Schach
Heute vor 50 Jahren ...
Hasenrat - 11. Jul '22
... das Schachmatch des Jahrhunderts beginnt:
swr.de/swr2/programm/podcast-swr2-zeitwort-100.html
(Radiobeitrag zum Match Fischer vs. Spasski)
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(Radiobeitrag zum Match Fischer vs. Spasski)
Vabanque - 11. Jul '22
Naja, 'Match des Jahrhunderts' hat man es damals genannt, eine Bezeichnung, gegen die doch insbesondere SF Hasenrat selbst sich wenden müsste, da das Jahrhundert damals noch gar nicht fertig war, es standen ja noch etliche WM-Kämpfe aus. Aber auch wenn man die damals schon zurückliegenden WM-Matchs betrachtet, fällt es rein schachlich schwer, diese Bezeichnung zu rechtfertigen, die im Wesentlichen politische Gründe hatte. Denn erstmals spielte ein 'westlicher' Spieler gegen einen aus der Sowjetunion um die Schach-Weltmeisterschaft. Vom rein schachlichen Gehalt war das Match eher enttäuschend, da Spassky außer Form spielte. Rein von den gespielten Partien her würde ich eher Capablanca-Aljechin (1927), Aljechin-Euwe (1935) oder Botwinnik-Tal (1960) dem Ehrentitel des Matchs des Jahrhunderts zusprechen, sowie von den nach Spassky-Fischer geschehenen Kämpfen Karpov-Kasparov (1985). Kasparov-Kramnik (2000) gehört ja - je nachdem wie man rechnet - schon ins nächste Jahrhundert bzw. sogar Jahrtausend.
Das Match Fischer-Spassky war politisch so aufgeladen wie seitdem nur noch Karpov-Kortschnoj (der Linientreue gegen den Exilanten), obwohl auch Karpov-Kasparov noch politische Untertöne hatte.
Spätere WM-Schachkämpfe sind wohl für die Allgemeinheit vor allem wegen dieses Fehlens politischer Untertöne uninteressant geworden. So etwas wird dann durch etwaigen persönlichen Hass der Kontrahenten oder Toiletten-Skandale (Kramnik-Topalov) nur ungenügend ersetzt. Und wenn dann gar noch - wie im Fall Anand-Gelfand - die Kontrahenten die besten Freunde sind, sinkt das öffentliche Interesse auf ein Minimum. (Allerdings gab in letzterem Fall auch das Match selbst kaum etwas her.)
Das Match Fischer-Spassky war politisch so aufgeladen wie seitdem nur noch Karpov-Kortschnoj (der Linientreue gegen den Exilanten), obwohl auch Karpov-Kasparov noch politische Untertöne hatte.
Spätere WM-Schachkämpfe sind wohl für die Allgemeinheit vor allem wegen dieses Fehlens politischer Untertöne uninteressant geworden. So etwas wird dann durch etwaigen persönlichen Hass der Kontrahenten oder Toiletten-Skandale (Kramnik-Topalov) nur ungenügend ersetzt. Und wenn dann gar noch - wie im Fall Anand-Gelfand - die Kontrahenten die besten Freunde sind, sinkt das öffentliche Interesse auf ein Minimum. (Allerdings gab in letzterem Fall auch das Match selbst kaum etwas her.)
Bluemax - 11. Jul '22
Wie immer treffend zusammengefasst SF Vabanque, das sehe ich genauso.
Der Podcast ‘Baywatch Berlin‘ behandelt in seiner aktuellen Folge (vom letzten Freitag)
die gleiche Thematik des Wettkampfes, allerdings aus Laiensicht und auch nur etwa 5 Min.
Aber immerhin ! 😃
Der Podcast ‘Baywatch Berlin‘ behandelt in seiner aktuellen Folge (vom letzten Freitag)
die gleiche Thematik des Wettkampfes, allerdings aus Laiensicht und auch nur etwa 5 Min.
Aber immerhin ! 😃
Hasenrat - 11. Jul '22
Selbstverständlich ist das Prädikat Jahrhundertkampf allein des gesellschaftlichen Aufsehens wegen gerechtfertigt. Darum ging und geht es ja. Sonst würde wohl auch kein Feature darum gemacht.
