Kommentierte Spiele

Bemerkenswerte Endspiele (VIII): Rellstab - Kashdan 1930

Vabanque - 26. Jul '16
Ludwig Rellstab Isaac Kashdan Stockholm | Stockholm | 2 | 1930.10.21 | D63 | 0:1
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. d4 In die Reihe der heute nahezu vergessenen Spieler gehört auch der jüdisch-amerikanische GM Isaac Kashdan (1905-1930). Dabei nannte man ihn seinerzeit sogar den 'kleinen Capablanca'. Denn wie dieser suchte er in der Eröffnung in der Regel keinen Vorteil, und gab sich auch im Mittelspiel mit 'unsichtbaren' Vorteilen zufrieden, die er dann jedoch im Endspiel zum Sieg ausbaute. Ein beeindruckendes Beispiel dieser Kunst ist die folgende Partie, in der mindestens bis zum 20. Zug alles perfekt ausgeglichen aussieht. Wenige Züge später bereits wird aber klar, dass Kashdans Gegner mit dem Rücken zur Wand kämpft. Am Schluss haben wir es wieder mal mit einem unaufhaltsamen Freibauern auf der a-Linie zu tun. Sf6 2. c4 e6 3. Sc3 d5 4. Lg5 Sbd7 5. e3 Le7 6. Sf3 O-O 7. Tc1 Te8 8. Ld3 xc4 9. Lxc4 a6 Kein sinnloser Randbauernzug, sondern Schwarz plant b7-b5 nebst Lb7. 10. Ld3 Weiß weicht vorsorglich aus, damit b5 nicht mit Tempo geschehen kann. Er hätte diesen Zug aber auch mit a4 verhindern können. c5
Nun wäre auf b5 11. a4! etwas unangenehm für Schwarz, z.B. b4 12. Se4 weil der schwarze Läufer eben noch nicht auf b7 steht. Daher wählt Kashdan einen anderen Plan.
11. O-O xd4 12. Sxd4 In der Partie Portisch-Filip spielte Weiß in einer ähnlich strukturierten Stellung exd4, und konnte mit der Isolani-Position nichts anfangen. Hier vermeidet Weiß ängstlich (oder klugerweise?) den Isolani, und gerät bald ebenfalls in eine Stellung, in der er keinen Plan findet. Kann man daraus wieder einmal schließen, dass man im Schach stets das Falsche wählt, egal für welche Alternative man sich entscheidet? Se5 Das ist halt der Nachteil von exd4: kein weißer Bauer kontrolliert das Zentralfeld e5. 13. Lb1 Der Rückzug auf dieses Feld ist normalerweise sehr ratsam, weil Weiß dann später die Dame nach c2 stellen kann, wonach bereits Drohungen gegen h7 akut werden. Wie sich gleich zeigt, hat Weiß aber überhaupt keinen Angriff im Sinn. Da5 14. Da4?! So spielt man nur, wenn man mit Remis zufrieden ist. Objektiv gesehen ist der Zug natürlich nicht unbedingt schlecht. Dxa4 15. Sxa4 Sed7! Mit diesem scheinbaren Verstellzug sichert sich Schwarz gegen Einbrüche des weißen Springers auf b6 oder c5. 16. Sc3 Unbefriedigt (?) kehrt der Springer zurück; aber andernfalls spielt Schwarz einfach b5 nebst Lb7. Sb6
Jetzt dagegen wäre b5 wegen 17. Sc6 nicht ratsam.
17. Tfd1 Ld7 18. Sf3?! Sehr farblos. Der Springer ging wohl besser nach b3 mit der Option Sa5. Ted8 19. Se4 Weiß ist wohl nur auf weiteren Abtausch aus?! Mit dem Turm auf c7 einzudringen, kann er ja kaum gehofft haben. Tac8 Augenscheinlich ist die Stellung vollkommen gleich. Eine nähere Inspektion zeigt aber, dass die schwarzen Leichtfiguren besser platziert sind als die weißen. Weiß hat keinen vernünftigen Plan und ist eigentlich auf Abwartezüge wie h3 oder Lh4 angewiesen. Rein theoretisch sollte sich trotzdem ein Remis ergeben, aber Weiß wird nun - weil er nichts mit der Position anfangen kann - eine Reihe von Ungenauigkeiten begehen, die ihn schnell auf die schiefe Bahn geraten lassen. 