Kommentierte Spiele
Brillante Mattangriffe (XI): Hecht - Keene 1966
Vabanque - 23. Nov '15
Dies ist eine Partie, die mir schon immer gut gefallen hat und die ich auch schon seit ziemlich langer Zeit hier präsentieren wollte. Immer jedoch habe ich damit gezögert, weil die glänzende Kombination von Weiß leider ein Loch hat, was den objektiven Wert der Partie leider durchaus beeinträchtigt. Sonst wäre alles so schön und vorbildlich: Weiß überspielt Schwarz aufgrund dessen trocken-schablonenhaften Spiels und krönt seinen Angriff durch eine sehenswerte Opferkombination.
Der Sieger der Partie, der 1939 geborene deutsche GM Hans-Joachim Hecht, war bis Mitte der 70er Jahre Berufsschachspieler gewesen, bevor er dies für einen sicheren Job im Verwaltungsbereich aufgab. Ob er das Verwaltungswesen durch genauso spannende und kreative Ideen bereicherte wie das Schach? Über seine Tätigkeit als Verwaltungsangesteller wird jedenfalls nichts berichtet.
Der Verlierer der Partie, der 1948 geborene englische GM Raymond Keene, war in den 70er Jahren einer der führenden englischen Spieler, obwohl er nie wesentlich über 2500 Elo erreichte. Seit Mitte der 80er Jahre ist er nur noch schachjournalistisch tätig. Zu dem Zeitpunkt, als vorliegende Partie gespielt wurde, stand Keene zwar noch ganz am Anfang seiner Karriere, wurde aber schon im folgenden Jahr Zweiter in der
Jugendweltmeisterschaft. Hecht hatte es hier also keineswegs mit einem schwachen Gegner zu tun.
Bei dieser Partie habe ich Hechts eigene Kommentare herangezogen und verarbeitet, sie allerdings hier aus urheberrechtlichen Gründen als solche kenntlich gemacht.































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Der Sieger der Partie, der 1939 geborene deutsche GM Hans-Joachim Hecht, war bis Mitte der 70er Jahre Berufsschachspieler gewesen, bevor er dies für einen sicheren Job im Verwaltungsbereich aufgab. Ob er das Verwaltungswesen durch genauso spannende und kreative Ideen bereicherte wie das Schach? Über seine Tätigkeit als Verwaltungsangesteller wird jedenfalls nichts berichtet.
Der Verlierer der Partie, der 1948 geborene englische GM Raymond Keene, war in den 70er Jahren einer der führenden englischen Spieler, obwohl er nie wesentlich über 2500 Elo erreichte. Seit Mitte der 80er Jahre ist er nur noch schachjournalistisch tätig. Zu dem Zeitpunkt, als vorliegende Partie gespielt wurde, stand Keene zwar noch ganz am Anfang seiner Karriere, wurde aber schon im folgenden Jahr Zweiter in der
Jugendweltmeisterschaft. Hecht hatte es hier also keineswegs mit einem schwachen Gegner zu tun.
Bei dieser Partie habe ich Hechts eigene Kommentare herangezogen und verarbeitet, sie allerdings hier aus urheberrechtlichen Gründen als solche kenntlich gemacht.
