Kommentierte Spiele

Glanzpartien unbekannter Spieler (V)

Vabanque - 16. Mär '14
Wieder eine Partie, wo keine Information über die beteiligten Spieler zu erhalten war. Vom Sieger dieser Partie finden sich überhaupt nur ganz wenige weitere Partien in den Datenbanken, und auch da ist denkbar, dass es sich eventuell auch um eine Namensgleichheit handeln könnte. Und ob der Verlierer wirklich identisch ist mit dem Sieger von Folge IV, darf ebensowenig als gesichert gelten (der Name Lebedev scheint in Russland nicht so selten zu sein).

Ob es sich dennoch gelohnt hat, eine Partie eines derart unbedeutenden Spielers auszugraben und sogar zu kommentieren, mag der geneigte Leser selbst entscheiden ;)

A Kotz P Lebedev Moscow | Moscow | 1937 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. Sf3 Sf6 2. d4 g6 3. c4 Lg7 4. g3 O-O 5. Lg2 d6 6. O-O Sc6 7. Sc3 e5 8. h3 Weiß möchte Le3 spielen, ohne danach durch Sg4 belästigt zu werden. Sd7 Aktiviert den Lg7 und greift damit den Bauern d4 ein weiteres Mal an. Gleichzeitig wird der f-Bauer für den späteren Vorstoß f7-f5 frei gemacht. 9. Le3 h6 Schwarz möchte f7-f5 ohne eventuelle Störung durch Lg5 oder Sg5 spielen. Außerdem ist es in manchen Varianten nicht günstig, wenn der schwarze König auf g8 steht, weil dann (z.B. nach Sg5) ein Läuferschach auf d5 drohen könnte. 10. Dd2 Kh7 11. Tad1 Im Hinblick auf das zu erwartende f5 und den folgenden Abtausch setzt Weiß den Turm auf die Linie, die sich gleich öffnen wird. f5 12. xe5 xe5 Schwarz möchte seine Bauern zusammenhalten. Nach 12... Sdxe5 hätte er nur einen durch die Bauernzüge aufgelockerten Königsflügel ohne Chance auf Gegenspiel. Aber er hätte dann wenigstens seine Entwicklung fortsetzen können. 13. Dc1! Ohne den Blick von der Diagonalen c1-h6 abzuwenden, räumt die Dame die d-Linie für den Turm. Für Schwarz ist es jetzt schwer, eine gute Antwort zu finden. Er kann seine Entwicklung nicht fortsetzen, weil der Sd7 gefesselt ist, aber er kann auch nicht mit seiner Dame aus der d-Linie gehen (und damit den Sd7 entfesseln), weil gleich Sd5 folgen würde. Te8?! Schwarz konnte kaum ahnen, was für ein Feuerwerk er damit heraufbeschwören würde; aber es ist typisch, dass man in einer Situation, in der man nur die Wahl zwischen lauter unbefriedigenden Zügen hat, letztlich einen ganz schlechten wählt. 14. Lg5!! Sehr hübsch! Dieses Opfer darf nicht angenommen werden, da nach hxg5 15. Sxg5+ Kg8 (geht der König nach h8 oder h6, erobert Sf7+ die Dame!) 16. Ld5+ Kf8 17. Sh7+ Ke7 18. Dg5+ die schwarze Stellung in Trümmer geht; alle weißen Figuren arbeiten optimal zusammen. Ob Weiß diese Wendung bereits im Auge hatte, als er 13. Dc1! zog? Se7 Also bleibt nur dieser Zug, da auf Lf6 15. Lxh6 möglich wäre. 15. Sd5 Scheint unmittelbar zu gewinnen, da