Spasski außer Form ? - der Nepo des 20. Jahrhunderts? 😜
Spasski außer Form ? - der Nepo des 20. Jahrhunderts? 😜
Hasenrat - 11. Jul '22
Ich kenne ältere Schachfreunde, für die dieser WM-Kampf, das prägende Schachereignis ihres Lebens war, warum sie überhaupt mit Schach anfingen. Insofern auch ein kaum zu überschätzendes Schlüsselereignis des vergangenen Jahrhunderts.
Ich habe nicht wegen Kasparow-Karpow mit Schach angefangen. Das war eher ein interessantes flankierendes Ereignis in der Kindheit, das in den Medien nur als Randnotiz auftauchte.
Ich habe nicht wegen Kasparow-Karpow mit Schach angefangen. Das war eher ein interessantes flankierendes Ereignis in der Kindheit, das in den Medien nur als Randnotiz auftauchte.
Tschechov - 13. Jul '22
Ich kann mich noch erinnern, daß meine Brüder und ich, Kinder, die wir nun mal waren, den Namen des Weltmeisters unglaublich erheiternd fanden. Spassky: das war natürlich lautmalerisch sehr nah dran an Spassti und ein Spassti zu sein war so ziemlich das Schlimmste und zugleich das Lächerlichste, das wir uns nur vorstellen konnten. Da konnte allenfalls noch der "Schwuli" mithalten.
Gigue - 13. Jul '22
Und der Dummi.
Hasenrat - 10. Okt '22
Die aktuelle Ausgabe von KARL 3/2022 ist dem Jahrhundertkampf gewidmet. Bin schon gespannt ...
Der Titel "Jahrhundertkampf" geht wohl auf das unmittelbar danach erschienene WM-Buch von Gligorić zurück.
Der Titel "Jahrhundertkampf" geht wohl auf das unmittelbar danach erschienene WM-Buch von Gligorić zurück.
Vabanque - 10. Okt '22
Vielleicht kannst du uns nach der Karl-Lektüre ja dann mit ein paar Details versorgen, die den Titel 'Jahrhundertkampf' wirklich rechtfertigen ....
Mir sind genau 3 Partien des Matchs gegenwärtig:
- die 1. Partie, die Fischer verlor, weil er sich einen Läufer auf h2 einsperren ließ (und wo wohl nie geklärt werden wird, ob dies Fahrlässigkeit oder Selbstüberschätzung oder Verrechnung oder gar Absicht gewesen ist)
- die 5. Partie, die Fischer in wahrhaft brillanter Weise mit den schwarzen Steinen gewann (in der Spassky aber deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb)
- die 11. Partie, die Spassky gewann (möglicherweise mit Hilfe von Eröffnungs-Vorbereitung, aber jedenfalls über-riskant von Fischer gespielt)
Mit den anderen Partien habe ich mich noch nicht ausführlich beschäftigt. Während ich die Remis-Partien (vielleicht teils zu Unrecht) noch nie durchgespielt habe, haben die anderen Gewinnpartien von Fischer mich tatsächlich noch nicht zu näherer Analyse gereizt, obwohl sie zweifellos interessant sind, aber mehr positionell als wirklich von FIschers berüchtigten Genieblitzen erhellt. Da gibt es doch Hunderte von schöneren Fischer-Partien, freilich gegen 'schwächere' Gegner als Spassky gespielt. Natürlich ist das nur meine subjektive, amateurhafte Sichtweise.
Ich frage mich dennoch, ob die Bezeichnung 'Jahrhundertmatch' nicht tatsächlich eher von der Erwartung VOR dem Match geprägt ist.