20. Sxf6+? Dieser 'harmlose' Tausch ist wahrscheinlich bereits der Verlustzug! xf6! Natürlich mit dem Bauern! Der schwarzfeldrige weiße Läufer gerät nun auf Abwege. 21. Lh6?! Was möchte er denn hier bewirken? Aber Lh4 war auch nur geringfügig besser, und auf Lf4 könnte e5 folgen. Sa4! Springer am Rande ... die Zahl der Ausnahmen von dieser Regel ist aber Legion. So auch hier. Die Bedrohung von b2 ist für Weiß sehr unangenehm. 22. b3 geht jetzt nämlich überhaupt nicht. 22. Txc8
22. b3 Sc3 23. Te1 oder ein beliebiger anderer Turmzug Se2+!
Lxc8! Weiß kann jetzt dem weiteren Turmtausch nicht ausweichen, und in dem resultierenden Leichtfigurenendspiel hat Schwarz eine starke Initiative. 23. Txd8+ Lxd8 24. b3 Sc3 25. Sd2 Erzwungen, genau wie auch schon der vorige weiße Zug. Die weiße Figurenstellung ist grauenvoll: ein vom prallen Leben abgeschnittener Lh6, ein an die Deckung von a2 gebundener Lb1 und ein an die Deckung des Lb1 gebundener Sd2. Allerdings erfordert die Ausnutzung all dieser Umstände sehr präzises Spiel von Seiten von Schwarz. Kashdan lässt es im Folgenden aber einfach aussehen. Ld7 26. a3
Um die genannten Bindungen aufzuheben. Nach 26. Kf1 Lb5+ 27. Ke1 besser geht der König wieder zurück; der Sd2 darf nicht dazwischen, weil er den Lb1 gedeckt halten muss La5 droht Schwarz Sxb1 mit Gewinn von 2 Figuren, und weiß muss den Bauern a2 im Stich lassen.
b5! Schwarz legt den Bauern a3 als Angriffsobjekt fest und wird ihn in der Folge tatsächlich erobern. 27. Ld3
27. b4 a5 28. xa5
28. Ld3 xb4 29. xb4 Le7
Lxa5 29. e4 um den Lh6 wieder ins Spiel zu bringen Lc7 nebst Ld6 und Gewinn des Ba3.
a5 28. e4 Weiß hat tatsächlich keine Verteidigung gegen die Eroberung seines a-Bauern; er kann nur seinen Lh6 reaktivieren. Le7 29. Sf3
Falls 29. Le3 Lxa3 30. Ld4 Lb2 31. Lxf6 Se2+ 32. Lxe2 Lxf6 , so ist der weiße Mehrbauer am Königsflügel bedeutungslos, während der schwarze Mehrbauer nach a5-a4 als Freibauer schwer zu stoppen sein wird.
Lxa3 30. Ld2 Lb2 31. Sd4 a4 32. xa4
32. Lxc3 Lxc3 33. Lxb5
33. Sxb5 Lxb5 34. Lxb5 a3
Lxd4 34. Lxd7 a3 und der Bauer wandelt sich um
xa4 33. Sc2 Sb1 34. Lb4 a3 35. Lc4 Fürs erste scheint der Bauer gestoppt. La4! Zwingt den Verteidiger des Umwandlungsfeldes zum Ausweichen. 36. Se1 Lc3! 37. Sd3
Nach 37. Lxc3 Sxc3 wird a3-a2 den Lc4 kosten.
Lc2 Diese Ansammlung von Leichtfiguren im 3. Quadranten wirkt komisch. Nun verliert jeder weiße Zug Material. 38. f3 Dieser 'Nicht-Zug' ist auch keine Lösung. Lxd3 39. Lxd3 a2 Und der Bauer zieht ein. Und das alles, ohne dass Schwarz seinen König zur Unterstützung herbeiholen hätte müssen - bzw. dass Weiß eine Gelegenheit bekommen hätte, seinen König zur Verteidigung heranzuziehen. Beide Monarchen dösen noch friedlich auf g1 bzw. g8 vor sich hin.
PGN anzeigen[Event "Stockholm"]
[Site "Stockholm"]
[Date "1930.10.21"]
[EventDate "?"]
[Round "2"]
[Result "0-1"]
[White "Ludwig Rellstab"]
[Black "Isaac Kashdan"]
[ECO "D63"]
[WhiteElo "?"]
[BlackElo "?"]
[PlyCount "78"]