Hans-Joachim Hecht Raymond Keene Brunnen (Switzerland) | Brunnen (Switzerland) | 1966 | B17 | 1:0
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 c6 2. d4 d5 3. Sc3 xe4 4. Sxe4 Sd7 Dieser Zug soll Sgf6 vorbereiten, da auf sofortiges Sgf6 Schwarz einen Doppelbauern in Kauf nehmen müsste (was aber ebenfalls gespielt wird). 5. Lc4 Sgf6 6. Sg5 e6 7. De2 Nun droht Weiß mit dem Springeropfer Sxf7 nebst Dxe6+. Sb6 8. Ld3 Kann nun Schwarz auf d4 schlagen oder kann er es nicht? Die weiße Idee ist, nach 8. Dxd4 9. Sgf3 auf einen schwarzen Damenzug Se5 zu spielen, wonach f7 fällt. Aber Schwarz hat 9... Dd5, und nach 10. Se5 Dxg2 ist die Lage unklar. h6 Solider ist es jedenfalls, sich trotzdem nicht darauf einzulassen. 9. S5f3 c5 10. xc5 Lxc5 11. Se5 O-O Man weiß heute, dass es besser ist, den weißen Springervorposten mit 11... Sbd7 sofort zu attackieren. 12. Sgf3 Sbd5 Hecht tadelt diesen optisch gut aussehenden Zug als schablonenhaft, da die 'Drohung' Sb4 leicht pariert werden kann, während sich der Springer auf d5 nicht halten kann (er wird mit c4 vertrieben werden). 13. a3 a5 Schwarz will damit b4 verhindern. 14. O-O Hecht tadelt auch diesen eigenen Zug und meint, dass sofortiges g4 nebst g5 (ja, ja, wieder mal die Angriffsmarke h6!) energischer gewesen wäre, da der Königsturm auf g1 gut zum Angriff verwendet werden könne. Solide und gut war hier sicher auch Ld2, um sich die Möglichkeit zur langen Rochade offen zu halten. Und letztlich konnte Weiß auch sofort mit c4 den schwarzen Zentralspringer vertreiben. b6 15. c4 Se7 16. Td1 Jetzt droht Damengewinn mit Lh7+. De8 Natürlich musste Schwarz ausweichen, aber er hätte es besser mit Dc7 getan, trotz des wahrscheinlich befürchteten 17. Lf4, auf das er aber Sh5 oder auch Ld6 hätte antworten können. 17. Ld2 a4 Die Möglichkeit b4 soll endgültig ausgeschaltet werden. Schwarz spielt lehrbuchmäßig (er hat ja auch einige geschrieben). Leider ist das hier zu langsam. Hecht merkt dazu treffend an: 'Reine Zeitverschwendung! Um positionelle Dinge geht es nicht mehr, wenn es am anderen Flügel lichterloh brennt!' 18. Lc3 Der Läufer findet hier eine glänzende Diagonale. Alle weißen Figuren richten sich gegen den schwarzen König. Sf5 19. g4 Ein Wagnis, da damit auch die eigene Königsstellung entblößt wird. Vermutlich wollte Schwarz mit Sf5 Weiß sogar zu der vermeintlichen Schwächung provozieren. Sd6 20. g5 xg5 21. Sxg5 Lb7 Die Besetzung der langen Diagonalen ist nicht ganz ungefährlich für Weiß. Zieht der weiße Springer von e5 ab (z.B. nach g4, was an und für sich wünschenswert wäre, um den Verteidigungsspringer f6 abzutauschen), kann die schwarze Dame nach c6 und Matt drohen. 22. Lc2 Hecht selbst gibt an, die Idee dieses Zuges sei Td3 nebst Th3 gewesen. In der Partie kommt es nicht dazu, da Schwarz einen Fehler begeht. Er stand jedoch in jedem Fall kritisch. g6 Schließt die Diagonale c2-h7, öffnet aber die weit gefährlichere Diagonale c3-h8! Nun konnte Weiß, wie alle Kommentatoren angeben, relativ einfach mit 23. Sg4 Sxg4 24. Dxg4 gewinnen, denn auf Dc6 käme jetzt 25. Td5!! mit Sperrung der langen Diagonalen (ein weiterer Nutzen von 22. Lc2!), so dass die weißen Drohungen Dh4 (bzw. Dh3) schnell entscheiden würden. Hecht sah diese Möglichkeit sogar während der Partie, wollte aber noch brillanter spielen - und hätte damit fast die Partie weggeworfen. 