Schach

[TEIL 2] Bauernmehrheiten im Endspiel: Beispielpartie

triangel - 11. Apr '20
Hallo liebe Schachfreunde,

In meinem zweiten und letzten Teil über Bauernmehrheiten im Endspiel illustriere das Thema anhand einer von mir gespielten Partie.
Ich werde hier keine vollständige Partieanalyse durchführen, sondern an interessanten Momenten innehalten und meinen Senf hinzugeben.
Die Partie selber ist keineswegs perfekt gespielt und sowohl meinem Gegner als auch mir passieren Fehler.
Jedoch sind gerade diese Fehler und Ungenauigkeiten sehr lehrreich und so hoffe ich, dass ihr trotzdem etwas mitnehmen könnt auch, wenn
die Partie nicht mit großmeisterlicher Präzision gespielt wurde.

Wer Teil 1 noch nicht gelesen hat kann dies hier nachholen:
/forum/topic.html?key=d97a6dbf6d4747c6&sv=20

Solltet ihr Fehler finden oder Ergänzungen haben, schreibt gerne hier in den Thread oder mir persönlich per Nachricht. Ich bin für jede Rückmeldung dankbar, da mir wie schon im ersten Teil Fehler unterlaufen könnten.

Ich danke euch fürs Lesen und freue mich auf eine anregende Diskussion.

Viel Spaß und passt immer schön auf eure Grundreihe auf! :)
triangel - 11. Apr '20
Schlüsselstellungen

Bevor wir in die Partie eintauchen, möchte ich euch kurz mit zwei Diagrammen die zuvor besprochenen Idealstellungen für Weiß wieder in Erinnerung rufen. Diese werde ich später im Partiekommentar kurz referenzieren.

Abbildung 1
Königsflügelmehrheit vs entwertete Damenflügelmehrheit (Weiß gewinnt)


Abbildung 2
- idealer Vormarsch der Königsflügelbauern
zwecks Bildung eines Freibauerns
- blockierte Damenflügelmehrheit von Schwarz
(Bildung eines Freibauerns nicht möglich!)
8/4kppp/2p5/p1p1PP2/PpP1K1P1/1P5P/8/8


Abbildung 3
- Die Bauern-Phalanx e4, f4, g4, h4
(so sollten die Bauern vorgerückt werden)
8/1pp1kppp/p1p5/8/P1P1PPPP/1P2K3/8/8
triangel - 11. Apr '20
"Der richtige Abtausch" oder "Warum Weniger nicht immer Mehr ist"

Die Partie wurde vor fünf Jahren in einem Mannschaftskampf für meinen Schachklub gespielt. Ich führte die weißen Steine und erfreulicherweise stand recht bald die Spanische Abtauschvariante auf dem Brett mit der ich bereits einiges an Erfahrung gesammelt hatte.
Mein Gegner wählte eine ungünstige Nebenvariante, die ihm in der Folge den Trumpf seiner Stellung, das Läuferpaar, kostete, was seine Chancen auf aktives Gegenspiel drastisch reduzierte.
Um den Druck auf seine Stellung abzumildern strebte mein Gegner im Mittelspiel aktiv danach Figuren abzutauschen, was aber aufgrund meiner besseren Bauernstruktur keine optimale Strategie war.
Im weiteren Partieverlauf unterliefen mir mehrere mit unter schwere Ungenauigkeiten, die meinem Gegner Chancen gaben aktives Gegenspiel anzuzetteln, jedoch nutzte er diese Chancen glücklicherweise nicht. Im 29. Zug beging er den entscheidenden Fehler, der es mir erlaubte in ein gewonnenes Springerendspiel abzuwickeln, welches ich wenig später gewann.
Der Mannschaftskampf ging damals mit 4:4 recht knapp aus, war aber genug für einen Klassenerhalt.

