Kommentierte Spiele
Schacholympiade 1962 B. Spasski - L. Schmid
Oli1970 - 13. Okt '18
Lothar Schmid gehörte 1962, wie schon 1960 und insgesamt elf Mal zwischen 1950
und 1974, zum Team der bundesdeutschen Mannschaft bei der Schacholympiade. Er
spielte dort an Brett 3 hinter Wolfgang Unzicker und Klaus Darga. 1960 wendete
er die nach ihm benannte Schmid-Benoni-Variante erfolglos gegen Michail
Botwinnik an, das Spiel ist unter /forum/topic.html?key=ba422ee1b07946bc&sv=14 zu finden. Jetzt traf er auf Boris Spasski - Botwinnik spielte diesmal an Brett 1 - und wir können schauen, ob es ihm gelungen ist, seine Eröffnung zu verbessern.































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Die Pläne der beiden Spieler sehen in dieser Benoni-Eröffnung so aus, dass
Weiß sein Spiel im Zentrum sucht, der Schwarze dagegen am Damenflügel.
Entsprechend richten sich die Figuren aus. Im Gegensatz zu 1960 gelang es
Schmid, die damals schmerzlich fehlende Rochade einzubauen. Dafür gelang
es ihm nicht, Gegenspiel auf dem Damenflügel aufzubauen; im Prinzip findet
dort nach der Eröffnungsphase nichts mehr statt. Boris Spasski bringt wie
Botwinnik den Bauernvorstoß auf e5 an und geht direkt in einen Angriff auf
den Königsflügel über, dem Schmid nichts entgegen zu setzen hat. Er
befindet sich direkt in der Verteidiger-Rolle, die er nicht mehr verlassen
kann. Mehrere Fehler ab dem 17. Zug leiten den Untergang ein. Spasski gönnt
sich, nicht immer nicht naheliegendsten, sondern schöne Züge zu spielen.
Die Partie ist sicher nicht zu den stärksten Spielen Schmids zu zählen.
Aber sie zeigt was passiert, wenn die eigenen Eröffnungsideen nicht
durchsetzbar sind, die Auswirkungen eines unbedachten Bauernraubs und einige Variationen des Aufknackens der Königsstellung. Viel Spaß beim Nachspielen!
und 1974, zum Team der bundesdeutschen Mannschaft bei der Schacholympiade. Er
spielte dort an Brett 3 hinter Wolfgang Unzicker und Klaus Darga. 1960 wendete
er die nach ihm benannte Schmid-Benoni-Variante erfolglos gegen Michail
Botwinnik an, das Spiel ist unter /forum/topic.html?key=ba422ee1b07946bc&sv=14 zu finden. Jetzt traf er auf Boris Spasski - Botwinnik spielte diesmal an Brett 1 - und wir können schauen, ob es ihm gelungen ist, seine Eröffnung zu verbessern.
Spassky, Boris V Schmid, Lothar Olympiad (Men) Finals-A, Varna (9) | Varna | 9 | 1962.10.06 | A43 | 1:0
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1. d4 c5 2. d5 d6 3. e4 g6 4. Sf3 Lg7 5. Le2 Sf6 6. Sc3 Sa6 7. O-O Sc7 Der Schmid-Benoni-Aufbau, wie er schon zwei Jahre vorher in der Partie Botwinnik-Schmid während der Schacholympiade in Leipzig vorgeführt wurde. 8. Te1 O-O Damals fand Schmid keine Gelegenheit zu rochieren. Hier nutzt er das verzögerte a4 dazu. 9. a4 a6 Wieder die bekannten Züge: Spasski bereitet sich auf b7-b5 vor, Schmid will eben dies spielen. Zur Erinnerung: In dieser Eröffnung wird Weiß das Zentrum nutzen und Schwarz dem mit einem Spiel am Damenflügel begegnen. 10. Lg5 h6 Alternativ hätte Schmid problemlos am Damenflügel mit z. B. Tb8 fortsetzen können. 11. Lf4 Ld7
g5 12. Le3 e6 mit Raumgewinnen für Schwarz, jedoch zu Lasten des königlichen Schutzwalls. 13. xe6 Lxe6 Schwarz wird sich überlegen müssen, ob er z. B. mit Sg4 nebst f7-f5 genügend Dampf machen kann, um seinen Gegner dauerhaft in die Defensive zu bringen oder aber sich besser dem Damenflügel zuwendet. Weiß hätte statt 11. Lf4 direkt Le3 ziehen können, wollte er g7-g5 provozieren? Der weiße Plan ist etwas einfacher. Die Läufer sind momentan unbeweglich, am Königsflügel bleibt zum Arbeiten kein Platz. Er kann versuchen, den Damenflügel aufzubrechen mit Sf3-d2-c4 mit Ausblick auf b6 oder zur Unterstützung e4-e5 mit Fortsetzung seines Spiels im Zentrum.
12. Dd2 b5 13. e5 Schon Botwinnik hat gezeigt, dass der Bauernvorstoß das richtige Mittel gegen Schmid-Benoni ist. xe5 14. Lxe5 b4 15. Lxf6 Der Angriff auf die Königsstellung beginnt. Die erste Schutzfigur wird abgetauscht, die Dame steht bereit für den Einmarsch über h6 und Sf3 lauert auf den Sprung nach g5. Lxf6 16. Se4 Perfektes Feld - Angriff auf c5 und f6 und Ausblick auf g5. Lg7 Schmids Stellung hat mehrere Schwächen. Der Läufer darf nicht abgetauscht werden, der entstehende Doppelbauer auf f6 wäre sofort wieder Ziel. Der Bauer auf c5 ist nicht zu halten und der Bauer auf h6 drohte durch Dd2-h6 zu fallen. 17. Sxc5 Lxb2? Nach 18. Tab1 könnte Weiß nun einen Bauern gewinnen. Der Bauernraub erweist sich als Fehler. 18. Tad1 Lf5 19. Dxh6 Jetzt fehlt der Läufer auf g7. Lg7 20. Dh4 Dd6?? Lässt direktes Sg5 mit Mattdrohung auf h7 zu. Der Angriff auf den Sc5 ist kein Angriff. 21. Sg5 Tfe8 Die nächste Ungenauigkeit. Tfb8 zur Deckung des Bauern oder Tfd8 hätten mehr gebracht. Immerhin verschafft dieser Zug dem König den Platz zum Überleben. Ein Weg zum Matt wäre Dh7+ nebst Se6 und Dxg7#. Das Feld e6 ist gleich mehrfach abgesichert, die Schutzfiguren müssen weggeräumt werden. 22. Ld3 Dxc5 Nr. 1 räumt sich selbst weg. 23. Lxf5 Nr. 2 wird entfernt. Sxd5?? Mit der Idee, den Springer nach f6 zu überführen. Die Mitnahme des Bauern sieht dabei gut aus, die Stellung ist durch den Zug aber nicht mehr haltbar. Der König hätte auf f8 gehört. 24. Le6 Sf6 25. Lxf7+ und Lothar Schmid gab auf. Die Pläne der beiden Spieler sehen in dieser Benoni-Eröffnung so aus, dass
Weiß sein Spiel im Zentrum sucht, der Schwarze dagegen am Damenflügel.
