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Wie spielt man Gambit ? Nachtrag

Kellerdrache - 27. Jan '16
Dieses Gambit wollte ich ursprünglich gar nicht Teil meiner Reihe machen, da es eine Erwiderung einer an sich schon seltener gespielten Eröffnung ist. Da ich aber in der sechsten Partie schon auf seine Existenz verwiesen habe und es auch eine ganz hübsche Partie dazu gibt, hier das Froms Gambit als Nachtrag.
Geht man von der Gewinnstatistik aus könnte man es den König der Gambits nennen. Gut 50% der Punkte gehen an Schwarz, deutlich mehr als selbst superpopuläre Eröffnungen wie das Damengambit oder der Najdorf-Sizilianer vorweisen können.
Nyman Larsen, Bent 1966 | A02 | 0:1
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. f4 e5 der seltene Fall wo ein Zug mit Schwarz eigentlich noch besser ist als mit Weiß. f4 als Eröffnungszug hat einen Nachteil: Ohne etwas für die Entwicklung zu tun schwächt er die Königssicherheit. Was schon beim Königsgambit zu Problemen für Weiß führen kann ist hier noch viel kritischer. Das Froms Gambit ist der Versuch dies sofort auszunutzen. 2. xe5 d6 Im verwandten Staunton-Gambit kann Weiß den Bauern nur mit f3 beseitigen, da der d-Bauer dort ja schon auf d4 steht. 3. xd6 Lxd6 Neben der Tatsache, dass es sich um einen vernünftigen Entwicklungszug handelt muß Weiß jetzt auch immer mit häßlichen Damenschachs rechnen. g3 als Antwort auf ein solches Schach könnte ja jetzt mit dem Opfer Lxg3 beantwortet werden. Deshalb ist Nymans nächster Zug schon notwendig. 4. Sf3
4. d4 als ein Beispiel dafür was passieren kann wenn man die drohenden Damenschachs ignoriert. Dh4+ 5. g3
5. Kd2 Dxd4+
Lxg3+ 6. xg3 Dxh1
Sf6 5. d4 O-O 6. Lg5 alles ganz normale Züge. Es fällt auf, dass Weiß es schwer hat seinen König in Sicherheit zu bringen Te8 7. Dd3 Ein etwas seltsamer Zug.Vielleicht plante Nyman seinen Damenspringer über d2 zu entwickeln und wollte sich die Dame nicht verstellen. Sc6 droht die weiße Dame mit Sb4 zu belästigen 8. a3
Auf 8. c3 gibt Larsen als Variante an h6 9. Lxf6
9. Lh4 g5 10. Lf2 Se4 ein Motiv das wir in der Partie wiedersehen werden. 11. h3 Lf5 12. Dd1 De7 13. g4 Sxf2 Der Lf5 ist zwar angegriffen, aber die absolute Kontrolle der halboffenen e-Linie erlaubt Schwarz einen starken Gegenangriff 14. Kxf2 De3+ 15. Kg2 Df4 16. De1 Lxg4
Dxf6 10. Sbd2 Lf5 11. e4 Dg6 der e-Bauer ist ja durch den Te8 gefesselt.
