Kommentierte Spiele

Die Vergessenen (XI) Timman

Kellerdrache - 23. Jan '17
Jan Timman ist der einzige Spieler, der sich mit Max Euwe um den Ehrenplatz des besten niederländischen Schachspielers streiten könnte. Der Kollege Vabanque hat ja die Meinung geäußert, dass Timman gar nicht zu den Vergessenen gehöre, da er für die holländischen Schachspieler so etwas wie ein Nationalheld wäre.
Jedenfalls war er für einen Zeitraum von über 20 Jahren einer der erfolgreichsten westlichen Spieler und sicher auch einer der fleißigsten. In so gut wie allen üblichen Eröffnungen zu Hause arbeitete er außer als Turnierspieler noch als Chefredakteur der Schachzeitung New in chess (was er auch heute noch ist). Er spiele in mehreren Kandidatenwettkämpfen und schlieslich in einem WM-Kampf gegen Anatoly Karpov, den er recht klar verlor.
Zu Timmans Stil befragt antwortete Raymond Keene er wäre ein Kämpfer wie Lasker. Ausgesprochen vielseitig, nicht nur in der Eröffnung, forderte er seine Gegner gerne auf dem Feld ihrer Stärken heraus. So auch im folgenden Beispiel wo er sich einen aggressiven Kampf mit Garry Kasparov liefert.