Entsprechend richten sich die Figuren aus. Im Gegensatz zu 1960 gelang es
Schmid, die damals schmerzlich fehlende Rochade einzubauen. Dafür gelang
es ihm nicht, Gegenspiel auf dem Damenflügel aufzubauen; im Prinzip findet
dort nach der Eröffnungsphase nichts mehr statt. Boris Spasski bringt wie
Botwinnik den Bauernvorstoß auf e5 an und geht direkt in einen Angriff auf
den Königsflügel über, dem Schmid nichts entgegen zu setzen hat. Er
befindet sich direkt in der Verteidiger-Rolle, die er nicht mehr verlassen
kann. Mehrere Fehler ab dem 17. Zug leiten den Untergang ein. Spasski gönnt
sich, nicht immer nicht naheliegendsten, sondern schöne Züge zu spielen.
Die Partie ist sicher nicht zu den stärksten Spielen Schmids zu zählen.
Aber sie zeigt was passiert, wenn die eigenen Eröffnungsideen nicht
durchsetzbar sind, die Auswirkungen eines unbedachten Bauernraubs und einige Variationen des Aufknackens der Königsstellung. Viel Spaß beim Nachspielen!
Vabanque - 13. Okt '18
Wirklich verblüffend, wie schnell und (scheinbar) einfach Spassky hier in Vorteil kommt, obwohl er doch mit Weiß einen 'harmlosen' (unspektakulären) Aufbau gewählt hat, und Schmid sich auch keine offensichtlichen Fehlzüge leistet.
Tragisch für Schmid, dass ihn in der Partie gegen Botwinnik die fehlende Rochade in den Untergang führte, während ihm hier die Rochadestellung ebenfalls schnell zerpflückt wird.
Vielleicht kann man generell sagen, dass eine Initiative am Damenflügel eben doch einen Durchbruch im Zentrum niemals voll kompensieren kann.
Gerade an dieser Partie sieht man doch einmal mehr sehr schön, was Zentrumsbeherrschung wert ist. Vom Zentrum aus wirkt der weiße Se4 sowohl zum Damenflügel (er bedroht den urplötzlich unhaltbar gewordenen Bauern c5) wie auch zum Königsflügel (nach f6 und g5), und schwuppdiwupp ist der Anprall der weißen Figuren gegen die schwarze Rochadestellung so stark, dass es keine Abwehr mehr gibt, so sehr Schwarz auch strampelt.
Es war offenbar ein 'Tick' von Schmid, frühes b7-b5 durchzusetzen, andernfalls hätte er auf das weiße 12. Dd2 doch mit Kh7 den Bauern h6 in der üblichen Weise gesichert.
Du sagst in deinem Kommentar nichts zu dieser Alternative; gibt es irgendwelche Einwände gegen 12.... Kh7? Freilich kann Weiß darauf mit 13. a5 das schwarze b5 vorerst verhindern; das hätte er jedoch auch mit 12. a5 tun können.
Statt 14. Lxe5 hätte ich natürlich das schematische Sxe5 gezogen; aber der Partieverlauf lehrt, warum das Schlagen mit dem Läufer stark ist. Schnell kann Weiß dadurch Lxf6 nebst Se4 ziehen, wonach er groß dasteht.
Dass das Schlagen 17... Lxb2 ein Fehler war, glaube ich gerne, aber andernfalls hätte sich Schmid bereits mit einem Minusbauern abfinden müssen.
Nach 18. Tad1 dachte ich kurz 'holla, kann Schwarz jetzt nicht Lc3 spielen?'. Aber dann spielt Weiß natürlich Dxh6 und Schwarz kann nicht auf e1 nehmen wegen Sg5 und undeckbarem Matt, ein Motiv, das später ähnlich noch mehrmals auftaucht.
Hätte Schwarz nicht statt 18... Lf5 noch h6 decken können, entweder mit Kh7 oder mit Lg7? Auf h6 schlagen zu lassen, bedeutet ja, dass sich Dame und Springer in der Nähe des schwarzen Königs festsetzen können, und das verheißt nichts Gutes ...
Warum hast du 23... Sxd5 zwei Fragezeichen spendiert, wo doch die beiden gegebenen Alternativen genauso schnell verlieren? Ich habe die Stellung nicht genauer untersucht, kann mir aber nicht vorstellen, dass es zu jenem Zeitpunkt noch irgendeine Rettung für Schwarz gegeben haben kann.
Alles in allem jedenfalls eine unterhaltsame und hübsche Partie, trotz des schwach erscheinenden Spiels von Schmid (so kann ich auch verlieren ;-)).
Dass Spassky damals nur an Brett 3 der sowjetischen Mannschaft spielte, zeigt, mit welchen Kalibern die Sowjets damals aufwarten konnten.
Tragisch für Schmid, dass ihn in der Partie gegen Botwinnik die fehlende Rochade in den Untergang führte, während ihm hier die Rochadestellung ebenfalls schnell zerpflückt wird.
Vielleicht kann man generell sagen, dass eine Initiative am Damenflügel eben doch einen Durchbruch im Zentrum niemals voll kompensieren kann.
Gerade an dieser Partie sieht man doch einmal mehr sehr schön, was Zentrumsbeherrschung wert ist. Vom Zentrum aus wirkt der weiße Se4 sowohl zum Damenflügel (er bedroht den urplötzlich unhaltbar gewordenen Bauern c5) wie auch zum Königsflügel (nach f6 und g5), und schwuppdiwupp ist der Anprall der weißen Figuren gegen die schwarze Rochadestellung so stark, dass es keine Abwehr mehr gibt, so sehr Schwarz auch strampelt.
