Schachaufgaben

Die versteckte Verteidigung

tarrasch_0815 - 24. Mai '09
[FEN r4rk1/5p2/p3n1pQ/1p2P3/5P2/4q3/PP4PP/1BR2R1K ]

Trapl-Jonkovec, 1967.

Dass Weiß hier mit 2 Mehrbauern und Angriff auf Gewinn steht, ist klar.

Schwarz hatte aber gerade noch den Zug Da7-e3 gespielt, womit er immerhin sofortiges f4-f5 und auch Tf1-f3 verhinderte.

Weiß wollte nun dem Gegner endlich den Rest geben und spielte

1. Lxg6+ fxg6 2. Dxg6+ Sg7 3. Tc7,

und dachte natürlich, Schwarz würde nun aufgeben!

Was aber tat Schwarz stattdessen (nach Tc7), wodurch sich plötzlich auch der volle Sinn des Damenzugs nach e3 offenbarte?

(Man muss eben in schwierigen, ja verlorenen Stellungen Züge finden, die dem Gegner noch irgendeine Gelegenheit zum Straucheln geben.)
patzer0815 - 24. Mai '09
3. ... Ta7!?
falls des richtig sein sollte: ich find da nix überragendes dran
tarrasch_0815 - 24. Mai '09
Ich erst recht nicht, denn darauf folgt Dg7# :-p
RolloB - 24. Mai '09
nach 3.... Dxe5 ist alles gedeckt und die Dame wegen des Grundlinenmatts tabu.
In verlorenen (nicht schlechten-) Stellungen ist alles erlaubt. Vor allem sollte man anstelle der besten Züge die schärfsten (im Sinne von zweischneidig, unklar) wählen, man hat ja nix mehr zu verlieren. Wenn man den 'beser stehenden' ständig vor neuen unklaren Entscheidungen stellt, hat man noch eine Chance, dass er danebengreift.
tarrasch_0815 - 24. Mai '09
Schön gesagt, dem ist nichts mehr hinzuzufügen :)
RolloB - 24. Mai '09
Wenn ich noch ein bißchen schwafeln darf.
Nicht ist schwerer, als eine gewonnene Partie zu gewinnen (weiss nicht, wer das gesagt hat Lasker, Janowski, Tarrasch ?) Im Gefühl eines sicheren Sieges bilden sich entwickelt sich Stolz, Glücksgefühl, Freude.... Durch permanente Beurteilungen von neuen Varianten mischt sich Unsicherheit/ Angst diese Glücksgefühle zu verlieren (= die Partie zu verbaseln und als Depp dazustehen). Man kämpft also nicht nur mit dem Berechnen von Varianten sondern auch mit einem Gefühlschaos. Ein solches Chaos zu verstärken ist die größte Chance des Unterlegenen.
Krogius 'Psychologie im Schach'