Kommentierte Spiele

Eine Vorspeise

Kellerdrache - 15. Jan '17
Quasi als Vorspeise für eine Großmeisterpartie, die ich morgen bringen werde hier ein Beispiel aus den unteren Reihen der Schachwelt. Die folgende Partie wurde in der Bezirksliga gespielt und ist dementsprechend nicht fehlerfrei. Trotzdem zeigt sie ganz gut wie schnell zu passives Spiel ins Unheil führen kann.
Die beiden Spieler heißen natürlich in Wirklichkeit nicht Fuchs und Kaninchen, dass habe ich hier nur an Pseudonym genutzt da ich mir von beiden Herren keine Zustimmung zur Veröffentlichung eingeholt habe.
Wie ich gerade gesehen habe hat Kollege Vabanque auch gerade eine Partie eingestellt. Sozusagen die perfekte Hauptspeise zu meiner einfachen Suppe. bitte unbedingt beides nachspielen ;-)).
Fuchs, N.. Kaninchen, N.. Köln | 2011.03.17 | D05 | 1:0
8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. d4 d5 2. Sf3 e6 3. e3 Sf6 4. Ld3 Le7 5. Sbd2 Sbd7 Ganz im Gegensatz zur Partie, die ich morgen vorstellen werde verteidigt Schwarz sich sehr vorsichtig und vermeidet Gegenspiel. 6. De2 O-O 7. O-O b6 8. e4 Der Weißspieler, ein Colle-Experte soweit es so etwas in der Bezirksliga geben kann, sagte dazu "Wenn man e4 spielen kann sollte man nicht warten." Züge wie c3 spielt man nur wenn der d4 angegriffen wird xe4 9. Sxe4 Lb7 letzter Buchzug
Sxe4?? aus dem Buch Eröffnungsfallen für Anfänger 10. Dxe4 Mattdrohung auf h7 und Angriff auf den Ta8 Sf6 11. Dxa8
10. Seg5 Kollege Fuchs, der im gleichen Verein spielt wie ich ist ein älterer Herr, der für lange positionelle Kämpfe keine Ausdauer mehr hat. Weiß hat übrigens genau die Art von Stellung bekommen von der man als Colle-Spieler träumt. Ein gesichertes Bauernzentrum, e4 wurde durchgesetzt und man hat zwei solide Diagonalen auf den gegnerischen König. h6 11. Sxe6 ein zweifelhaftes Opfer, das aber bei unpräziser Verteidigung einige Chancen bietet xe6 12. Dxe6+ Kh8?
besser ist natürlich Tf7 13. Lc4 De8 14. Dxf7+ Dxf7 15. Lxf7+ Kxf7 mit einer schwer zu beurteilenden Stellung. Fritz sagt = , ich selber traue mir kein Urteil zu.
13. Sh4 durch 10...h6 und das Opfer auf e6 ist auf g6 ein häßliches Loch entstanden Le4 einen anderen Weg die Mühle auf dem Schachbrett nach Sg6+ nebst den diversen Abzügen zu verhindern hab auch ich nicht gefunden. Schwarz hat zu diesem Zeitpunkt schon einiges an Bedenkzeit verbraucht. 14. Lxe4 Sxe4 15. Sg6+
besser als 15. Dxe4 Lxh4 Schwarz holt sich die Fgur zurück und darf jetzt an Gegenangriff denken.
Kh7 16. Dxe4 andere mögliche Züge halten den Königsangriff nicht am Leben
16. Dxe7 Te8 17. Dxd8 Txd8
16. Sxe7 Sd6 17. Dg6+ Kh8
16. Sxf8+ Lxf8 17. Dxe4+ Kh8
Tf6 selbst nach Tf7 geht weiteres Material verloren, da Sxe7 mit Abzugsschach erfolgt.
Sf6 hatte ich als Zuschauer im Saal für besser gehalten wenn auch 17. Sxf8+ Kg8 18. De6+ Kxf8 nicht toll aussieht
17. Sxe7+ die geopferte Figur hat man wieder und immerhin zwei solide Bauern mehr. Selbst wenn Weiß also keine besonderen Einfälle mehr hat sollte er besser stehen. g6 18. Dh4 Opfert den e7 um an den König heran zu kommen. Te1 wäe aber sowohl einfacher als auch besser gewesen. Df8
Dxe7 19. Lxh6 Kg8 20. Lg5 Weß bleibt nach Schlagen auf f6 mit einer Qualität und drei Bauern im Vorteil
19. Te1 oder Sd5 um den Springer in Sicherheit zu bringen Te8 jetzt kann Springer nicht einfach weg ziehen da der Turm auf e1 ungedeckt ist 20. Lg5 hebt die Fesselung des Pferdchens auf und greift den Turm an Txe7 21. Txe7+ Dxe7 22. Dxh6+ Kg8 23. Lxf6 Dxf6 24. Te1 und das Kläppchen fiel. Doch auch mit viel Bedenkzeit ist das nicht mehr zu halten. Weiß kann es sich erlauben unter Qualitätsopfer sämtliche Figuren vom Brett zu holen und dann das Bauernendspiel bequem zu gewinnen.
24. Te1 beispielsweise Sf8 25. Te8 c5 26. Txf8+ Dxf8 27. Dxf8+ Kxf8 28. xc5 xc5 29. Kf1
PGN anzeigen
[Site "Köln"]
[Date "2011.03.17"]
[Round "?"]
[White "Fuchs, N.."]
[Black "Kaninchen, N.."]
[Result "1-0"]
[ECO "D05"]
[PlyCount "47"]

