Kommentierte Spiele
Brillante Mattangriffe (XVIII): Nimzowitsch - Nielsen 1930
Vabanque - 23. Jan '16
Vorliegende Partie passt streng genommen vielleicht gar nicht so gut in die Reihe 'Brillante Mattangriffe', denn von einem Mattangriff fehlt zunächst jede Spur. Und als es schließlich dazu kommt, ist die Partie auch schon aus, da Schwarz dass Matt gar nicht mehr verhindern kann. Man müsste die Partie wohl eher unter 'Blitzartige Überfälle' einreihen ...































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Aron Nimzowitsch Bjorn Nielsen Simultaneous exhibition | Kopenhagen | 1930.04.10 | B17 | 1:0
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1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sc3 xe4 4. Sxe4 Sd7 5. Sf3 Sgf6 6. Sg3 e6 7. Ld3 c5 8. O-O So wird das auch heute noch gespielt; manche Eröffnungsvarianten sind eben auch zeitlos. Überhaupt wirkt die ganze (kurze) Partie durchaus modern. Le7 9. c3 O-O 10. Te1 b6 11. h3 Lb7 Schwarz hat bequemen Ausgleich erlangt. Nichts deutet darauf hin, dass es zu einer Kurzpartie mit Glanzschluss kommen soll. 12. Lf4 Lxf3 Dieser Tausch mutet seltsam an: warum sollte Schwarz den auf der langen Diagonalen gut platzierten Läufer tauschen und Weiß damit zugleich das Läuferpaar überlassen wollen? Aber die Folge zeigt, dass Schwarz damit gar nicht so schlecht fährt. 13. Dxf3 xd4 14. xd4 Sd5 Der schwarze Plan bestand in der Isolierung des weißen d-Bauern in Verbindung mit der Etablierung dieser unangreifbaren Springerstellung. 15. Le4 S7f6 16. Le5 Sxe4 17. Sxe4 Jetzt aber sollte Schwarz dann auch konsequent mit Tc8 fortfahren. Sf6 Stattdesssen strebt er nach weiterem Abtausch. 18. Tac1 Sxe4 'Reumütig' nach d5 zurückzukehren, wäre wahrscheinlich die beste Option gewesen. 19. Txe4 Und hier wäre nach Tc8 wohl immer noch der Ausgleich in Sicht gewesen. Dd5? Damit lässt Schwarz das Eindringen des weißen Turmes nach c7 einfach zu. Vielleicht hielt er es wegen seiner nächsten beiden Züge ja auch für ungefährlich. 20. Tc7! Ld6? 21. Td7 Tad8 Nun rechnet natürlich jeder mit Txa7, wonach Schwarz aber mit Lxe5 die unmittelbare Gefahr bannen könnte (und der weiße Mehrbauer im reinen Schwerfigurenendspiel auch schwer zur Geltung zu bringen wäre). 22. Txd6! Verblüffenderweise gibt es einen unmittelbaren Gewinn in dieser Stellung. Insofern dient die Partie ja nicht mal als ein Beispiel für die Kraft des Turms auf der 7. Reihe, da dieser ja geopfert wird ... und zwar deswegen, damit Schwarz im nächsten Zug keine Chance bekommt, den weißen Le5 zu tauschen! Txd6 23. Df6!!
Nach diesem Glanzzug ist alles vorbei! Die Turmstellung auf e4 ermöglicht diesen Schluss, denn die weiße Dame kann wegen 23. Df6 xf6 24. Tg4+ Kh8 25. Lxf6# nicht geschlagen werden, aber die Mattdrohung auf g7 ist sonst auch nicht zu decken (außer durch Aufopferung der schwarzen Dame mit Dxe5). Also gab Schwarz auf. So schnell und hart konnte der 'Positionsspieler' Nimzowitsch zuschlagen ...
Kellerdrache - 23. Jan '16
Ja, da hatte der arme Herr Nielsen wohl einfach zuviel Respekt vor dem großen Namen. Nachdem er eine absolut gleichwertige Stellung erreicht hat spielt er nicht aktiv genug. So ginge und geht es wohl vielen von uns, die simultan gegen einen GM spielen.
Nimzowitsch gebührt aber die Ehre das Ganze auf die spektakulärste Weise abgeschlossen zu haben!
Nimzowitsch gebührt aber die Ehre das Ganze auf die spektakulärste Weise abgeschlossen zu haben!
Vabanque - 24. Jan '16
Es handelte sich hier keineswegs um ein gewöhnliches Simultan gegen schwache Spieler. Der 'arme Herr Nielsen' spielte in 3 Olympiaden für Dänemark und wurde später noch viermal dänischer Meister.
Bei Nimzowitsch geriet er aber eindeutig an den Falschen :-))
Bei Nimzowitsch geriet er aber eindeutig an den Falschen :-))