weiß, und wie man leicht erkennt, war ich am Zug.

Mit den schwachen Bauern a5 und e3, sowie L+S gegen 2L steht Weiß trotz seines gedeckten Freibauern auf e5 ziemlich übel. (Es stand aber vorher schon mal schlimmer, ich hatte immerhin meinen L aktivieren können.)

In Zeitnot des Schwarzspielers nahm ich meine taktische Chance wahr, gestützt auf die schwarze Königsstellung:

1. Sa4! Lxa5 (?) 2. Sc5+, und dem Schwarzen wurde es mulmig, er sah plötzlich, dass sein König nur zwei Felder hat (nach e7 darf er wegen des Abzugs nicht), die ihm beide nicht mehr besonders attraktiv erschienen, er gab das Spiel remis, mit Recht, man sehe:

a) 2. ... Kf7 3. Sxb7, und nun ist der La5 direkt, der Lc4 dagegen indirekt durch die Gabel Sd6+ bedroht, so dass 3. ... Lc7 erzwungen ist, und Weiß mit 4. Sd6+ ins Remis abwickeln kann

b) 2. ... Kd5 3. e6, und nun hat das Spiel plötzlich eine sogar für Schwarz bedrohliche Wendung genommen, es geht gerade noch 3... Le2 4. e7 Lh5, aber mit 5. Sd7! stellt Weiß schon wieder eine Gabeldrohung auf, freilich kann Schwarz mit Ke6 noch alles abwehren, und dann kommt es wohl zur Zugwiederholung mit 6. Sc5+ Kd5 7. Sd7, sofern Schwarz nicht noch in die Falle Kf6 7. Sd7 Kf7? 8. e8D! (wieder die Gabel!) tappt.

Ich will hier nicht alle möglichen Varianten posten. Das Beispiel soll ja auch nur zeigen, wie schnell Endspiele ins taktische Fahrwasser gleiten können, und wie schnell es noch einmal für den besser Stehenden gefährlich werden kann, vor allem in Zeitnot. Plötzlich zählt dann nicht mehr die Bauernstruktur, sondern die konkrete geometrische Lage der Steine zueinander, die Gabelangriffe ermöglichen.
Beule - 13. Mai '09
danke dir :-)...und gratuliere...womit sich wieder mal zeigt, wie wichtig Springer gegen Läufer in solch einer eher mäßigen Stellung sein kann.

Noch eine Frage zum besseren Verständnis (für mich als Laien ;-) ) ... der schwarze war in Zeitnot, schreibst du...heisst das, er hat vorher zu lang überlegt oder habt ihr geblitzt? Wenn ersteres, wie lange dauert so ein Spiel im Wettkampf dann?

Greetz
Andi
tarrasch_0815 - 13. Mai '09
Fürs Endspieltechnische sind die zwei Läufer besser, für die taktischen Gegenchancen der Springer :)

Zu Deiner Frage: Die Zeitkontrolle war 1 Stunde für 30 Züge, plus 20 min Zugabe für den Rest der Partie. Das machen wir im Vereinsturnier so, damit die Freitagabend-Partien nicht ewig dauern, ohne andererseits zu Schnellschach-Partien zu werden.

Zu dem Zeitpunkt der Stellungsbildes (45. Zug) hatte der Schwarze noch ca. 5 Minuten auf der Uhr, ich etwa 15 (für den gesamten Rest der Partie). Klar, dass er sich auf nichts mehr einließ und Remis annahm. Er sagte mir nachher, er hätte Kf7 gespielt. Niemand wird sich hier auf Kd5 einlassen, wenn er nicht alle Varianten durchrechnen kann. Und die waren am Brett wirklich schwierig zu berechnen.
Beule - 13. Mai '09
naja, nach einer Stunde 25 beim 45 Zug kann man ja denn auch nicht vob "blitzen" schreiben ;-))
Nochmal danke :-)
tarrasch_0815 - 13. Mai '09
2 Stunden und 25 Minuten waren wir schon dran, denn für die ersten 30 Züge hat ja jeder von beiden 1 Stunde :)
patzer0815 - 14. Mai '09
Es ist klar, dass es nicht Nur-Taktiker und Nor-Strategen gibt. Bei mir liegt der schwerpunkt halt auf dem strategischen Elementen des Schachs.
Stimm die da voll zu, dass in fast jeder Amateurpartie was taktisches drin ist. Was da aber auch strategisch fabriziert wird, ist au ned zu vernachlässigen. Ist halt weniger spektakulär, oder schnell entscheidend, aber positionelle Matts geben ja a paar Züge später auch volle Punkte
tarrasch_0815 - 14. Mai '09
Der Begriff 'positionelles Matt' ist zumindest mir neu ;)