8
7
6
5
4
3
2
a
1
b
c
d
e
f
g
h
1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lb5 a6 4. Lxc6 xc6 5. O-O Die Grundstellung der Spanischen Abtauschvariante. Lange galt die Rochade an dieser Stelle als "widerlegt" wegen 5. ... Lg4. Jedoch belebte Bobby Fischer dieses Abspiel mit neuen Ideen und machte sie damit wieder spielbar. Ld6 6. d4 Lg4?! Kein guter Zug wie die kommende Abwicklung zeigen wird.
xd4 7. Dxd4 f6 ist die Hauptvariante.
7. xe5 Lxf3 Erzwungen, da Schwarz sonst Material verliert:
Lxe5? 8. Dxd8+ Txd8 9. Sxe5 Mit Mehrfigur
8. Dxf3 Lxe5 Weiß ist vorteilhaft aus dieser Abwicklung herausgekommen. Erstenst konnte er das gegnerische Läuferpaar halbieren und damit das schwarze Gegenspiel drastisch reduzieren und zweitenst besitzt er nun die ideale Bauernstruktur, die wir oben in ABBILDUNG 1 sehen. Nehmen wir jetzt alle Figuren vom Brett ist das reine Bauernendspiel für Weiß gewonnen. Weiß wird bestrebt sein, das obengenannte Bauernendspiel anzustreben. Daher ist der Abtausch von Figuren erwünscht, während Schwarz Abtausch vermeiden sollte. 9. Db3! Ein multi-funktionaler Zug, der einerseits die Dame mit Tempogewinn (b7 ist angegriffen) auf ein besseres Feld befördert und noch wichtiger den f-Bauern für einen Vorstoß nach f4 freimacht. Dies ist eine Verbesserung im Vergleich zu einer Partie von mir aus der letzten Saison, wo ich das schwächende c3 spielte:
9. c3? Sf6 10. Le3 Dd3! 11. Sd2 O-O c3 schwächte die weißen Felder, was mein Gegner stark mit Dd3 ausnutzte. Die schwarzen Figuren standen aktiv und ich musste mich auf eine schwierige Verteidigung einstellen.
Tb8 10. Le3 b6 11. f4 In der Analyse stellte sich heraus, dass 11. Sd2! nebst Sc4 und f4 sehr stark ist, da Schwarz es nicht einfach hat seinen Läufer auf e5 zu retten ohne dabei Material oder andere Nachteile in Kauf zu nehmen. Ld4 12. Kh1 Droht Td1 mit Figurengewinn. Lxe3 13. Dxe3 Se7
Sf6 14. Sc3 O-O 15. Tae1! Überdeckt e4, damit die Dame sich von der Verteidigung des e4-Bauerns lösen kann Te8 16. Dg3 Mit der Idee f5, e5, f6 mit Angriff auf den König. Diese Variante zeigt, dass sich eine Bauernmehrheit auch offensiv im Mittelspiel einsetzen lässt.
14. Sc3 O-O 15. Tad1 De8 16. Td3 Td8 17. Tfd1 Txd3 18. Dxd3 Dc8 19. Dd7 Weiß hat mehr Raum, Zentrumskontrolle und das Eindringen in die siebte Reihe ist sehr unangenehm für Schwarz, da er auf Dauer die Dame nicht ignorieren kann. Daher plant Schwarz in den nächsten Zügen die Damen abzutauschen. Te8 20. g3 Der König soll über Kg2 aktiv in Spiel gebracht werden. Kf8 21. Kg2 Dxd7 22. Txd7 Tc8 Schwarz hat es geschafft die Damen zu tauschen, was die Verteidigung erleichtert. Dennoch hat Weiß Vorteil aufgrund seiner aktiven Figuren. 23. Kf3 Ke8 24. Td3 Td8?? Ein schwerer Fehler, der jedoch für fünf Züge ungestraft bleibt. In solchen Endspielen ist es essentiell, dass Schwarz die Türme auf dem Brett behält, da sie die einzige Quelle für aktives Gegenspiel sind. Springer sind dafür in den meisten Fällen nicht wirklich dafür geeignet. Das Springerendspiel sollte Schwarz möglichst vermeiden. Dies geht auf eine Regel vom 6. Weltmeister Mikhail Botwinnik zurück, der folgende Satz prägte: "Springerendspiele sind wie Bauernendspiele". Übertragen auf unsere Stellung hier bedeutet das, dass