Kommentierte Spiele

Viktor Kortschnoi (III) : Kortschnoi-Spasski

Kellerdrache - 11. Jun '16
Damit Kollege Vabanque am Wochenende mal etwas verschnaufen kann habe ich hier eine von mir kommentierte Partie des kürzlich Verstorbenen eingeschoben. Sie ist ein wenig kompliziert und ich hoffe es ist mir gelungen mit meinem Kommentar ausreichend Licht ins Dunkel gebracht zu haben.
Wer von uns hat nicht schon eine Partie in der er klar besser stand verdorben weil sich im Gefühl des kommenden Sieges Schlamperei und Oberflächlichkeit einschlichen. Die vorliegende Partie beeindruckt, unter anderem, mit der Konsequenz und Präzision mit der Kortschnoi den einmal erzielten Vorteil in einen Punkt umsetzt. Sie stammt aus dem Kandidatenfinale mit dem er sich für den ersten WM-Kampf gegen Karpov qualifizierte.

Kortschnoj, Viktor Spassky, Boris V 1977 | D58 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. c4 e6 2. Sc3 d5 3. d4 Le7 4. Sf3 Sf6 5. Lg5 O-O 6. e3 h6 7. Lh4 b6 Wie hat ein Schachfreund auf Chessmail mal gesagt: Das Damengambit ist eine Eröffnungs-Großfamilie, was schön beschreibt wie sehr unterschiedlich die möglichen Varianten sind. Beinahe wie eigene Eröffnungen. Dieser Sprößling nennt sich Tartakower-Variante. 8. Tc1 Lb7 9. Lxf6 Lxf6 10. xd5 xd5 11. b4 versucht das schwarze Spiel am Damenflügel zu behindern. Solche Züge waren immer typisch Kortschnoi. Selbst da wo der Plan des Gegners nicht gänzlich verhindert werden kann macht man ihm doch das Leben so schwer wie möglich. c6 Spasskis Idee war laut den zeitgenössischen Kommentatoren a5 zu spielen und auf ein mögliches b5 dann mit c5 das Zentrum anzuknabbern.
Eine Alternative ist das aktiver aussehende c5 12. xc5 xc5 13. Db3 greift den Lb7 an und erhöht den Druck auf d5 Lc6 14. xc5 Sd7 15. Sb5 Tc8 schlägt der Springer auf a7 wird er nach 16...Da5+ abgeholt
12. Le2 Sd7 13. O-O a5 der erste Zug des oben erwähnten Plans 14. b5 c5 15. xc5 ein sehr origineller Zug. Das Feld d4 wird geräumt, so daß man wenn Schwarz mit dem Springer auf c5 nimmt mit dem eigenen Pferdchen über d4 nach c6 in die gegnerische Stellung eindringt. Direkt mit dem b-Bauern schlagen geht ja wegen des hängenden Landwirts auf d5 nicht. Sxc5
und wenn man erst den Sc3 beseitigt und dann mit dem b-Bauern nimmt ? Lxc3 und jetzt nicht direkt auf c3 zurücknehmen. sondern 16. c6
16. Sd4 So ganz nebenbei auch ein Beispiel wie man einen Isolani bekämpft. Erst blockieren, dann belagern. Dd6 um Sc6 zu verhindern 17. Lg4 Mit Lf3 die Belagerung des d5 zu beginnen kann so verkehrt auch nicht sein. Mit den Türmen auf d8 und c8, sowie dem Läuferpaar hat Schwarz aber passables Gegenspiel. Kortschnois Zug nimmt Spasski das Feld c8 für einen seiner Türme und bleibt seiner Devise treu dem Gegner immer so unangenehm wie möglich zu sein. Tfd8 18. Te1 Nicht um e4 durchzusetzen. Der Turm soll über e2 nach c2 oder d2 Se6 bekämpft die stärkste Figur des Gegners. Eine Alternative wäre 18...Se4 19. Lxe6 Kortschnoi nimmt mit dem Läufer. Der Springer soll ja immer noch nach c6 und nach harmlosen Zügen wie Sce2 wäre ja jetzt das Feld c8 für die schwarzen Türme frei xe6 und Spasski hat keinen Isolani mehr 20. Sc6 verliert das denn nicht einfach einen Bauern nach 20...Lxc6 21.bxc6 Dxc6 ? Lxc6 21. xc6 Lxc3
Dxc6 auf diese naheliegende Fortsetzung hatte der schreckliche Viktor die folgende Variante angegeben 22. Se4 Db7
schlechter ist Dd7 23. Sxf6+ xf6 24. Dd4 Kg7 25. Dxb6
23. Sxf6+ xf6 24. Dg4+ Kf7 25. Dh5+ Kg7 mit recht einfachem Remis. Spasski aber wollte gewinnen und wählte einen anderen Weg.
