Kommentierte Spiele

Mikhail Botwinnik: Botwinnik-Tal WM 1961 (7. Partie)

Vabanque - 15. Nov '15
Nachdem der Kellerdrache in der letzten Folge ('außer der Reihe', die also gar keine Folge war ;) ) eine verheerende Niederlage Botwinniks gebracht hat, hatten wir ja quasi gemeinsam beschlossen, ihm Gerechtigkeit widerfahren zu lassen und als Ausgleich einen seiner glänzendsten Siege zu bringen.
Man kann ihn mögen oder auch nicht, aber man kann kaum abstreiten, dass er nicht nur das sowjetische Schach ('Mr. Soviet Chess' nannte man ihn), sondern auch das internationale Schach jahrzehntelang dominiert hat wie kein anderer (man könnte da nur noch Emanuel Lasker zum Vergleich anführen). Da helfen auch keine Verschwörungstheorien der Botwinnik-Gegner, um diese Tatsache wegzuerklären. Sicher, Tal und Keres (und auch Smyslov) waren wohl als Menschen umgänglicher, und spielten das attraktivere Schach, aber sie hatten nicht diesen unbarmherzigen Willen und bereiteten sich nicht mit solch eiserner Konsequenz auf Turniere und
Wettkämpfe vor wie Botwinnik. Dass er sich von Smyslov und Tal jeweils ein Jahr später den verlorenen Titel zurückeroberte, ist die Frucht ungeheurer Arbeitsleistung gewesen. Botwinnik selber sagte einmal: 'Ein Wettkampf kostet
mich ein Jahr Gesundheit, ein Jahr Leben!'. Das sagt wohl schon alles, ist aber vielleicht auch einer der Gründe, warum Botwinnik unter den Schachfreunden nicht so hoch im Kurs steht, wie seine schachlichen Erfolge eigentlich nahelegen würden. Jemand, der sich seine Erfolge mit so harter Arbeit erkämpft hat, fasziniert natürlich nicht in gleicher Weise wie einer, dem sie mit scheinbarer Leichtigkeit, als Geschenk der Götter, zugefallen sind.
Die folgende Partie stammt aus dem Rückkampf 1961 um die Weltmeisterschaft.
Das Vorjahr war für Botwinnik das wohl bitterste seiner gesamten Schachlaufbahn
gewesen. Er hatte den Titel an den 'Hasardeur' Tal (als den er ihn bezeichnete) abtreten müssen. Er hatte Gewinnstellungen verloren, indem er in taktische Fallen gegangen war. Im Rückkampf zeigte sich Botwinnik optimal vorbereitet,
Tal dagegen mehr oder weniger unvorbereitet. Natürlich wurde anschließend Tals schlechter Gesundheitszustand für seine Niederlage veranwortlich gemacht. Merkwürdigerweise aber nicht von Tal selber, der der Gründe viel sachlicher einschätzte.
Tal war ja eigentlich sein ganzes Leben lang schwer krank, und trotzdem gewann
er noch als sogar schon Todkranker brillante Turnierpartien gegen starke Gegner. Die Gesundheit mag durchaus ein bestimmender Faktor bei dem Ergebnis des Wettkampfs gewesen sein, aber beileibe nicht der einzige und vielleicht gar nicht der wichtigste. Tal hatte Botwinnik einfach zu leicht genommen ... das hatte einmal gut geklappt (erstaunlicherweise!), aber ein zweites Mal funktionierte es nicht.
Man hat bei der folgenden Partie behauptet, hier hätte Botwinnik Tal mit dessen eigenen Waffen geschlagen. Es stimmt zwar, hier ist es Botwinnik, der ein Bauernopfer
anbietet und der einen Mattangriff durchführt, doch endet hier für mich schon die Parallele zu den typischen Tal-Partien. Botwinniks Opfer haben nichts Spekulatives,
und der Mattangriff hinterlässt weniger den Eindruck eines Funkenregens, sondern vielmehr der größtmöglichen Effizienz. Gerade wo Tal es endlich geschafft hat, mit
einem Mehrbauern die Damen zu tauschen (welcher Schachspieler wäre hier nicht glücklich!), wird er in wenigen Zügen exekutiert.