nach dem Tausch der Türme das entstehende Springerendspiel äquivalent zu unserem gewonnenen reinen Bauernendspiel ist. 25. Ke3 Botwinniks Regel kannte ich damals noch nicht und so versäumte ich die nächsten Paar Züge mehrfach die Möglichkeit in ein gewonnenes Springer-Endspiel abzuwickeln. c5 26. a3 Sc6 27. Se2 Ke7 28. e5? Wieder hätte Turmtausch ein gewonnenes Endspiel eingeläutet. Der Textzug ist eine schwere Ungenauigkeit, die Schwarz für aktives Gegenspiel ausnutzen könnte. (dazu später mehr in ein Paar Zügen). Weiß sollte in solchen Stellungen den Bauern möglichst lange auf e4 lassen und eine Bauern-Phalanx mit den Zügen e4, f4, g4 und h4 aufbauen (siehe ABBILDUNG 3) und je nachdem wie Schwarz seine Königsflügelbauern aufstellt, entscheiden, ob e5, f5, g5 oder h5 günstige Vorstöße sind. Mit sofortigem e5 verliert Weiß diese Flexibilität und gibt die weißen Felder d5 und f5 für die schwarzen Figuren frei, was die schwarze Verteidigungsarbeit wesentlich einfacher macht. Auch kann der Bauer auf e5 gelegentlich mit f6 angeknabbert werden, wie es manchmal in der Französischen oder Berliner Verteidigung der Fall ist zu der es viele Parallelen gibt. Näheres dazu findet ihr in Teil 1 dieser Serie. Sa5? Es war höchste Zeit den Turm aus der d-Linie wegzuziehen, um das verlorene Springerendspiel zu vermeiden.
Tc8 29. Ke4 f6! Dieser Zug zeigt, warum es schlecht war von mir 28. e5 zu ziehen. Der verfrüht vorgestoßene e5-Bauer wird nun mit f6 für die Linienöffnung genutzt. 30. xf6+ Kxf6 und Schwarz erlangt mit Te8 genügend Gegenspiel, um die Stellung halten zu können.
29. b3 Verhindert Sc4 Sc6? Wieder war Tc8 angebracht. 30. Txd8 Endlich nehme ich auf d8. "Was lange währt wird endlich gut" heißt es doch oder? ;-) Kxd8 Das Springerendspiel ist verloren gemäß Botwinniks Regel. 31. Ke4 Se7 32. f5 g6 33. g4 Hier sehen wir den idealen Vormarsch der Königsflügelmehrheit aus ABBILDUNG 2. Kd7 34. Sf4 a5 35. Sd5 Sxd5 Die Springer sind vom Brett. Der Rest ist eine Sache der Endspieltechnik.
Sc8 37. Sf6+ mit Bauerngewinn.
Sg8 37. f6! Sh6 38. h3 und der schwarze Springer ist ausgesperrt. Weiß plant a4 und c4 um die Bauern zu blockieren und Schwarz wird früher oder später in Zugzwang geraten.
36. Kxd5 c6+ 37. Ke4 b5 38. c4! Der Beginn der Blockade. Weiß blockiert die entwertete Damenflügelmehrheit mit c4, b3 und a4. Das ist ein typisches Verfahren um eine verdoppelte Damenflügelmehrheit aufzuhalten. b4
a4 Normalerweise ist dieser Kreuzhebel tödlich. Hier ist aber der weiße König im Umwandlungsquadrat drin. 39. xa4! b4
xc4 40. a5! und der entfernte Freibauer entscheidet
40. xb4 xb4 41. Kd3! und der schwarze Freibauer ist neutralisiert.
39. a4 Da der Damenflügel blockiert ist kann sich Weiß ohne Sorge seiner Bauernmehrheit am Königsflügel widmen. g5 Die Stellung scheint undurchdringlich. Aber... 40. e6+! Ke7 Hoffnungslos ist auch
xe6 41. Ke5! xf5 42. Kxf5 und Weiß gewinnt.
41. xf7 Kxf7 42. Ke5 Ke7 43. f6+ Kf7 44. Kf5 h6 45. h3 und Schwarz muss Opposition und damit die kritischen Felder freigeben. Schwarz gab auf. 1:0
PGN anzeigen
1. e4 e5 2. Nf3 Nc6 3. Bb5 a6 4. Bxc6 dxc6
