Schach

Was zum Schmunzeln !

Alapin2 - 21. Apr '20
Hatte vor ca. einem halben Jahr fette Beute gemacht : Ein Freund aus dem Schachverein verschenkte viele seiner Bücher . Außer dem kompletten "Cheron"
erbte ich noch einige ältere Informatoren. Dort eine für mich neue Variante :
1) e4 e5 2) Sf3 Sc6 3)Sc3 Sf6 4) g3 ; damit waren verschiedene Partien (in dem Jahr !) gespielt worden,keine mit der natürlichen Antwort 4)...Lc5 !
Also gleich hier ausprobiert : Gegner spielt 4) ...Lc5 .
Grübel,Grübel...wenn das nicht im Buch steht,muss es also schlecht sein....
Halt stop,so eine ähnliche Position gibt es doch mit umgedrehten Farben !
( gebe hier,wegen der Übersichtlichkeit ,die "weiße Variante" an. Obacht ! Der
Zug g3 kommt in der "Schwarzstellung" nicht vor ( Tempo weniger ! ). Also nach
4) ...Lc5 spielte ich 5) Se5: ,es folgte 5)...Se5: 6) d4 ??!! MeinGegner antwortete
6) ...Ld4 : : auf den ersten Blick dachte ich"der kennt die Theorie nicht "! (umgedrehte Farben : wäre Ld6 gewesen ! ) ,aber dann,aber dann....ärgern,ärgern,ärgern.....
Habe noch so einen Reinfall zu bieten,jedoch nur auf Anfrage !
Wieso in dieser Rubrik ? Denke,das lesen mehr....
Vabanque - 21. Apr '20
Und so erwies sich das 'Mehrtempo' g3 als die entscheidende Schwäche! (wegen der Möglichkeit einer Springergabel auf f3) :-)
Vabanque - 21. Apr '20
Obwohl es möglich sein sollte, diesen Kurzreinfall im Kopf 'nachzuspielen', ist eine Visualisation immer ganz nett, denke ich:

? ? 2020.04.21 | C47 | *
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Sc3 Sf6 4. g3 Lc5 5. Sxe5?? Sxe5 6. d4 Lxd4! 7. Dxd4?? Sf3+
PGN anzeigen[Event "?"]
[Site "?"]
[Date "2020.04.21"]
[Round "?"]
[White "?"]
[Black "?"]
[Result "*"]
[ECO "C47"]

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Nc3 Nf6 4. g3 Bc5 5. Nxe5 $4 Nxe5 6. d4 Bxd4 $1 7. Qxd4
$4 Nf3+ *
Vabanque - 21. Apr '20
>>Wieso in dieser Rubrik ? Denke,das lesen mehr....<<