Mikhail Botvinnik Mikhail Tal Moscow Wch | 7 | 7 | 1961.03.29 | E24 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. c4 Sf6 2. Sc3 e6 3. d4 Lb4 4. a3 Die Wahl der Sämisch-Variante zeigt schon an, dass diese Partie extrem scharf geführt werden soll. Lxc3+ 5. xc3 b6 6. f3 La6 Tal wählt ein seltenes Abspiel. 7. e4 d5 Dieser Zug wird heute nicht mehr gespielt, was wohl seinen Grund auch in vorliegender Partie hat. 7... Sc6 gilt mittlerweile als besser. 8. xd5 Lxf1 9. Kxf1 xd5 Eigentlich sieht das doch ganz gut für Schwarz aus: Er hat dem Weißen die Rochade verdorben und sich auch schon im Zentrum erfolgreich entgegengestellt. 10. Lg5 Dies war damals eine vorbereitete Neuerung Botwinniks. Vorher hatte man e5 gespielt und nichts erreicht. h6 Der Läufer wird sofort befragt. 11. Da4+ Mit Lxf6 Dxf6 12. exd5 hätte Weiß einen Bauern gewinnen können, nach O-O hätte Tal aber genau die Art Stellung gehabt, die er mit dieser zweischneidigen Variante angestrebt hatte. Der Textzug dagegen stellt Schwarz vor die Wahl, entweder mit Dd7 in ein ziemlich gleich stehendes Endspiel überzugehen, oder die Lage verwickelt zu halten. Natürlich beschreitet Tal den zweiten Weg, nur ist die entstehende Stellung für Schwarz ziemlich schwer zu spielen, wie man sehen wird. c6 12. Lh4 Wieder wäre Lxf6 Dxf6 exd5 nur Wasser auf Tals Mühle. Das scheinbare Bauernopfer von Weiß ist natürlich vorübergehender Natur. Den e-Bauern gewinnt Weiß auf der offenen e-Linie leicht zurück. xe4 13. Te1 g5 14. Lf2 Eine Feinheit. Geht der Läufer nämlich auf das 'natürliche' Feld g3, so kann Schwarz recht gut Dd5 antworten, während darauf jetzt einfach c4 käme, da der Bauer d4 gedeckt ist. De7 Das Problem von 11... c6 ist halt, dass der Sb8 an die Deckung des Bauern c6 gebunden ist und deswegen nicht so leicht entwickelt werden kann. Spielt Schwarz Dd7, so nimmt er dem Springer überdies auch noch das Entwicklungsfeld. Und die kurze Rochade sieht in dieser Stellung alles andere als verlockend aus. Also scheint der Textzug noch am besten. Das Merkwürdige ist, dass es mit dem schwarzen Spiel Zug um Zug abwärts zu gehen scheint, obwohl man Tal keinen einzigen Zug wirklich ankreiden kann. War also - wie einige Kommentatoren sogar behauptet haben - tatsächlich 11... c6 bereits der entscheidende Fehler, nach dem die schwarze Stellung im höheren Sinne gar nicht mehr zu retten war? 15. Se2 Der will natürlich nach g3 und anschließend evtl. sogar nach f5. b5 Irgendwann muss sich Schwarz vom Druck der weißen Dame befreien. 