1. d4 {In die Reihe der heute nahezu vergessenen Spieler gehört auch der jüdisch-amerikanische GM Isaac Kashdan (1905-1930). Dabei nannte man ihn seinerzeit sogar den 'kleinen Capablanca'. Denn wie dieser suchte er in der Eröffnung in der Regel keinen Vorteil, und gab sich auch im Mittelspiel mit 'unsichtbaren' Vorteilen zufrieden, die er dann jedoch im Endspiel zum Sieg ausbaute. Ein beeindruckendes Beispiel dieser Kunst ist die folgende Partie, in der mindestens bis zum 20. Zug alles perfekt ausgeglichen aussieht. Wenige Züge später bereits wird aber klar, dass Kashdans Gegner mit dem Rücken zur Wand kämpft. Am Schluss haben wir es wieder mal mit einem unaufhaltsamen Freibauern auf der a-Linie zu tun.} Nf6 2. c4 e6 3. Nc3 d5 4. Bg5 Nbd7 5. e3 Be7 6. Nf3 O-O 7. Rc1 Re8 8. Bd3
dxc4 9. Bxc4 a6 {Kein sinnloser Randbauernzug, sondern Schwarz plant b7-b5 nebst Lb7.} 10. Bd3 {Weiß weicht vorsorglich aus, damit b5 nicht mit Tempo geschehen kann. Er hätte diesen Zug aber auch mit a4 verhindern können.} c5 ({Nun wäre auf} b5 11. a4! {etwas unangenehm für Schwarz, z.B.} b4 12. Ne4 {weil der schwarze Läufer eben noch nicht auf b7 steht. Daher wählt Kashdan einen anderen Plan.}) 11. O-O cxd4 12. Nxd4 {In der Partie Portisch-Filip spielte Weiß in einer ähnlich strukturierten Stellung exd4, und konnte mit der Isolani-Position nichts anfangen. Hier vermeidet Weiß ängstlich (oder klugerweise?) den Isolani, und gerät bald ebenfalls in eine Stellung, in der er keinen Plan findet. Kann man daraus wieder einmal schließen, dass man im Schach stets das Falsche wählt, egal für welche Alternative man sich entscheidet?} Ne5 {Das ist halt der Nachteil von exd4: kein weißer Bauer kontrolliert das Zentralfeld e5.} 13. Bb1 {Der Rückzug auf dieses Feld ist normalerweise sehr ratsam, weil Weiß dann später die Dame nach c2 stellen kann, wonach bereits Drohungen gegen h7 akut werden. Wie sich gleich zeigt, hat Weiß aber überhaupt keinen Angriff im Sinn.} Qa5 14. Qa4?! {So spielt man nur, wenn man mit Remis zufrieden ist. Objektiv gesehen ist der Zug natürlich nicht unbedingt schlecht.} Qxa4
15. Nxa4 Ned7! {Mit diesem scheinbaren Verstellzug sichert sich Schwarz gegen Einbrüche des weißen Springers auf b6 oder c5.} 16. Nc3 {Unbefriedigt (?) kehrt der Springer zurück; aber andernfalls spielt Schwarz einfach b5 nebst Lb7.} Nb6 ({Jetzt dagegen wäre} b5 {wegen} 17. Nc6 {nicht ratsam.}) 17. Rfd1 Bd7 18. Nf3?! {Sehr farblos. Der Springer ging wohl besser nach b3 mit der Option Sa5.} Red8 19. Ne4 {Weiß ist wohl nur auf weiteren Abtausch aus?! Mit dem Turm auf c7 einzudringen, kann er ja kaum gehofft haben.} Rac8 {Augenscheinlich ist die Stellung vollkommen gleich. Eine nähere Inspektion zeigt aber, dass die schwarzen Leichtfiguren besser platziert sind als die weißen. Weiß hat keinen vernünftigen Plan und ist eigentlich auf Abwartezüge wie h3 oder Lh4 angewiesen. Rein theoretisch sollte sich trotzdem ein Remis ergeben, aber Weiß wird nun - weil er nichts mit der Position anfangen kann - eine Reihe von Ungenauigkeiten begehen, die ihn schnell auf die schiefe Bahn geraten lassen.} 20. Nxf6+? {Dieser 'harmlose' Tausch ist wahrscheinlich bereits der Verlustzug!} gxf6! {Natürlich mit dem Bauern! Der schwarzfeldrige weiße Läufer gerät nun auf Abwege.}