hxg5 nun wieder nicht geht wegen 16. Sxg5+ Kg8 17. Se6! mit 'Erstickung' der schwarzen Dame! Man erkennt jetzt die Folgen der 'verklumpten' schwarzen Figurenstellung. e4! Aber auch Schwarz ist auf der Höhe und ergreift seine einzige Verteidigungschance in fast schon aussichtsloser Lage. Nach 16. Sxe7?? exf3! würde Weiß nun gar verlieren, und mit 16. Lxe7 Txe7 würde er nicht viel erreichen, da 17. Sxe7?? exf3 ja wiederum Material einbüßen würde. Es sieht also so aus, als ob Weiß den größten Teil seines Vorteils wieder verspielt hat. 16. Sd4! Da wieder Se6 mit Damengewinn droht, darf sich Schwarz nicht auf g5 bedienen. Lxd4 Beseitigt die Gefahr für die schwarze Dame und zwingt den Weißen zu der folgenden Abwicklung. 17. Lxe7 Lxf2+ Da Schwarz sowieso die Qualität einbüßt, möchte er wenigstens dafür noch einen Bauern 'mitnehmen'. Aber der Zug öffnet dem Weißen eine Angriffslinie für den f-Turm. Schwarz hätte zuerst 17... Txe7 und erst auf 18. Sxe7 Lxf2+ spielen sollen, um das Folgende zu vermeiden. Aber dass diese 'kleine' Zugumstellung von Bedeutung sein könnte, war wiederum schwer vorauszusehen. 18. Txf2 Txe7 Nun folgt die nächste Überraschung. 19. Sf6+! Weiß verzichtet auf den Qualitätsgewinn, da er den gut stehenden Springer nicht tauschen, sondern lieber für den Angriff einsetzen möchte. Der schwarze König ist nämlich ungenügend verteidigt, da fast alle schwarzen Figuren in der falschen Bretthälfte herumhocken und dort auch bloß chillen. Kg7 Erzwungen, da der Sd7 gefesselt ist und der einzige andere Königszug, nämlich Kh8, an Dxh6+ nebst Matt scheitert. 20. Dc3 Jetzt aber muss der schwarze König, um dem drohenden Abzugsschach auszuweichen, in die f-Linie gehen. Kf7 21. Lxe4! Die logische Folge des in der f-Linie stehenden Königs. Auf fxe4 22. Sxd7+ Kg8 (Ke8 oder Ke6 ziehen jeweils sofortiges Matt nach sich) 23. Sf6+ gewinnt Weiß zunächst die Dame. Ermöglicht wurde diese Wendung letzten Endes durch den schwarzen Drang nach Materialausgleich im 17. Zug (Lxf2+), der dem weißen Turm die f-Linie öffnete. c6 Es drohte Ld5+. Objektiv am besten war hier wohl die Aufgabe der Qualität mit Txe4 22. Sxe4, aber bei der unsicheren schwarzen Königsstellung und der rückständigen Figurenentwicklung muss die schwarze Stellung immer verloren sein. 22. Lxf5! Weiß ist nicht zu bremsen. Er zerstört den letzten notdürftigen Bauernschutz des schwarzen Monarchen. xf5 23. Txf5 Kg6 Weicht dem wieder drohenden Abzugsschach aus. 23... Db6+ hätte wegen 24. c5 gar nichts geholfen. Und die einzige andere Möglichkeit, dem Abzugsschach zu entgehen, nämlich Ke6, scheitert schnell an 24. Sxd7! (droht zugleich Te5#, Df6# und Tf6#) Kxf5 25. Df6+ Ke4 26. Df3#. 