Das ist wohl nicht mehr unbedingt so ...
Alapin2 - 21. Apr '20
Danke,Vabanque für das Diagramm !
...Denke,das lesen mehr....,da bist Du selbst doch der Beweis !
Vabanque - 21. Apr '20
Ich denke, die Rubrik 'Schachthemen' wird mittlerweile mehr gelesen als 'Sonstiges', aber ich kann mich natürlich auch täuschen.
toby84 - 22. Apr '20
Ich frage mich ja, was dieser erzwungene abtausch mit Sxe5 bringen soll. Nach Sxe5 d4 kann schwarz sich doch aussuchen, wie er damit umgeht. Zum beispiel Ld6, um dss läuferpaar nicht zu verlieren. Nach dxe6 (ich kann mir nicht vorstellen, dass alternativen zum direkten schlagen gut sind) Lxe6 ist die schwarze stellung doch wunderbar. Man kann sich sogar überlegen, ob Lxc3 mit der kompletten vernichtung der weißen bauernstruktur am damenflügel keine gute kompensation ist, um das läuferpaar doch wieder aufzugeben, wenn weiß es nicht verhindert. Was also ist der sinn hinter der weißen aktion? Übersehe ich einen kniff?
Alapin2 - 22. Apr '20
Hallo,toby84 !
Gehen wir mal von der "normalen" Theoriestellung aus ( Ohne die vermaledeite
Farbumkehr ).
1) e4 e5 2) Sf3 Sc6 3) Lc4 Sf6 4) Sc3 Se4 :
Das ist eine altbekannte Stellung aus der "Preussischen Partie ". Schwarz hat sich
sofort befreit und übernimmt eine (kleine) Initiative.
Ähnliche Stellungen können in der "Wiener Partie" ( 1. e4 e5 2. Sc3 Lc5 3. Sf3 Sc6 4. Se5: ) oder im Spanischen ( 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Sf6 4. O-O Lc5 5.Se5: ) usw. entstehen . Ist jeweils mehr oder weniger ausgeglichen (die "Wiener-Stellung" klar besser für Weiß ! ) ; Geschmackssache----gibt einfach andere Positionen,als wenn man "geschlossen" weiterschiebt ! Probier es doch
einfach mal aus !
P.S.: Da Du "Tarta"in Deinem Avatar zitiert hast : Es gibt hochinteressante "Preussischpartien"von Ihm
mit o.a. Variante gegen Reti (Wien 1920) und Bogoljubow (Pistyan 1922).
Findet man sicherlich im Netz
Vabanque - 22. Apr '20
Dieses Scheinopfer auf e5 (bzw. für Schwarz auf e4) kommt in der Tat in ziemlich vielen Eröffnungen vor, so z.B. auch in Pirc nach 1. e4 d6 2. d4 Sf6 3. Sc3 g6 4. Lc4 Sxe4!?. Hier ist die Lage aber nicht so klar, da Weiß mit Lxf7+ fortfahren kann, eine Möglichkeit, die übrigens auch in den von SF Alapin genannten Varianten analog besteht.
Die Position, die aus der Wiener Partie entstehen kann, kann auch über das Dreispringerspiel erreicht werden:
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Sc3 Lc5 4. Sxe5, und auch hier kann Schwarz mit Lxf2+ zu stören versuchen, allerdings hat Weiß nach 5. Kxf2 Sxe5 keine Probleme mit dem Rochadeverlust; er wird nach der Entwicklung seines Lf1 eine baldige 'künstliche Rochade' mit Tf1 und Kg1 anstreben; außerdem erreicht er mit d4 ein starkes Bauernzentrum und hat das Läuferpaar. Am besten dürfte (nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Sc3 Lc5 4. Sxe5) daher Sxe5 5. d4 Ld6 sein, womit Schwarz das Läuferpaar noch nicht aufgibt. Um zu verifizieren, dass die erreichte Stellung trotzdem 'klar besser für Weiß' ist, wie SF Alapin oben behauptet, müsste ich sie mir erstmal näher ansehen; auf dem Brett hatte ich sie nämlich noch nie.
Alapin2 - 22. Apr '20
Vielen Dank ,Vabanque,für Deinen fundierten Kommentar !
Zur Stellung aus dem Dreispringerspiel (Wienerin)nach 4.) ...Lf2:+ 5) Kf2: Se5: :
6) d4 Sc6 ( Df6 + ,Kg1, Sg4,Dg4: Dd4: matt ,richtig ist nach ...Sg4 erst Dd2 ).
7) Le3 d6 mit der Stellung habe ich 4 Turnierpartien gegen ernstzunehmende
Gegner gewonnen : Zentrum+ Läuferpaar ....
Auf 4) ..Se5: 5) d4 Ld6 6) f4 Lc3: 7) bc3: d6 gibt Keres 8) Dd4 mit Vorteil an.Es gibt
da natürlich noch mehr Beispielpartien...alle besser für weiß !
Vabanque - 22. Apr '20
>>Auf 4) ..Se5: 5) d4 Ld6 6) f4 Lc3: 7) bc3: d6 gibt Keres 8) Dd4 mit Vorteil an.<<

