Kommentierte Spiele
Karjakin - Carlsen 2016 (4. WM-Partie)
Vabanque - 16. Nov '16
Die 4. Begegnung war die bisher längste, und mit 94 Zügen fast schon rekordverdächtig für eine WM-Partie. Wieder wurde eine Spanische Partie gespielt, und zwar ein geschlossenes System ähnlich zur 2. Partie. Nachdem der Weltmeister mit den schwarzen Steinen mit dem zentralen Vorstoß d6-d5 bereits im 14. Zug vollen Ausgleich herstellen konnte, schien es zunächst so, wie wenn der Herausforderer mit dem Scheinopfer 18. Lxh6 in taktischen Gewässern fischen wollte. Doch Carlsen ließ sich auf nichts ein und eroberte für den verlorenen Randbauern den wertvolleren e-Bauern von Weiß, was ihm eine Überlegenheit im Zentrum verschaffte. Nach dem 22. Zug war Carlsen mit seinem Läuferpaar, der halboffenen b-Linie und der zentralen Übermacht positionell klar im Vorteil. Die Partie ging dann schnell in ein langwieriges Endspiel über, in dem sich der Vorteil des Weltmeisters sogar noch zu vergrößern schien. Etwa vom 30. Zug an war der Herausforderer zu einer komplett passiven Verteidigung ohne eine Möglichkeit zu effektivem Gegenspiel verurteilt. Die weißen Figuren fanden kaum noch Felder, und der Sieg Carlsens schien gewiss. Es tauschte sich zwar (indirekt) ein weiterer Bauer, doch mit seinem 45. Zug gelang es dem Weltmeister, einen gedeckten Freibauern auf f4 zu etablieren, was in Endspielen meist ein entscheidender Siegfaktor ist. Doch trotz Läuferpaar und dem am Damenflügel eindringenden schwarzen König fand Carlsen keine Gewinnfortsetzung. Alle wichtigen Einbruchsfelder konnte Karjakin absichern, und den schwarzen Freibauern erfolreich blockieren. Schließlich rückte Carlsen im 69. Zug den Bauern nach f3 vor. Dies führte aber letztlich nach dem Abtausch der schwarzfeldrigen Läufer zu einem Doppelbauern auf der f-Linie für Schwarz, der nun zwar viele Felder beherrschte, aber ebenfalls erfolgreich blockiert werden konnte. Mit seinem 85. Zug konnte der Herausforderer einen weiteren indirekten Bauerntausch einleiten, wonach die entstehende Stellung Carlsen keine Gewinnchancen mehr bot.
Ein langes und zähes Ringen, in dem Karjakin dem Weltmeister nun schon zum zweiten Mal erfolgreich von der Schippe gesprungen ist. Vermutlich hätte Carlsen dieses Endspiel gegen fast jeden anderen GM gewonnen; entweder Karjakin ist wirklich ein ganz ausgezeichneter Endspieler und Verteidigungskünstler, oder Carlsen ist nicht in Bestform.































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Ein langes und zähes Ringen, in dem Karjakin dem Weltmeister nun schon zum zweiten Mal erfolgreich von der Schippe gesprungen ist. Vermutlich hätte Carlsen dieses Endspiel gegen fast jeden anderen GM gewonnen; entweder Karjakin ist wirklich ein ganz ausgezeichneter Endspieler und Verteidigungskünstler, oder Carlsen ist nicht in Bestform.
Sergey Karjakin Magnus Carlsen Carlsen - Karjakin World Championship | 0:34:33-0:04:33 | 4 | 2016.11.15 | C84 | 1/2-1/2
8








