Kommentierte Spiele
WGM Edith Keller-Herrmann zum 103. Geburtstag am 17.11.
Vabanque - 17. Nov '24
Heute, am 17. November, hat SF aspire5 in seiner anregenden Reihe 'Erinnerung' der deutschen Schachspielerin Edith Keller-Herrmann (1921-2010) gedacht, die am 17.11.1921 in Dresden geboren wurde:
/forum/thread.html?key=vkdKcjw6Rh5e&sv=2
Ihren schachlichen Werdegang kann man bei Wikipedia nachlesen:
de.wikipedia.org/wiki/Edith_Keller-Herrmann
Wie stark sie war, zeigt vor allem das folgende Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:
>>Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war sie eine der ersten Frauen, die erfolgreich an Männerturnieren teilnahmen. 1946 wurde sie in Leipzig hinter Rudolf Teschner Fünfte bei der ersten Meisterschaft der Sowjetischen Besatzungszone. In Dortmund 1951 spielte Keller als einzige Frau in einem starken Meisterturnier und bewies mit einem Sieg über Großmeister Nicolas Rossolimo und einem Remis gegen Großmeister Efim Bogoljubow (...), dass sie in dieser Konkurrenz bestehen konnte.<<
Ich habe eine Partie ausgewählt, die Frau Keller-Herrmann im Jahr 1955 im Kandidatenturnier der Frauen-Weltmeisterschaft gegen die Russin Valentina Borisenko (1920-1993) spielte. In besagtem Kandidatenturnier wurde Frau Keller-Herrmann mit 14 aus 19 Punkten Dritte (nur einen Punkt hinter der Siegerin), Frau Borisenko kam mit 13 aus 19 auf den fünften Platz:
chessgames.com/perl/chess.pl?tid=48039
Wenn die folgende Partie auch nicht fehlerfrei gespielt ist, so zeigt sie doch einen schönen, geradlinigen und relativ leicht verständlichen Angriff gegen die weiße Königsstellung:































PGN anzeigen
/forum/thread.html?key=vkdKcjw6Rh5e&sv=2
Ihren schachlichen Werdegang kann man bei Wikipedia nachlesen:
de.wikipedia.org/wiki/Edith_Keller-Herrmann
Wie stark sie war, zeigt vor allem das folgende Zitat aus dem Wikipedia-Artikel:
>>Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war sie eine der ersten Frauen, die erfolgreich an Männerturnieren teilnahmen. 1946 wurde sie in Leipzig hinter Rudolf Teschner Fünfte bei der ersten Meisterschaft der Sowjetischen Besatzungszone. In Dortmund 1951 spielte Keller als einzige Frau in einem starken Meisterturnier und bewies mit einem Sieg über Großmeister Nicolas Rossolimo und einem Remis gegen Großmeister Efim Bogoljubow (...), dass sie in dieser Konkurrenz bestehen konnte.<<
Ich habe eine Partie ausgewählt, die Frau Keller-Herrmann im Jahr 1955 im Kandidatenturnier der Frauen-Weltmeisterschaft gegen die Russin Valentina Borisenko (1920-1993) spielte. In besagtem Kandidatenturnier wurde Frau Keller-Herrmann mit 14 aus 19 Punkten Dritte (nur einen Punkt hinter der Siegerin), Frau Borisenko kam mit 13 aus 19 auf den fünften Platz:
chessgames.com/perl/chess.pl?tid=48039
Wenn die folgende Partie auch nicht fehlerfrei gespielt ist, so zeigt sie doch einen schönen, geradlinigen und relativ leicht verständlichen Angriff gegen die weiße Königsstellung:
Valentina Borisenko Keller-Herrmann, Edith Zenski FIDE Kandidati 1955 | Moscow URS | 18 | 1955.10.28 | E56 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 Lb4 4. Sf3 c5 5. e3 O-O 6. Ld3 d5 7. O-O Sc6 Damals wie noch heute eine Standardvariante der Nimowitsch-indischen Verteidigung. Man hat vorliegende Position sogar einmal als 'Normalstellung' dieser Eröffnung bezeichnet. 8. a3 La5 Schwarz ziert sich noch mit dem Abtausch; das sofortige Lxc3 wird häufiger gespielt. 9. xd5 xd5 10. xc5 Nun hat Weiß der Schwarzspielerin einen isolierten Bauern verschafft, aber Schwarz erhält dafür ein freies Figurenspiel. Lxc3 11. xc3 Der weiße Mehrbauer ist an dieser Stelle illusorisch; Schwarz könnte ihn bereits mit Da5 problemlos zurückerobern. Dies wäre aber eine Abweichung vom Spiel am Königsflügel und im Zentrum. Lg4 12. c4 Der Lc1 soll auf b2 eine schöne Diagonale finden. Aber zugleich beginnt nun ein zweischneidiger Kampf. Frau Borisenko nimmt mit Absicht die folgende Aufreißung ihrer Königsstellung in Kauf und pocht auf ihr Bauernplus bzw. hofft, eventuell später selbst auf der dann geöffneten g-Linie zum Angriff zu kommen (wobei sich Letzteres aber als illusorisch erweisen wird). Se5 13. xd5!? Sxf3+?! Dies sollte eigentlich falsch sein, wie allerdings anscheinend erst spätere Partien mit dieser Variante gezeigt haben. Das Schlagen mit dem Läufer war richtig. Wir werden gleich sehen, wo der Hase im Pfeffer liegt. 14. xf3 Lh3 15. Te1?! Dieses Ausweichen des Turms vor dem Angriff des Lh3 sieht völlig 'selbstverständlich' aus. Und vor allem schafft der Turm ja Platz für einen weißen Läufer auf f1.