h6 9. Lh4
9. Lxf6 ist vermutlich etwas besser. Dxf6 10. e4 Lf5 11. Sc3 den Mehrbauern wird man wohl zurückgeben müssen, aber hier hat man zumindest die Chance auf eine Rochade
g5 10. Lf2 Se4 das Motiv aus Larsens Variante zu Zug 8. Mit Lf5 wird die Dame genötigt der Fesselung auf d1 zu entfliehen. Nach Abtausch des Se4 gegen den Läufer auf f2 steht dem Eindringen über die e-Linie nichts mehr im Weg. 11. h3 die Drohung war 11...Sxf2 12.Kxf2 g4 ! Lf5 12. Dd1 Lf4 in der erwähnten Variante drang die Dame über e3 ein, hier ist es der Läufer 13. g4 Sxf2 14. Kxf2 Le3+ 15. Kg2 Sich auf e1 einmauern zu lassen sieht nicht besser aus. Sxd4 Sehr hübsch! Springer und Läufer auf f5 hängen. Wen kann man nehmen ? 16. xf5
16. Sxd4? Le4+ 17. Kh2 der Springer kann ja nicht nach f3 zurück weil dann die einsame Dame auf d1 fallen würde. Dd6#
Sxf3 Man bekommt die auf f5 geopferte Figur sofort zurück. Wegen der ungedeckten Dame auf d1 hat Weiß keine Zeit auf f3 wiederzunehmen. 17. Dxd8 Sh4+ 18. Kg3 Txd8 Nyman steht grauenhaft! Alle verbleibenden weißen Figuren stehen auf ihrem Ursprungsfeld, der weiße König hat eine Ruine als Festung und er hat noch nicht mal mehr Material dafür. 19. Sc3 Sxf5+ 20. Kg2 Td2 21. Tc1 h5 22. Sd1 Lädt zum Schlußangriff ein, aber was gab es denn besseres ? Lb6 23. Kh2 Txe2+ 24. Lxe2 Txe2+ 25. Sf2 Txf2+ 26. Kg1 Te2+ 27. Kf1 Sg3#
PGN anzeigen
[Date "1966.??.??"]
[White "Nyman"]
[Black "Larsen, Bent"]
[Result "0-1"]
[ECO "A02"]
[PlyCount "54"]

1. f4 e5 {der seltene Fall wo ein Zug mit Schwarz eigentlich noch besser ist
als mit Weiß. f4 als Eröffnungszug hat einen Nachteil: Ohne etwas für die
Entwicklung zu tun schwächt er die Königssicherheit. Was schon beim
Königsgambit zu Problemen für Weiß führen kann ist hier noch viel kritischer.
Das Froms Gambit ist der Versuch dies sofort auszunutzen.} 2. fxe5 d6 {
Im verwandten Staunton-Gambit kann Weiß den Bauern nur mit f3 beseitigen, da
der d-Bauer dort ja schon auf d4 steht.} 3. exd6 Bxd6 {Neben der Tatsache,
dass es sich um einen vernünftigen Entwicklungszug handelt muß Weiß jetzt auch
immer mit häßlichen Damenschachs rechnen. g3 als Antwort auf ein solches
Schach könnte ja jetzt mit dem Opfer Lxg3 beantwortet werden. Deshalb ist
Nymans nächster Zug schon notwendig.} 4. Nf3 (4. d4 {als ein Beispiel dafür
was passieren kann wenn man die drohenden Damenschachs ignoriert.} Qh4+ 5. g3 (
5. Kd2 Qxd4+) 5... Bxg3+ 6. hxg3 Qxh1) 4... Nf6 5. d4 O-O 6. Bg5 {alles ganz
normale Züge. Es fällt auf, dass Weiß es schwer hat seinen König in Sicherheit
zu bringen} Re8 7. Qd3 {Ein etwas seltsamer Zug.Vielleicht plante Nyman seinen
Damenspringer über d2 zu entwickeln und wollte sich die Dame nicht verstellen.}
Nc6 {droht die weiße Dame mit Sb4 zu belästigen} 8. a3 ({Auf} 8. c3 {
gibt Larsen als Variante an} h6 9. Bxf6 (9. Bh4 g5 10. Bf2 Ne4 {
ein Motiv das wir in der Partie wiedersehen werden.} 11. h3 Bf5 12. Qd1 Qe7 13.