1. d4 d5 2. Nf3 e6 3. e3 Nf6 4. Bd3 Be7
5. Nbd2 Nbd7 {Ganz im Gegensatz zur Partie, die ich morgen vorstellen werde
verteidigt Schwarz sich sehr vorsichtig und vermeidet Gegenspiel.} 6. Qe2 O-O
7. O-O b6 8. e4 {Der Weißspieler, ein Colle-Experte soweit es so etwas in der
Bezirksliga geben kann, sagte dazu "Wenn man e4 spielen kann sollte man nicht
warten." Züge wie c3 spielt man nur wenn der d4 angegriffen wird} dxe4 9. Nxe4
Bb7 {letzter Buchzug} (9... Nxe4 ?? {aus dem Buch Eröffnungsfallen für Anfänger
} 10. Qxe4 {Mattdrohung auf h7 und Angriff auf den Ta8} Nf6 11. Qxa8) 10. Neg5
{Kollege Fuchs, der im gleichen Verein spielt wie ich ist ein älterer Herr,
der für lange positionelle Kämpfe keine Ausdauer mehr hat. Weiß hat übrigens
genau die Art von Stellung bekommen von der man als Colle-Spieler träumt. Ein
gesichertes Bauernzentrum, e4 wurde durchgesetzt und man hat zwei solide
Diagonalen auf den gegnerischen König.} h6 11. Nxe6 {ein zweifelhaftes Opfer,
das aber bei unpräziser Verteidigung einige Chancen bietet} fxe6 12. Qxe6+ Kh8
?({besser ist natürlich} 12... Rf7 13. Bc4 Qe8 14.
Qxf7+ Qxf7 15. Bxf7+ Kxf7 {mit einer schwer zu beurteilenden Stellung. Fritz
sagt = , ich selber traue mir kein Urteil zu.}) 13. Nh4 {
durch 10...h6 und das Opfer auf e6 ist auf g6 ein häßliches Loch entstanden}
Be4 {einen anderen Weg die Mühle auf dem Schachbrett nach Sg6+ nebst den
diversen Abzügen zu verhindern hab auch ich nicht gefunden. Schwarz hat zu
diesem Zeitpunkt schon einiges an Bedenkzeit verbraucht.} 14. Bxe4 Nxe4 15.
Ng6+ ({besser als} 15. Qxe4 Bxh4 {
Schwarz holt sich die Fgur zurück und darf jetzt an Gegenangriff denken.})
15... Kh7 16. Qxe4 {
andere mögliche Züge halten den Königsangriff nicht am Leben} (16. Qxe7 Re8 17.
Qxd8 Raxd8) (16. Nxe7 Nd6 17. Qg6+ Kh8) (16. Nxf8+ Bxf8 17. Qxe4+ Kh8) 16...
Rf6 {selbst nach Tf7 geht weiteres Material verloren, da Sxe7 mit Abzugsschach
erfolgt.} (16... Nf6 {
hatte ich als Zuschauer im Saal für besser gehalten wenn auch} 17. Nxf8+ Kg8
18. Qe6+ Kxf8 {nicht toll aussieht}) 17. Nxe7+ {die geopferte Figur hat man
wieder und immerhin zwei solide Bauern mehr. Selbst wenn Weiß also keine
besonderen Einfälle mehr hat sollte er besser stehen.} g6 18. Qh4 {Opfert den
e7 um an den König heran zu kommen. Te1 wäe aber sowohl einfacher als auch
besser gewesen.} Qf8 (18... Qxe7 19. Bxh6 Kg8 20. Bg5 {
Weß bleibt nach Schlagen auf f6 mit einer Qualität und drei Bauern im Vorteil})
19. Re1 {oder Sd5 um den Springer in Sicherheit zu bringen} Re8 {jetzt kann
Springer nicht einfach weg ziehen da der Turm auf e1 ungedeckt ist} 20. Bg5 {
hebt die Fesselung des Pferdchens auf und greift den Turm an} Rxe7 21. Rxe7+
Qxe7 22. Qxh6+ Kg8 23. Bxf6 Qxf6 24. Re1 {und das Kläppchen fiel. Doch auch
mit viel Bedenkzeit ist das nicht mehr zu halten. Weiß kann es sich erlauben
unter Qualitätsopfer sämtliche Figuren vom Brett zu holen und dann das
Bauernendspiel bequem zu gewinnen.} (24. Re1 {beispielsweise} Nf8 25. Re8 c5
26. Rxf8+ Qxf8 27. Qxf8+ Kxf8 28. dxc5 bxc5 29. Kf1) 1-0
Vabanque - 15. Jan '17
Deine einfache Suppe hat mir durchaus gemundet ;)

Mich hat vor allem gewundert, wie leicht Weiß das gewonnen hat, ohne dass Schwarz jetzt wirklich schlimme Fehler gemacht hätte.
Kellerdrache - 15. Jan '17
Colle gilt ja als sehr Remis lastig. Wenn es beide Seiten kennen mag das auch stimmen, aber das ist in unserer Klasse ja nicht immer gegeben. Öffnet sich wie hier die Stellung ohne das Schwarz Gegendrohungen aufgebaut hat entfaltet sich das Colle-Potential recht schnell.