Kommentierte Spiele

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[Date "2015.01.14"]
[White "Guest"]
[Black "patzer0815"]
[Result "0-1"]

1.e4 Nc6 2.d4 e5 3.d5 Nce7 4.c4 Ng6 5.Nc3 Nf6 6.Nf3 Bb4 7.Bd3 Bxc3+ 8.bxc3 d6 9.O-O b6 10.Bg5 a5 11.a4 h6 12.Bxf6 Qxf6 13.Nd2 Nf4 14.Bc2 Qg6 15.Qf3 Bg4 16.Qg3 Ne2+ 0-1


Anstatt die Partie gleich zu kommentieren, möchte ich mich (zunächst) mit meinen Gedanken zurückhalten. Ihr seid eingeladen zuerst, aus Eurer Sicht mitzuteilen warum Weiß hier verloren hat. Es geht dabei nicht darum eine "richtige" Antwort zu geben, sondern ggf. unterschiedliche Denkarten zu erkennen und zu diskutieren.

Weil Weiss wichtige Verteidigungsfiguren z. B. Läufer tauscht unter Beflügelung der schwarzen Entwicklung und simple Drohungen nicht erkennt.

Danke für Deine Antwort. Vielleicht magst Du noch die Zuganfgaben noch hinzufügen. Sonst ist es möglicherweise nicht für alle nachvollziehbar (beispielsweise der Unterschied zwischen simpler Drohung und komplexer Drohung ;-))

14. D g6 war eine simple Drohung, die erkannt wurde.
Dahinter lauerte dann 15. L g4.Daher statt D f3 im 15. einen anderen Zug? g 3 ? schwächt aber die Verteidigung. Nach 14. D g 6 schon verloren?

Zuerst einmal hat er offenbar nicht erkannt, dass er schlechter stand und sich verteidigen mußte. Sd2 ist meiner Meinung nach schon falsch. Dass der Sg6 nach f4 will ist ja nicht überraschend. Von da greift er ja den Ld3 und g2 an. Als möglicher Alternativzug fällt mir erst mal nur Te1 ein. Auf Sf4 kann man Lf1 ziehn und nach Dg6 mit g3 eine Fianchettostellung anstreben. Bleibt Lg4 als hässliche Drohung. Kommt der Zug bevor man Lg2 ziehen kann müsste man mit Te3 decken.
Aber das ist jetzt ohne Brett, also nicht sauber analysiert.

Wenn eine Katastrophe ein einmaliges Ereignis ist, dann beginnt sie mit 7. Ld3 (statt Ld2). Zugzwang serviert Weiß einen Doppelbauern. Danach übernimmt Schwarz die Initiative, die er durch den Tempoverlust Se7 eigentlich schon verloren hatte.

Stimme zu.

Ich würde diese Partie eher als "Mittelspielrohrkrepierer" denn als Eröffnungskatastrophe bezeichnen, denn m. E. sind es jeweils die zweiten Züge der maßgebl. beteiligten weißen Figuren, die verhängnisvoll suboptimal erscheinen.

P.S.: also bis zum 12. Zug sieht Weiß für mich nicht todgeweiht aufgestellt aus, alle Figuren sind soweit natürlich entwickelt. Aber dann, ja, falscher Abtausch und ein unverständliches Zurückweichen vom Königsflügel vor dem es sich schwarz zusammenbraut.

Ab wann gerät Weiß eurer Meinung nach auf die schiefe Bahn? Welche Alternativen gäbe es da jeweils?


Paks möchte 7.Ld2 anstelle von 7.Ld3 sehen und sieht nach dem Textzug schon Vorteil für Schwarz (Nebenbei bemerkt frage ich mich allerdings mit welchem Zug Schwarz den sogenannten "Tempoverlust Se7" vermeiden können sollte).
Sottovoce scheint 12.Lxf6 (und deswegen vielleicht auch 10.Lg5) nicht für Weiß empfehlen zu wollen.
Soweit ich das sehe wäre Hasenrat bis vor dem Springerrüchzug 13.Sd2 eigentlich ganz zufrieden.
Kellerdrache bietet hier 13.Te1 nebst ggf. g2-g3 und Ld3-f1-g2.
15.Df3 wird von Sottovoce als entscheidender Fehler gesehen. Wie bewertet ihr die Stellung nach seinem Vorschlag 15.g3?