23. Sd7?! Die Kommentatoren versahen diesen Zug mit ein oder zwei Rufzeichen, da sie die Widerlegung nicht erkannten, obwohl diese von Hechts großen Kollegen Unzicker unmittelbar nach der Partie angegeben wurde! Hecht selber versah daher den Zug mit zwei Fragezeichen. Objektiv mag dies gerechtfertigt sein (er selber geht mit seinen eigenen Zügen genauso hart ins Gericht wie mit denen seines Gegners!), aber ich ließ ein Rufzeichen stehen für die schöne Idee Sxd7 24. Dxh5!! gxh5 25. Lh7#. Dxd7 24. Lxf6 Dc6 25. Td5! Bis hierhin alles so geplant. Der Unterschied zu der korrekten Variante 23. Sg4! Sxg4 24. Dxg4 Dc6 25. Td5 besteht aber jetzt darin, dass der Lf6 ungedeckt ist und Schwarz dies in entscheidender Weise hätte ausnutzen können. 25... Se8! mit Angriff auf den Lf6 gewinnt tatsächlich für Schwarz, wie wir gleich sehen werden. Natürlich war das während der Partie schwer zu finden, zumal die Varianten extrem kompliziert sind. Keineswegs rechtfertigt diese verpasste Möglichkeit die Aussage Ray Keenes: 'Black's play was fine; I had to play 25... Ne8 when Black wins', wie er in einem Internetforum tatsächlich schrieb. Das schwarze Spiel in dieser Partie ist weit davon entfernt, 'fine' zu sein; ganz im Gegenteil, Schwarz hat die späte Eröffung und das Mittelspiel ausgeprochen schlecht behandelt und wurde von Hecht in einfacher, aber kraftvoller Weise überspielt (und das ist ja eigentlich die größte Kunst im Schach!). Weiß ließ sich bloß im 23. Zug von einer glänzenden Möglichkeit verführen und spielte nicht mehr einfach und effizient. Der schwarze Gewinn wäre dann nicht die logische Folge einer gut gespielten Partie gewesen, sondern einfach nur die Ausnutzung eines Loches in der weißen Kombination. Keens lügt sich schlicht und einfach in die eigene Tasche, wenn er behauptet, er hätte in dieser Partie gut gespielt. xd5? 26. Dh5!! Nun setzt Weiß seine Hauptidee doch durch! Es droht Matt auf h7 und h8 und die Dame kann wegen Lh7# nicht geschlagen werden. Lxf2+ Vielleicht hatte sich Keene auf diese Möglichkeit verlassen. Aber sie schlägt haarscharf fehl, während sie nach den eingeschalteten Zügen 25... Se8 26. Lc3 exd5! (jetzt möglich!) 27. Dh5 Sf6! 28. Lxf6 (scheinbar siegreich) Lxf2+! funktioniert hätte, da hier nach Kxf2 der Lf6 mit Schach einsteht. Jetzt dagegen ... 27. Kxf2 Vielleicht war ursprünglich Dc5+ 28. Kg2! geplant gewesen, aber Keene sah jetzt, dass er sowohl nach dxc4+ 29. Kf1 Lg2+ 30. Kxg2 wie auch nach 28... d4+ 29. Kf1! Dxc4+ 30. Kg1 jeweils kein weiteres vernünftiges Schach mehr gehabt hätte und die weiße Mattdrohung entschieden hätte. Se4+ 28. Sxe4 Im Unterschied zu der zum 26. Zug von Schwarz angegebenen Variante kann jetzt Schwarz nicht Dxf6+ spielen, da Weiß mit Sxf6+ zurückschlagen kann! Aber kann Schwarz denn jetzt nicht die Dame schlagen, da Lh7# nicht mehr möglich ist? xh5 29. Tg1+ Die 'stille Reserve' auf a1 entscheidet den Tag. Hat Hecht dies alles (und die Varianten zu 27... Dc5+) im Voraus gesehen? Seine Anmerkungen geben darüber keinen klaren Aufschluss. Er schreibt nur an einer Stelle: 'Aber die Glanzpartie gelingt, da die weißen Figuren optimal zusammenspielen'. Zwischen den Zeilen lese ich das als 'ich habe nicht alles im Voraus gesehen, aber ich hatte Glück, dass am Ende alles so gut zusammenpasste.' In diesem Fall war es aber jedenfalls das Glück des Tüchtigen. Kh7 30. Sc5+ Einen Zug vor dem Matt durch 30... Kh6 31. Lg7# gab Keene auf. Eine Partie, die mir vielleicht wieder mal deswegen so gut gefällt, da hier die Kreativität und Phantasie über den trockenen Lehrbuch-Stil triumphierten - auch wenn es um ein Haar schief gegangen wäre.