24. Td6!? Am einfachsten und besten wäre es jetzt gewesen, den Turm auf der f-Linie zurückzuziehen. Schwarz hätte dann keine vernünftige Verteidigung mehr gehabt. Aber Weiß will schnell und schön gewinnen, und übersieht dabei die raffinierte Antwort. Natürlich kann Schwarz jetzt den Tf5 nicht schlagen wegen 24... Kxf5 25. Dd3+, und er wird matt nach Ke5 26. Sg4# wie auch nach 25... Kg5 26. h4#. Zwei entzückende Mattstellungen! Te6! Sehr geistreich! Jetzt wird es noch einmal spannend. Weiß muss sich nun sehr anstrengen, um doch noch zu gewinnen. 25. Txe6 Kxf5 26. Td6 Dxf6! Wieder ist Schwarz auf der Höhe! Nimmt Weiß nun die Dame, so erhält Schwarz ausreichendes Material, und der Sieg mit einer einsamen Dame wird ziemlich schwer, da sie von keinem weiteren Offizier mehr unterstützt werden kann. 27. Dd3+! Daher setzt Weiß weiter auf Mattangriff. Die schwarze Dame will er erst zu einem günstigeren Zeitpunkt schlagen, nämlich dann, wenn er noch zusätzlich den schwarzen Springer erobern kann. Kg5 Ke5 scheitert an 28. Dd4+ Kf5 29. Dg4+ Ke5 30. Te6+!! (Blockade des Feldes e6) Dxe6 31. Df4#. In dieser Variante schafft es die weiße Dame tatsächlich, nur unterstützt von zwei Bauern, gegen eine ganze feindliche Armee mattzusetzen! Dies ist aber nur möglich, weil der schwarze Turm und die beiden Leichtfiguren eigentlich gar nicht mitspielen. 28. h4+ Jetzt wäre auf Kg4 der weiße Plan schon erfolgreich: 29. Txf6 Sxf6 30. Dg6+, und Weiß gewinnt noch den Springer hinzu. Kh5 29. g4+ Weiß verfolgt seinen Plan konsequent weiter. Auf Kxg4 würde er die Dame schlagen und anschließend den Springer wie in der Anmerkung zum vorigen Zug gewinnen. Kxh4 Aber wie will er es jetzt schaffen? 30. Txf6 Sxf6 31. Dd8 Eine lustige Stellung! Weiß fesselt diagonal den Springer und zugleich horizontal den Läufer. Kg5 Die einzig mögliche Verteidigung. 32. e4 Droht e5 mit Eroberung des Springers. Kg6 Aber jetzt ist dieser entfesselt. 33. e5 Wäre nicht dieser Freibauer, so könnte Weiß tatsächlich nicht gewinnen (er würde vielmehr gar noch verlieren). So aber kostet der kleine Bauer nach Sxg4 34. e6 Sf6 35. e7 Kf7 36. Df8+ den Springer. Sd7?? Vermutlich wollte Schwarz nach 34. e6 mit Sb6 seinen Turm a8 decken, so dass auf 35. e7 Ld7 möglich wäre, um die Bauernumwandlung noch zu verhindern. (Weiß gewinnt dann aber trotzdem mit 36. c5!) Aber vom der anstrengenden Verteidigung erschöpft, übersieht er das bildhübsche Matt: 34. Dg8# Dieses Solomatt der Dame, nur unterstützt von zwei eigenen und einem gegnerischen Bauern, dürfte in der praktischen Partie einzig dastehen. Zwar keine fehlerfreie, aber eine von Anfang bis Ende hochinteressante und vor allem sehr ästhetische Partie mit vielen Überraschungen auf beiden Seiten.
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[Event "Moscow"]
[Site "Moscow"]
[Date "1937.??.??"]
[EventDate "?"]
[Round "?"]