Es war offenbar ein 'Tick' von Schmid, frühes b7-b5 durchzusetzen, andernfalls hätte er auf das weiße 12. Dd2 doch mit Kh7 den Bauern h6 in der üblichen Weise gesichert.
Du sagst in deinem Kommentar nichts zu dieser Alternative; gibt es irgendwelche Einwände gegen 12.... Kh7? Freilich kann Weiß darauf mit 13. a5 das schwarze b5 vorerst verhindern; das hätte er jedoch auch mit 12. a5 tun können.
Statt 14. Lxe5 hätte ich natürlich das schematische Sxe5 gezogen; aber der Partieverlauf lehrt, warum das Schlagen mit dem Läufer stark ist. Schnell kann Weiß dadurch Lxf6 nebst Se4 ziehen, wonach er groß dasteht.
Dass das Schlagen 17... Lxb2 ein Fehler war, glaube ich gerne, aber andernfalls hätte sich Schmid bereits mit einem Minusbauern abfinden müssen.
Nach 18. Tad1 dachte ich kurz 'holla, kann Schwarz jetzt nicht Lc3 spielen?'. Aber dann spielt Weiß natürlich Dxh6 und Schwarz kann nicht auf e1 nehmen wegen Sg5 und undeckbarem Matt, ein Motiv, das später ähnlich noch mehrmals auftaucht.
Hätte Schwarz nicht statt 18... Lf5 noch h6 decken können, entweder mit Kh7 oder mit Lg7? Auf h6 schlagen zu lassen, bedeutet ja, dass sich Dame und Springer in der Nähe des schwarzen Königs festsetzen können, und das verheißt nichts Gutes ...
Warum hast du 23... Sxd5 zwei Fragezeichen spendiert, wo doch die beiden gegebenen Alternativen genauso schnell verlieren? Ich habe die Stellung nicht genauer untersucht, kann mir aber nicht vorstellen, dass es zu jenem Zeitpunkt noch irgendeine Rettung für Schwarz gegeben haben kann.
Alles in allem jedenfalls eine unterhaltsame und hübsche Partie, trotz des schwach erscheinenden Spiels von Schmid (so kann ich auch verlieren ;-)).
Dass Spassky damals nur an Brett 3 der sowjetischen Mannschaft spielte, zeigt, mit welchen Kalibern die Sowjets damals aufwarten konnten.
Tschechov - 13. Okt '18
"Botwinnik spielte diesmal an Brett 1 - und wir können schauen, ob es ihm gelungen ist, seine Eröffnung zu verbessern." Verschreiber, gell?
Oli1970 - 13. Okt '18
@Tschechov: Eigentlich nicht, Einschub zwischen zwei Trennstrichen. Spasski und Schmid an Brett 3, ich wollte drauf hinweisen, dass Botwinnik ebenfalls an Bord war. :-)
Vabanque - 13. Okt '18
'ihm' bezieht sich nicht auf Botwinnik, sondern auf Schmid. Der Satz war nur etwas verschachtelt :-)
Wer spielte eigentlich bei diesem Wettkampf auf Brett 2 für die Sowjets? Tal? Smyslov? Petrosjan?
Wer spielte eigentlich bei diesem Wettkampf auf Brett 2 für die Sowjets? Tal? Smyslov? Petrosjan?
Kellerdrache - 13. Okt '18
Ja, wer sich die beiden Niederlagen Schmids ansieht und sonst kein Benoni kennt müsste zum Schluß kommen, dass die Eröffnung einfach unspielbar ist. So eindeutig sind die beiden Niederlagen. In beiden Fällen vor allem ohne irgendwelches nennenswertes Gegenspiel.
Da ich auch sonst einige Benoni-Partien auf verschiedenstem Niveau gesehen habe kann ich sagen, dass sie schon spielbar ist, allerdings bewegt sich Schwarz sehr oft nahe am Klippenrand. Wer das spielt muss präzise ziehen und absolut furchtlos sein. Vor allem darf er nicht so einfach e5 zulassen.
Schmid hatte es aber auch mit einem Spasski auf der Höhe seiner schachlichen Fähigkeiten zu tun. Heutzutage neigt man ja leider dazu ihn ob seiner Niederlage gegen Fischer zu unterschätzen.
Wieder absolut klasse kommentiert und alle zum Verständnis der Partie nötigen Punkte nachvollziehbar werden lassen.
Da ich auch sonst einige Benoni-Partien auf verschiedenstem Niveau gesehen habe kann ich sagen, dass sie schon spielbar ist, allerdings bewegt sich Schwarz sehr oft nahe am Klippenrand. Wer das spielt muss präzise ziehen und absolut furchtlos sein. Vor allem darf er nicht so einfach e5 zulassen.
Schmid hatte es aber auch mit einem Spasski auf der Höhe seiner schachlichen Fähigkeiten zu tun. Heutzutage neigt man ja leider dazu ihn ob seiner Niederlage gegen Fischer zu unterschätzen.
Wieder absolut klasse kommentiert und alle zum Verständnis der Partie nötigen Punkte nachvollziehbar werden lassen.
Vabanque - 13. Okt '18
>>Da ich auch sonst einige Benoni-Partien auf verschiedenstem Niveau gesehen habe kann ich sagen, dass sie schon spielbar ist, allerdings bewegt sich Schwarz sehr oft nahe am Klippenrand.<<
Das ist auch mein Eindruck.
>>Schmid hatte es aber auch mit einem Spasski auf der Höhe seiner schachlichen Fähigkeiten zu tun. Heutzutage neigt man ja leider dazu ihn ob seiner Niederlage gegen Fischer zu unterschätzen.<<
In seiner Glanzzeit (den 60er Jahren) spielte Spassky mit absolut gnadenloser Schärfe und Präzision. Die kleinste Ungenauigkeit des Gegners wurde hammerhart bestraft. Deswegen sind Spassky-Partien aus dieser Zeit auch meist recht kurz. Und das, obwohl Spassky meist unspektakuläre eröffnete (wie auch hier); er machte einfach bloß solide Entwicklungszüge. Aber so wie sich der Gegner auch nur das Minimalste zu Schulden kommen ließ, schaltete Spassky auf Angriff um.
Das ist auch mein Eindruck.