Jan Timman Garry Kasparov KRO Match | Hilversum NED | 3 | 1985.12.17 | C93 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 Timman war immer schon ein ausgesprochen vielseitiger Spieler wenn es um Eröffnungen ging. d4 genau wie c4 oder e4. Spanisch wie Französich oder Sizilianisch. In allen Systemen war er zu Hause. Vor allem aber ging er nie einem Streit aus den Weg. Er spielte gerne gegen die Liebslingssysteme seiner Gegner was ihm zwar die ein oder andere peinliche Niederlage einbrachte aber auch umso größere Ehre wenn er sie sozusagen zu Hause besiegte. a6 4. La4 Sf6 5. O-O Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 d6 Zu der Eröffnung ist nicht allzuviel zu sagen. Eine spanische Eröffnung wie sie ja auch zwischen Carlsen und Karjakin gespielt wurde. Die Ähnlichkeiten erstrecken sich aber lediglich auf die Eröffnung. Hier wird deutlich risikoreicher gespielt. 8. c3 O-O 9. h3 Lb7 da nach 9.h3 auf der Diagonale h3-c8 kein vernünftiges Feld mehr zur Verfügung stand 10. d4 Te8 11. Sg5 kein übermässig sinnvoller Zug, da die Drohung gegen f7 offensichtlich und einfach zu parieren ist. Vielleicht einfach um ein wenig Zeit zu gewinnen. Tf8 12. Sf3 Te8 13. Sbd2 Lf8 Kasparov gruppiert um. Der schwarzfeldrige Läufer soll nach g7 wo er bessere Zukunftsaussichten hat als auf e7 14. a3 Timman will sich mit b4 dem zu erwartenden Spiel am Damenflügel entgegen stemmen. Der c3 muss ja eventuell auf d4 nehmen können, daher ist diese Vorbereitung notwendig. h6 15. Lc2 Sb8 Ein aus der sogenannten Breyer-Varinate der Spanischen Eröffnung bekanntes Manöver. Das Pferd wird nach d7 überführt von wo aus es e5 und c5kontrolliert 16. b4 Sbd7 17. Lb2 Der Zug macht natürlich nur im Zusammenhang mit c4 Sinn, da in diesem Fall der Lb2 Druck auf e5 macht. Außerdem stellt er sich dem auf g7 zu erwartenden gegnerischen Läufer entgegen. g6 18. c4 Wie in vielen spanischen Partien ist der Zeitpunkt der Öffnung der Stellung ein kritischer Punkt der Begegnung. Kasparov muss hier eigentlich tauschen will er sich nicht langsam vom Holländer einquetschen lassen. xd4 19. xb5 Der Tausch auf b5 ist eine positionelle Feinheit. Schlägt man sofort auf d4 zurück kann Schwarz aktiv mit c5 fortsetzen xb5 20. Sxd4 Jetzt erfolgt das Schlagen auf d4 mit Angriff auf b5 sodaß erst einmal passive Deckung gefragt ist c6 Notwendig, er schön steht er da nicht. Timman findet schnell Wege den c-Bauern weiter unter Druck zu setzen 21. a4 Wie man sehen wird geht es auch hier um c6. Schlägt Schwarz nicht wird halt der b4 weiter belagert xa4
Db6 22. De2 La6 23. xb5 xb5 24. Ld3 Tab8 25. Tec1 sicher spielbar aber auch nicht so überzeugend für den Nachziehenden.
22. Lxa4 Db6 Kasparov will sich natürlich aktiv verteidigen. Trotzdem gefällt der Zug nicht besonders, da die Dame sofort wieder weg muss 23. Sc2 deckt den b4 und ist auch der erste Schritt um die halboffene d-Linie zur Belagerung zu räumen. Es droht z.B. Sd4 mit Angriff auf die Dame und den Bauern d6 sodaß Dc7 ohnehin erzwungen ist Dc7
c5 geht leider nicht 24. Lxf6 Sxf6 25. Lxe8