16. Dc2 Botwinnik bietet nun tatsächlich einen Bauern an (das ist das Bauernopfer, von dem im Vorspann die Rede war). Man darf glauben, dass jemand wie er das nur tat, wenn er absolut sicher war, genügend Kompensation zu bekommen. Dxa3 Eigentlich opferte auch Tal viel lieber selber Bauern, als welche zu nehmen, aber hier fiel ihm einfach nichts Besseres ein als zuzugreifen, nach dem üblichen Motto: 'Wenn ich schon eine schlechte Stellung habe, will ich dafür wenigstens einen Mehrbauern haben'. Steinitz, Korchnoi oder auch Kramnik haben damit oft Partien gewonnen. Aber zu Tal passt das nicht. Zu Tal passt die ganze Stellung nicht. Spielt er hier Sbd7, so hat er nach h4 einfach bloß eine schlechte Stellung ohne Mehrbauer. 17. h4 Nun soll der Th1 damit also aktiviert werden. xh4 Mich wundert, dass Tal dies so bereitwillig zulässt und hier nicht wenigstens g4 versucht. Ob er damit die Partie hätte halten können, ist allerdings dennoch mehr als zweifelhaft. 17... exf3 18. Sf4+ (Abzugsschach) nebst hxg5 kam übrigens überhaupt nicht in Betracht. 18. Lxh4 Sbd7 Nun ist dieser Springer zwar endlich entwickelt, aber die schwarze Stellung ist positionell ruiniert. 19. Sg3 O-O-O Aus der Mitte muss er ja weg. Leider bessert der Zug auch nicht unbedingt etwas. 20. Sxe4 Nun hängt der Springer f6, und nach Sxe4 21. Dxe4! (nicht Lxd8 Sg3+) kann der Td8 nicht gerettet werden, da dann Dxc6+ nebst Lg3+ sofort gewinnt. The8 Also versucht es Tal noch mit einem Trick und opfert den (sonst ja sowieso auch verlorenen) Sf6. 21. Kf2 Botwinnik lässt sich auf gar nichts ein und verbindet ganz cool einfach seine Türme. Die Verwicklungen nach 21. Sxf6 Txe1+ 22. Kxe1 Da1+ 23. Dd1 Dxc3+ wollte und musste er auch nicht berechnen. So wie er es spielt, ist Schwarz zu der folgenden Abwicklung gezwungen, und Weiß erhält mühelos die völlig überlegene Stellung, ohne Schwindelchancen für Tal. Sxe4+ 22. xe4 f6 Der Td8 ist ja hübsch eingeklemmt und kann nur so gerettet werden. 23. Ta1 Aber nun ist die Verbindung der Türme der entscheidende Siegfaktor. De7 24. Txa7 Dxe4 Schwarz beharrt auf seinem Mehrbauern. Und Damentausch kann dann doch nicht schaden? 25. Dxe4 Txe4 Nun ist es erstaunlich, wie schnell bei getauschten Damen der weiße Angriff durchdringt. Der Rest der Partie ist bereits ein absolut forcierter Gewinn für Weiß. 26. Ta8+ Sb8 Denn nach Kc7 Lg3+ fällt der Td8. 27. Lg3 Kb7 Die einzige Möglichkeit, den Sb8 zu decken. 28. Tha1 Deckt den Ta8 und droht T1a7+ Kb6 Lc7#. Tc8 29. T8a7+ Kb6 30. Lxb8 Kein Abtausch, sondern ein Angriffszug, denn der Zug beseitigt die Deckung von a6, so dass T1a6# droht und Schwarz nicht zurückschlagen kann. b4 Um dem König Luft zu verschaffen. Tal hätte hier ebensogut aufgeben können, erlaubt Botwinnik aber noch, seinen König vollständig zu umzingeln. 31. Ld6 xc3 32. Lc5+ Kb5 33. T1a4 Kein Schachgebot, sondern ein stiller Zug schließt diese Partie ab. Im nächsten Zug folgt Matt entweder durch T7a5# oder durch Tb4#. Schwarz gab auf. Eine beeindruckende Leistung Botwinniks.
PGN anzeigen[Event "Moscow Wch"]
[Site "7"]
[Date "1961.03.29"]
[EventDate "?"]
[Round "7"]
[Result "1-0"]
[White "Mikhail Botvinnik"]
[Black "Mikhail Tal"]
[ECO "E24"]


