Kommentierte Spiele
Carlsen - Karjakin 2016 (8. WM-Partie)
Vabanque - 22. Nov '16
In der 8. Begegnung ließ die Eröffnung wieder keine großen Dinge erwarten. Das Spiel verlief ausgeglichen, bis Carlsen zu seltsamen Manövern (17. De1, 18. Lf1) ansetzte, die jedoch das Gleichgewicht nicht wirklich störten. Dann jedoch ließ er auch noch die Vereinzelung seiner Damenflügelbauern zu, was letztlich für Karjakin mit dem Gewinn des Bauern a4 endete. Der Herausforderer erhielt dadurch einen Freibauern auf der a-Linie, was Carlsen allerdings für einen starken Angriff auf Karjakins König in Kauf genommen hatte. Dieser Angriff entwickelte sich jedoch nicht so wie gewünscht, und nachdem der Herausforderer in Zeitnot Gewinnchancen ausgelassen hatte (37... Da4 statt Dd3), gelang es Carlsen, sich ins Spiel zurückzukämpfen, und es sah wegen des etwas unsicheren Königs von Schwarz nach Remis aus. Weiß hatte schließlich sogar einen Mehrbauern, aber der schwarze Freibauer war nach wie vor sehr gefährlich. In für ihn bereits schwieriger Stellung beging der Weltmeister letztlich mit 51. De6 einen sofort entscheidenden Fehler (besser Db7+, aber das war schwer zu sehen). In der Schlussstellung darf Weiß den Bauern a2 nicht schlagen, da er sonst nach 53. Dxa2 Sg4+ 54. Kh3 (54. Kh1 Dc1+) Dg1 vor einem undeckbaren Matt steht; die weiße Dame könnte dann kein Dauerschach mehr geben (55. Db2+ - das einzige Schach - Kg6). Wenn aber Weiß mit 52. Da6 die Umwandlung zu verhindern sucht, erzwingt Schwarz mit Dd4! das SChlagen des Bauern. - Ein ganz schwarzer Tag für Carlsen, der offenbar wirklich nicht in Bestform spielt. Nun bleiben ihm noch 4 Partien, den Rückstand aufzuholen.































PGN anzeigen
Magnus Carlsen Sergey Karjakin Carlsen - Karjakin World Championship | 0:14:33-0:31:33 | 8 | 2016.11.21 | D05 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. d4 Sf6 2. Sf3 d5 3. e3 e6 4. Ld3 c5 5. b3 Le7 6. O-O O-O 7. Lb2 b6 8. xc5 Lxc5 9. Sbd2 Lb7 10. De2 Sbd7 11. c4 xc4 12. Sxc4 De7 13. a3 a5 14. Sd4 Tfd8 15. Tfd1 Tac8 16. Tac1 Sf8 17. De1 Sg6 18. Lf1 Sg4 19. Sb5 Lc6 20. a4 Ld5 21. Ld4 Lxc4 22. Txc4 Lxd4 23. Txd4 Txc4 24. xc4 Sf6 25. Dd2 Tb8 26. g3 Se5 27. Lg2 h6 28. f4 Sed7 29. Sa7 Da3 30. Sc6 Tf8 31. h3 Sc5 32. Kh2 Sxa4 33. Td8 g6 34. Dd4 Kg7 35. c5 Txd8 36. Sxd8 Sxc5 37. Dd6 Dd3 38. Sxe6+ xe6 39. De7+ Kg8 40. Dxf6 a4 41. e4 Dd7 42. Dxg6+ Dg7 43. De8+ Df8 44. Dc6 Dd8 45. f5 a3 46. xe6 Kg7 47. e7 Dxe7 48. Dxb6 Sd3 49. Da5 Dc5 50. Da6 Se5 51. De6 h5 52. h4 a2
Phaidon - 22. Nov '16
Jetzt von noch vier Partien eine gewinnen zu müssen, um in die Verlängerung zu kommen:
Vor allem eine psyschiche Belastung. Warten wir es ab.
Vor allem eine psyschiche Belastung. Warten wir es ab.
Curius - 22. Nov '16
Könntest du mir "In der Schlussstellung darf Weiß den Bauern a2 nicht schlagen, da er sonst nach 53. Dxa2 Sg4+ 54. Kh3 (54. Kh1 Dc1+) Dg1 vor einem undeckbaren Matt steht" noch einmal erklären? Wo genau kommt nach 54. Kh3 bei einem Springer auf g4 und der weißen Dame auf a2 das # her?
pirc_ - 22. Nov '16
Dc1 und das matt auf g1 ist nicht zu decken und weiss hat kein dauerschach...
alms - 22. Nov '16
Sf2, oder?
Colorado77 - 22. Nov '16
Ist doch einfach.
Es droht Matt auf xh2.
Um dem zu entgehen muss der Lg2 ziehen, zieht er weg, kommt Sf2+. Diesem Matt kann Carlsen nur mit Damenopfer Dxf2 entgehen...
Zudem hat W nur ein Racheschach auf xb2 --> Kg6 und aus die Maus... (xb6 wird durch die Dg1 gedeckt).
Es droht Matt auf xh2.
Um dem zu entgehen muss der Lg2 ziehen, zieht er weg, kommt Sf2+. Diesem Matt kann Carlsen nur mit Damenopfer Dxf2 entgehen...
Zudem hat W nur ein Racheschach auf xb2 --> Kg6 und aus die Maus... (xb6 wird durch die Dg1 gedeckt).