24. Lb3 Timman hat zwei phantastische Diagonalen auf den gegnerischen König. La6 In der Ecke stehen und Zittern ist nicht Garrys Stil. Er stellt sich auf d3 in naher Zukunft einen seiner Springer vor und nimmt hiermit das entscheidende Feld schon mal unter Kontrolle 25. Tc1 Erinnert den Weltmeister an seinen schwachen Bauern auf c6 Lg7 Will Schwarz mit dem Sd7 über e5 nach d3 wandern muss ja erst einmal der Sf6 gedeckt werden. Die beiden Bauern c6 und d6 verbleiben mit Minimaldeckung 26. Se3 das Ziel di eses Springers ist d5 was durch die Fesselung des c6 möglich ist. Schwarz kann die Dame nicht gut weg ziehen, da sie zur Deckung der beiden Bauern c6 und d6 gebraucht wird Lb5 27. Sd5 Sxd5 28. Lxg7 Kxg7 29. xd5 Se5 weniger um den c6 nochmal zu decken, sondern um mit d3 beide Türm zu gabeln und den b4 anzugreifen. Eine durchaus starke Drohung. Lc2 oder Lc4 unterbrechen jeweils die c-Linie und nehmen den Druck auf c6 weg, Te4 verhindert die Gabel und deckt den b4, doch der Turm steht hier nicht sehr sicher. Doch was gibt es sonst noch ? 30. Se4 Lässt die Gabel zu !. Spätestens nach 24.La6 war Kasparovs Idee offensichtlich, doch Timman hat nichts dagegen unternommen. Schätzt er seinen Angriff stärker ein ?
30. Te4? Sd3 auch ohne Gabel ein klasse Feld. Jetzt hängen beide Türme 31. Txe8 Txe8 und Weiß hat wieder eine Handvoll Probleme. Neben dem hängenden Turm auf c1 und dem ungedeckten Bauern b4 droht auch noch Te1+. Weiß steht verhehrend.
Sd3 31. Dd2 Es sieht komisch aus, dass der Holländer von den drei Angriffszielen ausgerechnet den Bauern deckt. Es geht ihm aber wohl mehr um die Diagonale a1-h8. Man ahnt gewisse Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit einem Springer über f6 und einer Öffnung der a2-g8 Diagonalen für den Läufer auf b3 Ta3 Selbst den meisten Großmeistern bricht in so einer Stellung gegen den Weltmeister der Angstschweiß aus. Jetzt hängen nicht nur beide Türme, sondern auch noch der Lb3. Wenn man sich hier verrechnet explodiert einem die ganze schöne Stellung mit einem lauten Knall. 32. Sf6 der Springer droht nach e8 zu ziehen und das schwarze Ehepaar zu gabeln. Außerdem ist der Te8 angegriffen. Zugegeben hat Timman eine Drohung gefunden die stärker ist als die des Schwarzen. Doch der Springer selber ist ja gar nicht gedeckt. Txe1+ 33. Txe1 Kxf6 erzwungen, da auf Txb3 oder Sxe1 jeweils die Antwort Se8+ käme. 34. Dc3+ Will man nicht ernsthaft Züge wie Kf4 oder Kg4 erwägen kann das Schach nur mit Kasparovs Zug beantwortet werden. Was für eine Schande. Der Superspringer kann sein Potential nie verwirklichen und muß sich zur Rettung seines Königs opfern Se5 35. f4 so bekommt Weiß seine Figur zurück La4 Tränen getrocknet. Gegenangriff! . Jetzt müssen sich Turm und Dame um den hängenden Läufer kümmern und Kasparov hat seine Dame um Unheil anzurichten, oder ? 36. xe5+ Na gut erstmal mit Schach die Figur zurück holen, doch was danach ? xe5 37. d6 Wunderbar! Wieder wird nicht passiv gedeckt sondern ein stärkerer Gegenangriff angezettelt. Die schwarze Dame kann zwar den Bauern nehmen wird dadurch aber von der 7. Reihe und der Deckung des Bauern f7 entfernt. Dxd6
Da7+ alle anderen Züge auf der 7. Reihe werden mit Dxe5+ und matt beantwortet 38. Kh1 Dd4 39. Dxd4 xd4 40. d7
38. Df3+ Ke7
Kg7 39. Dxf7+ Kh8 40. Dg8#
39. Dxf7+ Kd8 40. Td1 Ta1 Garry kämpft wirklich bis zur letzten Patrone. Ta1 feselt den weißen Turm und auf 41. Txa1 folgt Dd4+ nebst Dxa1 41. Df6+ Df8+ wäre wohl auch möglich gewesen. Hier findet auch einem Kasparov nichts mehr. Txd1+ oder Dxd1+ gehen nicht, da der schwarze König im Schach steht und auf jeden Wegzug des Monarchen fällt die Dame.
PGN anzeigen
[Event "KRO Match"]
[Site "Hilversum NED"]
[Date "1985.12.17"]
[Round "3"]
[White "Jan Timman"]
[Black "Garry Kasparov"]
[Result "1-0"]
[ECO "C93"]
[PlyCount "81"]
[EventDate "1985.??.??"]

