Kommentierte Spiele
Glanzpartien unbekannter Spieler (XV)
Vabanque - 26. Apr '14
Meine letzten Beiträge zu der Reihe 'Glanzpartien
unbekannter Spieler' waren Schwarzsiege, und auch diese
Folge zeigt einen Schwarzsieg. In vorliegender Partie
ist eigentlich nur der Weißspieler relativ zweifelsfrei
zu identifizieren: Peter Dely (1934-2012) gewann 1969
die ungarische Meisterschaft; erst viel später wurde
ihm der IM-Titel und dann sehr spät (1999) auch der
GM-Titel verliehen. Sicher ein seltener Fall! Über den
Sieger der Partie kann man aber so gut wie nichts
sagen, zumal Horvath in Ungarn ein Name ist wie
hierzulande Meier oder Müller. Wer es aber da auch
immer gewesen sein mag, der hier mit Schwarz einen sehr
starken Spieler besiegt hat, er hat es auf stilvolle
und eigentlich sogar makellose Weise getan. Heute würde
man den Schwarzspieler wohl des Cheatings bezichtigen
... aber im Jahre 1977 gab es noch keine Engines, mit
denen man auf der Toilette vom Handy aus die aktuelle
Stellung hätte analysieren können ... was für eine
paradiesische Zeit, in der Schach noch authentisch war
... wo ich aber gleichzeitig noch zu klein war, um
davon profitieren zu können ;)































PGN anzeigen
unbekannter Spieler' waren Schwarzsiege, und auch diese
Folge zeigt einen Schwarzsieg. In vorliegender Partie
ist eigentlich nur der Weißspieler relativ zweifelsfrei
zu identifizieren: Peter Dely (1934-2012) gewann 1969
die ungarische Meisterschaft; erst viel später wurde
ihm der IM-Titel und dann sehr spät (1999) auch der
GM-Titel verliehen. Sicher ein seltener Fall! Über den
Sieger der Partie kann man aber so gut wie nichts
sagen, zumal Horvath in Ungarn ein Name ist wie
hierzulande Meier oder Müller. Wer es aber da auch
immer gewesen sein mag, der hier mit Schwarz einen sehr
starken Spieler besiegt hat, er hat es auf stilvolle
und eigentlich sogar makellose Weise getan. Heute würde
man den Schwarzspieler wohl des Cheatings bezichtigen
... aber im Jahre 1977 gab es noch keine Engines, mit
denen man auf der Toilette vom Handy aus die aktuelle
Stellung hätte analysieren können ... was für eine
paradiesische Zeit, in der Schach noch authentisch war
... wo ich aber gleichzeitig noch zu klein war, um
davon profitieren zu können ;)
Dely Horvath Zala Cup | Zalaegerszeg | 2 | 1977 | 0:1
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 c5 2. Sf3 Sc6 3. d4 xd4 4. Sxd4 Sf6 5. Sc3 e5 6. Sdb5 d6 Diese so genannte Sveshnikov-Variante befand sich damals im Erprobungs-Stadium. Nach älterer Auffassung musste hier Weiß das bessere Spiel haben, wegen des rückständigen Bauern d6 auf der halboffenen d-Linie und des damit verbundenen starken Feldes d5 für Weiß, und weiterhin wegen des eingeschlossenen schwarzen Königsläufers. Damalige sowjetische Analysen dagegen pochten auf die taktischen Gegenchancen, die Schwarz in dieser Stellung hat. Sie behielten Recht, denn heute ist die Sveshnikov-Variante ein anerkanntes System, das eine Art 'dynamisches Gleichgewicht' verspricht. 7. Lg5 Da bereits Sd5 mit äußerst unangenehmen Konsequenzen auf c7 droht, hat Schwarz kaum eine Wahl. a6 8. Sa3 b5 Aber nun werden die weißen Springer durch die Gabeldrohung b5-b4 belästigt. 9. Lxf6 xf6 Da auf Dxf6 10. Sd5 nicht angenehm wäre, nimmt Schwarz den Doppelbauern in Kauf, und erhält dafür die halboffene g-Linie (die sich in vorliegender Partie als sehr wichtig erweisen wird) und die Möglichkeit f6-f5 als Hebel gegen das weiße Zentrum. 