22. Txc3 Tac8 23. Dc2 Weiß hat einen Freibauern, aber auch Schwarz scheint sich auf der d-Linie einen solchen verschaffen zu können. Dieser würde dann nicht nur seinerseits mit Umwandlung drohen sondern so nebenher noch die weißen Schwerfiguren auf der c-Linie belästigen. e5 24. c7 Td7 25. Tc1 d4 beide Herren treiben ihre Bauern voran 26. Tc6 Dd5 Beide Seiten verfolgen ihre Umwandlungsziele. Ich gebe zu hier die schwarzen Drohungen stärker eingeschätzt zu haben. Jeder Bauernzug bedroht eine Schwerfigur und die Umwandlung würde direkt mit Matt erfolgen, d.h. Weiß muss noch Zeit finden seinem König ein Luftloch zu machen. 27. Db1 Greift den b6 an und nimmt dem potentiellen schwarzen Freibauern eine seiner Angriffsmarken d3
die möglichen Versuche den Bauern zu halten erweisen sich als nicht gut b5 28. e4 Df7 29. Dxb5
xe3 28. xe3 b5 29. Tb6 diese Variante ist natürlich nicht von mir sondern von Kortschnoi selbst. Schlieslich sieht es ja erst einmal nach dem Verlust des b-Bauern aus Txc7 30. Txc7 Txc7 gewinnt zwar einen Bauern lässt aber den König schutzlos zurück. 31. Tb8+ Kf7 32. Df5+ Ke7 33. Df8+ Ke6 34. Te8+ Kd7 35. Td8+ diese Variante gab Kortschnoi kurz nach der Partien an.
28. Dxb6 d2 in einem der von mir benutzen Kommentare gibt Kasparov das als Fehler an, da der d2 die zweite Reihe blockiert. Stattdessen schlägt er Dxa2 vor.
Dxa2 29. Db7 Tf8 Hier sieht man warum d2 eventuell ein Fehler war. Es droht ein Einschlag auf f2 mit nachfolgendem Matt 30. h3 Dxf2+ 31. Kh2 d2 32. Td1
32. c8=Q Txb7 33. Dxb7 dc1=Q 34. Txc1
Dxe3 33. c8=Q Txb7 34. Dxb7 Df4+ 35. Kg1 De3+
29. Td1 Dxa2 vielleicht nicht so stark wie mit dem Bauern noch auf d3, aber durch die schwache Grundreihe muß Weiß immer mit Opfern wie Da1 rechnen. Doch Db7 greift ja immerhin auch einen Turm an und man muß ja Da1 nicht mit Txa1 beantworten. 30. h3 die Präzision von Kortschnois Angriff ist beeindruckend. Er zieht dem schwarzen Gegenspiel den Zahn und lässt sich nicht zum vorschnellen Db7 verlocken.
30. Db7 Dieser Zug ist optisch so stark, dass man schon genau hinsehen muß um die Probleme zu entdecken Da4
Da1 Auch für Schwarz sind die offensichtlichen Züge nicht die besten. 31. Dxc8+ Kh7 32. Dh8+ holt den König zurück auf die Grundlinie damit Weiß mit Schach umwandeln kann. Jeder Zug hier muß zwingend sein, da sonst ja Dxd1 mit Matt folgt. Kxh8 33. Txh6+ Fantastisch und eine Schande das es nicht aufs Brett gekommen ist. Direkt c8-D+ ist weniger stark, da der König einfach wieder nach vorne geht xh6 34. c8=Q+ Kh7 35. Dxd7+
31. Dxc8+ Kh7 32. h3 Dxc6 33. Txd2 Dc1+ Hat Kortschnoi das alles gerechnet oder hat ihm seine Intuition gesagt : Erst mal vorbeugen, dein Angrif läuft dir nicht weg ?