>>Schmid hatte es aber auch mit einem Spasski auf der Höhe seiner schachlichen Fähigkeiten zu tun. Heutzutage neigt man ja leider dazu ihn ob seiner Niederlage gegen Fischer zu unterschätzen.<<
In seiner Glanzzeit (den 60er Jahren) spielte Spassky mit absolut gnadenloser Schärfe und Präzision. Die kleinste Ungenauigkeit des Gegners wurde hammerhart bestraft. Deswegen sind Spassky-Partien aus dieser Zeit auch meist recht kurz. Und das, obwohl Spassky meist unspektakuläre eröffnete (wie auch hier); er machte einfach bloß solide Entwicklungszüge. Aber so wie sich der Gegner auch nur das Minimalste zu Schulden kommen ließ, schaltete Spassky auf Angriff um.
Vabanque - 13. Okt '18
Übrigens habe ich die Partie jetzt auch in dem Buch 'Spassky's 100 Best Games' von Bernard Cafferty gefunden; wenn ich Zeit habe, werde ich die dortigen Anmerkungen mal mit deinen vergleichen; das wird sicher sehr interessant!
freak40 - 13. Okt '18
Wer Benoni (korrekt Ben Oni= Sohn der Sorge) spielen will, sollte sich die Partien des leider schon verstorbenen Vugar Gashimov ansehen.
Oli1970 - 13. Okt '18
@freak40:
Danke für den Tipp, das werde ich bestimmt mal tun. Weniger wegen des Benoni, davon kenne ich praktisch nichts. Ich habe allerdings den Eintrag in der deutschen Wikipedia über ihn gelesen. Auch er gehört zu dem Club der jung verstorbenen Schachspieler und seine schachlichen Leistungen dürften phänomänal zu nennen sein.
@Kellerdrache:
Schmid hatte ja durchaus Erfolge mit seiner Eröffnung. Ich war auch sehr zwiegespalten, ob das Zeigen zweier Niederlagen mit seiner Eröffnung, und noch dazu bei teils recht schwachem Spiel, ihm und seinem Schmid-Benoni gerecht werden.
Der Reiz für mich lag in der Duplizität: zweimal Schmid-Benoni, zweimal Schacholympiade, zweimal gegen Russland und zweimal Botwinnik mit dabei. Natürlich wollte ich wissen, ob es ihm gelungen ist, seine Variante zu verbessern; es ist ja klar gewesen, dass Botwinniks Rezept kein Geheimnis geblieben ist. Er hat sich was getraut, trotz der Niederlage dann ausgerechnet wieder gegen Russland zu seiner Variante zu greifen.
@Vabanque:
Da hast du mir schöne Hausaufgaben gegeben. :-) Vielen Dank für die ausführliche Kommentierung der Partie!
Der einfache Teil zuerst. An Brett 2 spielte Petrosjan. Die Aufstellungen sind sogar in der Wikipedia verzeichnet: de.wikipedia.org/wiki/Schacholympiade_1962. Es gibt auch einen Artikel zur Schacholympiade 1960. Wenn man das Who-is-Who liest, könnte man sagen, Russland hatte nur erste Bretter zu besetzen.
Ich will versuchen, mit meinen bescheidenen Mitteln auf Deine obigen Anmerkungen einzugehen. Ich arbeite mich von oben nach unten durch.
Den Zug 12... h7 habe ich nicht weiter verfolgt. Ich nehme an, dass es durchaus spielbar ist. Weiß könnte dennoch an 13. e5 festhalten und weiter Raum erobern. Schwarz sollte dann Sh5 spielen, andere Zügen bringen ihn laut Engine in Nachteil. Ich denke allerdings, wie Du auch angedeutet hast. Der Bauernzug b5 ist einfach Bestandteil der Schmidschen Variante; er wird vermutlich, da keine akute Gefahr drohte, einfach an seinem Spiel festgehalten haben.
Der 14. Zug ist wieder so einer, wo es die berühmten zwei Möglichkeiten gibt. In Deiner Kommentierung "Locker, leicht und lehrreich (VII)" hatte ich gefragt, ob es eine objektive Entscheidungshilfe für solche Fälle gibt. Damals schien alles auf "kommt auf den Plan des Spielers an" rauszulaufen, hier wohl auch. Hinterher ist es oft einfach, den Vorteil (oder Nachteil) bestimmter Züge herauszustellen. In der aktuen Situation hätte ich vermutlich zum Springer gegriffen. Meine Begründung ist, dass ich öfters zum Springer greife, weil er dann oft auch andere Figuren kitzelt, wie hier den weißfeldrigen Läufer. Hm, ich sollte die Strategie überdenken und ab sofort immer mit dem Läufer schlagen. ;-)
Bei 17... Lxb2 hast Du schon recht, er läge sonst einen Bauern zurück. Diese Bürde mochte Schmid wohl auch nicht gerne tragen, er hatte nur die Wahl des kleineren Übels. Das wäre in diesem Fall halt der Minusbauer gewesen.
Zur Deckung von h6 wäre 18... Lg7 spielbar gewesen. Weiß hätte dann allerdings b4 abgeholen können. Ich nehme an, dass Schmid durch seine Wahl die Kompensation auf Bauer c2 im Auge hatte. Der Folgezug zeigt ja sofort, dass der Läufer auf g7 zur Deckung fehlt. Dagegen wäre eine Deckung mit 18... Kh7 etwas schlechter gewesen - b4 wäre ohne Kompensation gefallen. Es gibt da eine nette Möglichkeit:
18... Kh7 19. Dxb4 Tb8 20. Dxb8 Dxb8 21. Sxd7 nebst Sxf8 und zwei Türme plus Mehrbauer hätten gegen die schwarze Dame gespielt.
Die zwei Fragezeichen zum 23. Zug waren pure Großzügigkeit. :-) Der Weg zur Niederlage ist meiner Meinung nach nochmals deutlicher als in der Variante Kf8. Die Stellung war damit einfach nicht mehr zu halten, verloren war die Partie natürlich so oder so. Es gab zwei schlechte Möglichkeiten und Schmid wählte die schlechtere. Zwei Jahre vorher war seine Verteidigung deutlich zäher, obwohl die Partie auch schon lange durch war.
Starke Leistung, dass Du sowas in so kurzer Zeit "mal eben nebenbei" aus dem Ärmel schüttelst! Respekt!