Interessant! (Allerdings fehlen hier wohl die Züge 6. dxe5 Lxe5 und dann erst 7. f4.) Denn ich hatte mir bei meinem obigen Beitrag noch überlegt, ob ich wirklich 7. f4 spielen und die Zersplitterung meiner Damenflügelbauern zulassen würde ... Läuferpaar hin oder her, aber die Bauernschwäche ist halt etwas Statisches (ich traue mich dann kaum mehr, mich auf ein Endspiel einzulassen!), während das Läuferpaar etwas Unsicheres, weil Dynamisches ist. Aber wenn der von mir sehr verehrte Keres das meint?!
Vabanque - 22. Apr '20
>>nach 4.) ...Lf2:+ 5) Kf2: Se5: :
6) d4 Sc6 ( Df6 + ,Kg1, Sg4,Dg4: Dd4: matt ,richtig ist nach ...Sg4 erst Dd2 ).
7) Le3 d6 mit der Stellung habe ich 4 Turnierpartien gegen ernstzunehmende
Gegner gewonnen : Zentrum+ Läuferpaar ....<<

Glaube ich dir gerne ... allerdings ist die Variante in Klammern (die ich gar nicht gesehen hatte) die weitaus lustigere ;-)
toby84 - 22. Apr '20
Gut zu wissen dass die kaputte rochade keinen vorteil bringt. Bei richtigem spiel geht dem gegner aber nichts verloren nach Ld3. Das opfer führt nur in einen anderen aufbau. Mit der erklärung kann ich leben. Danke für die ausführungen an euch beide
Vabanque - 23. Apr '20
>>Bei richtigem spiel geht dem gegner aber nichts verloren nach Ld3.<<

An welcher konkreten Stelle meinst du jetzt den Zug Ld3?
toby84 - 23. Apr '20
Das Ld3 meine ich äquivalent zu meinem Ld6 in meinem ersten post. Also mit der zugfolge:

E4 e5
Sf3 Sc6
Lc4 Sf6
Sc3 Sxe4
Sxe4 d5
Ld3

Oder gibt es da doch nachteile?
Vabanque - 23. Apr '20
Ah ja danke für die Klärung, jetzt weiß ich wenigstens, welche Variante gemeint ist.
Hier hat Schwarz natürlich gegenüber der Variante, die Keres als für Weiß günstig beurteilt, ein Minustempo. Also muss man wohl nochmal genau hinschauen.
Alapin2 - 23. Apr '20
Hallo,Toby !
Wie schon erwähnt : Dynamische Stellung mit gleichen Chancen ! Tartakower
hat (siehe meinen Kommentar vom 22.4.) in beiden erwähnten Fällen mit weiß
gewonnen. Könnte die Partien hier reinstellen,habe jedoch nach wie vor das
Problem,mit dem alten Mac keine Diagramme hinzukriegen.Außerdem weiß ich
nicht,welcher Urenkel oder Urgroßneffe noch das Copyright an seinen Kommentaren hat !
DEINE ERWÄHNTE Stellung ist dynamisches Gleichgewicht.Die aus der Wiener
Partie (Dreispringerspiel) für weiß besser !
Mehr weiß ich auch nicht.....vielleicht die besseren Spieler ?
Vabanque - 23. Apr '20
Die beiden Partien, die du offenbar meinst, die Tartakower mit dieser Variante gewonnen hat, sind:

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1224655 (gegen Réti)

chessgames.com/perl/chessgame?gid=1006937 (gegen Bogo)

Zu der ersteren Partie hat Tartakower selbst Kommentare geschrieben (in 'Tartacover vous parle'), die andere Partie scheint er selbst nicht in die Sammlung seiner besten Partien aufgenommen zu haben.

>>Außerdem weiß ich
nicht,welcher Urenkel oder Urgroßneffe noch das Copyright an seinen Kommentaren hat !<<

Momentan könnte es in der Tat so sein. 2027 haben wir dann dieses Problem nicht mehr, da ist Tartakower 70 Jahre tot, und seine Kommentare sind gemeinfrei.
toby84 - 23. Apr '20
Ok das ist mir zu hoch oder ich bin blind. 17. Sxf7 sehe ich ja noch ein, aber warum geht in der ersten partie nicht 19... kxf7?
Vabanque - 23. Apr '20
Wirklich im 19. Zug? Dann kommt Dxg7+
Vabanque - 23. Apr '20
19... Kxf7 20. Dxg7+ Ke8 21. Dg8+ und nun

1) Ke7 22. Dg5+ mit Eroberung des Lf5
2) Kd7 22. Df7+ mit dem gleichen Ergebnis
3) Lf8 22. Lg7 mit Eroberung des Lf8
Vabanque - 23. Apr '20
Oder meintest du 17... Kxf7? Dann kommt 18. Df3 mit Doppelangriff auf f5 und a8. Deshalb antwortet Schwarz Te8.