Mir sind genau 3 Partien des Matchs gegenwärtig:
- die 1. Partie, die Fischer verlor, weil er sich einen Läufer auf h2 einsperren ließ (und wo wohl nie geklärt werden wird, ob dies Fahrlässigkeit oder Selbstüberschätzung oder Verrechnung oder gar Absicht gewesen ist)
- die 5. Partie, die Fischer in wahrhaft brillanter Weise mit den schwarzen Steinen gewann (in der Spassky aber deutlich unter seinen Möglichkeiten blieb)
- die 11. Partie, die Spassky gewann (möglicherweise mit Hilfe von Eröffnungs-Vorbereitung, aber jedenfalls über-riskant von Fischer gespielt)
Mit den anderen Partien habe ich mich noch nicht ausführlich beschäftigt. Während ich die Remis-Partien (vielleicht teils zu Unrecht) noch nie durchgespielt habe, haben die anderen Gewinnpartien von Fischer mich tatsächlich noch nicht zu näherer Analyse gereizt, obwohl sie zweifellos interessant sind, aber mehr positionell als wirklich von FIschers berüchtigten Genieblitzen erhellt. Da gibt es doch Hunderte von schöneren Fischer-Partien, freilich gegen 'schwächere' Gegner als Spassky gespielt. Natürlich ist das nur meine subjektive, amateurhafte Sichtweise.
Ich frage mich dennoch, ob die Bezeichnung 'Jahrhundertmatch' nicht tatsächlich eher von der Erwartung VOR dem Match geprägt ist.
germane23 - 11. Okt '22
Für mich ist es das Match des Jahrhunderts, weil es von den Charakteren und der ganzen Art, wie das Match zustande kam, wie es teilweise auf der Kippe stand, welche Anekdoten entstanden usw. an Spannung nicht zu übertreffen war und auch nie mehr wurde. OK, 2.Hälfte war etwas Remielastig, aber in der ersten Hälfte wurden einige fantastische Spiele gespielt. Da stand eine ein Mann Armee ein emganzen Regime gegenüber und Bobby hat es wirklich geschafft. Ich zieh meinen Hut vor dieser Leistung.
Hasenrat - 11. Okt '22
Im Editorial ist schon von seinerzeitiger "Überhöhung" mit der Klassifizierung "Jahrhundertkampf" die Rede.
Und in diesem Heft soll vorwiegend die bislang wenig beachtete sowjetische Perspektive zu Wort kommen.
Und in diesem Heft soll vorwiegend die bislang wenig beachtete sowjetische Perspektive zu Wort kommen.
c7c5 - 11. Okt '22
Ich dachte immer, die Jahrhundertpartie wurde auf dieser Plattform gespielt und entsprechend im Forum ausgiebig kommentiert.
Das meiste bei den Partien sind fernab die Geschichten die man sich erzählt sowie die Verschmelzung von Sport und Politik. Vieles wurde auch medial dafür getan, das klassische Weltbild der damaligen Zeit (Ost-West, Gut vs. Böse) zu transportieren sodass der Kalte Krieg auf dem Schachbrett ausgefochten wurde und welches System denn nun das bessere sein.
Das meiste bei den Partien sind fernab die Geschichten die man sich erzählt sowie die Verschmelzung von Sport und Politik. Vieles wurde auch medial dafür getan, das klassische Weltbild der damaligen Zeit (Ost-West, Gut vs. Böse) zu transportieren sodass der Kalte Krieg auf dem Schachbrett ausgefochten wurde und welches System denn nun das bessere sein.
Vabanque - 11. Okt '22
>>sodass der Kalte Krieg auf dem Schachbrett ausgefochten wurde<<
Ja stimmt. Aber da schaue ich mir dann lieber 'From Russia with Love' an (übrigens auch mit Schachpartie😉)
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: ich messe den Wert eines Schach-Matchs allein an den Partien. Natürlich ist es hier auch subjektiv, wie wertvoll man sie empfindet.
>>Hasenrat - vor 22 Min.
Im Editorial ist schon von seinerzeitiger "Überhöhung" mit der Klassifizierung "Jahrhundertkampf" die Rede.
Und in diesem Heft soll vorwiegend die bislang wenig beachtete sowjetische Perspektive zu Wort kommen.<<
Was das nun auch immer besagen mag🤔
Wie soll denn diese sowjetischen Perspektive aussehen? Schachlich? Politisch?