Auf den Kommentar aus den 100 Besten bin ich sehr neugierig. Ich hatte selbst leider keine Quellen zu diesem Spiel. Es ist diesmal hundertprozentig handmade, was sich vielleicht auch in der Qualität der ein oder anderen (fehlenden) Variante bemerkbar macht. Wäre schön, wenn Du die Zeit finden würdest.
Danke für den Tipp, das werde ich bestimmt mal tun. Weniger wegen des Benoni, davon kenne ich praktisch nichts. Ich habe allerdings den Eintrag in der deutschen Wikipedia über ihn gelesen. Auch er gehört zu dem Club der jung verstorbenen Schachspieler und seine schachlichen Leistungen dürften phänomänal zu nennen sein.
@Kellerdrache:
Schmid hatte ja durchaus Erfolge mit seiner Eröffnung. Ich war auch sehr zwiegespalten, ob das Zeigen zweier Niederlagen mit seiner Eröffnung, und noch dazu bei teils recht schwachem Spiel, ihm und seinem Schmid-Benoni gerecht werden.
Der Reiz für mich lag in der Duplizität: zweimal Schmid-Benoni, zweimal Schacholympiade, zweimal gegen Russland und zweimal Botwinnik mit dabei. Natürlich wollte ich wissen, ob es ihm gelungen ist, seine Variante zu verbessern; es ist ja klar gewesen, dass Botwinniks Rezept kein Geheimnis geblieben ist. Er hat sich was getraut, trotz der Niederlage dann ausgerechnet wieder gegen Russland zu seiner Variante zu greifen.
@Vabanque:
Da hast du mir schöne Hausaufgaben gegeben. :-) Vielen Dank für die ausführliche Kommentierung der Partie!
Der einfache Teil zuerst. An Brett 2 spielte Petrosjan. Die Aufstellungen sind sogar in der Wikipedia verzeichnet: de.wikipedia.org/wiki/Schacholympiade_1962. Es gibt auch einen Artikel zur Schacholympiade 1960. Wenn man das Who-is-Who liest, könnte man sagen, Russland hatte nur erste Bretter zu besetzen.
Ich will versuchen, mit meinen bescheidenen Mitteln auf Deine obigen Anmerkungen einzugehen. Ich arbeite mich von oben nach unten durch.
Den Zug 12... h7 habe ich nicht weiter verfolgt. Ich nehme an, dass es durchaus spielbar ist. Weiß könnte dennoch an 13. e5 festhalten und weiter Raum erobern. Schwarz sollte dann Sh5 spielen, andere Zügen bringen ihn laut Engine in Nachteil. Ich denke allerdings, wie Du auch angedeutet hast. Der Bauernzug b5 ist einfach Bestandteil der Schmidschen Variante; er wird vermutlich, da keine akute Gefahr drohte, einfach an seinem Spiel festgehalten haben.
Der 14. Zug ist wieder so einer, wo es die berühmten zwei Möglichkeiten gibt. In Deiner Kommentierung "Locker, leicht und lehrreich (VII)" hatte ich gefragt, ob es eine objektive Entscheidungshilfe für solche Fälle gibt. Damals schien alles auf "kommt auf den Plan des Spielers an" rauszulaufen, hier wohl auch. Hinterher ist es oft einfach, den Vorteil (oder Nachteil) bestimmter Züge herauszustellen. In der aktuen Situation hätte ich vermutlich zum Springer gegriffen. Meine Begründung ist, dass ich öfters zum Springer greife, weil er dann oft auch andere Figuren kitzelt, wie hier den weißfeldrigen Läufer. Hm, ich sollte die Strategie überdenken und ab sofort immer mit dem Läufer schlagen. ;-)
Bei 17... Lxb2 hast Du schon recht, er läge sonst einen Bauern zurück. Diese Bürde mochte Schmid wohl auch nicht gerne tragen, er hatte nur die Wahl des kleineren Übels. Das wäre in diesem Fall halt der Minusbauer gewesen.
Zur Deckung von h6 wäre 18... Lg7 spielbar gewesen. Weiß hätte dann allerdings b4 abgeholen können. Ich nehme an, dass Schmid durch seine Wahl die Kompensation auf Bauer c2 im Auge hatte. Der Folgezug zeigt ja sofort, dass der Läufer auf g7 zur Deckung fehlt. Dagegen wäre eine Deckung mit 18... Kh7 etwas schlechter gewesen - b4 wäre ohne Kompensation gefallen. Es gibt da eine nette Möglichkeit:
18... Kh7 19. Dxb4 Tb8 20. Dxb8 Dxb8 21. Sxd7 nebst Sxf8 und zwei Türme plus Mehrbauer hätten gegen die schwarze Dame gespielt.
Die zwei Fragezeichen zum 23. Zug waren pure Großzügigkeit. :-) Der Weg zur Niederlage ist meiner Meinung nach nochmals deutlicher als in der Variante Kf8. Die Stellung war damit einfach nicht mehr zu halten, verloren war die Partie natürlich so oder so. Es gab zwei schlechte Möglichkeiten und Schmid wählte die schlechtere. Zwei Jahre vorher war seine Verteidigung deutlich zäher, obwohl die Partie auch schon lange durch war.
Starke Leistung, dass Du sowas in so kurzer Zeit "mal eben nebenbei" aus dem Ärmel schüttelst! Respekt!
Auf den Kommentar aus den 100 Besten bin ich sehr neugierig. Ich hatte selbst leider keine Quellen zu diesem Spiel. Es ist diesmal hundertprozentig handmade, was sich vielleicht auch in der Qualität der ein oder anderen (fehlenden) Variante bemerkbar macht. Wäre schön, wenn Du die Zeit finden würdest.
haribo02 - 15. Okt '18
Schon Wahnsinn wie schnell und gut , ihr, diese Partie dargestellt habt ! Super Arbeit :-)
Schöne Partie, stark gespielt von Spassky der hier nichts zugelassen hat und Fehlern von Schmid brutal ausnutzte.
h6 einfach so stehen zu lassen war sicherlich der Untergang
von Schwarz...hier hätte man schon 18...Lg7 erwarten können.
@Vabanque, Oli1970: ihr habt alles gesagt und diese Partie
wunderbar erklärt !
Vielleicht nur, zur Mannschaftsaufstellung damals:
1.Botwinnik 2.Petrosjan 3.Spassky 4.Keres
Geller und Tal waren Reserve.
