Kommentierte Spiele
Angriffsschach (VI): Gewinnen mit dem Trompovsky-Angriff
Vabanque - 29. Okt '24
Wieder einmal greife ich eine ganz alte Serie bzw. Nummerierung auf. In die Reihe 'Glanzpartien unbekannter Spieler' hätte diese Partie nicht gepasst, denn der britische GM Hodgson (der übrigens nicht mit dem gleichnamigen Sänger von Supertramp identisch ist!) ist nicht derart unbekannt: er hat in den frühen 90er Jahren (aus denen die folgende Partie stammt) für eine stärkere Beachtung des Trompovsky-Angriffs gesorgt, indem er einige Glanzpartien mit dieser Eröffnung gewonnen hat.
Schwarz macht es Hodgson in dieser Partie zwar zu leicht, trotzdem ist die Partie m.E. wegen des schönen intuitiven Springeropfers im 16. Zug und wegen des fulminanten Schlusses zumindest unterhaltsam.































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Schwarz macht es Hodgson in dieser Partie zwar zu leicht, trotzdem ist die Partie m.E. wegen des schönen intuitiven Springeropfers im 16. Zug und wegen des fulminanten Schlusses zumindest unterhaltsam.
Julian M Hodgson Andrew D Martin BCF-ch | Plymouth ENG | 6 | 1992.08.08 | A45 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 Sf6 2. Lg5 d5 3. Lxf6 xf6 Hier ist auch das Schlagen mit dem e-Bauern möglich. 4. c4 c6 5. e3 e6 Vielleicht hätte Schwarz hier seinen Damenläufer nach f5 herausspielen sollen, statt ihn mit dem Textzug einzuschließen. 6. Sc3 f5 Verhindert e4. Nun ist eine Art Stonewall entstanden, allerdings mit dem deutlichen Unterschied, dass sich kein schwarzer Bauer auf g7 befindet, so dass Schwarz nun Felderschwächen auf f6 und h6 besitzt. Außerdem hat er nicht mehr die Möglichkeit, f5 mit einem g-Bauern auf g6 zu stützen, so dass späteres weißes g2-g4 an Kraft gewinnt. Auch jetzt könnte Hodgson bereits g4 spielen, aber er bevorzugt es, zunächst einmal seine Entwicklung abzuschließen. 7. Sf3 Lg7 Ob der Läufer hier gut steht, ist ebenfalls fraglich. Vielleicht wäre Ld6 besser gewesen. 8. Dc2 Sd7 9. h3 Späteres g4 wird vorbereitet. xc4 Schwarz muss irgendwie versuchen, Gegenspiel zu erlangen. Dieser Zug wäre an sich - in Verbindung mit b7-b5, a6 und Lb7 ähnlich der Meraner Verteidigung - recht brauchbar, nur setzt Schwarz dann nicht konsequent fort. 10. Lxc4 Dc7 Merkwürdigerweise spielt er nun nicht gleich b5. 11. O-O-O b5 Also jetzt doch. 12. Lb3?! Das sollte nicht das Beste sein, da der Läufer später in die Bredouille hätte kommen können. Ironischerweise wird er hier für den späteren Partieschluss aber wieder gut stehen. La6? Hier leistet der Läufer bestimmt nichts. Vielleicht wollte Schwarz damit ja c5 vorbereiten, doch kommt es dazu nicht. Weiß hat jetzt genug von den Vorbereitungen und geht energisch vor. 13. g4 f4?
c5 wäre doch jetzt konsequent gewesen, um Läuferfang mit c5-c4 zu drohen. Allerdings hätte Weiß dann den Läufer sowohl mit Lxe6 nebst Sg5 wie auch mit gxf5 nebst fxe6 und Sg5 recht gut opfern können. Immerhin wäre dann Schwarz aber noch mit im Spiel geblieben, während er nach dem Textzug schnell platt ist. 14. Lxe6 xe6 15. Sg5
14. Sg5 Droht unter anderem schon Lxe6. Sf8 15. Sce4 Die weiße Kavallerie kommt auf schnellen Hufen dahergetrappelt. Mit c5 wird es jetzt nie mehr etwas, und man sieht deutlich, wie schlecht der La6 steht. h6 Sonst kommt Sc5, aber nun kann Weiß gleich opfern. 16. Sxf7! Bei der mangelnden Kooperation der schwarzen Figuren in Verbindung mit der Möglichkeit des nächsten weißen Zuges sicher kein schwerer Entschluss. Kxf7 Mit der Dame kann Schwarz nicht nehmen wegen der Springergabel auf d6. 17. d5! Auf einmal steht der Lb3 sehr gut. Weiß nutzt die Fesselung des schwarzen c-Bauern aus. Le5 So gut und so schlecht wie alles andere. 18. xe6+ Kg7 Hier hofft er wenigstens für den Moment noch ein Plätzchen zum Verschnaufen gefunden zu haben, doch erweist sich diese Hoffnung als Täuschung. 19. Dc5 Hodgson sieht eine Möglichkeit, die Partie schnell zu beenden. Lc8 Schwarz übersieht die Drohung, aber die Stellung war so und so hoffnungslos. 20. Td7+! Schneidet die schwarze Dame von e7 ab. Weiß setzt nun schnell matt.
mr20 - 29. Okt '24
Danke schön. Dem ahnungslosen Betrachter mag nach dem 18. Zug gar nicht auffallen, dass der schwarze König in seiner Höhle so viel gefährdeter ist, als der weiße ohne Schutzbauer auf einer Linie mit der sD bei dlankierwndwb Läufern.
Vabanque - 29. Okt '24
Naja, Schutzbauern sind nicht unbedingt notwendig. Der weiße König könnte sogar ohne jeden Bauernschutz dastehen (was ja nicht der Fall ist), wenn er nicht angegriffen werden könnte. Schwarz hat keinerlei Möglichkeit, mit seinen Figuren irgendwie an die weiße Königsstellung zu gelangen, während Weiß mit fast allen seinen Figuren (mit Ausnahme des Th1) schon dicht am schwarzen König dran ist.