Curius - 22. Nov '16
Also auf Sf2 gehe ich mit dem König einfach wieder auf h2 zurück und auf pircs g1 würde ich Lf3 spielen und damit die Linie für die Dame auf a2 frei machen.
Colorado77 - 22. Nov '16
Wie willst Du denn Kh2 spielen, wenn auf xg1 die schwarze Dame steht???
Curius - 22. Nov '16
Ja, ok. Colorados Erklärung konnte ich nachvollziehen. Klar, Vabanque hat nicht umsonst "undeckbar" geschrieben! Ich hätte davon selbst auf den springerzug kommen müssen. Sorry Jungs.
Curius - 22. Nov '16
Relax man ;-) Es dauert manchmal ein Weilchen, bis ich Dinge nachvollzogen habe
Colorado77 - 22. Nov '16
Ich führe doch laut Deinen Aussagen mit "harter Hand" einen Klub, da kann man nicht relaxen ;-)
Curius - 22. Nov '16
Ich finde nichts verwerliches an "harter Hand". Aber egal, deine Erklärung war jedenfalls sehr hilfreich.
Colorado77 - 22. Nov '16
Psst, Wink mit Zaunpfahl... "nix mit harter Hand"....
Das Komische ist ja, wieso zieht der WM h4? Das war der schlimmste Zug, ohne diesen hätte der Springer nie die Möglichkeit zu dem Mattnetz auf xg4.
Die Eröffn.Wahl mit Colle-Zuckertort war ja auch mehr als komisch. Bisher was die Eröffnungen betrifft, war diese WM die schlechteste, was zumindest ich seit 1990 sah...
Das Komische ist ja, wieso zieht der WM h4? Das war der schlimmste Zug, ohne diesen hätte der Springer nie die Möglichkeit zu dem Mattnetz auf xg4.
Die Eröffn.Wahl mit Colle-Zuckertort war ja auch mehr als komisch. Bisher was die Eröffnungen betrifft, war diese WM die schlechteste, was zumindest ich seit 1990 sah...
keinstein - 22. Nov '16
h4 war m.E. grober ein Schnitzer (für einen Weltmeister)
Nach a2 hat er den Zusammenhang ja wohl gleich erkannt.
Die Partie war aber vor h4 (nach Stockfish) schon verloren.
Nach a2 hat er den Zusammenhang ja wohl gleich erkannt.
Die Partie war aber vor h4 (nach Stockfish) schon verloren.
alms - 22. Nov '16
h4 war Pflicht, hätte aber früher kommen müssen.
Die Idee war, den Läufer nach f5 herauszuspielen.
Das Damenendspiel ist bekanntlich das einzige Endspiel, in der die Dame die blockierende gegnerische Dame angreifen und so den eigenen Freibauern umwandeln kann. Andererseits ist der Springer der beste Freund des Königs, gegen Springer und König kann die Dame häufig kein Dauerschach geben.
Abwarten war aus diesen beiden Gründen keine Option für Weiß.
Aber super, dass ihr nicht h3-h4 gespielt hättet :)
Die Idee war, den Läufer nach f5 herauszuspielen.
Das Damenendspiel ist bekanntlich das einzige Endspiel, in der die Dame die blockierende gegnerische Dame angreifen und so den eigenen Freibauern umwandeln kann. Andererseits ist der Springer der beste Freund des Königs, gegen Springer und König kann die Dame häufig kein Dauerschach geben.
Abwarten war aus diesen beiden Gründen keine Option für Weiß.
Aber super, dass ihr nicht h3-h4 gespielt hättet :)
Vabanque - 22. Nov '16
Wir alle hätten das noch viel schneller verloren als Carlsen. Es war eine für Weiß sehr schwer zu spielende Stellung. Für Schwarz spielte sich das sehr viel leichter.
Deswegen rechne ich diese Partie nicht unbedingt als große Leistung Karjakins.
Ich würde sie eher als eine Panne, oder einen Arbeitsunfall Carlsens werten.
Deswegen rechne ich diese Partie nicht unbedingt als große Leistung Karjakins.
Ich würde sie eher als eine Panne, oder einen Arbeitsunfall Carlsens werten.
Vabanque - 22. Nov '16
>>h4 war Pflicht, hätte aber früher kommen müssen.
Die Idee war, den Läufer nach f5 herauszuspielen.
Das Damenendspiel ist bekanntlich das einzige Endspiel, in der die Dame die blockierende gegnerische Dame angreifen und so den eigenen Freibauern umwandeln kann. Andererseits ist der Springer der beste Freund des Königs, gegen Springer und König kann die Dame häufig kein Dauerschach geben.
Abwarten war aus diesen beiden Gründen keine Option für Weiß.<<
Sehr gute Erklärung schachlicher Zusammenhänge! Genau wie in alten Schachbüchern, wo auch solche Dinge erklärt wurden, anstatt nur einen Variantenwust anzuführen. Danke.
Die Idee war, den Läufer nach f5 herauszuspielen.
Das Damenendspiel ist bekanntlich das einzige Endspiel, in der die Dame die blockierende gegnerische Dame angreifen und so den eigenen Freibauern umwandeln kann. Andererseits ist der Springer der beste Freund des Königs, gegen Springer und König kann die Dame häufig kein Dauerschach geben.
Abwarten war aus diesen beiden Gründen keine Option für Weiß.<<
Sehr gute Erklärung schachlicher Zusammenhänge! Genau wie in alten Schachbüchern, wo auch solche Dinge erklärt wurden, anstatt nur einen Variantenwust anzuführen. Danke.