LG haribo02
Schöne Partie, stark gespielt von Spassky der hier nichts zugelassen hat und Fehlern von Schmid brutal ausnutzte.
h6 einfach so stehen zu lassen war sicherlich der Untergang
von Schwarz...hier hätte man schon 18...Lg7 erwarten können.
@Vabanque, Oli1970: ihr habt alles gesagt und diese Partie
wunderbar erklärt !
Vielleicht nur, zur Mannschaftsaufstellung damals:
1.Botwinnik 2.Petrosjan 3.Spassky 4.Keres
Geller und Tal waren Reserve.
LG haribo02
Kellerdrache - 15. Okt '18
Geller und Tal nur Ersatz - kein Wunder das die Russen in diesen Zeiten alles gewannen
Vabanque - 15. Okt '18
Sie konnten damals wahrlich aus dem Vollen schöpfen. Daran hatte natürlich nicht zuletzt auch die Annexion einiger heute autonomen Staaten wie Ukraine (Geller), Estland (Keres), Lettland (Tal), Armenien (Petrosjan), Georgien (Gurgenidse) einen maßgeblichen Anteil.
'Echte' Russen waren in dieser Mannschaftsaufstellung nur Spassky und Botwinnik, wobei Letzterer aber Jude war.
Wenn man dann noch bedenkt, dass auch Kasparov kein 'richtiger' Russe ist, sondern jüdisch-armenisch-georgische Wurzeln hat, dann bröckelt der Lack der scheinbar 'russischen' Hegemonie im Schach immer mehr ab. Es scheinen vielmehr die kleinen 'Randvölker' gewesen zu sein, die einige der größten schachlichen Begabungen hervorgebracht haben.
'Echte' Russen waren in dieser Mannschaftsaufstellung nur Spassky und Botwinnik, wobei Letzterer aber Jude war.
Wenn man dann noch bedenkt, dass auch Kasparov kein 'richtiger' Russe ist, sondern jüdisch-armenisch-georgische Wurzeln hat, dann bröckelt der Lack der scheinbar 'russischen' Hegemonie im Schach immer mehr ab. Es scheinen vielmehr die kleinen 'Randvölker' gewesen zu sein, die einige der größten schachlichen Begabungen hervorgebracht haben.
Vabanque - 15. Okt '18
>>Auf den Kommentar aus den 100 Besten bin ich sehr neugierig. Ich hatte selbst leider keine Quellen zu diesem Spiel. Es ist diesmal hundertprozentig handmade, was sich vielleicht auch in der Qualität der ein oder anderen (fehlenden) Variante bemerkbar macht. Wäre schön, wenn Du die Zeit finden würdest.<<
Die Kommentare aus dem Buch habe ich mittlerweile durchgelesen; sie sind größtenteils nicht so prickelnd, teils auch schlicht falsch (an einer Stelle übersieht der Autor ein einzügiges Matt! ich brauchte keine Engine, um das zu sehen).
Diejenigen Anmerkungen von Cafferty, die mir weitere Aspekte der Partie zu beleuchten scheinen, werde ich aber mal herausfiltern und demnächst hier posten, so bald ich es schaffe.
Die Kommentare aus dem Buch habe ich mittlerweile durchgelesen; sie sind größtenteils nicht so prickelnd, teils auch schlicht falsch (an einer Stelle übersieht der Autor ein einzügiges Matt! ich brauchte keine Engine, um das zu sehen).
Diejenigen Anmerkungen von Cafferty, die mir weitere Aspekte der Partie zu beleuchten scheinen, werde ich aber mal herausfiltern und demnächst hier posten, so bald ich es schaffe.
Vabanque - 15. Okt '18
So, jetzt habe ich die Auszüge aus den Anmerkungen aus dem genannten Buch mal in ein neues pgn-File eingearbeitet. Ausgelassen habe ich diejenigen Anmerkungen, die sich mit denen von Olav praktisch decken.































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Boris Spassky Lothar Schmid Varna ol (Men) fin-A | Varna BUL | 9 | 1962.10.06 | A43 | 1:0
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1. d4 Die Anmerkungen in diesem File sind Teile der Anmerkungen aus dem Buch 'Spassky's 100 Best Games' von Bernard Cafferty (dort Game 50). Die gegebenen Varianten und Beurteilungen der Züge stammen von Cafferty und wurden von mir nur oberflächlich geprüft. Eindeutige Fehler in den Anmerkungen habe ich jedoch korrigiert, lange Varianten gekürzt. Für die vom Autor vertretenen Meinungen lehne ich jede Verantwortung ab ;-) c5 2. d5 d6 3. e4 g6 4. Sf3 Lg7 5. Le2 Sf6 6. Sc3 Sa6 7. O-O Sc7 8. Te1 O-O 9. a4 a6 10. Lg5 h6 Hier schreibt Cafferty, dass Weiß sonst Dd2 spielt und h6 damit verhindert. 11. Lf4 Ld7 12. Dd2 b5 Cafferty ist ebenfalls der Meinung, dass Schwarz hier besser Kh7 oder auch g5 spielen sollte, um die Drohung Lxh6 endgültig aus dem Weg zu haben. 13. e5 Cafferty betont, dass die Idee dieses Zuges die Freimachung des Feldes e4 für den Sc3 ist. xe5 14. Lxe5 b4 15. Lxf6 Lxf6 16. Se4 Lg7 17. Sxc5 Lxb2 Cafferty meint, dass sich Schmid nun (im Gegensatz zum vorigen Zug, wo er den Bauern verschmähte) nun deswegen traute, ihn doch zu nehmen, da der weiße Springer e4 sich nun etwas von der schwarzen Königsstellung entfernt hatte. 18. Tad1 Lf5 Cafferty empfieht statt dessen Lg7, auch wenn Schwarz damit einen Bauern verliert. 19. Dxh6 Lg7 20. Dh4 Dd6 21. Sg5 Tfe8 22. Ld3 Cafferty meint, dass dieser Zug sehr schwer zu finden war. Dxc5 23. Lxf5 Sxd5 24. Le6
Oli1970 - 15. Okt '18
@haribo02: Vielen Dank für die netten Worte! Ich habe oft das Gefühl, so viel zu schreiben, dass kein Raum mehr bleibt. Immer hin- und hergerissen - reicht es, ist es zu viel, wird was vermisst. Es ist natürlich super zu hören, dass keine Fragen offen sind. :-)
Es ist echt ein Wahnsinn, welche großen Namen seinerzeit für die Sowjetunion an den Start gingen. So wie Vabanque es herausgearbeitet hat, schickte jeder sowjetische Teilstaat seinen Spitzenspieler vorbei. Sechs mal Brett 1 sozusagen.