1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 {Timman war immer schon ein ausgesprochen
vielseitiger Spieler wenn es um Eröffnungen ging. d4 genau wie c4 oder e4.
Spanisch wie Französich oder Sizilianisch. In allen Systemen war er zu Hause.
Vor allem aber ging er nie einem Streit aus den Weg. Er spielte gerne gegen
die Liebslingssysteme seiner Gegner was ihm zwar die ein oder andere peinliche
Niederlage einbrachte aber auch umso größere Ehre wenn er sie sozusagen zu
Hause besiegte.} a6 4. Ba4 Nf6 5. O-O Be7 6. Re1 b5 7. Bb3 d6 {Zu der Eröffnung
ist nicht allzuviel zu sagen. Eine spanische Eröffnung wie sie ja auch
zwischen Carlsen und Karjakin gespielt wurde. Die Ähnlichkeiten erstrecken
sich aber lediglich auf die Eröffnung. Hier wird deutlich risikoreicher
gespielt.} 8. c3 O-O 9. h3 Bb7 {da nach 9.h3 auf der Diagonale h3-c8 kein
vernünftiges Feld mehr zur Verfügung stand} 10. d4 Re8 11. Ng5 {kein übermässig
sinnvoller Zug, da die Drohung gegen f7 offensichtlich und einfach zu parieren
ist. Vielleicht einfach um ein wenig Zeit zu gewinnen.} Rf8 12. Nf3 Re8 13.
Nbd2 Bf8 {Kasparov gruppiert um. Der schwarzfeldrige Läufer soll nach g7 wo er
bessere Zukunftsaussichten hat als auf e7} 14. a3 {Timman will sich mit b4 dem
zu erwartenden Spiel am Damenflügel entgegen stemmen. Der c3 muss ja eventuell
auf d4 nehmen können, daher ist diese Vorbereitung notwendig.} h6 15. Bc2 Nb8 {
Ein aus der sogenannten Breyer-Varinate der Spanischen Eröffnung bekanntes
Manöver. Das Pferd wird nach d7 überführt von wo aus es e5 und c5kontrolliert}
16. b4 Nbd7 17. Bb2 {Der Zug macht natürlich nur im Zusammenhang mit c4 Sinn,
da in diesem Fall der Lb2 Druck auf e5 macht. Außerdem stellt er sich dem auf
g7 zu erwartenden gegnerischen Läufer entgegen.} g6 18. c4 {Wie in vielen
spanischen Partien ist der Zeitpunkt der Öffnung der Stellung ein kritischer
Punkt der Begegnung. Kasparov muss hier eigentlich tauschen will er sich nicht
langsam vom Holländer einquetschen lassen.} exd4 19. cxb5 {Der Tausch auf b5
ist eine positionelle Feinheit. Schlägt man sofort auf d4 zurück kann Schwarz
aktiv mit c5 fortsetzen} axb5 20. Nxd4 {Jetzt erfolgt das Schlagen auf d4 mit
Angriff auf b5 sodaß erst einmal passive Deckung gefragt ist} c6 {Notwendig,
er schön steht er da nicht. Timman findet schnell Wege den c-Bauern weiter
unter Druck zu setzen} 21. a4 {Wie man sehen wird geht es auch hier um c6.
Schlägt Schwarz nicht wird halt der b4 weiter belagert} bxa4 (21... Qb6 22. Qe2
Ba6 23. axb5 cxb5 24. Bd3 Rab8 25. Rec1 {
sicher spielbar aber auch nicht so überzeugend für den Nachziehenden.}) 22.
Bxa4 Qb6 {Kasparov will sich natürlich aktiv verteidigen. Trotzdem gefällt der
Zug nicht besonders, da die Dame sofort wieder weg muss} 23. Nc2 {deckt den b4
und ist auch der erste Schritt um die halboffene d-Linie zur Belagerung zu
räumen. Es droht z.B. Sd4 mit Angriff auf die Dame und den Bauern d6 sodaß Dc7
ohnehin erzwungen ist} Qc7 (23... c5 {geht leider nicht} 24. Bxf6 Nxf6 25. Bxe8
) 24. Bb3 {Timman hat zwei phantastische Diagonalen auf den gegnerischen König.
} Ba6 {In der Ecke stehen und Zittern ist nicht Garrys Stil. Er stellt sich
auf d3 in naher Zukunft einen seiner Springer vor und nimmt hiermit das
entscheidende Feld schon mal unter Kontrolle} 25. Rc1 {
Erinnert den Weltmeister an seinen schwachen Bauern auf c6} Bg7 {Will Schwarz