cutter - 23. Nov '15
Klasse kommentiert und eine schöne Partie. Die fast schief gegangene Zauberei für die Galerie tut dem keinen Abbruch
Kellerdrache - 23. Nov '15
Sehr schöne Partie. Auch eine nicht korrekte Kombination kann ein Genuß sein. Tal hat solche ja zu Hauf gehabt und ich kann mich noch an eine kürzlich nachgespielte Partie Geller-Euwe erinnern, die der Holländer mit einem sehenswerten Turmopfer gewann. Dieses war zwar sehenswert aber ebenfalls nicht korrekt. Schach ist aber nicht nur Wettkampf sondern auch ästhetischer Genuß. Die kreative Idee hier ist immer noch sehenswert.
Vabanque - 23. Nov '15
Mir kommt da aber gerade ein schrecklicher Gedanke: Wenn das, was Hecht später im Verwaltungsbereich gemacht hat, zwar auch ästhetisch, aber ebenso inkorrekt war? :o/
freak40 - 23. Nov '15
Tolle Partie, sehr schöne Kommentierung!
Danke
Danke
Vabanque - 23. Nov '15
Danke ... dass ich über 160 Antworten kriege so wie manche Beiträge im Hauptforum, wird hier wohl auch nie passieren ... nicht mal wenn ich absolut ultimativste Partie aller Zeiten hier poste, mit den nicht mehr zu toppenden, weil zugleich lehrreich wie auch megawitzigen Kommentaren von mir (Achtung, Selbstironie) :-)))
cutter - 23. Nov '15
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cutter - 23. Nov '15
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cutter - 23. Nov '15
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cutter - 23. Nov '15
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cutter - 23. Nov '15
Immerhin 2-stellig ;-)
Vabanque - 23. Nov '15
Du Clown :)
Vabanque - 23. Nov '15
Aber ob manche der vielen Kommentare auf Beiträge im Hauptforum wirklich substanzieller sind als deine letzten 5 hier, mag dahin gestellt bleiben ;)
Vabanque - 23. Nov '15
Naja, hier waren's ja immerhin schon mal 13 wirklich schachliche Kommentare:
/forum/topic.html?key=7c690de0bc1c40e2&sv=14
/forum/topic.html?key=7c690de0bc1c40e2&sv=14
cutter - 23. Nov '15
Und das sollten wir auch so lassen. Bisher war dieses Forum so gut wie frei von Animositäten.
Aber es bereichert den Animus.
Wenn es einen Bambi für den beliebtesten Poster geben würde. ..
Ooops - der könnte für Hasenrat sein - aber für die substanziellstellt Reihe, das wäre deiner.
Gratuliere!
Aber es bereichert den Animus.
Wenn es einen Bambi für den beliebtesten Poster geben würde. ..
Ooops - der könnte für Hasenrat sein - aber für die substanziellstellt Reihe, das wäre deiner.
Gratuliere!
Vabanque - 24. Nov '15
Ach nee, lass man, ich denke, Hasenrat ist eloquenter als ich. Und vielseitiger ...
Aber da du ihn erwähnst ... ich habe ihn hier - im Gegensatz zu 'früher' - lange nicht mehr gesehen.