Jetzt präsentiert Vabanque hier noch die Luxusvariante der Anmerkungen von Bernard Cafferty, seines Zeichens einer der englischen Topspieler der 1950er und 1960er Jahre. Das Übersehen des einzügigen Matt lässt mich hoffen, mich dort auch eines Tages einreihen zu dürfen. Hätte ich auch gekonnt. ;-)
@Vabanque:
Ich weiß stellenweise nicht so recht, was ich von Caffertys Kommentar halten soll. Es fällt mir natürlich schwer, die Qualität entsprechend einzuschätzen, vielleicht, weil Du den sich deckenden Teil weggelassen hast. So scheint es fast, als hätte Cafferty sich darauf konzentriert, die zum Nachteil des jeweilig Ziehenden führenden Varianten zu untersuchen. Natürlich erklärt dies, warum mancher gespielte Zug stärker ist, und vielleicht ist es auch ein Fehler meinerseits, eine damalige menschliche Analyse mit einer heutigen Engine-Analyse zu vergleichen. Zugute halten muss man Cafferty, dass er offenbar sehr umfangreich und auf vielen Pfaden analysiert hat, so dass ich davon ausgehe, dass das Buch insgesamt besser ist, als die präsentierten Auszüge samt Schnitzer. :-)
Wenn man z. B. die Variantenangabe zu 8... b5 untersucht, sagt einem die Engine schnell, dass der Zug nicht spielbar ist. Jedoch nicht wegend der angegebenen Variante, sondern wegen e4-e5! Auch der umgekehrte Abtausch mit verbleibendem Läufer statt Springer ist stärker. Hier wie an manch anderer Stelle wäre die Frage, ob Cafferty tatsächlich die jeweils stärkste Antwort gesehen hat bzw. in seiner Beweisführung zulassen wollte.
12... g5 statt 12... b5 wäre ebenso ein Vorschlag meiner Engine gewesen, der laut Berechnung das Spiel praktisch ausgeglichen hätte. In meiner Bemerkung zum 11. Zug habe ich darauf hingewiesen, dass Spassky mit seinem Läuferzug vielleicht g5 provozieren wollte. Es ist natürlich nur eine Mutmaßung, ob er darauf eine Bombe zu zünden gehabt hätte. Andererseits ist es vielleicht auch nicht verführerisch, seine Königsstellung so früh zu öffnen. Die Gedanken der Spieler dazu wären interessant zu wissen.
In den Verwicklungen um die Züge 16 - 18 sind wir am Ende irgendwie alle einer Meinung, sehr erfreulich für mich. :-) Später, nach 20... Dd6 führen natürlich mehrere Wege nach Rom.
Dankeschön fürs Nachschauen und dieses anschauliche Zeigen. Ich weiß ja nun aus Erfahrung, dass das mit "etwas" Arbeit verbunden ist. Ich finde es klasse, dass wir die Partie nun aus mehreren Blickwinkeln beleuchten können. Dein Buch zeigt deutlich, was man auch solch einer Partie alles Erarbeiten kann. Und zwar schon 1973, wenn ich richtig recherchiert habe, und damit ohne elektronische Unterstützung.
Das Partieende habe ich nochmal nachgeschaut, der Plycount ist 47. Da dürfte mir Bockmist mit der Klammerung in der Übersetzung von Arena über meinen Test-PGN-Viewer zum PGN-Viewer hier unterlaufen sein. Ich versuche zumeist, Varianten wenn möglich hintereinander statt verschachtelt darzustellen. Mea culpa, ich bestätige die Aufgabe also nach 24. Le6. Somit ist der nachfolgende Teil meine Untersuchung einer Variante. Sorry, dass mir so ein Bock ganz am Ende bei allen Kontrollen nicht mehr aufgefallen ist!
Es ist echt ein Wahnsinn, welche großen Namen seinerzeit für die Sowjetunion an den Start gingen. So wie Vabanque es herausgearbeitet hat, schickte jeder sowjetische Teilstaat seinen Spitzenspieler vorbei. Sechs mal Brett 1 sozusagen.
Jetzt präsentiert Vabanque hier noch die Luxusvariante der Anmerkungen von Bernard Cafferty, seines Zeichens einer der englischen Topspieler der 1950er und 1960er Jahre. Das Übersehen des einzügigen Matt lässt mich hoffen, mich dort auch eines Tages einreihen zu dürfen. Hätte ich auch gekonnt. ;-)
@Vabanque:
Ich weiß stellenweise nicht so recht, was ich von Caffertys Kommentar halten soll. Es fällt mir natürlich schwer, die Qualität entsprechend einzuschätzen, vielleicht, weil Du den sich deckenden Teil weggelassen hast. So scheint es fast, als hätte Cafferty sich darauf konzentriert, die zum Nachteil des jeweilig Ziehenden führenden Varianten zu untersuchen. Natürlich erklärt dies, warum mancher gespielte Zug stärker ist, und vielleicht ist es auch ein Fehler meinerseits, eine damalige menschliche Analyse mit einer heutigen Engine-Analyse zu vergleichen. Zugute halten muss man Cafferty, dass er offenbar sehr umfangreich und auf vielen Pfaden analysiert hat, so dass ich davon ausgehe, dass das Buch insgesamt besser ist, als die präsentierten Auszüge samt Schnitzer. :-)
Wenn man z. B. die Variantenangabe zu 8... b5 untersucht, sagt einem die Engine schnell, dass der Zug nicht spielbar ist. Jedoch nicht wegend der angegebenen Variante, sondern wegen e4-e5! Auch der umgekehrte Abtausch mit verbleibendem Läufer statt Springer ist stärker. Hier wie an manch anderer Stelle wäre die Frage, ob Cafferty tatsächlich die jeweils stärkste Antwort gesehen hat bzw. in seiner Beweisführung zulassen wollte.