mit dem Sd7 über e5 nach d3 wandern muss ja erst einmal der Sf6 gedeckt werden.
Die beiden Bauern c6 und d6 verbleiben mit Minimaldeckung} 26. Ne3 {das Ziel di
eses Springers ist d5 was durch die Fesselung des c6 möglich ist. Schwarz kann
die Dame nicht gut weg ziehen, da sie zur Deckung der beiden Bauern c6 und d6
gebraucht wird} Bb5 27. Nd5 Nxd5 28. Bxg7 Kxg7 29. exd5 Ne5 {weniger um den c6
nochmal zu decken, sondern um mit d3 beide Türm zu gabeln und den b4
anzugreifen. Eine durchaus starke Drohung. Lc2 oder Lc4 unterbrechen jeweils
die c-Linie und nehmen den Druck auf c6 weg, Te4 verhindert die Gabel und
deckt den b4, doch der Turm steht hier nicht sehr sicher. Doch was gibt es
sonst noch ?} 30. Ne4 {Lässt die Gabel zu !. Spätestens nach 24.La6 war
Kasparovs Idee offensichtlich, doch Timman hat nichts dagegen unternommen.
Schätzt er seinen Angriff stärker ein ?} (30. Re4 $2 Nd3 {
auch ohne Gabel ein klasse Feld. Jetzt hängen beide Türme} 31. Rxe8 Rxe8 {
und Weiß hat wieder eine Handvoll Probleme. Neben dem hängenden Turm auf c1
und dem ungedeckten Bauern b4 droht auch noch Te1+. Weiß steht verhehrend.})
30... Nd3 31. Qd2 {Es sieht komisch aus, dass der Holländer von den drei
Angriffszielen ausgerechnet den Bauern deckt. Es geht ihm aber wohl mehr um
die Diagonale a1-h8. Man ahnt gewisse Möglichkeiten in Zusammenarbeit mit
einem Springer über f6 und einer Öffnung der a2-g8 Diagonalen für den Läufer
auf b3} Ra3 {Selbst den meisten Großmeistern bricht in so einer Stellung gegen
den Weltmeister der Angstschweiß aus. Jetzt hängen nicht nur beide Türme,
sondern auch noch der Lb3. Wenn man sich hier verrechnet explodiert einem die
ganze schöne Stellung mit einem lauten Knall.} 32. Nf6 {der Springer droht
nach e8 zu ziehen und das schwarze Ehepaar zu gabeln. Außerdem ist der Te8
angegriffen. Zugegeben hat Timman eine Drohung gefunden die stärker ist als
die des Schwarzen. Doch der Springer selber ist ja gar nicht gedeckt.} Rxe1+
33. Rxe1 Kxf6 {erzwungen, da auf Txb3 oder Sxe1 jeweils die Antwort Se8+ käme.}
34. Qc3+ {Will man nicht ernsthaft Züge wie Kf4 oder Kg4 erwägen kann das
Schach nur mit Kasparovs Zug beantwortet werden. Was für eine Schande. Der
Superspringer kann sein Potential nie verwirklichen und muß sich zur Rettung
seines Königs opfern} Ne5 35. f4 {so bekommt Weiß seine Figur zurück} Ba4 {
Tränen getrocknet. Gegenangriff! . Jetzt müssen sich Turm und Dame um den
hängenden Läufer kümmern und Kasparov hat seine Dame um Unheil anzurichten,
oder ?} 36. fxe5+ {
Na gut erstmal mit Schach die Figur zurück holen, doch was danach ?} dxe5 37.
d6 {Wunderbar! Wieder wird nicht passiv gedeckt sondern ein stärkerer
Gegenangriff angezettelt. Die schwarze Dame kann zwar den Bauern nehmen wird
dadurch aber von der 7. Reihe und der Deckung des Bauern f7 entfernt.} Qxd6 (
37... Qa7+ {
alle anderen Züge auf der 7. Reihe werden mit Dxe5+ und matt beantwortet} 38.
Kh1 Qd4 39. Qxd4 exd4 40. d7) 38. Qf3+ Ke7 (38... Kg7 39. Qxf7+ Kh8 40. Qg8#)
39. Qxf7+ Kd8 40. Rd1 Ra1 {Garry kämpft wirklich bis zur letzten Patrone. Ta1
feselt den weißen Turm und auf 41. Txa1 folgt Dd4+ nebst Dxa1} 41. Qf6+ {
Df8+ wäre wohl auch möglich gewesen. Hier findet auch einem Kasparov nichts
mehr. Txd1+ oder Dxd1+ gehen nicht, da der schwarze König im Schach steht und
auf jeden Wegzug des Monarchen fällt die Dame.} 1-0