Nach dem 12. Zug steht Weiß bestimmt schon schlecht, sein weißfeldriger Läufer ist total schlecht (völlig von eigenen Bauern blockiert) und seine Bauernmasse im Zentrum und am Damenflügel vollkommen unbeweglich, woran natürlich der Doppelbauer mit Schuld trägt.
Es ist außerdem offensichtlich, dass Schwarz am Königsflügel Spiel hat, und Weiß kann aus den oben erwähnten Gründen kein Gegenspiel einleiten, weder im Zentrum noch am Damenflügel. Er ist also darauf angewiesen, seinen K-Flügel passiv zu verteidigen. So etwas geht auf Dauer nie gut.
Im höheren Sinn sehe ich also Weiß nach dem 12. Zug als verloren, auch wenn meine Meinung im Gegensatz zu der von Hasenrat steht.

Sagen wir so, ich sehe Weiß vor dem 12. Zug nicht auf dem Sterbebett. Vielleicht hört das geschulte Ohr des erfahrenen Westmanns bereits den Ruf des Geiers über ihm schweben .... - also, wenn man mir gut zuredete, würde ich die weißen Steine in der Situation noch übernehmen (töne ich jetzt großsprecherisch vom Thresenhocker), aber wenn ich sähe, dass SF patzer0815 oder Vabanque gegenüber Platz nähmen, würde ich schon mal unauffällig nach Wirt, Deckel u. Garderobe schielen ...

Ich bin mit SF Sottovoce soweit einig, dass ich den Läufer-Springertausch schon für verfehlt halte. Und Df3 hätte ich, wenn, dann eher noch im 14. Zug gespielt. Kann dann noch was kurzfristig anbrennen?

Ja, doch, nach Dg6 geht h3 immer noch nicht. :-\

Da hört sich demgegenüber SF Kellerdraches Notfallkonzept schon ganz gut an.

Mir ist immer noch nicht klar, wo die "Katastrophe" liegt. Die ist ja in den Beiträgen deutlich zu unterscheiden von dem schleichenden Prozess schwacher Züge.

Eine "Eröffnungskatastrophe" ist für mich eine Niederlage in wenigen Zügen (in der Regel unter 20). Wenn eine Stellung ohne "katastrophalen (einzügigen) Fehler" verloren wird, also in einem schleichenden Prozess, scheint mir das eher schwerwiegender zu sein, als wegen eines groben Bockes bei sonst gutem Spiel zu verlieren.

Mange tak!

HAHA.

Lustig.

Die Nimzowitsch Eröffnung hat wieder zugeschlagen. Ich mag sie sehr, verhindert sie doch das Königsgambit (immerhin!) 1.e4 Sc6 2.Sf3 (bester Zug) e5!, da auf 2.f4?! (übertriebenes "zweifelhaft") d5 folgt.

Nun, warum Eröffnungskatastrophe: Weil 80% der Spieler bis in die Regionen 2000 diesen Aufbau mit c4 wählen. c4 ist eindeutig ?!, also zweifelhaft, man hat eben kein Benoni, denn der Schwarze spielt mit einer schwarzfeldrigen Blockade auf der Diagonalen a7-g1 (Lc5) oder eben der für ihn sehr günstige Abtausch auf c3, der strukturell Weiss schlecht stehen lässt.

Die Springer g6 und f6 fallen oft über xf4 und xh4 den Weissen her, immerhin schaffte Weiss es hier, noch einen davon abzutauschen. Der weissfeldrige Läufer ist eine Totgeburt und schlecht bis in alle Endspiele hinein.
Überlebt Weiss den Angriff, habe ich schon viele Endspiele gewonnen nur in der Konstellation guter Springer vs. eben diesen schlechten Läufer (bei schwachen Bauern a4 und c4).

Der richtige Aufbau besteht darin, 3.dxe5 zu spielen, mit der Folge 4.Lf4 und normaler Entwicklung oder schärfer 4.f4 nebst Sf3, Sc3 etc.

Alternativ kann man auch auf den Raumvorteil spielen mit 3.d5, nur dann sollte der bald auf g6 auftauchende Springer mit h4 angerempelt werden (Lg5 mit Springerfesselung kommt dann dazu, falls Schwarz h7-h5 spielt) UND c2-c4 sollte weg gelassen werden!