5. O-O {Die Grundstellung der Spanischen Abtauschvariante. Lange galt die Rochade an dieser Stelle als "widerlegt" wegen 5. ... Lg4. Jedoch belebte Bobby Fischer dieses Abspiel mit neuen Ideen und machte sie damit wieder spielbar.}Bd6 6. d4 Bg4?! {Kein guter Zug wie die kommende Abwicklung zeigen wird.}(6. ... exd4 7. Qxd4 f6 {ist die Hauptvariante.}) 7. dxe5 Bxf3 {Erzwungen, da Schwarz sonst Material verliert:}(7. ... Bxe5? 8. Qxd8+ Rxd8 9. Nxe5 {Mit Mehrfigur}) 8. Qxf3 Bxe5 {Weiß ist vorteilhaft aus dieser Abwicklung herausgekommen. Erstenst konnte er das gegnerische Läuferpaar halbieren und damit das schwarze Gegenspiel drastisch reduzieren und zweitenst besitzt er nun die ideale Bauernstruktur, die wir oben in ABBILDUNG 1 sehen. Nehmen wir jetzt alle Figuren vom Brett ist das reine Bauernendspiel für Weiß gewonnen. Weiß wird bestrebt sein, das obengenannte Bauernendspiel anzustreben. Daher ist der Abtausch von Figuren erwünscht, während Schwarz Abtausch vermeiden sollte.}
9. Qb3! {Ein multi-funktionaler Zug, der einerseits die Dame mit Tempogewinn (b7 ist angegriffen) auf ein besseres Feld befördert und noch wichtiger den f-Bauern für einen Vorstoß nach f4 freimacht. Dies ist eine Verbesserung im Vergleich zu einer Partie von mir aus der letzten Saison, wo ich das schwächende c3 spielte:}(9. c3? Nf6 10. Be3 Qd3! 11. Nd2 0-0 {c3 schwächte die weißen Felder, was mein Gegner stark mit Dd3 ausnutzte. Die schwarzen Figuren standen aktiv und ich musste mich auf eine schwierige Verteidigung einstellen.}) Rb8 10. Be3 b6 11. f4 {In der Analyse stellte sich heraus, dass 11. Sd2! nebst Sc4 und f4 sehr stark ist, da Schwarz es nicht einfach hat seinen Läufer auf e5 zu retten ohne dabei Material oder andere Nachteile in Kauf zu nehmen.} Bd4 12. Kh1 {Droht Td1 mit Figurengewinn.} Bxe3
13. Qxe3 Ne7 (13. ... Nf6 14. Nc3 0-0 15. Rae1! {Überdeckt e4, damit die Dame sich von der Verteidigung des e4-Bauerns lösen kann} Re8 16. Qg3 {Mit der Idee f5, e5, f6 mit Angriff auf den König. Diese Variante zeigt, dass sich eine Bauernmehrheit auch offensiv im Mittelspiel einsetzen lässt.}) 14. Nc3 O-O 15. Rad1 Qe8 16. Rd3 Rd8
17. Rfd1 Rxd3 18. Qxd3 Qc8 19. Qd7{Weiß hat mehr Raum, Zentrumskontrolle und das Eindringen in die siebte Reihe ist sehr unangenehm für Schwarz, da er auf Dauer die Dame nicht ignorieren kann. Daher plant Schwarz in den nächsten Zügen die Damen abzutauschen.} Re8 20. g3 {Der König soll über Kg2 aktiv in Spiel gebracht werden.} Kf8
21. Kg2 Qxd7 22. Rxd7 Rc8 {Schwarz hat es geschafft die Damen zu tauschen, was die Verteidigung erleichtert. Dennoch hat Weiß Vorteil aufgrund seiner aktiven Figuren.} 23. Kf3 Ke8 24. Rd3 Rd8?? {Ein schwerer Fehler, der jedoch für fünf Züge ungestraft bleibt. In solchen Endspielen ist es essentiell, dass Schwarz die Türme auf dem Brett behält, da sie die einzige Quelle für aktives Gegenspiel sind. Springer sind dafür in den meisten Fällen nicht wirklich dafür geeignet. Das Springerendspiel sollte Schwarz möglichst vermeiden. Dies geht auf eine Regel vom 6. Weltmeister Mikhail Botwinnik zurück, der folgende Satz prägte: "Springerendspiele sind wie Bauernendspiele". Übertragen auf unsere Stellung hier bedeutet das, dass nach dem Tausch der Türme das entstehende Springerendspiel äquivalent zu unserem gewonnenen reinen Bauernendspiel ist.}