Da4 das sieht der vorherigen Variante sehr ähnlich, aber die feinen Unterschiede machen hier denn Gewinn aus. 31. Txd2 ein hübsches, aber nicht schwer zu rechnendes Opfer. Kortschnoi weiß, dass er entweder den Turm zurück bekommt oder seinen Bauern verwandelt. Und so ist eben das Gegenspiel weg. Txd2 32. Db7 Tdd8 33. cd8=Q+ Txd8 34. Tc7 der Rauch legt sich und Schwarz steht schlecht. Der Angriff auf g7 ist primitiv aber schwer zu decken und außer ein paar lästigen Schachs hat Spaaki nichts. Da1+ 35. Kh2 e4 deshalb Schach auf a1 und nicht auf d1. Jetzt deckt die Dame g7, aber auf Kosten des e-Bauern 36. Dxe4 Df6 37. f4 Man will sich ja nicht mit Zügen wie Dd6+ blamieren lassen. Df8 38. Ta7 Dc5 39. Db7 Dc3 Die arme Dame muß all die Arbeit alleine machen. Der Turm ist weitgehend nutzlos 40. De7 Tf8 41. e4 Sehr nett. Ein Opfer bei so wenig verbleibendem Material. Dd4
Txf4 42. e5 und die Deckung des g7 ist unterbrochen
42. f5 h5 43. Txa5 e5 ist hier nicht so gut, da Spasski dann mit Df4+ Gegenspiel bekommt. Dd2 44. De5 Unbarmherzig! Der schreckliche Viktor gönnt seinem Gegner nichts. Kein Schach, kein gar nichts. Dg5 45. Ta6 Tf7 46. Tg6 Dd8 47. f6 h4
Txf6 bringt auch nichts. das entstehende Bauernendspiel ist verloren 48. Dxf6 Dxf6 49. Txf6 xf6 50. Kg3
48. xg7 und Spasski hatte keine Lust sich weiter quälen zu lassen.
PGN anzeigen
[Date "1977.??.??"]
[White "Kortschnoj, Viktor"]
[Black "Spassky, Boris V"]
[Result "1-0"]
[ECO "D58"]
[PlyCount "95"]

1. c4 e6 2. Nc3 d5 3. d4 Be7 4. Nf3 Nf6 5. Bg5 O-O 6. e3 h6 7. Bh4 b6 {
Wie hat ein Schachfreund auf Chessmail mal gesagt: Das Damengambit ist eine
Eröffnungs-Großfamilie, was schön beschreibt wie sehr unterschiedlich die
möglichen Varianten sind. Beinahe wie eigene Eröffnungen. Dieser Sprößling
nennt sich Tartakower-Variante.} 8. Rc1 Bb7 9. Bxf6 Bxf6 10. cxd5 exd5 11. b4 {
versucht das schwarze Spiel am Damenflügel zu behindern. Solche Züge waren
immer typisch Kortschnoi. Selbst da wo der Plan des Gegners nicht gänzlich
verhindert werden kann macht man ihm doch das Leben so schwer wie möglich.} c6
{Spasskis Idee war laut den zeitgenössischen Kommentatoren a5 zu spielen und
auf ein mögliches b5 dann mit c5 das Zentrum anzuknabbern.} ({
Eine Alternative ist das aktiver aussehende} 11... c5 12. bxc5 bxc5 13. Qb3 {
greift den Lb7 an und erhöht den Druck auf d5} Bc6 14. dxc5 Nd7 15. Nb5 Rc8 {
schlägt der Springer auf a7 wird er nach 16...Da5+ abgeholt}) 12. Be2 Nd7 13.
O-O a5 {der erste Zug des oben erwähnten Plans} 14. b5 c5 15. dxc5 {ein sehr origineller Zug. Das Feld d4 wird geräumt, so daß man wenn Schwarz mit dem
Springer auf c5 nimmt mit dem eigenen Pferdchen über d4 nach c6 in die
gegnerische Stellung eindringt. Direkt mit dem b-Bauern schlagen geht ja
wegen des hängenden Landwirts auf d5 nicht.} Nxc5 ({
und wenn man erst den Sc3 beseitigt und dann mit dem b-Bauern nimmt ?} 15...