1.c4 Nf6 2.Nc3 e6 3.d4 Bb4 4.a3 {Die Wahl der Sämisch-Variante zeigt schon an, dass diese Partie extrem scharf geführt werden soll.} Bxc3+ 5.bxc3 b6 6.f3 Ba6 {Tal

wählt ein seltenes Abspiel.} 7.e4
d5 {Dieser Zug wird heute nicht mehr gespielt, was wohl seinen Grund auch in vorliegender Partie hat. 7... Sc6 gilt mittlerweile als

besser.} 8.cxd5 Bxf1 9.Kxf1 exd5 {Eigentlich sieht das doch ganz gut für Schwarz aus: Er hat dem Weißen die Rochade verdorben und sich auch schon im Zentrum

erfolgreich entgegengestellt.} 10.Bg5 {Dies war damals eine vorbereitete Neuerung Botwinniks. Vorher hatte man e5 gespielt und nichts erreicht.} h6 {Der Läufer wird

sofort befragt.} 11.Qa4+ {Mit Lxf6 Dxf6 12. exd5 hätte Weiß einen Bauern gewinnen können, nach 0-0 hätte Tal aber genau die Art Stellung gehabt, die er mit dieser

zweischneidigen Variante angestrebt hatte. Der Textzug dagegen stellt Schwarz vor die Wahl, entweder mit Dd7 in ein ziemlich gleich stehendes Endspiel überzugehen,

oder die Lage verwickelt zu halten. Natürlich beschreitet Tal den zweiten Weg, nur ist die entstehende Stellung für Schwarz ziemlich schwer zu spielen, wie man sehen

wird.} c6 12.Bh4 {Wieder wäre Lxf6 Dxf6 exd5 nur Wasser auf Tals Mühle. Das scheinbare Bauernopfer von Weiß ist natürlich vorübergehender Natur. Den e-Bauern gewinnt

Weiß auf der offenen e-Linie leicht zurück.} dxe4
13.Re1 g5 14.Bf2 {Eine Feinheit. Geht der Läufer nämlich auf das 'natürliche' Feld g3, so kann Schwarz recht gut Dd5

antworten, während darauf jetzt einfach c4 käme, da der Bauer d4 gedeckt ist.} Qe7 {Das Problem von 11... c6 ist halt, dass der Sb8 an die Deckung des Bauern c6

gebunden ist und deswegen nicht so leicht entwickelt werden kann. Spielt Schwarz Dd7, so nimmt er dem Springer überdies auch noch das Entwicklungsfeld. Und die kurze

Rochade sieht in dieser Stellung alles andere als verlockend aus. Also scheint der Textzug noch am besten. Das Merkwürdige ist, dass es mit dem schwarzen Spiel Zug um

Zug abwärts zu gehen scheint, obwohl man Tal keinen einzigen Zug wirklich ankreiden kann. War also - wie einige Kommentatoren sogar behauptet haben - tatsächlich 11...

c6 bereits der entscheidende Fehler, nach dem die schwarze Stellung im höheren Sinne gar nicht mehr zu retten war?}15.Ne2 {Der will natürlich nach g3 und anschließend

evtl. sogar nach f5.} b5 {Irgendwann muss sich Schwarz vom Druck der weißen Dame befreien.} 16.Qc2 {Botwinnik bietet nun tatsächlich einen Bauern an (das ist das

Bauernopfer, von dem im Vorspann die Rede war). Man darf glauben, dass jemand wie er das nur tat, wenn er absolut sicher war, genügend Kompensation zu bekommen.} Qxa3

{Eigentlich opferte auch Tal viel lieber selber Bauern, als welche zu nehmen, aber hier fiel ihm einfach nichts Besseres ein als zuzugreifen, nach dem üblichen Motto:

'Wenn ich schon eine schlechte Stellung habe, will ich dafür wenigstens einen Mehrbauern haben'. Steinitz, Korchnoi oder auch Kramnik haben damit oft Partien gewonnen.

Aber zu Tal passt das nicht. Zu Tal passt die ganze Stellung nicht. Spielt er hier Sbd7, so hat er nach h4 einfach bloß eine schlechte Stellung ohne Mehrbauer.} 17.h4

{Nun soll der Th1 damit also aktiviert werden.} gxh4 {Mich wundert, dass Tal dies so bereitwillig zulässt und hier nicht wenigstens g4 versucht. Ob er damit die Partie

hätte halten können, ist allerdings dennoch mehr als zweifelhaft. 17... exf3 18. Sf4+ (Abzugsschach) nebst hxg5 kam übrigens überhaupt nicht in Betracht.} 18.Bxh4
Nbd7

{Nun ist dieser Springer zwar endlich entwickelt, aber die schwarze Stellung ist positionell ruiniert.} 19.Ng3 O-O-O {Aus der Mitte muss er ja weg. Leider bessert der

Zug auch nicht unbedingt etwas.} 20.Nxe4 {Nun hängt der Springer f6, und nach Sxe4 21. Dxe4! (nicht Lxd8 Sg3+) kann der Td8 nicht gerettet werden, da dann Dxc6+ nebst