25. Ke3 {Botwinniks Regel kannte ich damals noch nicht und so versäumte ich die nächsten Paar Züge mehrfach die Möglichkeit in ein gewonnenes Springer-Endspiel abzuwickeln.} c5 26. a3 Nc6 27. Ne2 Ke7 28. e5?{Wieder hätte Turmtausch ein gewonnenes Endspiel eingeläutet. Der Textzug ist eine schwere Ungenauigkeit, die Schwarz für aktives Gegenspiel ausnutzen könnte. (dazu später mehr in ein Paar Zügen). Weiß sollte in solchen Stellungen den Bauern möglichst lange auf e4 lassen und eine Bauern-Phalanx mit den Zügen e4, f4, g4 und h4 aufbauen (siehe ABBILDUNG 3) und je nachdem wie Schwarz seine Königsflügelbauern aufstellt, entscheiden, ob e5, f5, g5 oder h5 günstige Vorstöße sind. Mit sofortigem e5 verliert Weiß diese Flexibilität und gibt die weißen Felder d5 und f5 für die schwarzen Figuren frei, was die schwarze Verteidigungsarbeit wesentlich einfacher macht. Auch kann der Bauer auf e5 gelegentlich mit f6 angeknabbert werden, wie es manchmal in der Französischen oder Berliner Verteidigung der Fall ist zu der es viele Parallelen gibt. Näheres dazu findet ihr in Teil 1 dieser Serie. } Na5? {Es war höchste Zeit den Turm aus der d-Linie wegzuziehen, um das verlorene Springerendspiel zu vermeiden.} (28. ... Rc8 29. Ke4 f6!{Dieser Zug zeigt, warum es schlecht war von mir 28. e5 zu ziehen. Der verfrüht vorgestoßene e5-Bauer wird nun mit f6 für die Linienöffnung genutzt.} 30. exf6+ Kxf6 {und Schwarz erlangt mit Te8 genügend Gegenspiel, um die Stellung halten zu können.})
29. b3 {Verhindert Sc4} Nc6? {Wieder war Tc8 angebracht.} 30. Rxd8 {Endlich nehme ich auf d8. "Was lange währt wird endlich gut" heißt es doch oder? ;-)} Kxd8 {Das Springerendspiel ist verloren gemäß Botwinniks Regel.}31. Ke4 Ne7 32. f5 g6
33. g4{Hier sehen wir den idealen Vormarsch der Königsflügelmehrheit aus ABBILDUNG 2.} Kd7 34. Nf4 a5 35. Nd5 Nxd5{Die Springer sind vom Brett. Der Rest ist eine Sache der Endspieltechnik.} (36. ... Nc8 37. Nf6+ {mit Bauerngewinn.}) (36. ... Ng8 37. f6! Nh6 38. h3{und der schwarze Springer ist ausgesperrt. Weiß plant a4 und c4 um die Bauern zu blockieren und Schwarz wird früher oder später in Zugzwang geraten.}) 36. Kxd5 c6+
37. Ke4 b5 38. c4!{Der Beginn der Blockade. Weiß blockiert die entwertete Damenflügelmehrheit mit c4, b3 und a4. Das ist ein typisches Verfahren um eine verdoppelte Damenflügelmehrheit aufzuhalten. } b4 (38. ... a4{Normalerweise ist dieser Kreuzhebel tödlich. Hier ist aber der weiße König im Umwandlungsquadrat drin.} 39. bxa4! b4 (39. ... bxc4 40. a5! {und der entfernte Freibauer entscheidet}) 40. axb4 cxb4 41. Kd3! {und der schwarze Freibauer ist neutralisiert.}) 39. a4 {Da der Damenflügel blockiert ist kann sich Weiß ohne Sorge seiner Bauernmehrheit am Königsflügel widmen.} g5 {Die Stellung scheint undurchdringlich. Aber...} 40. e6+! Ke7 {Hoffnungslos ist auch}(40. ... fxe6 41. Ke5! exf5 42. Kxf5 {und Weiß gewinnt.})
41. exf7 Kxf7 42. Ke5 Ke7 43. f6+ Kf7 44. Kf5 h6
45. h3 {und Schwarz muss Opposition und damit die kritischen Felder freigeben. Schwarz gab auf. 1-0}
Voyaman - 12. Apr '20
Zu diesem Thema ist auch gerade dieses Video bei YouTube hochgeladen worden vom Big Greek :)
youtu.be/CPNh5pEVRHc
Vabanque - 12. Apr '20
Super analysiert und kommentiert! Sehr lehrreich, wie du auch die eigenen Fehler kritisch unter die Lupe nimmst.