Irgendwer (Kurt Richter?) hat mal gesagt:

'Der Positionsspieler sieht den König als ein notwendiges Übel an, ohne ihn würde ihm das Schachspiel viel besser gefallen.'

Das ist natürlich absichtlich völlig überspitzt formuliert, aber ein Körnchen Wahrheit steckt schon in diesem Schach-Aphorismus. Was nützt der schönste blockierte Bauer, wenn man paar Züge später selber einer Mattkombination erliegt?

Die strategischen Grundkenntnisse braucht jeder Spieler, aber bis zu DWZ 2000 wird so gut wie jede Partie durch ein taktisches Übersehen entschieden. (Ich weiß, wovon ich spreche.)

Im Übrigen gibt es auch von den großen Taktikern der Schachgeschichte, wie Blackburne, Janowski, Marshall, Spielmann, Tolusch, Kurt Richter, Tal ... auch ausgezeichnet geführte Positionspartien und langwierige Endspiele! Die konnten das, auch wenn sie solche Stellungen niemals angestrebt hätten ... sie hatten sich auch mit den Positionen beschäftigt, die sie nicht liebten, und spielten sie ausreichend gut, wenn sie doch mal auftraten. Umgekehrt gibt es glänzende Mattangriffe und Opferorgien selbst von Capablanca, Smyslov, Petrosjan, und Karpov, die doch als 'langweilige' Positionsspieler verschrien waren! Wenn die Stellung es erforderte, begaben sie sich auch in einen taktischen Wirbel, aber sie hätten wohl nie 'spekulativ' geopfert, sondern nur, wenn sie zu 100% sicher waren, dass es auch korrekt war.

Im Grunde kann niemand alles durchrechnen (außer er heißt Fritz *g*), genauso wie niemand das absolute Positionsverständnis hat. Schach ist immer mit Risiko verbunden, andernfalls braucht man sich gar nicht ans Brett zu setzen :)

Sagte nicht jemand mal: 'Schach ist die gefährlichste aller Sportarten'? ;)
patzer0815 - 15. Mai '09
zumindest hat er die Gewinnkombi in der Partie Short - Timman (Tilburg 1992) trotz ewig langem rechenen nicht gefunden ;-)
tarrasch_0815 - 15. Mai '09
Auch gewisse Studien können Programme nicht lösen, z.B. welche mit positionellem Remis, das erkennen Engines in der Regel nicht.

Aber das war ja nicht der Hauptpunkt meiner Ausführungen gewesen. Der war vielmehr: Fritz spielt nicht Schach, er rechnet Schach. Der Mensch dagegen kann und muss ab einem gewissen Niveau intuitiv spielen, egal ob er sich zu den Positions- oder Kombinationsspielern zählt. Auch starke Taktiker erspüren in den meisten Stellungen nur, dass etwas geht. (Zum Beispiel bin ich oft nicht in der Lage, die einfachsten Dinge durchzurechnen, etwa in Bauernendspielen, wo es nur ums Züge zählen geht, da irre ich mich ständig.) Meine Rechenfähigkeit ist - genauso wie in der Mathematik - äußerst gering. Aber meistens habe ich es im Gespür, ob in einer Stellung etwas drin ist. Und da täusche ich mich merkwürdigerweise selten.
Phantom - 17. Mai '09
Siehe Skooby! Echt klasse!