Bxc3 {und jetzt nicht direkt auf c3 zurücknehmen. sondern} 16. c6) 16. Nd4 {
So ganz nebenbei auch ein Beispiel wie man einen Isolani bekämpft. Erst
blockieren, dann belagern.} Qd6 {um Sc6 zu verhindern} 17. Bg4 {Mit Lf3 die
Belagerung des d5 zu beginnen kann so verkehrt auch nicht sein. Mit den Türmen
auf d8 und c8, sowie dem Läuferpaar hat Schwarz aber passables Gegenspiel.
Kortschnois Zug nimmt Spasski das Feld c8 für einen seiner Türme und bleibt
seiner Devise treu dem Gegner immer so unangenehm wie möglich zu sein.} Rfd8
18. Re1 {Nicht um e4 durchzusetzen. Der Turm soll über e2 nach c2 oder d2} Ne6
{bekämpft die stärkste Figur des Gegners. Eine Alternative wäre 18...Se4} 19.
Bxe6 {Kortschnoi nimmt mit dem Läufer. Der Springer soll ja immer noch nach c6
und nach harmlosen Zügen wie Sce2 wäre ja jetzt das Feld c8 für die schwarzen
Türme frei} fxe6 {und Spasski hat keinen Isolani mehr} 20. Nc6 {
verliert das denn nicht einfach einen Bauern nach 20...Lxc6 21.bxc6 Dxc6 ?}
Bxc6 21. bxc6 Bxc3 (21... Qxc6 {auf diese naheliegende Fortsetzung hatte der
schreckliche Viktor die folgende Variante angegeben} 22. Ne4 Qb7 ({
schlechter ist} 22... Qd7 23. Nxf6+ gxf6 24. Qd4 Kg7 25. Qxb6) 23. Nxf6+ gxf6
24. Qg4+ Kf7 25. Qh5+ Kg7 {mit recht einfachem Remis. Spasski aber wollte
gewinnen und wählte einen anderen Weg.}) 22. Rxc3 Rac8 23. Qc2 {Weiß hat einen
Freibauern, aber auch Schwarz scheint sich auf der d-Linie einen solchen
verschaffen zu können. Dieser würde dann nicht nur seinerseits mit Umwandlung
drohen sondern so nebenher noch die weißen Schwerfiguren auf der c-Linie
belästigen.} e5 24. c7 Rd7 25. Rc1 d4 {beide Herren treiben ihre Bauern voran}
26. Rc6 Qd5 {Beide Seiten verfolgen ihre Umwandlungsziele. Ich gebe zu hier
die schwarzen Drohungen stärker eingeschätzt zu haben. Jeder Bauernzug bedroht
eine Schwerfigur und die Umwandlung würde direkt mit Matt erfolgen, d.h. Weiß
muss noch Zeit finden seinem König ein Luftloch zu machen.} 27. Qb1 {Greift den
b6 an und nimmt dem potentiellen schwarzen Freibauern eine seiner
Angriffsmarken} d3 ({
die möglichen Versuche den Bauern zu halten erweisen sich als nicht gut} 27...
b5 28. e4 Qf7 29. Qxb5) (27... dxe3 28. fxe3 b5 29. Rb6 {diese Variante ist
natürlich nicht von mir sondern von Kortschnoi selbst. Schlieslich sieht es ja erst einmal nach dem Verlust
des b-Bauern aus} Rdxc7 30. Rxc7 Rxc7 {
gewinnt zwar einen Bauern lässt aber den König schutzlos zurück.} 31. Rb8+ Kf7
32. Qf5+ Ke7 33. Qf8+ Ke6 34. Re8+ Kd7 35. Rd8+ {
diese Variante gab Kortschnoi kurz nach der Partien an.}) 28. Qxb6 d2 {
in einem der von mir benutzen Kommentare gibt Kasparov das als Fehler an, da
der d2 die zweite Reihe blockiert. Stattdessen schlägt er Dxa2 vor.} (28...