[Result "1-0"]
[White "A Kotz"]
[Black "P Lebedev"]


1. Nf3 Nf6 2. d4 g6 3. c4 Bg7 4. g3 O-O 5. Bg2 d6 6. O-O Nc6 7. Nc3 e5 8. h3 {Weiß möchte Le3 spielen, ohne danach durch Sg4 belästigt zu werden.}
Nd7 {Aktiviert den Lg7 und greift damit den Bauern d4 ein weiteres Mal an. Gleichzeitig wird der f-Bauer für den späteren Vorstoß f7-f5 frei gemacht.} 9. Be3 h6 {Schwarz möchte f7-f5 ohne eventuelle Störung durch Lg5 oder Sg5 spielen. Außerdem ist es in manchen Varianten nicht günstig, wenn der schwarze König auf g8 steht, weil dann (z.B. nach Sg5) ein Läuferschach auf d5 drohen könnte.} 10. Qd2 Kh7 11. Rad1 {Im Hinblick auf das zu erwartende f5 und den folgenden Abtausch setzt Weiß den Turm auf die Linie, die sich gleich öffnen wird.} f5 12. dxe5 dxe5 {Schwarz möchte seine Bauern zusammenhalten. Nach 12... Sdxe5 hätte er nur einen durch die Bauernzüge aufgelockerten Königsflügel ohne Chance auf Gegenspiel. Aber er hätte dann wenigstens seine Entwicklung fortsetzen können.} 13. Qc1! {Ohne den Blick von der Diagonalen c1-h6 abzuwenden, räumt die Dame die d-Linie für den Turm. Für Schwarz ist es jetzt schwer, eine gute Antwort zu finden. Er kann seine Entwicklung nicht fortsetzen, weil der Sd7 gefesselt ist, aber er kann auch nicht mit seiner Dame aus der d-Linie gehen (und damit den Sd7 entfesseln), weil gleich Sd5 folgen würde.} Re8?! {Schwarz konnte kaum ahnen, was für ein Feuerwerk er damit heraufbeschwören würde; aber es ist typisch, dass man in einer Situation, in der man nur die Wahl zwischen lauter unbefriedigenden Zügen hat, letztlich einen ganz schlechten wählt.} 14. Bg5!! {Sehr hübsch! Dieses Opfer darf nicht angenommen werden, da nach hxg5 15. Sxg5+ Kg8 (geht der König nach h8 oder h6, erobert Sf7+ die Dame!) 16. Ld5+ Kf8 17. Sh7+ Ke7 18. Dg5+ die schwarze Stellung in Trümmer geht; alle weißen Figuren arbeiten optimal zusammen. Ob Weiß diese Wendung bereits im Auge hatte, als er 13. Dc1! zog?} Ne7 {Also bleibt nur dieser Zug, da auf Lf6 15. Lxh6 möglich wäre.} 15.
Nd5 {Scheint unmittelbar zu gewinnen, da hxg5 nun wieder nicht geht wegen 16. Sxg5+ Kg8 17. Se6! mit 'Erstickung' der schwarzen Dame! Man erkennt jetzt die Folgen der 'verklumpten' schwarzen Figurenstellung.} e4! {Aber auch Schwarz ist auf der Höhe und ergreift seine einzige Verteidigungschance in fast schon aussichtsloser Lage. Nach 16. Sxe7?? exf3! würde Weiß nun gar verlieren, und mit 16. Lxe7 Txe7 würde er nicht viel erreichen, da 17. Sxe7?? exf3 ja wiederum Material einbüßen würde. Es sieht also so aus, als ob Weiß den größten Teil seines Vorteils wieder verspielt hat.} 16. Nd4! {Da wieder Se6 mit Damengewinn droht, darf sich Schwarz nicht auf g5 bedienen.} Bxd4 {Beseitigt die Gefahr für die schwarze Dame und zwingt den Weißen zu der folgenden Abwicklung.} 17. Bxe7 Bxf2+ {Da Schwarz sowieso die Qualität einbüßt, möchte er wenigstens dafür noch einen Bauern 'mitnehmen'. Aber der Zug öffnet dem Weißen eine Angriffslinie für den f-Turm. Schwarz hätte zuerst 17... Txe7 und erst auf 18. Sxe7 Lxf2+ spielen sollen, um das Folgende zu vermeiden. Aber dass diese 'kleine' Zugumstellung von Bedeutung sein könnte, war wiederum schwer vorauszusehen.} 18. Rxf2 Rxe7 {Nun folgt die nächste Überraschung.} 19. Nf6+! {Weiß verzichtet auf den Qualitätsgewinn, da er den gut stehenden Springer nicht tauschen, sondern lieber für den Angriff einsetzen möchte. Der schwarze König ist nämlich ungenügend verteidigt, da fast alle schwarzen Figuren in der falschen Bretthälfte herumhocken und dort auch bloß chillen.} Kg7 {Erzwungen, da der Sd7 gefesselt ist und der einzige andere Königszug, nämlich Kh8, an Dxh6+ nebst Matt scheitert.} 20. Qc3 {Jetzt aber muss der schwarze König, um dem drohenden Abzugsschach auszuweichen, in die f-Linie gehen.} Kf7 21.