Ob er zurückkommt, wenn ich wieder mal Wunschpartien von ihm poste?
Aber da du ihn erwähnst ... ich habe ihn hier - im Gegensatz zu 'früher' - lange nicht mehr gesehen.
Ob er zurückkommt, wenn ich wieder mal Wunschpartien von ihm poste?
Hasenrat - 24. Nov '15
Spricht man vom Nasen-, nein Hasen-Bär, dann kommt er daher ...
Und der gehört auch zur Familie der Nerv-Bären, da müssen wir nichts verbrämen (trotzdem danke für die Blumen!). Du möchtest nicht auch noch hier, dass ich ganz abseitig und abwegig den verschlungenen Pfaden des Wohls und Wehes untergegangener regionaler Brauereien nachspüre ..., schätze ich doch, oder? ;-)
Ich schaue nach wie vor hier rein - und werde nie enttäuscht!
Zugegeben nicht mehr ganz so häufig, seit die Live-Schachecke für mich ein harter Angebotskonkurrent ist - was nicht für die Güte meines Verhältnisses zum Schach spricht - offenbar reizt mich zu oft das Quick & Dirty ... ;-)
Pädagogisch wertvoll, mit der Gediegenheit eines Kamingesprächs - das findet hier statt!
Mit Ha-Jo Hecht verbinde ich die Erinnerung an eines meiner allerersten Schachbücher - von ihm. Irgendwas mit "Turnierpraxis" im Titel, kl. Taschenbuch im Beyer-Verl.? (wahrscheinlich) Aber es ist keine warme Erinnerung. Es war mir damals als Teenager viel zu trocken aufgemacht.
Das bemängele ich übrigens bis heute sehr: die meistens lieblose, unbibliophile bis grottige Schachbuchproduktion. Wenn Schachbücher schon so unsexy daherkommen, wie soll da das Image nennenswert gehoben werden? Fällt mir immer wieder auf, wenn ich bei Veranstaltungen an den Büchertischen vorbeigehe. Paperbacks, Cover in schlimmen Fehlfarben, Computergrafiken meist, dann auch noch in indiskutabler Qualität und mit langweiligen Motiven.
Da lob ich mir sogar noch die alten DDR-Bücher gegen, die waren einfach schlicht und billig, aber nicht schrill und grottig. Und sie rochen gut! ;-)
Und der gehört auch zur Familie der Nerv-Bären, da müssen wir nichts verbrämen (trotzdem danke für die Blumen!). Du möchtest nicht auch noch hier, dass ich ganz abseitig und abwegig den verschlungenen Pfaden des Wohls und Wehes untergegangener regionaler Brauereien nachspüre ..., schätze ich doch, oder? ;-)
Ich schaue nach wie vor hier rein - und werde nie enttäuscht!
Zugegeben nicht mehr ganz so häufig, seit die Live-Schachecke für mich ein harter Angebotskonkurrent ist - was nicht für die Güte meines Verhältnisses zum Schach spricht - offenbar reizt mich zu oft das Quick & Dirty ... ;-)
Pädagogisch wertvoll, mit der Gediegenheit eines Kamingesprächs - das findet hier statt!
Mit Ha-Jo Hecht verbinde ich die Erinnerung an eines meiner allerersten Schachbücher - von ihm. Irgendwas mit "Turnierpraxis" im Titel, kl. Taschenbuch im Beyer-Verl.? (wahrscheinlich) Aber es ist keine warme Erinnerung. Es war mir damals als Teenager viel zu trocken aufgemacht.
Das bemängele ich übrigens bis heute sehr: die meistens lieblose, unbibliophile bis grottige Schachbuchproduktion. Wenn Schachbücher schon so unsexy daherkommen, wie soll da das Image nennenswert gehoben werden? Fällt mir immer wieder auf, wenn ich bei Veranstaltungen an den Büchertischen vorbeigehe. Paperbacks, Cover in schlimmen Fehlfarben, Computergrafiken meist, dann auch noch in indiskutabler Qualität und mit langweiligen Motiven.