Auch wenn ich schon mehrmals die Ansicht geäußert habe, dass Fischer seine größten Partien nicht in diesem Match gespielt hat, so lässt sich doch nicht leugnen (egal aus welcher Perspektive), dass er das Match völlig überlegen gewonnen hat, und das, obwohl er die 1. Partie auf doofe Weise verloren hat und zur 2. Partie nicht angetreten ist. Eine 'sowjetische Perspektive' kann das ja wohl kaum wegerklären. Und ebensowenig lässt sich leugnen, dass Spassky das ganze Match nicht in Bestform gespielt hat und deswegen Fischer sich eben solche Dinge erlauben konnte, wie die ersten beiden Partien einfach wegzuschmeißen.
Ja stimmt. Aber da schaue ich mir dann lieber 'From Russia with Love' an (übrigens auch mit Schachpartie😉)
Auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole: ich messe den Wert eines Schach-Matchs allein an den Partien. Natürlich ist es hier auch subjektiv, wie wertvoll man sie empfindet.
>>Hasenrat - vor 22 Min.
Im Editorial ist schon von seinerzeitiger "Überhöhung" mit der Klassifizierung "Jahrhundertkampf" die Rede.
Und in diesem Heft soll vorwiegend die bislang wenig beachtete sowjetische Perspektive zu Wort kommen.<<
Was das nun auch immer besagen mag🤔
Wie soll denn diese sowjetischen Perspektive aussehen? Schachlich? Politisch?
Auch wenn ich schon mehrmals die Ansicht geäußert habe, dass Fischer seine größten Partien nicht in diesem Match gespielt hat, so lässt sich doch nicht leugnen (egal aus welcher Perspektive), dass er das Match völlig überlegen gewonnen hat, und das, obwohl er die 1. Partie auf doofe Weise verloren hat und zur 2. Partie nicht angetreten ist. Eine 'sowjetische Perspektive' kann das ja wohl kaum wegerklären. Und ebensowenig lässt sich leugnen, dass Spassky das ganze Match nicht in Bestform gespielt hat und deswegen Fischer sich eben solche Dinge erlauben konnte, wie die ersten beiden Partien einfach wegzuschmeißen.
Rubo - 12. Okt '22
@Vabanque, erinnerst du noch den namen des tv-kommentators zu den spielen Fischer gegen Spasski ? ...damals hat der mir besonders gut in seinen analytischen interpretationen gefallen.
mfg.
mfg.
Vabanque - 12. Okt '22
>>@Vabanque, erinnerst du noch den namen des tv-kommentators zu den spielen Fischer gegen Spasski ?<<
@SF Rubo: 1972 war ich noch ein ganz kleines Kind😐
@SF Rubo: 1972 war ich noch ein ganz kleines Kind😐
Rubo - 12. Okt '22
@Vabanque, sorry, aber du bist so in der geschichte bewandert, denn der mod. war ein GM, irgendwie "Lothar" ? - trotzdem: vielen dank. ...eventuell hast du zu "eröffnungen" einiges
beiträge ? mfg. Frank
beiträge ? mfg. Frank
Alapin2 - 12. Okt '22
Mod. und Grossmeister? : Lothar Schmid war damals meines Wissens der Schiedsrichter.
Könnte ich jetzt was Falsches aus dem Gedächtnis... dann doch lieber googeln
Könnte ich jetzt was Falsches aus dem Gedächtnis... dann doch lieber googeln
Vabanque - 12. Okt '22
>>Lothar Schmid war damals meines Wissens der Schiedsrichter<<
Ja, war er, und ein starker GM und sehr sympathischer Spieler außerdem.
Ja, war er, und ein starker GM und sehr sympathischer Spieler außerdem.
Vabanque - 12. Okt '22
>>eventuell hast du zu "eröffnungen" einiges
beiträge ? mfg. Frank<<
@Rubo: In dem betreffenden Clubforum habe ich kein Schreibrecht.
beiträge ? mfg. Frank<<
@Rubo: In dem betreffenden Clubforum habe ich kein Schreibrecht.
Rubo - 12. Okt '22
...danke, liebe SF, ich glaube, daß es "Helmut Pfleger" war. mfg. Frank
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