Lg3+ sofort gewinnt.} Rhe8 {Also versucht es Tal noch mit einem Trick und opfert den (sonst ja sowieso auch verlorenen) Sf6.} 21.Kf2 {Botwinnik lässt sich auf gar

nichts ein und verbindet ganz cool einfach seine Türme. Die Verwicklungen nach 21. Sxf6 Txe1+ 22. Kxe1 Da1+ 23. Dd1 Dxc3+ wollte und musste er auch nicht berechnen. So

wie er es spielt, ist Schwarz zu der folgenden Abwicklung gezwungen, und Weiß erhält mühelos die völlig überlegene Stellung, ohne Schwindelchancen für Tal.} Nxe4+

22.fxe4 f6 {Der Td8 ist ja hübsch eingeklemmt und kann nur so gerettet werden.} 23.Ra1 {Aber nun ist die Verbindung der Türme der entscheidende Siegfaktor.}
Qe7

24.Rxa7 Qxe4 {Schwarz beharrt auf seinem Mehrbauern. Und Damentausch kann dann doch nicht schaden?} 25.Qxe4 Rxe4 {Nun ist es erstaunlich, wie schnell bei getauschten

Damen der weiße Angriff durchdringt. Der Rest der Partie ist bereits ein absolut forcierter Gewinn für Weiß.} 26.Ra8+ Nb8 {Denn nach Kc7 Lg3+ fällt der Td8.}27.Bg3 Kb7

{Die einzige Möglichkeit, den Sb8 zu decken.} 28.Rha1 {Deckt den Ta8 und droht T1a7+ Kb6 Lc7#.}
Rc8 29.R8a7+ Kb6 30.Bxb8 {Kein Abtausch, sondern ein Angriffszug, denn

der Zug beseitigt die Deckung von a6, so dass T1a6# droht und Schwarz nicht zurückschlagen kann.} b4 {Um dem König Luft zu verschaffen. Tal hätte hier ebensogut

aufgeben können, erlaubt Botwinnik aber noch, seinen König vollständig zu umzingeln.} 31.Bd6 bxc3 32.Bc5+ Kb5 33.R1a4
{Kein Schachgebot, sondern ein stiller Zug

schließt diese Partie ab. Im nächsten Zug folgt Matt entweder durch T7a5# oder durch Tb4#. Schwarz gab auf. Eine beeindruckende Leistung Botwinniks.} 1-0
Kellerdrache - 16. Nov '15
Mission geglückt. Botwinnik ist rehabilitiert ;-)). Die Partie zeigt auch perfekt seine größte Stärke. Der Gegner wird systematisch analysiert, seine Schwächen gefunden und dann wird er in eine Stellung geleitet die er nicht (so gut) kann.
Da4+ ist ja an sich kein so toller Zug, weil er ja den Übergang in ein flaches Endspiel erlaubt. Aber gegen Tal ist er genial. Die verhassten Vereinfachungen kann dieser nur mit unnatürlichen Zügen vermeiden, die dann konsequent bestraft werden.
Botwinnik transformiert das Schach von einer Kunst individueller Genies zu einer systematisch analysierbaren und lernbaren Fähigkeit - der perfekte Schach-Kommunist.
Vabanque - 16. Nov '15
Und deswegen kriegt er auch kein Plus ... Mission eben doch missglückt ;)

Ich mag ihn ja generell auch nicht so sehr gerne ... aber obige Partie finde ich schon toll. Natürlich nicht so toll wie die besten Partien von Tal, Keres, Shirov, Ivanchuk oder Judit Polgar (nur um ein paar meiner Favoriten zu nennen, falls das nicht sowieso schon jeder weiß ... lach), aber objektiv ist es schon eine große Partie.

Bezüglich Da4+ hast Du natürlich komplett Recht, das ist pure Psychologie.
LucidNonsense - 29. Nov '15
Die Psychologie aber auch - um noch nen bischen von Tals Ehre zu retten - nicht so sehr wegen seines 'Charakters' (der hat durchaus auch genügend technische Partien gespielt), sondern des WM-Standes. Tal musste unbedingt versuchen aufzuholen. UNd genau für die Situation war dann Da4 natürlich so ziemlich das Ekligste, was er Tal vorsetzen konnte.