Da lob ich mir sogar noch die alten DDR-Bücher gegen, die waren einfach schlicht und billig, aber nicht schrill und grottig. Und sie rochen gut! ;-)
Vabanque - 24. Nov '15
Die Geschichte von Brauereien stelle ich mir durchaus spannend vor, aber das nur so nebenbei ;)
Ja, von Hecht gibt es ein Buch 'Turnierpraxis im Schach' ... weiß gar nicht, ob ich es habe ... der Überblick über den Bestand fällt bei Hunderten (oder sind es gar schon Tausende?) von Schachbüchern naturgemäß nicht ganz leicht ...
Schachbücher waren und sind so unblibliophil, wie du es beschreibst ... ein paar Ausnahmen gibt es vielleicht, aber die Trockenheit des Inhalts wird meist vom Cover nicht wettgemacht, sondern sogar noch getoppt :)
Die alten DDR-Bücher hatten eine einheitliche, schlichte Covergestaltung. Inhaltlich waren sie eigentlich top, dafür sorgte der Verlag, indem er nur die namhaftesten zumeist sowjetischen Autoren übersetzen ließ. An der Trockenheit änderte dies zumeist nichts. Ich denke aber noch heute, dass ich jetzt ein weit besserer Spieler wäre, hätte ich die je zwei Bände 'Lehrbuch der Schachstrategie' und 'Lehrbuch der Schachtaktik' von Koblenz und Kotov mal wirklich durchgearbeitet, sowie das 'Schachlehrbuch für Fortgeschrittene' von Suetin ... wobei hier 'Fortgeschrittene' wirklich fortgeschritten bedeutete ... das Buch ist äußerst anspruchsvoll und dicht geschrieben und an Spieler der damaligen 1. bis 2. Leistungsklasse adressiert, was umgerechnet heute etwa so ab 1600-1800 DWZ bedeuten würde.
Ja, von Hecht gibt es ein Buch 'Turnierpraxis im Schach' ... weiß gar nicht, ob ich es habe ... der Überblick über den Bestand fällt bei Hunderten (oder sind es gar schon Tausende?) von Schachbüchern naturgemäß nicht ganz leicht ...
Schachbücher waren und sind so unblibliophil, wie du es beschreibst ... ein paar Ausnahmen gibt es vielleicht, aber die Trockenheit des Inhalts wird meist vom Cover nicht wettgemacht, sondern sogar noch getoppt :)
Die alten DDR-Bücher hatten eine einheitliche, schlichte Covergestaltung. Inhaltlich waren sie eigentlich top, dafür sorgte der Verlag, indem er nur die namhaftesten zumeist sowjetischen Autoren übersetzen ließ. An der Trockenheit änderte dies zumeist nichts. Ich denke aber noch heute, dass ich jetzt ein weit besserer Spieler wäre, hätte ich die je zwei Bände 'Lehrbuch der Schachstrategie' und 'Lehrbuch der Schachtaktik' von Koblenz und Kotov mal wirklich durchgearbeitet, sowie das 'Schachlehrbuch für Fortgeschrittene' von Suetin ... wobei hier 'Fortgeschrittene' wirklich fortgeschritten bedeutete ... das Buch ist äußerst anspruchsvoll und dicht geschrieben und an Spieler der damaligen 1. bis 2. Leistungsklasse adressiert, was umgerechnet heute etwa so ab 1600-1800 DWZ bedeuten würde.