Qxa2 29. Qb7 Rf8 {Hier sieht man warum d2 eventuell ein Fehler war. Es droht
ein Einschlag auf f2 mit nachfolgendem Matt} 30. h3 Qxf2+ 31. Kh2 d2 32. Rd1 (
32. c8=Q Rxb7 33. Qxb7 dxc1=Q 34. Rxc1) 32... Qxe3 33. c8=Q Rxb7 34. Qxb7 Qf4+
35. Kg1 Qe3+) 29. Rd1 Qxa2 {vielleicht nicht so stark wie mit dem Bauern noch
auf d3, aber durch die schwache Grundreihe muß Weiß immer mit Opfern wie Da1
rechnen. Doch Db7 greift ja immerhin auch einen Turm an und man muß ja Da1
nicht mit Txa1 beantworten.} 30. h3 {die Präzision von Kortschnois Angriff ist
beeindruckend. Er zieht dem schwarzen Gegenspiel den Zahn und lässt sich nicht
zum vorschnellen Db7 verlocken.} (30. Qb7 {Dieser Zug ist optisch so stark,
dass man schon genau hinsehen muß um die Probleme zu entdecken} Qa4 (30... Qa1
{Auch für Schwarz sind die offensichtlichen Züge nicht die besten.} 31. Qxc8+
Kh7 32. Qh8+ {holt den König zurück auf die Grundlinie damit Weiß mit Schach
umwandeln kann. Jeder Zug hier muß zwingend sein, da sonst ja Dxd1 mit Matt
folgt.} Kxh8 33. Rxh6+ {Fantastisch und eine Schande das es nicht aufs Brett
gekommen ist. Direkt c8-D+ ist weniger stark, da der König einfach wieder nach
vorne geht} gxh6 34. c8=Q+ Kh7 35. Qxd7+) 31. Qxc8+ Kh7 32. h3 Qxc6 33. Rxd2
Qc1+ {Hat Kortschnoi das alles gerechnet oder hat ihm seine Intuition gesagt :
Erst mal vorbeugen, dein Angrif läuft dir nicht weg ?}) 30... Qa4 {das sieht der vorherigen Variante sehr ähnlich, aber die feinen Unterschiede machen hier
denn Gewinn aus.} 31. Rxd2 {ein hübsches, aber nicht schwer zu rechnendes Opfer.
Kortschnoi weiß, dass er entweder den Turm zurück bekommt oder seinen Bauern
verwandelt. Und so ist eben das Gegenspiel weg.} Rxd2 32. Qb7 Rdd8 33. cxd8=Q+
Rxd8 34. Rc7 {der Rauch legt sich und Schwarz steht schlecht. Der Angriff auf
g7 ist primitiv aber schwer zu decken und außer ein paar lästigen Schachs hat
Spaaki nichts.} Qa1+ 35. Kh2 e4 {deshalb Schach auf a1 und nicht auf d1. Jetzt
deckt die Dame g7, aber auf Kosten des e-Bauern} 36. Qxe4 Qf6 37. f4 {
Man will sich ja nicht mit Zügen wie Dd6+ blamieren lassen.} Qf8 38. Ra7 Qc5
39. Qb7 Qc3 {Die arme Dame muß all die Arbeit alleine machen. Der Turm ist
weitgehend nutzlos} 40. Qe7 Rf8 41. e4 {
Sehr nett. Ein Opfer bei so wenig verbleibendem Material.} Qd4 (41... Rxf4 42.
e5 {und die Deckung des g7 ist unterbrochen}) 42. f5 h5 43. Rxa5 {
e5 ist hier nicht so gut, da Spasski dann mit Df4+ Gegenspiel bekommt.} Qd2 44.
Qe5 {Unbarmherzig! Der schreckliche Viktor gönnt seinem Gegner nichts. Kein
Schach, kein gar nichts.} Qg5 45. Ra6 Rf7 46. Rg6 Qd8 47. f6 h4 (47... Rxf6 {
bringt auch nichts. das entstehende Bauernendspiel ist verloren} 48. Qxf6 Qxf6
49. Rxf6 gxf6 50. Kg3) 48. fxg7 {
und Spasski hatte keine Lust sich weiter quälen zu lassen.} 1-0
Vabanque - 11. Jun '16
Das Warten auf diese Partie hat sich gelohnt! Deine Kommentare sind die besten seit langem (wenn nicht sogar deine besten bisher), die machen die komplizierte Partie unmittelbar einsichtig!