Sehr gut finde ich auch die Variante zum 13. Zug von Schwarz, die zeigt, dass eine Bauernmehrheit nicht nur fürs Endspiel, sondern auch im Mittelspiel für den Angriff von Nutzen sein kann. Dieser Fall tritt sogar sehr häufig ein, nämlich immer wenn die Bauernmehrheit in der Nähe des gegnerischen Königs ist.

Fürs Endspiel ist normalerweise die 'entfernte' Bauernmehrheit (die also nicht in der Nähe des gegnerischen Königs ist) die bessere, aber die hätte hier Schwarz, und genau die kann wegen des Doppelbauern blockiert werden. Wie man sieht, setzt sich dann für Weiß auch die Bauernmehrheit in Königsnähe durch.

Am schönsten finde ich in diesem Zusammenhang den Zug 40. e6+!, der vorübergehend einen Bauern zu geben bereit ist, um das Eindringen des wK zu sichern.

Allerdings ist das Springerendspiel in diesem konkreten Fall hauptsächlich deswegen wie ein Bauernendspiel, weil Weiß sehr schnell den Tausch der Springer erzielen kann, was natürlich auch das einfachste Verfahren ist, denn so lange die Springer auf dem Brett bleiben, kann der gegnerische Springer mit Gabeldrohungen etc. ja noch Ärger machen.

Danke für die große Mühe, die du dir hier gemacht hast. Daumen hoch und mehr davon :-)
Oli1970 - 12. Apr '20
Tolle Reihe und eine klasse Abrundung des ersten Teils. Beide Teile waren gut nachvollziehbar und auf den Punkt gebracht. Sowas ist zeitlos, ich kann mir gut vorstellen, hier immer mal wieder reinzuschauen und das Gelesene aufzufrischen.

Sehr gut gelungen ist auch die Kommentierung Deines Spiels. Schön klar geschrieben, auch die Varianten sind für das Verständnis notwendig und gut gewählt. Ich mag sowieso, wenn Spieler ihre Partien selbst erläutern und mir so die Möglichkeit geben, Einblick in ihre Gedanken und Pläne zu nehmen.

Vielen Dank, auch ich freue mich, wenn weitere Teile folgen. Schöne Feiertage!
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