Hasenrat - 24. Nov '15
Also es gibt wohl die Schachbücher, die mögen für weniger schachaffines Publikum per se trocken sein - aber ich persönlich finde einige gar nicht trocken. Als Jugendlicher habe ich "Weltmeister lehren Schach" geliebt - und auch das, worüber wir schon mal sprachen, von Reuben Fine "Die größten Schachpartien der Welt". Wahrscheinlich lag es an den Geschichten drum herum, an den Einleitungen. Nicht nur Notationen - ganze Sätze, Saft und Kraft und Leben! Man kann sagen: Vabanque-Stil! :-)
Die DDR-Sowjet-Bücher, die du nennst, die hatte ich auch! Geschenke meiner "Ost-Verwandtschaft". Ich hab sie nicht verstanden, ich fand sie zäh - aber dennoch mochte ich sie irgendwie. Das Papier, den Geruch, die eigentümlichen Diagramme/Figurensymboltypen. Sie rochen und "schmeckten" nach ernster Schachwissenschaft - trocken aber nahrhaft!
Die DDR-Sowjet-Bücher, die du nennst, die hatte ich auch! Geschenke meiner "Ost-Verwandtschaft". Ich hab sie nicht verstanden, ich fand sie zäh - aber dennoch mochte ich sie irgendwie. Das Papier, den Geruch, die eigentümlichen Diagramme/Figurensymboltypen. Sie rochen und "schmeckten" nach ernster Schachwissenschaft - trocken aber nahrhaft!
Vabanque - 24. Nov '15
Na, das war eben sowjetische Schachschule, da begriff man Schach als Wissenschaft, betrieb es ebenso ernsthaft wie Mathematik und Physik (worin die Sowjets ja ebenfalls klasse waren).
Das Buch 'Weltmeister lehren Schach' habe ich auch, darin findet sich viel Geschriebenes - gut geschriebenes sogar von Schachweltmeistern. Es gibt inzwischen eine Neuausgabe, die wohl bis zu Anand reicht. Meine alte Ausgabe geht - ich müsste jetzt das Buch zur Hand nehmen, um das zu verifizieren - glaube ich bis einschließlich Karpov.
Das Buch von Reuben Fine ist an und für sich ein tolles Buch, nur leider furchtbar übersetzt, von einem Übersetzer, der keine Ahnung von Schach hatte. Wo im Englischen steht 'White wins the exchange', was auf deutsch heißt 'Weiß gewinnt die Qualität', übersetzt der Übersetzer hier stets 'Weiß gewinnt den Abtausch' ... und ähnliche 'Spezialitäten'. Schade! Denn die deutsche Fassung ist billig zu bekommen, die englische aufgrund der Rarität nur sehr teuer. Allerdings sind die Kommentare in dem Buch auch oberflächlich und teils richtig fehlerhaft. Im Gegensatz zu seinen ernsthaften Werken hat Fine hier aber wirklich leichte Kost anbieten wollen. Die Einleitungen zu den Partien und die Kurzbios der Spieler sind das Beste dran.
Das Buch 'Weltmeister lehren Schach' habe ich auch, darin findet sich viel Geschriebenes - gut geschriebenes sogar von Schachweltmeistern. Es gibt inzwischen eine Neuausgabe, die wohl bis zu Anand reicht. Meine alte Ausgabe geht - ich müsste jetzt das Buch zur Hand nehmen, um das zu verifizieren - glaube ich bis einschließlich Karpov.
Das Buch von Reuben Fine ist an und für sich ein tolles Buch, nur leider furchtbar übersetzt, von einem Übersetzer, der keine Ahnung von Schach hatte. Wo im Englischen steht 'White wins the exchange', was auf deutsch heißt 'Weiß gewinnt die Qualität', übersetzt der Übersetzer hier stets 'Weiß gewinnt den Abtausch' ... und ähnliche 'Spezialitäten'. Schade! Denn die deutsche Fassung ist billig zu bekommen, die englische aufgrund der Rarität nur sehr teuer. Allerdings sind die Kommentare in dem Buch auch oberflächlich und teils richtig fehlerhaft. Im Gegensatz zu seinen ernsthaften Werken hat Fine hier aber wirklich leichte Kost anbieten wollen. Die Einleitungen zu den Partien und die Kurzbios der Spieler sind das Beste dran.