12... g5 statt 12... b5 wäre ebenso ein Vorschlag meiner Engine gewesen, der laut Berechnung das Spiel praktisch ausgeglichen hätte. In meiner Bemerkung zum 11. Zug habe ich darauf hingewiesen, dass Spassky mit seinem Läuferzug vielleicht g5 provozieren wollte. Es ist natürlich nur eine Mutmaßung, ob er darauf eine Bombe zu zünden gehabt hätte. Andererseits ist es vielleicht auch nicht verführerisch, seine Königsstellung so früh zu öffnen. Die Gedanken der Spieler dazu wären interessant zu wissen.
In den Verwicklungen um die Züge 16 - 18 sind wir am Ende irgendwie alle einer Meinung, sehr erfreulich für mich. :-) Später, nach 20... Dd6 führen natürlich mehrere Wege nach Rom.
Dankeschön fürs Nachschauen und dieses anschauliche Zeigen. Ich weiß ja nun aus Erfahrung, dass das mit "etwas" Arbeit verbunden ist. Ich finde es klasse, dass wir die Partie nun aus mehreren Blickwinkeln beleuchten können. Dein Buch zeigt deutlich, was man auch solch einer Partie alles Erarbeiten kann. Und zwar schon 1973, wenn ich richtig recherchiert habe, und damit ohne elektronische Unterstützung.
Das Partieende habe ich nochmal nachgeschaut, der Plycount ist 47. Da dürfte mir Bockmist mit der Klammerung in der Übersetzung von Arena über meinen Test-PGN-Viewer zum PGN-Viewer hier unterlaufen sein. Ich versuche zumeist, Varianten wenn möglich hintereinander statt verschachtelt darzustellen. Mea culpa, ich bestätige die Aufgabe also nach 24. Le6. Somit ist der nachfolgende Teil meine Untersuchung einer Variante. Sorry, dass mir so ein Bock ganz am Ende bei allen Kontrollen nicht mehr aufgefallen ist!
Vabanque - 16. Okt '18
Nun, das Letztere ist doch wirklich eine Marginalie. Ob Schmid nun nach Le6 aufgegeben hat, oder noch Sf6 spielte, spielt letzten Endes überhaupt keine Rolle. Es gibt ja auch Partien, wo gar nicht so klar ist, wann eigentlich genau aufgegeben wurde.
Vabanque - 17. Okt '18
Wenn man Partiekommentare bzw. Analysen aus der Vor-Engine-Zeit betrachtet, sind sie naturgemäß immer fehlerbehaftet, nur je nach Buch und Autor in unterschiedlichem Maße.
Nun, man wird sagen, Cafferty war ja kein GM, insofern ist es kein Wunder, dass viele Fehler in seinen Kommentaren stecken. Aber Autoren wie Reinfeld, Chernev und Clarke waren auch keine GM, und haben doch dermaßen wenige offensichtliche Fehler in ihren Partiekommentaren, dass dies schon auf deutlich sorgfältigere Arbeit schließen lässt als bei Cafferty, der sich aber auch mit jeweils 100 besprochenen Partien von Spassky und später auch von Tal (einem Buch, dem ich ebenso zwiespältig gegenüber stehe) zu viel aufgeladen hat. Die Fehler in den Kommentaren von Cafferty erkenne ich meist mit bloßem Auge, um die Fehler bei den anderen genannten Autoren zu enttarnen, brauche ich wirklich eine Engine.
Auch manche hervorragende GM aus der Vor-Engine-Zeit haben auffallend viele Fehler in ihren Kommentaren. Dagegen enthalten die Sammlungen der besten Partien von Botwinnik und Smyslov so wenige Fehler (wenn überhaupt welche), dass sie auch heute noch hervorragenden Lehrwert besitzen.
Nun, man wird sagen, Cafferty war ja kein GM, insofern ist es kein Wunder, dass viele Fehler in seinen Kommentaren stecken. Aber Autoren wie Reinfeld, Chernev und Clarke waren auch keine GM, und haben doch dermaßen wenige offensichtliche Fehler in ihren Partiekommentaren, dass dies schon auf deutlich sorgfältigere Arbeit schließen lässt als bei Cafferty, der sich aber auch mit jeweils 100 besprochenen Partien von Spassky und später auch von Tal (einem Buch, dem ich ebenso zwiespältig gegenüber stehe) zu viel aufgeladen hat. Die Fehler in den Kommentaren von Cafferty erkenne ich meist mit bloßem Auge, um die Fehler bei den anderen genannten Autoren zu enttarnen, brauche ich wirklich eine Engine.
Auch manche hervorragende GM aus der Vor-Engine-Zeit haben auffallend viele Fehler in ihren Kommentaren. Dagegen enthalten die Sammlungen der besten Partien von Botwinnik und Smyslov so wenige Fehler (wenn überhaupt welche), dass sie auch heute noch hervorragenden Lehrwert besitzen.
Oli1970 - 17. Okt '18
Wahrscheinlich litt Cafferty unter dem Autorenschicksal des Abgabetermins oder wollte sein Werk zu schnell fertig stellen. Wenn die obersten Maximen Menge und Zeit sind, bleibt für Qualität, oder sagen wir: Sorgfalt, wenig Raum. Das Gemeine daran ist, dass mindestens 95% der Leser das nicht bemerken werden. Wer macht sich schon die Mühe, die Variantenangaben eines Buches mit einer Engine auf Fehler zu prüfen. Seinerzeit ohne diese Möglichkeit war die Wahrscheinlichkeit einer Entdeckung praktisch nicht vorhanden.
Ob GM oder nicht, die englische Wikipedia zählt ihn zu den Top-Spielern Englands seiner Zeit. Somit bleibt dann wohl als Fazit, dass er - mindestens anteilig - schlampig gearbeitet hat. Schade.
Ob GM oder nicht, die englische Wikipedia zählt ihn zu den Top-Spielern Englands seiner Zeit. Somit bleibt dann wohl als Fazit, dass er - mindestens anteilig - schlampig gearbeitet hat. Schade.
Vabanque - 18. Okt '18
Übrigens habe ich hier schon mal eine Benoni-Partie gebracht (allerdings kein Schmid-Benoni), in der es Weiß ist, der nach wenigen Zügen gewaltigen Ärger bekommt, weil er den Stellungstyp nicht versteht:
/forum/topic.html?key=99861d4e30cf4b09&sv=9
Und jetzt kann man ältere Beiträge in den Kommentierten Spielen und in den Schachaufgaben auch wieder kommentieren.
Danke shaack!
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Und jetzt kann man ältere Beiträge in den Kommentierten Spielen und in den Schachaufgaben auch wieder kommentieren.
Danke shaack!