Dennoch wäre das Qualitätsopfer 15. e4! hier richtig gewesen; Schwarz hätte dann keinen Angriff erlangt, und die weiße Bauernmasse wäre stark geworden. Diese Verbesserung kam 1957, also 2 Jahre nach vorliegender Partie, in einer Begegnung Kondratiev-Cherepkov vor, wobei hier allerdings noch Schwarz gewann. 1965 wurde dann aber in Partien Donner gegen Pietzsch wie auch L. Szabo gegen Garcia der Zug 15. e4 zum Erfolg geführt.
Dxd5 Nun droht Schwarz bereits Dg5+ nebst Matt auf g2, aber Weiß hat natürlich schon vorher ausgerechnet, dass sie den schwarzen Lh3 mit ihrem eigenen weißfeldrigen Läufer neutralisieren kann. 16. Lf1 Dh5 17. Lxh3 Dxh3 18. Lb2 Tad8 Frau Keller-Herrmann bringt mit Tempo (Angriff auf die weiße Dame) die nächste Angriffsfigur ins Spiel. Der Turm soll über d5 nach g5 oder h5 geführt werden. Der weiße Lb2 hat jetzt seine schöne Diagonale zwar betreten, wird aber nie zum erwünschten Einsatz kommen. 19. De2 Td5 20. f4 Das Einzige, das sowohl gegen Tg5+ (nebst Matt) wie auch gegen Th5 hilft (worauf Weiß h2 nun mit f3 decken könnte). Aber der Zug gibt zwangsläufig das Feld e4 frei. Se4 Der Verderber naht mit hörbarem Hufgetrappel. Die offensichtliche Drohung ist das vernichtende Td2; es gibt aber noch eine weniger offensichtliche, die Weiß jetzt übersieht. 21. Ld4?? Weiß verstopft die d-Linie, doch Schwarz findet einen anderen Eingang! 21. Df1! hätte wohl um ein Haar noch die Stellung gehalten, da das Turmendspiel nach Dg4+
Sg5! Eigentlich schon der Knock-Out-Schlag und sicher ein Schock für Frau Borisenko. Der Springer darf wegen Txg5+ nebst Matt nicht genommen werden, und es droht vernichtend Sf3+, worauf Weiß die Dame geben müsste, um nicht auf h2 matt zu werden. Frau Borisenko findet noch einen momentanen Ausweg für Weiß, der allerdings zu Materialverlust bei unkoordinierter Figurenstellung führt. 22. f3 Sxf3+ 23. Kf2 Der König versucht noch durch die Mitte zu entkommen. Sxe1 24. Kxe1 Dh4+?! Schade, ein Schönheitsfehler. Der Rest der Partie macht ohnehin den Eindruck wie in beiderseitiger Zeitnot gespielt. Schließlich verlor Weiß ja dann auch durch Zeitüberschreitung, was noch als weiterer Schönheitsfehler gelten kann, welcher der Siegerin aber natürlich nicht anzulasten ist. 25. Kd2 Tfd8 Droht auf d4 zu 'opfern'. 26. Dc4 De7 Jetzt hängt c5, wegen der Fesselung des Ld4. 27. Kc3 De4 Trotz des relativ geringen Materialrückstands ist das weiße Spiel auf Dauer hoffnungslos. Ihr König findet kein Plätzchen, wo er sein müdes Haupt betten könnte, ihre Figuren stehen unkoordiniert (während alle schwarzen aktiv sind), und die weißen Bauern sind verstreut und drei von ihnen isoliert, so dass sie irgendwann nur 'eingesammelt' werden müssen. 28. Ta2 Um den Turm auf die b-Linie zu bringen. h5 Schwarz hat gut Zeit für dieses 'aktive Luftloch'. 29. Tb2 Ein Versuch des Gegenspiels gegen b7. T5d7 30. Dd3 Dd5 Damentausch würde den Sieg deutlich erschweren, da dann der Nachteil der unsicheren weißen Königsstellung wegfiele und die weiße Bastion, die durch den 'Großbauern' Ld4 gehalten wird, nicht so leicht zu erschüttern wäre. 31. Dc4 Dh1 32. De2 Dc1+ Hier überschritt Weiß die Bedenkzeit. Trotz des Schönheitsfehlers im 21. Zug eine interessante Partie und eine überzeugende Leistung von Edith Keller-Herrmann. auf etwa De6 22. Dg2 (droht Matt auf g7!) f6 23. Ld4 dagegen kann Weiß dann tatsächlich mit Erfolg die d-Linie verstopfen
22. Dg2 Dxg2+ 23. Kxg2 Td2 24. Kf3! Txb2 25. Kxe4 Txf2 26. Tab1 für Schwarz trotz besserer Bauernstellung (Weiß hat 4 'Bauerninseln'!) kaum Gewinnchancen bieten dürfte.
aspire5 - 17. Nov '24
Da hast Du Dir wirklich viel Mühe gegeben, ich muss das mal auf einem "wirklichen Brett" nachspielen. So mit den reinen Figuren-Koordinaten kann ich das leider nicht!
Vielen Dank Vabanque für Deine Mühe und Deinen Beitrag! 👍👍👍
Vielen Dank Vabanque für Deine Mühe und Deinen Beitrag! 👍👍👍
Vabanque - 17. Nov '24
Bearbeitet
Du kannst doch die Partie durch die Pfeiltasten unter dem Brett hier nachspielen (oder durch Anklicken der Zugnotation); funktioniert das bei dir denn nicht?