Colorado77 - 11. Jun '16
Kellerdrache: Hut ab! Deine bisher beste kommentierte Partie! Wie aus einem Guss ;-)
Kellerdrache - 12. Jun '16
Es freut mich wirklich, dass euch die doch etwas komplizierte Partie gefällt und die drei mit der Kommentierung verbrachten Abende nicht umsonst waren.
Mir selbst hat, wie ja auch schon in der Einleitung erwähnt die Präzision gefallen mit der Kortschnoi die Partie gespielt hat. Wenn auch meine Kommentare etwas ausführlicher waren als normal so habe ich doch die Erwähnung vieler Möglichkeiten wie Weiß hätte fehlgehen können weggelassen.
Einige der erwähnten Varianten am Brett durchzurechnen ist schon eine Monsterleistung. Ich denke Kortschnois stachelige Persönlichkeit hat leider oft von seinem schachlichen Können abgelenkt und ich hoffe, dass unsere spontane Reihe dem etwas entgegen wirkt.
Vabanque - 12. Jun '16
Also, es gibt Partien, in deren Kommentierung ich auch mehrere Tage Arbeit gesteckt habe, und Partien, die ich in ein bis zwei Stunden kommentiert habe. Dabei habe ich feststellen können, dass zwischen dem Kommentier-Aufwand und dem Anklang, den die Partie dann findet, absolut kein positiver Zusammenhang besteht. Eher scheint es mir fast so, dass die schnell zusammengeschusterten Partien schneller ein + bekommen als die anderen, in die ich mein ganzes Herzblut vergossen habe ... das ist dann manchmal schon frustrierend. Vielleicht kommen meine Kommentare bei dem einen oder anderen auch oberlehrerhaft an, und das gefällt ihnen nicht (ohne dass mir das aber jemand sagen würde).
Allerdings ist unser beider Kommentierstil ja auch recht ähnlich. Wir versuchen beide, die Partie als Ganzes zu erklären und nicht bloß einzelne Züge. Gleichzeitig versuchen wir aber auch 'einfache' Züge zu erklären. Vielleicht gelingt dir das ja auch besser als mir, ich verliere mich manchmal doch zu sehr im Detail. Und ich versuche, gleichzeitig unterhaltsam zu sein, aber das muss man wahrscheinlich noch besser können, damit es wirklich stimmig wirkt. Du kommst immer seriös rüber, ich vielleicht manchmal zu flapsig. Ich weiß es nicht. Leider bekommt man hier diesbezüglich ja keine Hinweise.

Was den schrecklichen Viktor betrifft: 'Stachelige Persönlichkeit' ist sehr treffend gesagt. Als Person finde ich ihn immer noch in vielen Dingen fragwürdig, aber seine Partien darf man ja glücklicherweise unabhängig davon bewundern. Andernfalls dürfte man ja auch kein Bewunderer von Fischer, Aljechin oder Topalov sein.
Kellerdrache - 12. Jun '16
Ich finde deinen Stil eigentlich durchaus unterhaltsam, aber auch sehr informativ. Also genau so wie gute Literatur ;-)) sein sollte. Das man sich hier und da schon mal verquatscht passiert glaube ich jedem. Manche Idee lässt sich auch nicht unbedingt in zwei Sätzen ausdrücken.
Unsere Leserschaft ist wahrscheinlich auch zu 95% dieselbe. Wenn du also so furchtbar wärest würde es bestimmt auch mal ein -- hageln.
Vabanque - 12. Jun '16
Es gibt bestimmt auch Leute, die hier ein "-" geben. Nur kommt das in der Summe natürlich nicht heraus, da die + überwiegen. Aber bei denjenigen Beiträgen, die kein + kriegen, sind sicherlich unsichtbare "-" schuld. Nur sollten sich die 'Minusgeber' dann halt auch outen und sagen, was ihnen nicht gefallen hat. Und das tun sie nicht. Also kann man als Kommentator leider auch nichts verbessern.