g4 Nxf2 {Der Lf5 ist zwar angegriffen, aber die absolute Kontrolle der
halboffenen e-Linie erlaubt Schwarz einen starken Gegenangriff} 14. Kxf2 Qe3+
15. Kg2 Qf4 16. Qe1 Bxg4) 9... Qxf6 10. Nbd2 Bf5 11. e4 Qg6 {
der e-Bauer ist ja durch den Te8 gefesselt.}) 8... h6 9. Bh4 (9. Bxf6 {
ist vermutlich etwas besser.} Qxf6 10. e4 Bf5 11. Nc3 {den Mehrbauern wird man
wohl zurückgeben müssen, aber hier hat man zumindest die Chance auf eine
Rochade}) 9... g5 10. Bf2 Ne4 {das Motiv aus Larsens Variante zu Zug 8. Mit
Lf5 wird die Dame genötigt der Fesselung auf d1 zu entfliehen. Nach Abtausch
des Se4 gegen den Läufer auf f2 steht dem Eindringen über die e-Linie nichts
mehr im Weg.} 11. h3 {die Drohung war 11...Sxf2 12.Kxf2 g4 !} Bf5 12. Qd1 Bf4 {
in der erwähnten Variante drang die Dame über e3 ein, hier ist es der Läufer}
13. g4 Nxf2 14. Kxf2 Be3+ 15. Kg2 {
Sich auf e1 einmauern zu lassen sieht nicht besser aus.} Nxd4 {
Sehr hübsch! Springer und Läufer auf f5 hängen. Wen kann man nehmen ?} 16. gxf5
(16. Nxd4 ? Be4+ 17. Kh2 {der Springer kann ja nicht nach f3 zurück weil dann
die einsame Dame auf d1 fallen würde.} Qd6#) 16... Nxf3 {Man bekommt die auf
f5 geopferte Figur sofort zurück. Wegen der ungedeckten Dame auf d1 hat Weiß
keine Zeit auf f3 wiederzunehmen.} 17. Qxd8 Nh4+ 18. Kg3 Raxd8 {Nyman steht
grauenhaft! Alle verbleibenden weißen Figuren stehen auf ihrem Ursprungsfeld, der
weiße König hat eine Ruine als Festung und er hat noch nicht mal mehr Material
dafür.} 19. Nc3 Nxf5+ 20. Kg2 Rd2 21. Rc1 h5 22. Nd1 {
Lädt zum Schlußangriff ein, aber was gab es denn besseres ?} Bb6 23. Kh2 Rexe2+
24. Bxe2 Rxe2+ 25. Nf2 Rxf2+ 26. Kg1 Re2+ 27. Kf1 Ng3# 0-1
Vabanque - 28. Jan '16
Ich habe Froms Gambit schon oft mit beiden Farben gespielt. Mit Weiß, da ich mal eine Phase hatte, wo ich fast ausschließlich mit 1. f4 eröffnete, und mit Schwarz immer dann, wenn ich selber gegen f4 spielen musste.
Die Partie bildet eine gute Illustration dieses Gambits, aber von so hoher Qualität finde ich sie jetzt nicht. Larsens Gegner hat einfach zu schwach gespielt.
Kellerdrache - 29. Jan '16
Naja, zu jedem Sieg gehört auch immer ein wenig Hilfe des Gegners. Was mir nur bei einigen der Froms-Gambit Partien die ich nachgespielt habe aufgefallen ist, ist wie präzise Weiß spielen muß nur um sich vernünftig fertig entwickeln zu können. Nicht immer ist das so extrem wie im vorliegenden Beispiel, was ich eben ausgewählt habe weil es typisch ist.
Im zweiten Teil meiner Reihe werde ich Partien vorführen die zeigen wie man gegen Gambit spielt. Ob da auch ein Froms-Gambit dabei ist ?
Vabanque - 29. Jan '16
Àuf den zweiten Teil bin ich ja dann wirklich gespannt :)

Übrigens wollte ich den didaktischen Wert der Partie überhaupt nicht in Frage stellen. Sie passt gut in diese Reihe, bei der es ja mehr um Lehrwert geht. Nur ist es halt keine Partie, die ich auf die berühmte einsame Insel mitnehmen würde :))