Bxe4! {Die logische Folge des in der f-Linie stehenden Königs. Auf fxe4 22. Sxd7+ Kg8 (Ke8 oder Ke6 ziehen jeweils sofortiges Matt nach sich) 23. Sf6+ gewinnt Weiß zunächst die Dame. Ermöglicht wurde diese Wendung letzten Endes durch den schwarzen Drang nach Materialausgleich im 17. Zug (Lxf2+), der dem weißen Turm die f-Linie öffnete.} c6 {Es drohte Ld5+. Objektiv am besten war hier wohl die Aufgabe der Qualität mit Txe4 22. Sxe4, aber bei der unsicheren schwarzen Königsstellung und der rückständigen Figurenentwicklung muss die schwarze Stellung immer verloren sein.} 22. Bxf5! {Weiß ist nicht zu bremsen. Er zerstört den letzten notdürftigen Bauernschutz des schwarzen Monarchen.} gxf5 23. Rxf5 Kg6 {Weicht dem wieder drohenden Abzugsschach aus. 23... Db6+ hätte wegen 24. c5 gar nichts geholfen. Und die einzige andere Möglichkeit, dem Abzugsschach zu entgehen, nämlich Ke6, scheitert schnell an 24. Sxd7! (droht zugleich Te5#, Df6# und Tf6#) Kxf5 25. Df6+ Ke4 26. Df3#.} 24. Rd6!? {Am einfachsten und besten wäre es jetzt gewesen, den Turm auf der f-Linie zurückzuziehen. Schwarz hätte dann keine vernünftige Verteidigung mehr gehabt. Aber Weiß will schnell und schön gewinnen, und übersieht dabei die raffinierte Antwort. Natürlich kann Schwarz jetzt den Tf5 nicht schlagen wegen 24... Kxf5 25. Dd3+, und er wird matt nach Ke5 26. Sg4# wie auch nach 25... Kg5 26. h4#. Zwei entzückende Mattstellungen!} Re6! {Sehr geistreich! Jetzt wird es noch einmal spannend. Weiß muss sich nun sehr anstrengen, um doch noch zu gewinnen.} 25. Rxe6 Kxf5 26. Rd6 Qxf6! {Wieder ist Schwarz auf der Höhe! Nimmt Weiß nun die Dame, so erhält Schwarz ausreichendes Material, und der Sieg mit einer einsamen Dame wird ziemlich schwer, da sie von keinem weiteren Offizier mehr unterstützt werden kann.} 27.