10. Sd5 f5 11. Ld3 Le6 12. O-O Hier ist auch c2-c3 nebst Sc2 gut, um den Abseitsspringer wieder am Spiel teilhaben zu lassen. Lg7 13. c4?! Heute ist gut bekannt, dass man zuerst 13. Dh5! spielen sollte, was insbesondere die schwarze Rochade verunmöglicht (13... O-O 14. exf5 Bxd5 15. f6). Damals war diese Feinheit vielleicht noch nicht so gut bekannt, weswegen wir nicht die Nase über die Ungenauigkeit des Weißen rümpfen wollen. Die solide Möglichkeit c3 mit dem Plan Sc2 stand ihm allerdings immer noch offen, und der Textzug hat z.B. den positionellen Nachteil, das Feld d4 dem Schwarzen zu überlassen. xc4 14. Sxc4 O-O Jetzt geht Dh5 wegen fxe4 16. Lxe4 f5 mit Figurengewinn überhaupt nicht mehr. 15. Scb6 Sieht eigentlich gut aus, denn auf einen Turmzug wäre exf5 möglich, weil der Sd5 dann ja gedeckt ist. Schwarz ist also zu dem folgenden Zwischenzug gezwungen, der dem Weißen scheinbar eine andere taktische Möglichkeit eröffnet. xe4 16. Lxe4 Auf Sxa8? wäre Lxd5! stärker als exd3. Tb8 17. Lxh7+ Das war die taktische Möglichkeit, auf die Weiß wahrscheinlich schon bei 15. Scb6 spekuliert hat. Er gewinnt durch das Scheinopfer jetzt einen Bauern, aber seine Figuren geraten am Damenflügel in ein verhängnisvolles Abhängigkeitsverhältnis. Allerdings gab es hier schon kein Zurück mehr, denn auf z.B. Sc4 erlangt Schwarz mit f5 eine positionelle Gewinnstellung. Kxh7 18. Dc2+ Weiß hatte jetzt sicher nur Reflex-Antworten wie Kg8 oder f5 erwartet, worauf er nach Dxc6 kaum etwas zu fürchten gehabt hätte. e4!! Da Weiß ja auf c6 die Figur zurückgewinnen muss, kann Schwarz diesen Bauern einfach so in die Gegend stellen, mit dem Zweck, damit seinem bisher eingeschlossenen Lg7 freie Bahn zu verschaffen. Und genau dieser Umstand bringt Weiß jetzt in größte Schwierigkeiten. 19. Dxc6 Ld4 Damit bringt Schwarz seinen Läufer mit Tempogewinn in eine beherrschende Stellung. Auf Sc4 würde Schwarz jetzt mit Tc8 bereits eine Figur gewinnen. Also bleibt nur der Rückzug auf eine ungünstige Randposition. 20. Sa4 Tc8 21. Db7 Weiß kann von Glück reden, Materialverlust gerade noch vermeiden zu können. Aber seine Figuren stehen jetzt derart ungünstig, dass Schwarz freie Hand am Königsflügel hat. Ein interessanter Umstand dabei ist, dass der 'offen' stehende schwarze König in keiner Weise behelligt werden kann, weil Weiß dort eben keine Figuren hat. Dh4 Danach ist es für Weiß wirklich schwer, noch eine vernünftige Verteidigung zu finden. Eine Möglichkeit bestand noch in Sac3, um den Randspringer sinnvoll ins Spiel zurückzuführen, wo er den Sd5 deckt und damit auch die weiße Dame von dieser Aufgabe entlastet. Weiß hätte statt dessen auch 22. De7 probieren können, denn auf Damentausch und Tc7 (was scheinbar eine Figur erobert) könnte Weiß sich mit Tad1! noch retten. Wenn man sich aber die Stellung so betrachtet, ist es relativ unwahrscheinlich, dass Weiß mit einem dieser Versuche die Partie wirklich hätte halten können. 22. Db4? Aber damit gelingt es ihm jedenfalls nicht, auch wenn Schwarz jetzt den Gewinnzug finden muss. Tg8! Das ist er! Schwarz kann den Angriff auf seinen Ld4 ignorieren, denn er droht Turmopfer auf g2 nebst Dg4+, Df3+ und Tg8 matt. Dagegen gibt es jetzt tatsächlich auch überhaupt keine Verteidigung mehr. Das verwundert jetzt aber auch nicht so besonders, denn während fast alle schwarzen Figuren auf die weiße Königsstellung gerichtet sind, steht dem weißen König nur ein einziger Getreuer zur Seite, nämlich der Tf1. Das reicht natürlich nicht aus. Auf 23. g3 käme übrigens Txg3+! 24. hxg3 Dxg3+ nebst Dh3+ und Tg8#. 23. Se3 Soll das Turmopfer auf g2 verhindern, aber nach ... Lxe3 24. xe3 Txg2+! ... kommt es trotzdem, mit der Pointe, dass jetzt nach ... 25. Kxg2 Tc2+ ... der Turm von der Flanke her eindringt und das Matt erzwingt. Weiß gab auf.