Bluemax - 13. Jun '16
ich beobschte leider auch mit bedauern, das so mancher forum- thread mit dem titel
'ich hab ein ufo gesehen' mehr kommentare bekommt als eure äußerst arbeitsintensive partieanalyse (auch weil wir hier doch auf einem SCHACH-server sind, oder ?).

wie dem auch sei .... macht weiter so, alles sehr lehrreicht und ....
was gibt's schöneres als eine partie der alten meister nachzuspielen ;)

lg
Vabanque - 13. Jun '16
Tja, wenn es halt mehr Leute gäbe, die das auch so sehen wie du, Bluemax!
Colorado77 - 13. Jun '16
Das sehen bestimmt viele Leute so! Manche vergessen den Like-Button wohl einfach.
Minus sollte nur der geben, der a) besser kommentieren kann (q.e.d) oder b) der es auch begründen kann.
Mir gefallen die Partien, am meisten die Endspiele!
Die Andersson-Iwanow Partie kommt übrigens noch ;-)
Highlight :-)
Vabanque - 13. Jun '16
Gut gebrüllt, Colorado!

Und als Gastkommentator bist du bei uns immer gern gesehen!

Kannst die Andersson-Partie auch gerne allein kommentieren!
pirc_ - 14. Jun '16
Jede eingestellte Partie ist m.E. ein like wert. Die Arbeit, welche damit verbunden ist, kann man wohl nur erkennen, wenn man selbst mal an so einem PGN-Ding verzweifelt.
Ich fürchte, dass sich mancher user im Moment leider nicht traut, Partien einzustellen, da Vabanque und Kellerdrache es richtig gut hier machen. Auch den Kommentar von Mercurius fand ich richtig super!!
Gastkommentatoren find ich unglücklich gewählt. Ich denke selbst wenn jemand in einer Partie nur über einen Zug eine gute Auslassung abgibt lohnt es sich schon für alle, dies hier sehen zu können. Das Niveau der Spezialisten muss man nicht erreichen ;-)
Vabanque - 14. Jun '16
Gastkommentator war positiv gemeint. Special Guest sozusagen, wo man sich drauf freut :)
Vabanque - 15. Jun '16
Nebenbei gesagt, @pirc_ , du darfst auch gerne wieder mal hier was zeigen, muss auch nicht perfekt sein, und ggf. helfe ich dir auch gerne mit dem pgn, wenn nötig (kriege die meisten pgns auch erst mit viel Geduld hier zum Laufen, auch mit neuem Viewer).
Mercurium - 15. Jun '16
Hallo zusammen,

also ganz ehrlich jetzt von mir! Absoluter Respekt an Euch beiden (Vabanque und Kellerdrache) für die vielen kommentierten Partien hier in letzter Zeit. Also ganz ehrlich jetzt, aber ich finde "++" ist hier noch fast zu wenig! Ich habe jetzt für 2 kommentierte Partien mehr Zeit verbracht als so bei manch anderem Projekt hier.

Also bei meiner zweiten kommentierten Partie, war ich sogar kurz davor Amok zu laufen! Bis man bei einer pgn-Partie auch alles so hat, wie man es auch haben möchte...
Boah... ihr glaubt gar nicht wie es in mir gebrodelt hat. Obwohl man ja als Mensch dann dazu neigt, sich dann erleichtert zu zeigen und sich gar zu feuen, wenn eine Sache funktiert hat, kocht es kurioserweise immer noch in mir! Ich glaube, ich muss jetzt erst mal 2-3 Glas oder sicherheitshalber die halbe Flasche Absolut zu mir nehmen um wieder in ruhiges Gewässer zu kommen! :-)

Also um es kurz zu machen: Absolter Respekt an alle, die hier noch nicht die Fassung verloren haben! :-)
Kellerdrache - 15. Jun '16
Danke für das Lob, aber das mit dem pgn ist für mich jetzt kein Problem. Ich schreibe alle Kommentare mit ChessBase 8 und speichere das als pgn ab. Seit es den neuen pgn Reader gibt kann ich das dann ohne weitere Bearbeitung reinkopieren. Das war früher schon erheblich mehr Stress.