17. Df3 statt Sxf7 wäre übrigens falsch gewesen, nach Tae8 18. Dxf5 Lxe5 gewinnt Schwarz!
toby84 - 24. Apr '20
Nein das war schon richtig. Ich habe es tatsächlich nicht gesehen, dass es in allen drei varianten antworten mit figurengewinn gibt. Ich sollte wirklich wieder mehr ohne analysebrett spielen, sonst verlerne ich das spielen noch :/

Danke für die erklärung
Vabanque - 24. Apr '20
Woher willst du wissen, dass ich die Varianten ohne Analysebrett gefunden habe? ;-) Bei chessgames.com ist eines eingebaut, du kannst beim Nachspielen der Partien Varianten ausprobieren. Der ungedeckte Lf5 war mir allerdings so verdächtig, dass ich nicht lange brauchte zu sehen, wie der Hase läuft.

Auch 21. Df3 ist hübsch, nach Txg5 käme Dd5+ nebst Dd8 mit Rückeroberung der Figur durch Doppelangriff auf f8 und g5.

Die Partie ist voll von so kleinen, lehrreichen Kombinationen. Tartakower verpasst auf diese Weise seinem großen Gegner so lange kleine Nadelstiche, bis er schließlich kollabiert. Ein glücklicher Fund!
Alapin2 - 24. Apr '20
Na,Ihr 2 ! Da habt ihr Euch ja richtig Arbeit gemacht ! Chapeau !
Das o.a.Buch ( Deutscher Titel :Tartakowers Glanzpartien ) ist in meinem Besitz,daher kenne ich viele weitere seiner Partien und möchte Toby trösten.
Die meisten seiner Partien waren ECHT anspruchsvoll,da habe ich mir erstmal
an den Kopf gefasst und nach langem Probieren den Sinn mancher Kombinationen verstanden ! Ohne Kommentare kaum zu begreifen :Maroczy-
Tarta, Teplitz-Schönau 1922,ein echter "Hammer ".
Auf der anderen Seite fallen mir auch 2 ganz berühmte Reinfälle von ihm ein :
New York 1924 gegen Capablanca (Zwischenzug übersehen,Figur futsch) und
eine weitere gegen Reti (Tarta schwarz mit Caro-Kann),steht in jedem Kombinationsbuch,find ich gerade nicht.Damenopfer,Abzugsschach und matt in 2.(noch in der Eröffnung !)
Alapin2 - 24. Apr '20
Nachtrag :Hier doch noch "Reti-Tartakower,Wien 1910 "
1) e4 c6 2) d4 d5 3) Sc3 de4: 4) Se4: Sf6 5) Dd3 e5(?) 6) de5: Da5+ 7) Ld2 De5:
8) 0-0-0 Se4:(??) 9) Dd8+ Kd8: 10) Lg5++ mit matt im nächsten Zug
Vabanque - 24. Apr '20
Letztere Partie findet sich in vielen Lehrbüchern zum Thema Damenopfer mit nachfolgendem Doppelschach :-)

Von daher war es auch die erste Partie, die ich von Tartakower kennengelernt habe ... damals (als Jugendlicher) dachte ich daraufhin natürlich, es müsse sich um einen echt schwachen Spieler handeln, dass er so hereinfiel ;-)

Aber, wie ich später las, soll es sich um eine Blitzpartie gehandelt haben, und da kann es wirklich jedem passieren.

Solche Kurzreinfälle gibt es wohl von allen großen Spielern. Ich habe auch von Anand mal eine Partie gesehen, wo er nach 5 Zügen schon eine Figur verlor ... von Spassky gibt es etwas Ähnliches ...
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