Qd3+! {Daher setzt Weiß weiter auf Mattangriff. Die schwarze Dame will er erst zu einem günstigeren Zeitpunkt schlagen, nämlich dann, wenn er noch zusätzlich den schwarzen Springer erobern kann.} Kg5 {Ke5 scheitert an 28. Dd4+ Kf5 29. Dg4+ Ke5 30. Te6+!! (Blockade des Feldes e6) Dxe6 31. Df4#. In dieser Variante schafft es die weiße Dame tatsächlich, nur unterstützt von zwei Bauern, gegen eine ganze feindliche Armee mattzusetzen! Dies ist aber nur möglich, weil der schwarze Turm und die beiden Leichtfiguren eigentlich gar nicht mitspielen.} 28. h4+ {Jetzt wäre auf Kg4 der weiße Plan schon erfolgreich: 29. Txf6 Sxf6 30. Dg6+, und Weiß gewinnt noch den Springer hinzu.} Kh5 29. g4+ {Weiß verfolgt seinen Plan konsequent weiter. Auf Kxg4 würde er die Dame schlagen und anschließend den Springer wie in der Anmerkung zum vorigen Zug gewinnen.} Kxh4 {Aber wie will er es jetzt schaffen?} 30. Rxf6 Nxf6 31. Qd8 {Eine lustige Stellung! Weiß fesselt diagonal den Springer und zugleich horizontal den Läufer.}Kg5 {Die einzig mögliche Verteidigung.} 32. e4 {Droht e5 mit Eroberung des Springers.} Kg6 {Aber jetzt ist dieser entfesselt.} 33. e5 {Wäre nicht dieser Freibauer, so könnte Weiß tatsächlich nicht gewinnen (er würde vielmehr gar noch verlieren). So aber kostet der kleine Bauer nach Sxg4 34. e6 Sf6 35. e7 Kf7 36. Df8+ den Springer.}
Nd7?? {Vermutlich wollte Schwarz nach 34. e6 mit Sb6 seinen Turm a8 decken, so dass auf 35. e7 Ld7 möglich wäre, um die Bauernumwandlung noch zu verhindern. (Weiß gewinnt dann aber trotzdem mit 36. c5!) Aber vom der anstrengenden Verteidigung erschöpft, übersieht er das bildhübsche Matt:} 34. Qg8# {Dieses Solomatt der Dame, nur unterstützt von zwei eigenen und einem gegnerischen Bauern, dürfte in der praktischen Partie einzig dastehen. Zwar keine fehlerfreie, aber eine von Anfang bis Ende hochinteressante und vor allem sehr ästhetische Partie mit vielen Überraschungen auf beiden Seiten.} 1-0
Kellerdrache - 17. Mär '14
Ich hab mal gelesen die schwierigste Aufgabe des Gehirns wäre es aus den tausenden Informationen die ihm zufliessen die relevanten herauszufiltern.

Dafür ist diese Partie ein schönes Beispiel. Von 8...Sfd7 mal abgesehen, was heute keiner mehr spielen würde, der die Theorie kennt, hat Weiß die Partie gewonnen weil er immer das wesentlichste Kriterium der jeweiligen Stellung gefunden hat.

Wenn die Partie also auch nicht gerade fehlerlos war so war sie doch sehr lehrreich und unterhaltsam.
Vabanque - 17. Mär '14
Ja, das ist sicher auch ein wesentlicher Unterschied zwischen diesen alten Partien und den heutigen, dass damals die Eröffnung selbst bei starken Spielern meist noch viel Improvisation und ein großes Experimentierfeld war. Heute haben schon Spieler mit 1400 DWZ sehr genaue Kenntnisse der Eröffnungstheorie, so dass sie die Eröffnung vermutlich (mit beiden Farben) 'besser' behandelt hätten als die Spieler der vorliegenden Partie. Damals aber war erstens die Eröffnungstheorie noch lange nicht so weit entwickelt wie heute, und zweitens standen die Erkenntnisse der Theorie größtenteils nur den Spitzenspielern zur Verfügung, da es kein Internet, keine Datenbanken und auch nur wenige Buchveröffentlichungen gab. Die Spieler mussten sich größtenteils auf ihre eigene Intuition und ihr Stellungsgefühl verlassen. Aber gerade das gibt diesen alten Partien so einen eigenen Charme, finde ich.
pirc_ - 17. Mär '14
von wann iss das spiel?
Vabanque - 17. Mär '14
1937; steht auch klein unter dem schachbrett, wenn du es öffnest ;)
pirc_ - 17. Mär '14
jetzt wo du es sagst :-))
Vabanque - 17. Mär '14
manches muss einem halt erst gesagt werden ;)
pirc_ - 19. Mär '14
es wurde übrigens in Moskau gespielt...falls wer fragt ;-)
Vabanque - 19. Mär '14
:-)))

Ich sehe, dir ist langweilig, ich muss mal wieder eine Partie reinstellen ;)