7








6
5
4
3
2








a
1

b

c

d

e

f

g

h

1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. La4 Sf6 5. O-O Le7 6. Te1 b5 7. Lb3 O-O 8. h3 Lb7 9. d3 d6 10. a3 Dd7 11. Sbd2 Tfe8 12. c3 Lf8 13. Sf1 h6 14. S3h2 d5 15. Df3 Sa5 16. La2 xe4 17. xe4 Sc4 18. Lxh6 Dc6 19. Lxc4 xc4 20. Le3 Sxe4 21. Sg3 Sd6 22. Tad1 Tab8 23. Lc1 f6 24. Dxc6 Lxc6 25. Sg4 Tb5 26. f3 f5 27. Sf2 Le7 28. f4 Lh4 29. xe5 Lxg3 30. xd6 Txe1+ 31. Txe1 xd6 32. Td1 Kf7 33. Td4 Te5 34. Kf1 Td5 35. Txd5 Lxd5 36. Lg5 Kg6 37. h4 Kh5 38. Sh3 Lf7 39. Le7 Lxh4 40. Lxd6 Ld8 41. Ke2 g5 42. Sf2 Kg6 43. g4 Lb6 44. Le5 a5 45. Sd1 f4 46. Ld4 Lc7 47. Sf2 Le6 48. Kf3 Ld5+ 49. Ke2 Lg2 50. Kd2 Kf7 51. Kc2 Ld5 52. Kd2 Ld8 53. Kc2 Ke6 54. Kd2 Kd7 55. Kc2 Kc6 56. Kd2 Kb5 57. Kc1 Ka4 58. Kc2 Lf7 59. Kc1 Lg6 60. Kd2 Kb3 61. Kc1 Ld3 62. Sh3 Ka2 63. Lc5 Le2 64. Sf2 Lf3 65. Kc2 Lc6 66. Ld4 Ld7 67. Lc5 Lc7 68. Ld4 Le6 69. Lc5 f3 70. Le3 Ld7 71. Kc1 Lc8 72. Kc2 Ld7 73. Kc1 Lf4 74. Lxf4 xf4 75. Kc2 Le6 76. Kc1 Lc8 77. Kc2 Le6 78. Kc1 Kb3 79. Kb1 Ka4 80. Kc2 Kb5 81. Kd2 Kc6 82. Ke1 Kd5 83. Kf1 Ke5 84. Kg1 Kf6 85. Se4+ Kg6 86. Kf2 Lxg4 87. Sd2 Le6 88. Kxf3 Kf5 89. a4 Ld5+ 90. Kf2 Kg4 91. Sf1 Kg5 92. Sd2 Kf5 93. Ke2 Kg4 94. Kf2
Kellerdrache - 16. Nov '16
Die Qualität der Endspielführung zu beurteilen traue ich mir wirklich nicht zu. Ich vermute mal fast, dass es ein bisschen von beidem ist.
Lxh6 ist vermutlich ein Fehler, weil der Bauer den Carlsen bekommt deutlich wertvoller ist als der genommene h6 und der Weiße noch ein Tempo verliert. Karjakin sollte meiner Meinung nach in den nächsten Partien wo er die weißen Steine führt dem geschlossenen Spanier ausweichen. Carlsen hat sowohl mit Weiß als auch mit Schwarz Vorteil (ok, nur einen kleinen) erzielen können.
Lxh6 ist vermutlich ein Fehler, weil der Bauer den Carlsen bekommt deutlich wertvoller ist als der genommene h6 und der Weiße noch ein Tempo verliert. Karjakin sollte meiner Meinung nach in den nächsten Partien wo er die weißen Steine führt dem geschlossenen Spanier ausweichen. Carlsen hat sowohl mit Weiß als auch mit Schwarz Vorteil (ok, nur einen kleinen) erzielen können.
alms - 16. Nov '16
Eine überzeugende Partie von Carlsen, bis auf 45...f4?, der den Sieg wegwarf. Es ist gut zu verstehen, dass Schwarz dem Weißen jede Perspektive rauben wollte, aus seinem Springer etwas zu machen, aber danach stand eine Festung auf dem Brett, was gar nicht so schwer zu sehen war. Der schwarzfeldrige Läufer hat keinen Weg nach b2 und der weiße König kann in aller Ruhe b2 verteidigen, sobald der schwarze König auf b3 auftaucht. Am Königsflügel ist gar kein Durchkommen.
Swidler schlug 45...Le6 vor, was viel besser ist. Irgendwann tauschen sich f5 und g4 ab und dann muss Schwarz den g-Bauern vorstoßen und im richtigen Moment unter Opfer dieses Bauern mit seinem König zum Damenflügel rüberlaufen. Standardplan, aber Weiß bekommt dadurch Raum für seinen Springer. Angesichts der schwachen Damenfügelbauern wollte Carslen dieses Risiko wahrscheinlich nicht eingehen und hat sich darauf verlassen, dass die Stellung trotzdem irgendwie gewonnen ist.
18.Lxh6 Dc6! war sehr fein!
Swidler schlug 45...Le6 vor, was viel besser ist. Irgendwann tauschen sich f5 und g4 ab und dann muss Schwarz den g-Bauern vorstoßen und im richtigen Moment unter Opfer dieses Bauern mit seinem König zum Damenflügel rüberlaufen. Standardplan, aber Weiß bekommt dadurch Raum für seinen Springer. Angesichts der schwachen Damenfügelbauern wollte Carslen dieses Risiko wahrscheinlich nicht eingehen und hat sich darauf verlassen, dass die Stellung trotzdem irgendwie gewonnen ist.
18.Lxh6 Dc6! war sehr fein!
Kellerdrache - 16. Nov '16
Dc6 auf Lxh6 war sicher ein guter Zug, aber auch einer den ein Spieler von Karjakins Qualität hätte voraussehen müssen. Direkt überraschend war er ja nun nicht.
pirc_ - 16. Nov '16
wie lange ging es denn ..bin bei zug 33 um 23h ins bett?
alms - 16. Nov '16
Sicher weit über sechs Stunden, ich habe bis halb zwei durchgehalten.
pirc_ - 16. Nov '16
Carlsen-Anand Partie 7 in Sochi waren übrigens 122 Züge...hab mal längste WM-Partie gegoogelt...
Phaidon - 16. Nov '16
Nicht der längste Pullover ist der wärmste....
Vabanque - 16. Nov '16
der war gut ;)
rd.49 - 17. Nov '16
Die Partie dauert bis nach 0230 Uhr.
Immer noch müde Grüße
rd.49
Immer noch müde Grüße
rd.49
Vabanque - 17. Nov '16
Dann isses ja gut, dass gerstern keine war, sonst wärst du noch müder ;)