Vabanque - 23. Jan '17
Ganz erstaunliche Partie, die ich gar nicht kannte.

Man sieht, dass - ähnlich wie Aljechin - Kasparov immer dann in Schwierigkeiten kommt, wenn man es schafft, ihn frühzeitig in eine Stellung zu bringen, wo er sich eigentlich verteidigen müsste statt nach aktiven Zügen zu suchen. Also eine Stellung, in der aktives Spiel verliert, so wie hier.

Die Kommentare gefallen mir sehr gut, weil sie ohne Variantengestrüpp das Wesentliche hervorheben. Erstaunlich, dass das hier geht; ich hatte es in meinen letzten Beiträgen leider nicht so gut geschafft :(

Ein paar kleine Schreibfehler - die sich immer einschleichen - sind mir noch aufgefallen:

1) In der Anmerkung zum 23. Zug muss es natürlich heißen: 'Es droht z.B. Sc4 ...' (statt Sd4)

2) Und in der Variante zu 30. Te4 Sd3 weiß ich nicht, warum beide Türme hängen, da der Te4 ja vom Sd2 gedeckt ist. Trotzdem ist klar, dass diese Stellung nicht erstrebenswert für Weiß ist.

3) Im 34. Zug sollte es sicher heißen: 'Will man nicht ernsthaft Züge wie Kf5 oder Kg5 erwägen ... '

Aber bis auf diese Nichtigkeiten, wie gesagt, eine richtig schöne Partie gut verständlich aufbereitet!
Kellerdrache - 24. Jan '17
Da hab ich schon zweimal Korrektur gelesen und es sind mir trotzdem noch Fehler durchgegangen. Mein Kommentar zum 30. Zug ist wohl schlecht formuliert. Was ich eigentlich sagen wollte: Te4 soll ja b4 decken, nach Sd3 kann dem Abtausch des Te4 nicht ausgewichen werden, da ja erst mal der Tc1 hängt. nach 31.Txe4 Sxe4 ist dann der b4 nicht mehr gedeckt und kann genommen werden. Da war mein Kommentar wohl einfach mal zu kurz gefasst.
Was mir persönlich an der Partie gefallen hat ist, dass Kasparov nicht etwa chancenlos zusammengeschoben wurde. Sein Angriff mit dem Springer auf d3 war durchaus stark. Nur Timmans optimales Spiel reichte zum weißen Sieg. Für Positionsspieler ist sicher interessant wie Timman das Zentrum so auflöst, dass Schwarz mit zwei schwachen Bauern auf den halboffenen c- und d-Linien verbleibt.
Vabanque - 24. Jan '17
>>Da hab ich schon zweimal Korrektur gelesen und es sind mir trotzdem noch Fehler durchgegangen.<<

Tja, irgendwoher kenn ich das ;)

>>Mein Kommentar zum 30. Zug ist wohl schlecht formuliert. Was ich eigentlich sagen wollte: Te4 soll ja b4 decken, nach Sd3 kann dem Abtausch des Te4 nicht ausgewichen werden, da ja erst mal der Tc1 hängt. nach 31.Txe4 Sxe4 ist dann der b4 nicht mehr gedeckt und kann genommen werden.<<

So leuchtet es mir auch ein!

>>Da war mein Kommentar wohl einfach mal zu kurz gefasst.<<

Ja, manchmal möchte man es kurz und bündig machen, aber dann ist es eher irreführend.
fritz321 - 25. Jan '17
Ich kannte die Partie schon, aber ich finde deine Kommentare dazu sehe aufschlussreich. So hab ich die ein oder andere Variante nochmal genauer betrachtet :)

Ich finde Timmans stil echt interessant. Sehr vielseitig und ideenreich.

Danke für die gute Kommentierung! :)