21. Bh6?! {Was möchte er denn hier bewirken? Aber Lh4 war auch nur geringfügig besser, und auf Lf4 könnte e5 folgen.} Na4! {Springer am Rande ... die Zahl der Ausnahmen von dieser Regel ist aber Legion. So auch hier. Die Bedrohung von b2 ist für Weiß sehr unangenehm. 22. b3 geht jetzt nämlich überhaupt nicht.} 22. Rxc8 (22. b3 Nc3 23. Re1 {oder ein beliebiger anderer Turmzug} Ne2+!) Bxc8! {Weiß kann jetzt dem weiteren Turmtausch nicht ausweichen, und in dem resultierenden Leichtfigurenendspiel hat Schwarz eine starke Initiative.} 23. Rxd8+ Bxd8 24. b3 Nc3 25. Nd2 {Erzwungen, genau wie auch schon der vorige weiße Zug. Die weiße Figurenstellung ist grauenvoll: ein vom prallen Leben abgeschnittener Lh6, ein an die Deckung von a2 gebundener Lb1 und ein an die Deckung des Lb1 gebundener Sd2. Allerdings erfordert die Ausnutzung all dieser Umstände sehr präzises Spiel von Seiten von Schwarz. Kashdan lässt es im Folgenden aber einfach aussehen.} Bd7 26. a3 ({Um die genannten Bindungen aufzuheben. Nach} 26. Kf1
Bb5+ 27. Ke1 {besser geht der König wieder zurück; der Sd2 darf nicht dazwischen, weil er den Lb1 gedeckt halten muss} 27... Ba5 {droht Schwarz Sxb1 mit Gewinn von 2 Figuren, und weiß muss den Bauern a2 im Stich lassen.}) 26... b5! {Schwarz legt den Bauern a3 als Angriffsobjekt fest und wird ihn in der Folge tatsächlich erobern.} 27. Bd3 (27. b4 a5 28. bxa5 (28. Bd3 axb4 29. axb4 Be7) 28... Bxa5 29. e4 {um den Lh6 wieder ins Spiel zu bringen} Bc7 {nebst Ld6 und Gewinn des Ba3.}) 27... a5 28. e4 {Weiß hat tatsächlich keine Verteidigung gegen die Eroberung seines a-Bauern; er kann nur seinen Lh6 reaktivieren.} Be7 29. Nf3 ({Falls}
29. Be3 Bxa3 30. Bd4 Bb2 31. Bxf6 Ne2+ 32. Bxe2 Bxf6 {, so ist der weiße Mehrbauer am Königsflügel bedeutungslos, während der schwarze Mehrbauer nach a5-a4 als Freibauer schwer zu stoppen sein wird.}) 29... Bxa3 30. Bd2 Bb2
31. Nd4 a4 32. bxa4 (32. Bxc3 Bxc3 33. Bxb5 (33. Nxb5 Bxb5 34. Bxb5 a3) 33...
Bxd4 34. Bxd7 a3 {und der Bauer wandelt sich um}) 32... bxa4 33. Nc2 Nb1 34. Bb4 a3 35. Bc4 {Fürs erste scheint der Bauer gestoppt.} Ba4! {Zwingt den Verteidiger des Umwandlungsfeldes zum Ausweichen.} 36. Ne1 Bc3! 37.Nd3 ({Nach} 37. Bxc3 Nxc3 {wird a3-a2 den Lc4 kosten.}) Bc2 {Diese Ansammlung von Leichtfiguren im 3. Quadranten wirkt komisch. Nun verliert jeder weiße Zug Material.} 38.f3 {Dieser 'Nicht-Zug' ist auch keine Lösung.} Bxd3 39.Bxd3 a2 {Und der Bauer zieht ein. Und das alles, ohne dass Schwarz seinen König zur Unterstützung herbeiholen hätte müssen - bzw. dass Weiß eine Gelegenheit bekommen hätte, seinen König zur Verteidigung heranzuziehen. Beide Monarchen dösen noch friedlich auf g1 bzw. g8 vor sich hin.} 0-1
Colorado77 - 26. Jul '16
Schöne Partie! Sehr elegant, rein durch Leichtfiguren gewonnen, noch selten so ein Endspiel gesehen, wo wirklich alle schwarzen Figuren den weissen überlegen waren.
Stellt einer die Frage: Was ist Initiative: --> Die Partie hier ist die Antwort.
Die Kommentare waren sehr verständlich, super!
Vabanque - 27. Jul '16
Du darfst sie trotzdem sehr gerne noch ergänzen! :)
Vabanque - 27. Jul '16
Ups, und da ist ein schwerer Fehler:

Irgendwie hat sich die Jahreszahl der Partie (1930) in die Lebensdaten von Kashdan gemogelt!

Nein, so früh ist er natürlich nicht verstorben, sondern im Gegenteil erst 1985 im Alter von 80 Jahren.
pirc_ - 27. Jul '16
Dies ist ein bemerkenswert gutes Endspiel. Ich habe mich gefragt, was das bemerkenswert schlechteste Endspiel auf Superniveau ist und bin auf folgendes Spiel gestoßen:

Move piece

Chessboard as table

abcdefgh
8Rook Black
7
6Pawn WhiteKing WhitePawn Black
5King Black
4
3
2
1Rook White

Pieces lists

Pieces White

  • King c6
  • Rook b1
  • Pawn b6

Pieces Black

  • King f5
  • Rook d8
  • Pawn f6
Weiss am Zug


Nicht das jeder direkt sehen muss, wie schwarz hier Remis hält, aber immerhin ist es aus dem WM-Kampf Aljechin vs. Bogoljubow. Bogo spielte in der Stellung Kg4 und verlor...mit Ke4 wäre es Remis geworden. Also auch irgendwie sehr bemerkenswert wie die Superspieler auch mal bei ner Weltmeisterschaft im Endspiel patzen können ;-)
Colorado77 - 27. Jul '16
GM Müller hat dazu den Begriff Bodycheck geprägt, der König der Gegenseite muss immer abgedrängt werden.
Die Technik sollte jeder 1900er kennen, wirklich schwerer Bock von Bogo ;-)
Vabanque - 27. Jul '16
Ja, dieser Bock von Bogo steht in vielen Lehrbüchern, als negatives Paradebeispiel ;)

Ich habe seinerzeit von etlichen Jahren in der Jugendgruppe, die ich in einem meiner ehemaligen Schachclubs leitete, schon vom 'Körpereinsatz' der Könige gesprochen, und zwar OHNE vorher Müller gelesen zu haben ... da kann man nur sagen: 'große Geister denken eben ähnlich' oder auch 'Zwei Dumme, ein Gedanke' ... ihr könnt es euch jetzt aussuchen :))
pirc_ - 27. Jul '16
Die Stellung kann also nur bei kommentierte Spiele kommen als bemerkenswertes Endspiel von Bogo. Im Forum Schachaufgaben wäre es zu leicht gewesen....hatte Aljechin also Glück, dass er gegen keinen 1900er um die WM spielte? ;-)
Vabanque - 27. Jul '16
Ja, 'bemerkenswert' kann sowohl im positiven wie auch im negativen Sinn gemeint sein. An zweiteres hatte ich zwar nicht gedacht, aber wir können ja durchaus auch solche Beispiele für die Reihe sammeln :)
Kellerdrache - 27. Jul '16
Also generell bin ich immer wieder davon fasziniert davon wie vergleichsweise schlecht die meisten Vereinsspieler Endspiele spielen. 1900 setzt sich da oft zusammen aus: Eröffnung 2100 Mittelspiel 1800 und Endspiel 1500 (jaja, ich weiß dass das im rechnerischen Mittel nicht hinhaut). Immerhin war es bei Bogoljubow aber eine Ausnahme.

das Rellstab-Kasdan Endspiel zeigt man wieder wie falsch Beurteilungen ausfallen können wenn man nur Material zählt oder mit Bauerneinheiten wertet. Letzendlich ist ja die Wirkung die eine Figur auf dem Brett entwickelt das Entscheidende. Als ich noch ganz jung (14 Jahre alt) war hat ein Schachtrainer das mal nett vorgeführt in dem er eine Stellung aufbaute in der Schwarz einen Läufer mehr hatte. Allerdings war dieser Läufer komplett und unwiderruflich von eigenen Bauern eingesperrt. Er führte dann recht überzeugend vor, dass das reine Materialübergewicht völlig bedeutungslos ist und nur die Figuren und Bauern zählen die Wirkung auf dem Brett entfalten.
Vabanque - 27. Jul '16
Das haut im rechnerischen Mittel durchaus hin, wenn man nicht das arithmetische Mittel nimmt, sondern die einzelnen Faktoren entsprechend gewichtet.

Bei mir setzten sich meine ehemaligen 1900-2000 eher zusammen aus: Eröffnung 1500 (wobei die 1500er sogar meist eine bessere Eröffnungskenntnis hatten als ich), Mittelspiel taktisch 2200, Mittelspiel positionell 1700, Endspiel taktisch 2100, Endspiel strategisch 1800 :)